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Der Einzug des Königs

von Dagmar Munck (63128 Dietzenbach)

Predigtdatum : 04.04.2004
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Philipper 2,5-11
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Wochenspruch:

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. (Johannes 3,14b.15)

Psalm: 69,2-4.8-10.21b.30 (EG 731)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 50,4-9
Epistel:
Philipper 2,5-11
Evangelium:
Johannes 12,12-19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 91
Herr, stärke mich, dein Leiden
Wochenlied:
EG 87
Du großer Schmerzensmann
Predigtlied:
EG 123
Jesus Christus herrscht als König
Schlusslied:
EG 164
Jesu, stärke deine Kinder

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht: 6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. 8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. 9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, 10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, 11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Liebe Gemeinde,
wir hörten soeben das älteste Passionslied, schön und feierlich. Und doch fällt es uns schwer, sofort einzustimmen, weil es im Himmel anfängt und im Himmel endet. Aber wenn wir genauer hinhören, dann besingt dieses älteste Passionslied nicht ein göttliches Himmelswesen, sondern den Menschen Jesus von Nazareth, diesen Menschen inmitten armer, kranker und ausgestoßener Menschen. Es besingt ihn gebunden, misshandelt und gekreuzigt. Gott, der uns oft so ferne und unfassbare Gott, ist in diese Welt gekommen, er ist fassbar geworden. Er kam uns zum Greifen nahe.
Die ersten Christen haben versucht, in ihrem Verständnis, mit den Bildern und Begriffen, die ihnen zur Verfügung standen, Jesus den Christus zu umschreiben. Wie kann man die völlige Übereinstimmung von Jesus Christus mit Gott umschreiben? Paulus beschreibt es so: Er war göttlicher Herkunft.
Ja, Jesus hat seinen Ursprung außerhalb unserer Welt, er ist bei Gott und Gott hat ihn ausgewählt. Es war schon zuvor Gottes Plan, dass wir Menschen das ewige Leben haben sollten. Durch seinen Sohn Jesus Christus hat er uns den Beweis dafür gegeben. Wenn Jesus diesen Beweis durch seine Auferstehung bringen sollte, dann musste er zuvor erst geboren werden und sterben. Erst als der Gestorbene konnte er auferstehen. Dass er das konnte, war Wesen seiner Gottessohnschaft. Jesus wird Mensch, d. h. er begibt sich in die Unfreiheit unseres menschlichen Daseins. Jesus unterwirft sich nicht nur den menschlichen Daseinsbedingungen, sondern er nimmt auch die letzte Konsequenz, den Tod, auf sich. Jesus Christus ist den Weg in die tiefste Tiefe gegangen, dorthin wo eigentlich kein Gott hingehört. Jesus, der Mensch, der als Einziger nicht für sich, sondern für Gott und die Mitmenschen lebte.
In seinem Brief an die Gemeinde in Philippi schreibt der gefangene Paulus an eine verfolgte Gemeinde und tröstet sie, indem er ihr das Bild des leidenden Christus zeigt. Mittelpunkt des Briefes ist der sogen. Christushymnus, den wir eben gehört haben. Dieses älteste Passionslied wurde im Gottesdienst der frühesten christlichen Gemeinden gesungen auf die Erniedrigung und die Erhöhung Christi. Paulus erinnert die Gemeinde in Philippi an diesen, ihnen bekannten Hymnus, den er vervollständigt, durch den Zusatz: Er war gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Paulus ermahnt die Gemeinde in Philippi, unter Hinweis auf den dargestellten Weg Jesu, dass die Glieder der Gemeinde nicht eigennützige Ziele verfolgen, sondern füreinander da sein sollen.
Wie schreibt Paulus: Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus es war. Ich könnte auch sagen:
Seid unter euch auf das bedacht, was in Christus Jesus zur Geltung gekommen ist. Wie ist es mit unserem Gehorsam Gott gegenüber? (Pause) Gehorsam - das bedeutet doch, uns unter den Willen eines anderen zu stellen. Uns unterzuordnen.
Gehorsam. Da rumort es doch in uns, und wir versuchen, uns um dieses Reizwort mit seiner Bedeutung herumzudrücken. Wir schon - aber Jesus nicht. Er ist den Weg des Gehorsams unter Gott gegangen, auch wenn es ihm oft bitter war. Wir erinnern uns: Im Garten Gethsemane bat er Gott: „Nimm diesen Kelch von mir.“ Und dann gleich anschließend im Gehorsam zu dem ihm auferlegten Weg: ,,Aber nicht, was ich will, sondern was du willst soll geschehen.“ Jesus bleibt immer im Gehorsam Gott gegenüber - er verfällt nicht in Resignation oder Rebellion, sondern bleibt auch im bitteren Ende in der Gemeinschaft Gottes. Er ist immer in der völligen Übereinstimmung mit Gott, die wir - jetzt zumindest noch nicht - nicht erreichen können.
Was ist in Jesus Christus zur Geltung gekommen: Sein Gehorsam Gott gegenüber, seine Liebe zu uns Menschen, ja zu allen Menschen. Wenn wir nun gesinnt sind, wie Jesus Christus es war, dann kann das für uns nur bedeuten, unser Leben auch in Gehorsam nach den Bedingungen Gottes zu leben. Unser Leben unter seinen Willen zu stellen, das bedeutet, den Willen Gottes suchen, zu warten auf das, was Gott tut und dann tun, was Gott erwartet. Das ist alles.
Mein Gehorsam ist die Antwort auf die Liebe Gottes. In der Geborgenheit der Liebe Gottes gewinne ich die Freiheit, andere zu lieben, gewinne ich die Freiheit, nicht auf Kosten anderer leben zu müssen. Ich gewinne die Kraft und die Sensibilität, den Freiheitsraum des anderen zu beachten und zu respektieren. Mein Freiheitsraum endet an der Grenze des Freiheitsraumes des anderen. Ich kann mich nicht auf Kosten anderer entwickeln. Ich kann die Ehre, die Würde des anderen Menschen stehen lassen.
Gehorchen hat in sich das Wort ,,horchen“, erspüren, was der andere braucht und in Liebe dem anderen zuvorzukommen. Zum Gehorsam gehört, dass ich von meinem Eigenwillen nicht so geknechtet bin, dass ich unbedingt tun muss, was ich will. Ich muss mich nicht selber bestätigen in meinem Tun, denn ich bin von der Liebe Gottes umhüllt und angenommen. So ist mein Gehorsam nur die Antwort darauf. Wir müssen uns daher fragen, wo gibt es in unserem Leben einen Status und/oder Vorrechte, an die wir uns klammern. Wo haben wir uns selbst zum Gott erhoben und erniedrigen damit Gott und unseren Nächsten? Wo üben wir nicht die Liebe, die Jesus uns zeigt. Eine Liebe, die dem Nächsten die Möglichkeit gibt, sich selbst so zu sehen, wie er sein könnte. Eine Liebe, die zum Leben befreit, eine Liebe, die zum Leben hilft. Eine Liebe, die frei macht und neue Möglichkeiten des gemeinsamen Lebens unter dem Vertrauen zu Gott öffnet. Es gibt keine klareren, keine schärferen Augen als die der Liebe. Nur Schwärmerei macht blind, Liebe macht sehend. Man versteht einen anderen Menschen nur wirklich, wenn man ihn liebt.
Die Liebe Gottes verachtet nicht, richtet nicht, verstößt nicht, erniedrigt nicht. Denn die wirkliche Liebe sagt: Ich kenne die Stellen in dir genau, an denen du unsicher bist, darum will ich dort stehen und dich halten. Sie sagt: Ich sehe deine Fehler, darum will ich dort, wo deine Fehler sind, bei dir sein. Wo solltest du mich nötiger brauchen als dort? Ich weiß, dass du kein Held bist. Ich sehe dein Misstrauen und deine Sorge, darum will ich dir dort, wo deine Angst ist, beistehen. Und so, wie du wirklich bist, bist du unersetzlich für mich.
So liebt Gott.
Am Anfang des Hymnus steht der Satz: Jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. Und zum Schluss steht: Zur Ehre Gottes, des Vaters.
Ich empfinde dies wie einen Glockenschlag, laut und deutlich, der uns klar macht, dass es nicht um uns geht, sondern um den Heiligen Gott. Bemühen wir uns, nach, mit und unter ihm zu leben, dann wird unser ganzes Leben wie eine Glocke klingen: Zur Ehre Gottes, des Vaters, der uns seine übergroße Liebe gezeigt hat und immer wieder neu zeigt. Amen.

Verfasserin: Dagmar Munck (1998)

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