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Der Heiland Zeichen, dem widersprochen wird; für viele ist er Licht und Heil

von Christoph Hirsch (Neuenstadt)

Predigtdatum : 28.12.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach dem Christfest
Textstelle : Lukas 2,(22-24).25-38.(39-40)
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Jahrgang 14/15
Reihe I – Nr. 8
1. Sonntag nach Weihnachten (28.12.2014)

Predigtvorschlag
Wochenspruch:
Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen sein Herrlichkeit. (Johannes 1, 14)

Psalm: 71, 14 - 18

Lesungen
Altes Testament: Jesaja 49, 13 - 16

Epistel: 1. Johannes 1, 1 - 4

Evangelium: Lukas 2, (22 - 24) 25 - 38 (39 - 40)

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 49, 1 - 4 Der Heiland ist geboren
Wochenlied: EG 34, 1 - 3 Freuet Euch ihr Christen alle
Predigtlied: EG 172 oder
EG 176 oder
EG 37,4 + 9 Sende dein Licht und deine Wahrheit oder
Öffne meine Augen oder
Ich sehe dich mit Freuden an
Schlusslied: EG 222, 1 + 3 Im Frieden dein, o Herre mein

Hinführung
1. Der „Sonntagsname“: „Erster Sonntag nach dem Christ-fest“, macht (auch emotional) deutlich: Weihnachten ist vorbei (wenn auch der Weihnachtskreis noch andauert) und lässt die Frage aufkommen: Was bleibt bei mir von Weih-nachten? Hat die Weihnachtsbotschaft mich in meinem Glauben gestärkt oder gar in meinem Lebensstil verändert?

2. Lukas. 2, 25 - 38 : Die „Darstellung Jesu im Tempel“.
Beim Evangelisten Lukas haben wir es mit einem Geschich-tenerzähler zu tun. Er erzählt einfühlsam und detailliert und so, dass die handelnden Personen mit ihren Glaubens- und Lebenserfahrungen ganz lebendig werden. So haben der Hörer (und die Leserin) die Chance, sich mit den han-delnden Personen zu identifizieren.

Die Erzählung von Simeon und Hanna schließt sich unmit-telbar an die vielleicht bekannteste Erzählung des Lukas, die Weihnachtsgeschichte (Lukas 2, 1 - 21), an. Die Verse 22 -24 ordnen die Handlung in die jüdische Tradition ein (was Lukas wichtig ist), vgl. dazu: 3. Mose 12, 1 - 4. In der Peri-kopenordnung allerdings ist dieser Abschnitt wie auch die Verse 39 - 40 in Klammern gesetzt. Sie werden daher in der vorliegenden Predigt nicht aufgenommen.

3. Der (2014 sich gleich anschließende) „vierte Feiertag“ zugleich als Abschluss von Weihnachten: „Erster Sonntag nach dem Christfest“ und die so eindrückliche Erzählung des Lukas von der Begegnung des Simeon und der Hanna mit dem Jesus-Kind, brachten mich auf den Gedanken, zu fragen:
Worin können Simeon und Hanna für mich Vorbild sein? Sie sind dem Jesus Kind begegnet, wie auch ich an Weih-nachten Jesus begegnet bin in Wort und Sakrament. Was nehme ich von Weihnachten mit für meinen Alltag? Worin können Simeon und Hanna meinen Glauben stärken und meinen Lebensstil verändern?


Gliederung
Drei Glaubens- und Lebenshaltungen haben mich bei Sime-on und Hanna besonders beeindruckt:
Ihre wartende Haltung – „auf den Trost Israels“(V. 25)
Ihr Sehen mit den Augen des Glaubens – „meine Augen haben Deinen Heiland gesehen“ (V. 30)
Ihr Von-Gott-Reden – „(Hanna) redete vom ihm zu allen, die auf die Erlösung Israels warteten“ (V. 38)

Ziel
Durch Beobachtungen an Simeon und Hanna (meinen) Glauben zu stärken und (meinen) Lebensstil zu verändern

Predigt
1.
Liebe Gemeinde,

heute ist der „erste Sonntag nach dem Christfest“. Eigent-lich ein ganz „normales“ Datum in der Abfolge der Sonn-tage. Ich muss allerdings von mir sagen, dass mich dieses Datum: “Erster Sonntag nach dem Christfest“ immer auch etwas mit Traurigkeit erfüllt:

Jetzt ist Weihnachten schon wieder (fast) vorbei. Ich habe mich doch lange Zeit immer wieder auf das Fest vorbereitet. Ich habe mich auf das Fest gefreut.

Und zugleich stellt sich mir auch die Frage: Hat sich Weih-nachten zu feiern denn eigentlich gelohnt? Hat die Botschaft von Weihnachten – „Gott kam in einem Kind in der Krippe in unsere Welt“– hat diese Botschaft meinen Glauben ge-stärkt? Hat diese Botschaft gar meinen Lebensstil verän-dert?

2.
Für die Predigt heute ist uns ein Bibelabschnitt vorgegeben, der im Evangelium des Lukas steht. Dieser Bibelabschnitt schließt in der Bibel gleich an die Erzählung des Lukas von Weihnachten an.
Wieder geht es um Jesus. Wieder geht es um Joseph und um Maria. Zugleich stehen aber auch der Priester Simeon und die Prophetin Hanna im Mittelpunkt der Erzählung.

Ich lese: Lukas 2, 25 - 38

3.
Ich muss ganz persönlich sagen: Mich beeindrucken diese beiden alten Leute: Simeon und Hanna.

Von Simeon wird gesagt: “Er war fromm und gottesfürch-tig“. (V. 25)
Und von Hanna steht geschrieben: “Sie wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.“ (V. 37)

Beim Hören (und Lesen) dieser Erzählung spüre ich: Von diesen Beiden: Simeon und Hanna - da kann ich etwas lernen. So wie sie ihren Glauben leben, das könnte doch auch meinen Glauben und meinen Lebensstil prägen. So könnte doch auch ich die Botschaft von Weihnachten in meinen Alltag mitnehmen.

4.
Das Erste, was mir bei Simeon - aber auch bei Hannah – auffiel, ist, dass es von Simeon heißt: „Er wartete auf den Trost Israels“ (V. 25). Ich verstehe das so: Simeon lebt nicht einfach nur so vor sich hin. Sondern: Simeon wartet. Er wartet auf eine spürbare Zuwendung Gottes. Er wartet auf Zeichen Gottes, die ihm sagen: So kann dein Leben weitergehen. (1)

5.
Von Simeon wird etwas erzählt: „Er wartet auf den Trost Israels“. Mit unseren Worten würden wir sagen: Simeon und Hanna waren offen den Fragen gegenüber:
Was hat Gott in meinem Alltag mit mir vor?
Welche Zuwendungen erfahre ich täglich von ihm?
Welche Aufgaben hat er für mich?
Und eben darin können uns Simeon und Hanna zu Vorbildern werden: In dieser Empfindsamkeit des Glaubens.
In dieser großen Wachheit dem Handeln Gottes gegenüber.

Könnte dies nicht neu auch unseren Lebensstil prägen? So dass wir vielleicht neu wieder damit anfangen, unseren Tag damit zu beginnen, dass wir in Gedanken und im Gebet Gott suchen und ihn um seinen heiligen Geist für den vor uns liegenden Tag bitten.

Bei wem es am Morgen eilt und wenig Zeit und Ruhe dafür ist, bei dem kann das ja auch während der Fahrt zum Arbeitsplatz geschehen, im Auto, im Bus, in der Straßen-bahn: Auch dort können wir unsere Gedanken und unser Herz vor Gott öffnen.

Vielleicht ist es eine Hilfe, wenn wir es mit den Worten eines Morgenliedes tun, in dem es heißt: “Führe mich o Herr und leite, meinen Gang nach Deinem Wort.“ (2)

Auch für das Ende eines Tages gilt das. Vielleicht nehmen wir uns neu vor, dass nicht das Fernsehprogramm das letzte Wort hat, an unserem Tag oder der PC, die Sichtung unse-rer Mails, sondern, dass wir unseren Tag mit Gott ab-schließen. Im Gebet, im Gespräch mit Gott, indem wir auf-merksam das Geschehene des Tages durchdenken:
Was ist gewesen?
Wer ist mir begegnet?
Was ist gelungen?
Was war schwierig?
Wo habe ich in besonderer Weise Gottes Hilfe erfahren?
Wo bin ich schuldig geworden vor Gott und vor den Menschen?

Simeon und Hanna sind uns jedenfalls in dieser Wachheit und Aufmerksamkeit, in diesem „Warten auf Gott“ Vorbild und können so unseren Glauben stärken und unseren Le-bensstil verändern.

6.
Das Zweite, das mir bei Simeon und Hanna auffiel, ist der Augenblick, als Simeon das Jesus-Kind auf seine Arme nimmt. Ich denke, wir kennen als Eltern oder Großeltern, vielleicht als Tanten oder Onkels, als Freunde oder Nach-barn diesen Augenblick: Wir nehmen ein kleines Kind auf unseren Arm – vielleicht zum ersten Mal. Welch ein Augen-blick! Da springt etwas über: Wir spüren die Wärme dieses kleinen Menschenkindes. Wir hören seinen Atem. Wir sehen seine Augen, seine Hände. Junges Leben, ganz dicht bei mir, uns anvertraut.

Als Simeon das Jesus-Kind auf den Arm nimmt, sagt er: „Meine Augen haben Deinen Heiland gesehen.“ (V. 30)

Es fällt auf, dass da vom „Sehen“ gesprochen wird. Was ist das für ein Sehen? Zunächst hat Simeon in allem mensch-lichen Berührt-Sein ein Kind gesehen, ein kleines Kind, das Jesus-Kind. Er sieht das Leben in diesem Kind. Allerdings sieht er mehr, weit mehr:
Er sieht, dass Gott in diesem Kind gegenwärtig ist.
Er sieht, dass Gott in diesem Jesus-Kind an uns Menschen handelt.
Jesus, „ein Licht zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.“ (V. 32)

7.
Wenn ich mich und mein Sehen mit dem des Simeon vergleiche, dann stelle ich fest: Dass ich oft einfach nur sehr kurz sehe. Ich sehe Menschen. Ich sehe Gegenstände. Ich sehe Fakten. Aber das kann ich nun bei Simeon und Hanna lernen, darin sind sie mir Vorbild:
Es gibt ein tieferes Sehen.
Ein Sehen gewissermaßen aus der Perspektive Gottes.
Ein Sehen mit den Augen des Glaubens .

Was sehe ich so?
Ich sehe: In jedem Kind begegnet mir Leben.
Ich sehe: In jedem Menschen begegnet mir Gott.
Ich sehe: Jeder Mensch ist ein von Gott geliebtes Geschöpf.
Das prägt mein Sehen nochmals ganz neu.

So kann die Begegnung mit Simeon und Hanna unseren Glauben stärken und unseren Lebensstil verändern: Wir können neu sehen lernen. Tiefer sehen. Sehen aus der Perspektive Gottes. Sehen mit den Augen des Glaubens.

8.
Von Hanna heißt es in unserer biblischen Erzählung: “(Han-na) trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.“ (V. 38)

Gott preisen, Gott danken und von ihm reden. Davon wird in der Bibel oft erzählt: Wir erinnern uns z. B.an die Hirten in der Weihnachtsgeschichte. Von Ihnen heißt es: “Sie kehrten um, priesen und lobten Gott für alles, was sie ge-hört und gesehen hatten...“(2)

9.
Hanna und Simeon: Gott zu preisen und von Gott zu reden, das können wir heute von ihnen lernen. Vielleicht ist der vor uns liegende Jahreswechsel so ein Anlass, dass wir über das zu Ende gehende Jahr mehr denken und reden – auch vor anderen Menschen - als nur: „Gut gelaufen!“ – „Glück ge-habt!“ -

In unserem Gesangbuch steht die kurze Kanon-Strophe, die das in guter Weise ausdrückt:
„Ausgang und Eingang, Anfang und Ende liegen bei Dir, Herr, füll Du uns die Hände.“ (2)
Oder vielleicht ist ein Geburtstag, ein „runder Geburtstag“, Anlass, dass wir Gott danken, zusammen mit unserer Fa-milie, unseren Geburtstagsgästen: „Lieber Gott ich danke Dir für viele Dinge im meinem zu Ende gehenden Lebens-jahr: Für die Menschen, mit denen ich zusammenlebe, für meine Arbeitskraft, die Du mir gegeben hast.“
(>>Vielleicht gibt es hier für den Einzelnen noch besondere Dinge, die zu nennen sind <<).
Gott preisen und von Gott reden: vor mir selber und vor den Menschen, mit denen ich zusammen bin.

10.
„Erster Sonntag nach dem Christfest“ – Weihnachten fast vorbei. Heute haben wir die nach-weihnachtliche Geschichte betrachtet von Simeon und Hanna: In ihrem Warten, in ihrem Sehen, in ihren Reden von Gott stärken sie unseren Glauben und verändern unseren Lebensstil.
Amen.

Gebet zum Eingang
Herr, unser Gott,
noch ganz erfüllt von Weihnachten kommen wir vor dich,
um zu singen, zu beten und zu hören.
Sende uns deinen guten heiligen Geist,
dass er unsere Herzen öffne für dich,
dass wir hören können, was du uns sagen möchtest
und dass wir so gesegnet werden durch dein Wort.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unsern Herrn.
(Christoph Hirsch)


Fürbittengebet
(Zwischen den einzelnen Bitten kann die Gemeinde singen:
Meine Hoffnung und meine Freude ... EG 576)
Ewiger Gott und Vater,
Dein Sohn Jesus Christus ist geboren.
Durch ihn rufst du uns ins Vertrauen zu dir.
Gegen allen Augenschein und gegen alle Resignation gilt: „Christus ist geboren!“
Niemand und nichts kann uns trennen von dir.
Unsere Welt und unser Leben vergeht,
Du aber bleibst,
Du bleibst bei uns mit deinem Wort und Sakrament.
Öffne dafür unser Herz. Stärke darin unseren Glauben.
>> Meine Hoffnung und meine Freude ...

Ewiger Gott und Vater,
wir denken als deine Gemeinde vor dir an alle Menschen,
die krank sind, an die, die Schmerzen haben;
an die Menschen, die alt sind, traurig oder einsam;
wir denken an die Menschen, die schwer zu tragen haben an ihrem Leben.
Für sie alle bitten wir dich:
Sei du ihnen nahe, schicke ihnen Menschen, die sich ihrer Not annehmen und stärke sie so im Vertrauen zu dir.
>> Meine Hoffnung und meine Freude ...


Ewiger Gott und Vater,
wir beten zu dir für die Frauen und Männer,
die besondere Verantwortung haben in Politik und Staat,
in unserer Kirche, in unserer Stadt und Gemeinde.
Schenke ihnen Frieden-stiftende Gedanken,
den Willen, das Beste für die Menschen zu tun
und die Kraft, sich einzusetzen für Gerechtigkeit und Be-wahrung der Schöpfung.
>> Meine Hoffnung und meine Freude ...


Ewiger Gott und Vater,
wir denken an die Menschen in den Krisen–
und Kriegsgebieten dieser Erde
(hier können aktuelle Bitten angefügt werden ...)
wir denken an die Menschen, die auf der Flucht sind,
in Lagern leben müssen und kein zu Hause mehr haben.
Erbarme dich ihrer und schaffe du immer wieder Hilfe, Rettung und neues Leben.
>> Meine Hoffnung und meine Freude ...


Auch für uns selber beten wir zu dir, unserem Gott:
Lass uns das alte Jahr 2014 abschließen mit Dankbarkeit und guten Gedanken.
Bewahre im bald beginnenden neuen Jahr unsere Kinder und Enkelkinder, unsere Freunde, Verwandte und Bekannte.
Sei uns gnädig zugewandt und begleite sie und uns auf dem Weg durch das Leben.
(Christoph Hirsch)

Verfasser: Pfarrer i. R. Christoph Hirsch
Blumenstraße 14, 74196 Neuenstadt

Anmerkungen:
(1) EG 445,5 Von mir selber kann ich nur sagen – und ich bin (wie Simeon und Hanna) ja auch nicht mehr der Jüngste -, dass mich oft eher das Ge-fühl beschleicht:
Was soll es noch? Dein Leben ist doch „gelaufen!“
Gibt es denn noch irgendwelche Chancen auf Deinem Lebensweg?
Gibt es noch fundamentale Veränderungen?
(2) Lukas.2, 20
(3) EG 445, 5
(3) EG 175

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