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Der kommende Herr

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 03.12.2000
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Advent
Textstelle : Lukas 1,67-79
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Wochenspruch:

Wochenspruch: Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sacharja 9,9)

Psalm: 24 (EG 712)

Lesungen

Altes Testament:
Jeremia 23,5-8
Epistel:
Römer 13,8-12 (13-14)
Evangelium:
Mt. 21,1-9

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 6
Ihr lieben Christen, freut euch nun
Wochenlied:
EG 4
oder EG 16
Nun komm, der Heiden Heiland
Die Nacht ist vorgedrungen
Predigtlied:
EG 12,1-4
Gott sei Dank durch alle Welt
Schlusslied:
EG 19,3
O komm, o Herr, bleib bis ans End

Liebe Gemeinde!
Was glauben Sie? Glauben Sie nur das, was Sie sehen? Oder gehören Sie vielleicht sogar zu denen, die spöttisch behaupten, sie glauben nur, dass ein Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergibt?
Sie müssen mich nicht gleich steinigen und sich auch nicht Ihrer gelegentlichen Glaubenszweifel schämen.
Da gibt es im Neuen Testament einen alten Priester, der felsenfest an den lebendigen Gott glaubte, der Gottes Verheißungen ernst nahm und auch die Worte der Propheten von dem kommenden Messias fest vertraute.
Nur – als er und seine Frau selbst in den Plan Gottes einbezogen wurde, da kamen ihm Zweifel. Dass die beiden in ihrem hohen Alter noch einen Sohn bekommen sollten, den sie sich in jungen Jahren so sehnlichst gewünscht hatten, das verschlug ihm im wahrsten Sinn des Wortes die Sprache: Er wurde stumm. Zudem sollte dieser Sohn noch einen Namen bekommen, den es in seiner Familie nie gegeben hatte: „Gott ist gnädig“. Wir kennen ihn mit seinem hebräischen Namen: Johannes.
Sie haben richtig vermutet: Es ist von Zacharias die Rede.
Nach der Geburt des Jungen schrieb Zacharias den Namen, den der Junge bekommen sollte, auf ein Täfelchen: Johannes, „Gott ist gnädig“.
Gott ist gnädig, das erfuhr auch Zacharias zu diesem Zeitpunkt: Er erhielt sein Sprechvermögen zurück. Und nun begann er zu lamentieren über neun verlorene Monate seines Lebens; darüber, dass er doch so ungerecht behandelt worden sei, obwohl er doch immer treu auf der Seite Gottes gestanden hätte und wie könne Gott, wenn es ihn denn gäbe, das überhaupt zulassen.
Halt, halt! Streichen Sie das zuletzt Gehörte ganz schnell wieder aus Ihrem Gedächtnis. Was aus seinem Munde kam, war ein gewaltiger Lobgesang!
Wir hören auf unseren Predigttext aus dem Lukas-Evangelium, Kap. 1:
67 Zacharias, der Vater Johannes des Täufers, wurde vom heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach:
68 Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
69 und hat uns aufgerichtet eine Macht des Heils
im Hause seines Dieners David
70 - wie er vorzeiten geredet hat
durch den Mund seiner heiligen Propheten -,
71 dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen,
72 und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern
und gedächte an seinen heiligen Bund
73 und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,
uns zu geben,
74 dass wir, erlöst aus der Hand unsrer Feinde,
75 ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor seinen Augen.
76 Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen.
Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
77 und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk
in der Vergebung ihrer Sünden,
78 durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
79 damit es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
In unseren Bibeln, liebe Gemeinde, steht über diesem Textabschnitt „Der Lobgesang des Zacharias“. Mit diesem Lobgesang ist etwas Neues angebrochen. Das Wort Gottes ist nicht mehr beschränkt auf das Volk Israel, es wird in die ganze Welt hineingetragen. Lassen Sie mich dieses „Neue“ in drei Punkten zusammenfassen
1. Ein neues Lied
„Gelobt sei der Herr, der Gott Israels“ – dieser Lobpreis Gottes steht oft am Ende der Psalmen (Ps. 41,14; Ps. 72,18 usw.). Zacharias eröffnet damit ein „neues Lied“. Dieses Lied besingt die Machtergreifung Gottes in dieser Welt, die Geburt seines Sohnes.
Etwa 500 Jahre lang – seit Maleachi – hatte sich Gott nicht mehr durch einen Propheten an sein Volk gewandt. Das jüdische Volk war in dieser Zeit fremden Herrschern untertan. Fremde Götter bestimmten das Leben. Gab es ihren Gott, dem sie seit Urvätertagen folgten, denn überhaupt noch? Wenn ja, wie kann Gott das zulassen? Wie viel eigene Sünde und Schuld der Menschen Gott zum Schweigen veranlassten, das vergaßen sie.
Nun gab Gott selbst den Einsatz zu „einem neuen Lied“. Wir hören in unserem Text: „Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt und weissagte.“
Da regt sich etwas in der Gemeinde Gottes. Es wird etwas lebendig. Das wird auch schon in dem Namen Zacharias deutlich. Zacharias heißt nämlich zu deutsch „Gott gedenkt“. Martin Luther sagte zu diesem Vers: „Wen der Unglaube stumm macht, den macht der Heilige Geist zu einem Propheten.“
Zacharias ist nicht einen Augenblick lang mit seinem eigenen Schicksal beschäftigt. ER könnte ja auch ins Schwärmen darüber kommen, dass der eben noch stumm Gewesene nun plötzlich seine Sprache wieder hat. Aber nichts dergleichen. Ihm ist nur das Lob Gottes wichtig.
Dieses Lob gründet sich in dem Geschehen: Nachdem Gott sich lange von seinem Volk ferngehalten hat, ist jetzt die Zeit da, in der er es „besucht“. Die Wartezeit ist zu Ende: Gott kommt in die Welt!
„Gott hat besucht und erlöst sein Volk.“ Noch einmal Martin Luther. Er sagt über Zacharias: „Hier redet der gute Mann von Sachen, als sei es bereits geschehen.“ Zacharias glaubt, dass er das Zeichen für die Ankunft des Messias bekommen hat. Das lässt ihn die Sache schon als Erfüllung erfahren.
„Besucht und erlöst“ – das ist Geburt und Tod, Bethlehem und Golgatha. Hier ist die Bühne aufgebaut für Heim-suchung. Unser aller Heil hängt nun daran, dass Gott sein Volk besucht hat.
2. Eine neue Gewissheit
In unserer Kirche wird viel über Gottesdienste für Fernstehende nachgedacht. Wenn ich diesen Menschen in einer einfachen Überschrift deutlich machen sollte, wovon in im Lobgesang des Zacharias die Rede ist, würde ich ihm sagen: Von der Furchtlosigkeit. Es ist keine äußerliche Furchtlosigkeit. Wenn Zacharias hier sagt: „...dass er uns errettete von unseren Feinden“, dann ist damit die Freiheit von der Furcht vor Sünde, Tod und Teufel gemeint. Zacharias ist sich ganz gewiss, dass Gott sich als Sieger erweist. So gehören das Lob Gottes und die Furchtlosigkeit ganz eng zusammen, auch wenn das Kommen des Reiches Gottes sich immer noch mit Kämpfen vollzieht.
Ein drittes Mal Martin Luther: „Christus ist der Sieger über die Welt. Warum fürchten wir die Welt, als ob sie der Sieger wäre?“
Dass Gott kommt, heißt, dass aller Zweifel und Abfall doch nicht sein Erbarmen erstickt. Die Verheißung des Kommens und Wiederkommens des Sohnes Gottes gilt trotz unserer persönlichen und nationalen Geschichte.
Das ist der neue Ton, der das Zeugnis und Lob der Gemeinde durchzieht. Erst die Gewissheit, wer allein zu fürchten ist, nämlich Gott, macht die Gemeinde frei zum Dienst. Erst durch die Erlösung wird dem Einzelnen ein furchtloses Leben möglich, dass sich in den Dienst der Gemeinde stellt. Dieser Dienst geschieht in Heiligkeit, dem rechten Verhalten vor Gott, und Gerechtigkeit, dem rechten Verhalten untereinander.
3. Eine neue Hoffnung
In der prophetischen Sicht wendet sich Zacharias nun seinem eigenen Kind zu.
Im Leben des Johannes weist alles auf das Kommende und den Kommenden. Sein Amt ist das Wegbereitens. Es ist ein wichtiges und doch vorläufiges Amt. Er schafft Platz, damit Christus einziehen kann. Darum ist Johannes nur ein Lehrer, darum tauft er nur mit Wasser, darum sagt er immer wieder: „Ich bin’s nicht.“ Er weiß: „Der nach mir kommt, der ist’s.“ Nur der Sohn Gottes kann und hat uns von den Mächten frei gemacht, die in dieser Welt gegen Gott streiten.
Die Trennung von Gott wird aufgehoben. Jesus Christus bringt Licht in die Welt der Menschen. Die Heilszeit ist im Anbruch. Es ist wie der Anbruch des Tages: Noch ist Dämmerung. Aber bald wird die Sonne am Himmel stehen. Im Unterwegssein von der Dunkelheit ins Licht ist uns Psalm 119,105 gesagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“
Der Lobgesang des Zacharias ist prophetisches Reden, weil es von Christus her gesprochen ist. Vergangenheit und Zukunft werden durchschaubar.
Der Lobgesang des Zacharias will uns Mut machen, ein neues Lied anzustimmen und mit neuer Gewissheit eine neue Hoffnung zu entfalten.
Amen.

Verfasser: Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

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