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Der Ruf zur Umkehr

von Christiane Müller (Rostiz)

Predigtdatum : 16.12.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Advent
Textstelle : Jesaja 40,1-8.(9-11)
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Wochenspruch: „Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40, 3.10)

Psalm: 85,2 - 8

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 40, 1 – 8 (9 – 11)

Epistel: 1. Korinther 4, 1 – 5

Evangelium: Matthäus 11, 2 – 6 (7 – 10)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 4, 1 - 5 Nun komm, der Heiden Heiland

Wochenlied: EG 10, 1 – 4 Mit Ernst, o Menschenkinder

Predigtlied: EG 15,1 – 6 EG 11, 3. 6. 8 Tröstet, tröstet, spricht der Herr oder

Wie soll ich dich empfangen

Schlusslied: EG 11 Wie soll ich dich empfangen

Hinführung:

Im Jesaja-Buch steht der Text von drei verschiedenen Propheten:

Die Kapitel 1 – 39 reden zum Volk Gottes vor dem Babylonischen Exil,

die Kapitel 40 – 55 sind an die nach Babylon deportierten Israeliten gerichtet,

und die Kapitel 56 – 66 führen in die Zeit nach dem Exil.

Unser Predigttext ist also der Anfang des "Zweiten Jesaja" (= Deutero-Jesaja).

Fern von Heimat und Tempel und unter fremder Oberherrschaft mussten sich die Israeliten mit der babylonischen Götterwelt auseinandersetzen und ihr Leben einrichten. Manche taten das mit Elan, aber der Glaube geriet dabei ins Hintertreffen. Andere "saßen an den Flüssen von Babylon und weinten" und das Leben entglitt ihnen.

Die Botschaft des Propheten spricht Trost zu, stärkt die Hoffnung auf die ersehnte Heimkehr und ist angefüllt mit Verheißungen, die in der Christusbotschaft des Neuen Testaments ihre Erfüllung finden.

Der Predigttext ist voll von bedeutungsschweren Wörtern:

Volk, Gott, Strafe, Sünde, Schuld, Vergeben und Trösten; Wüste, Steppe, Weg, Bahn, Täler, Berge und Hügel;

Hand und Mund des Herrn, Odem und Arm des Herrn,

Stimme, Fleisch, Gras, Güte, Blume, Wort, Herde und Hirte.

Das könnte dazu verleiten, zu viel auf einmal predigen zu wollen:

• über die Aufgaben von uns Menschen (Wegbereitung)

seit der Geschichte Israels (vor, im und nach dem Exil)

• über Johannes des Täufer (Prediger in der Wüste),

• die Menschwerdung Gottes (das Wort ward Fleisch) in Jesus Christus ("Ich bin der Weg… Ich bin der gute Hirte.")

• bis zum Jüngsten Tag (Schuld und Vergebung)

• und bis zur Ewigkeit (das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich).

Der Prediger/ die Predigerin scheint mir gut beraten, sich auf einen Schwerpunkt zu konzentrieren. Wollen wir den Trost und die Verheißungen des Propheten von damals für uns heute in Anspruch nehmen, geht es um unsere Situation, unsere Schuld, unser Leben,

unsere Sehsüchte und Erwartungen.

Gliederung:

Einstieg: Es gibt Trost inmitten von Trümmern, Leid, Not und Schuld.

1. Es ist Trost, die Stimme der Vergebung zu hören.

2. Es ist Trost, etwas für die Zukunft tun zu können.

3. Es ist Trost, Gott zu erwarten.

Schluss: ER kommt und ER bleibt ewiglich.

Predigt:

(Es gibt Trost…)

Manchmal, liebe Gemeinde,

sehen wir etwas, von dem wir sagen: das sieht ja trostlos aus!

Das kann ein Blumentopf sein, der lange kein Wasser bekommen hat. Es können Landschaften, Städte und Menschen sein, die trostlos aussehen. Mutwillige Zerstörung oder einfach "der Zahn der Zeit" haben ihnen zugesetzt. Und nun sind sie kaputt. Tote Bäume ragen in den Himmel. Ruinen und Trümmer stehen da, wo früher Häuser und Türme waren. Ich denke da z. B. an die Industrieruinen in …. Oder wir sehen (wirklich oder auf Bildern) gebeugte Menschen ohne Glanz und ohne Zähne im Gesicht. Es sind Menschen, die ihre Heimat verloren haben, ihre Gesundheit, ihren Besitz, ihre Hoffnung. Kriege haben das verursacht oder Katastrophen, andere Menschen oder sie selbst. So geht es Menschen am Rande der Gesellschaften, so geht es Flüchtlingen (ihre Zahl nimmt stetig zu), Vertriebenen, Verschleppten weltweit.

So ging es auch den Israeliten in Babylon. Fern von Heimat und Tempel und unter fremder Oberherrschaft mussten sich die Israeliten mit der babylonischen Götterwelt auseinandersetzen und ihr Leben einrichten. Manche taten das mit Elan, aber der Glaube geriet dabei ins Hintertreffen. Andere "saßen an den Flüssen von Babylon und weinten" und das Leben entglitt ihnen. Das neue Leben unter den Babyloniern inmitten fremder Religionen erschien ihnen kaum lebenswert.

Und sie waren nicht unschuldig an ihrer Situation! Gott hatte sie warnen lassen, aber sie hatten nicht auf ihn gehört. Nun sehnen sie sich nach Hause, aber sie dürfen nicht zurück. Auch ist zwischen Babylon und Jerusalem Wüste. Die Israeliten sehnen sich nach einem Neuanfang und nach sinnvollem Leben mit Zukunft. Und sie sehnen sich nach Gott. Aber der hat schon lange nicht mehr zu ihnen gesprochen.

Und dann ist sie plötzlich wieder da: die Stimme eines Propheten, die Stimme Gottes, die Stimme des Himmels. Die ersten Worte, die die Menschen seit langem aus dem Munde Gottes hören, sind: „Tröstet, tröstet mein Volk!"

Es gibt ihn also doch: Gott.

Es gibt ihn also doch: Trost fern der Heimat; Trost inmitten von Trümmern, Leid, Not und Schuld.

Ich meine, da ging bestimmt eine ganz große Erleichterung, ein ganz großes Aufatmen durch das Volk.

Die Situation ist doch nicht trostlos!

(1. Es ist Trost, die Stimme der Vergebung zu hören.)

Das klassische Bild, das mir beim Stichwort "Trost" einfällt, ist das kleine Kind mit den blutigen Knien im Arm des Vaters oder der Mutter. Es spürt liebevolle Nähe und wird nicht ausgeschimpft, dass es leichtsinnig irgendwo herumgeklettert war.

Oder auch das große Kind, z.B. der verlorene Sohn, das großen Mist gebaut hat, nach Hause kommt und in den Arm genommen wird. Da wird erst mal der Tisch gedeckt und nicht geschimpft.

Ach ja, nach Hause kommen – das wollten die weggeführten Israeliten auch so gern. Und jetzt, wo sie hören, dass ihre Schuld vergeben ist, wird das möglich.

Hören Sie den doppelten Klang, liebe Gemeinde? Nach-Hause-Kommen, nicht ins irdische, sondern ins himmlische Jerusalem,

nach Hause zum Vater des verlorenen Sohnes,

wird möglich, wo die Sehnsucht da ist und die Schuld vergeben.

Das Erste, was der Trost beinhaltet, ist die Stimme der Vergebung.

(2. Es ist Trost, etwas für die Zukunft tun zu können.)

Und dann hören die Israeliten, was sie für ihre Zukunft tun können:

sie sollen einen Weg bereiten.

Gelegenheit, beim Straßenbau zuzuschauen, hatten wir wohl alle schon. Was verbirgt sich da nicht alles unter der Asphaltdecke, die wir hinterher "Straße" nennen! Ein Mensch allein kann keine Straße bauen, höchstens einen Pfad trampeln. Gott spricht seine Leute in der Mehrzahl an: "In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!"

Vielleicht haben die Israeliten zuerst an eine Wüstenstraße für ihre Heimkehr gedacht. Aber schon einmal hatte es ihnen viel Not bereitet, nicht auf Gott gehört zu haben. So haben sie diesmal wahrscheinlich genau hingehört: Bereitet dem Herrn den Weg! Tut was, dass Gott zu euch kommen kann! Bereitet euch auf ihn vor, stellt euch auf ihn ein! Füllt die Täler, indem ihr denen helft, die ganz unten sind! Tragt die Berge ab, indem ihr aufhört, euren Überfluss zu steigern, während anderen das Lebensnotwendige fehlt. Macht die Tore weit für eure Nächsten und öffnet Gott die Türen eurer Herzen!

Den Leuten in ihrer scheinbar trostlosen Lage ist wohl warm ums Herz geworden, als sie die Stimme der Vergebung gehört haben. Und dann juckt es ihnen wohl in den Fingern, als sie hören, dass sie etwas für ihre Zukunft tun können: dem Herrn den Weg bereiten.

Ihre Gesichter haben vielleicht immer noch keine Zähne, aber wieder Glanz. Sie sind nicht mehr gebeugt, sondern erheben ihre Häupter und erwarten wieder etwas vom Leben. Sie erwarten den, der da kommt: stark wie ein siegreicher Herrscher und behutsam wie ein guter Hirte.

Für Außenstehende hat sich an ihrer scheinbar trostlosen Lage nicht viel verändert, so wie die Knie des Kindes im Arm von Vater oder Mutter vorerst blutig bleiben. Aber ein Getrösteter ist doch ein anderer Mensch! Er lebt wieder, weil er etwas bzw. jemanden erwartet.

(3. Es ist Trost, Gott zu erwarten.)

Und dieser "Jemand" kommt! Das hat er nicht nur versprochen, das haben auch schon ganz viele Menschen erlebt. Gott kommt zu uns:

In seinem Wort. In seinem Geist.

Einmal im Kind von Bethlehem. Alle Jahre wieder. Aber nicht nur zu Weihnachten, sondern immer, wenn wir uns ihm öffnen.

Und er kommt am Ende der Zeit. Und dann bleibt er, das fleischgewordene Wort, ewiglich.

Wenn es dann keine Gottesferne mehr gibt und keine Sünde und keine aufgeschürften Knie, brauchen wir auch keinen Trost mehr. Dann brauchen wir keine Vergebung mehr. Dann sind wir in der ewigen Zukunft und es ist nichts mehr dafür zu tun. Dann erwarten wir Gott nicht mehr, sondern sind ganz eins mit ihm.

Aber bis dahin, liebe Gemeinde, wollen wir die Trostworte immer und immer wieder hören und glauben und einander weitersagen, damit es auf Erden nirgendwo trostlos bleibt:

Deine Schuld ist vergeben.

Bereitet dem Herrn den Weg.

Er kommt.

Amen.

Fürbittengebet:

Herr, unser Gott!

Dich bitten wir

für alle, die schuldig geworden sind und nicht an Vergebung glauben,

für alle, die nicht über Vergangenes reden können, weil sie Angst haben,

für alle, die darunter leiden, dass ihr Leben zerrissen ist.

Wir bitten um dein Erbarmen, um Hilfe, Versöhnung und Neuanfang.

Dich bitten wir

für alle, die sich einsetzen gegen Ungerechtigkeit und Resignation,

für alle, die sich engagieren für andere Menschen,

für alle, die sich bemühen um ein gutes Miteinander.

Ihr Weg zu den Menschen sei auch der Weg zu dir, Gott.

Dich bitten wir

für alle, die in diesen Wochen auf Weihnachten warten,

für alle, die darauf warten, dass du kommst,

für alle, die an eine Zukunft im deinem ewigen Reich glauben.

Lass ihr und unser Hoffen und Sehen Erfüllung finden

in Christus Jesus, unserm Herrn.

Ch.M.

Verfasserin: Pastorin Christiane Müller

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