Menü

Der Ruf zur Umkehr

von Andreas Piontek (99974 Mühlhausen)

Predigtdatum : 13.12.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Advent
Textstelle : 1. Korinther 4,1-5
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40, 3.10)

Psalm: 85, 2 – 8

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 40, 1 – 8 (9 – 11)
Epistel:
1. Korinther 4, 1 – 5
Evangelium:
Matthäus 11, 2 – 6 (7 – 10)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 7
O Heiland, reiß die Himmel auf
Wochenlied:
EG 10
Mit Ernst, o Menschenkinder
Predigtlied:
EG 11, 1, 2, 7, 10
Wie soll ich dich empfangen
Schlusslied:
EG 1, 5
Macht hoch die Tür

Der Predigttext wird während der Predigt verlesen

Liebe Gemeinde,

seit Wochen und Monaten wird viel geredet und gestritten über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Wie wird in dieser Zeit das Weihnachtsgeschäft laufen? „Der Kunde ist König“, heißt es da für die Händler.

Wir leben in einer Zeit, in der sich gesorgt wird um immer höher wachsende Ansprüche. Ständig werden wir mit neuen Nachrichten überrascht. Vieles wird von uns abverlangt. Wie schnell können wir da den Boden unter den Füßen verlieren. Deshalb ist es gut, uns wieder neu in dieser Adventszeit auf den Grund des Glaubens zu besinnen. Es ist gut zu wissen, wohin wir gehören und wem wir verpflichtet sind. Das gibt uns Halt und Orientierung. „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Korinther 3, 11) - das sagt Paulus im Korintherbrief ein Kapitel vor dem Predigtabschnitt für den 3. Advent. Alles andere ist also erst einmal nebensächlich. Auf Jesus Christus, auf „seinen Advent“ kommt es allein an. Er ist unsere Bezugsperson.

Wenn es allein auf Christus ankommt, wie vollkommen können wir als Christen dann überhaupt sein? Diese Frage spielte in der Beziehung, die Paulus zu den Christen in Korinth hatte, immer eine Rolle. Häufig sind darüber klare und deutliche Worte gewechselt worden.

Der Predigtabschnitt für den 3. Advent aus dem 1. Korintherbrief Kapitel 1 Verse 1 – 5 enthält solche klaren Worte.

Lesung: 1. Korinther 1, 1 – 5

Liebe Gemeinde,

„Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse.“ Das sagt Paulus mit Nachdruck. Nun muss man ein wenig ausholen, um zu verstehen, in welcher Situation Paulus dies alles schreibt. Die Gemeinde in Korinth ist einmal von ihm gegründet worden. Sie liegt ihm sehr am Herzen. Er nahm regen Anteil an der Entwicklung dieser christlichen Gemeinde. Immer wieder wurde er auf seinen Reisen durch Briefe über die Ereignisse in Korinth unterrichtet. Kurz gesagt, es ging sehr menschlich dort zu. Es gab schon bald, nachdem Paulus nicht mehr in Korinth war, die üblichen menschlichen Auseinandersetzungen. Letztlich ging es um Machtfragen. Wer wird das Sagen haben? Wer ist eigentlich der bessere Christ? Woher hat wer die christliche Botschaft gehört und hat er sie überhaupt richtig gehört? Jeder versuchte, seine Position zu stärken, jeder wollte möglichst an erster Stelle stehen. Wenn es nach den Christen in Korinth gegangen wäre, so hätte sich Paulus wohl in Stücke zerreißen müssen, um allem und jedem gerecht zu werden. Immer hatte eine Gruppe an ihm etwas zu kritisieren, an ihm auszusetzen.

In dieser Situation erinnert Paulus an das, worum es ihm geht: Er ist Diener und Haushalter. Er kann mit dem, was ihm anvertraut ist, nicht machen, was er will. Er muss geradestehen für das, was ihm anvertraut ist. Und deshalb ist der Grund so wichtig, auf dem wir stehen. Den Grund, so sagt Paulus, den hat Gott bestimmt.

Liebe Gemeinde,

Paulus gibt eine klare geistliche Linie vor. Es kann nicht sein, dass in einer christlichen Gemeinde Menschen versuchen, sich herauszuheben. So menschlich dies auch sein mag, es widerspricht dem Grundgedanken christlicher Gemeinschaft. Wir sind Diener Christi. Wie aber können wir diesem hohen Anspruch gerecht werden? Das Stich-wort für eine Antwort auf diese Frage gibt für mich Paulus in unserem Briefabschnitt mit der Formulierung: „Treu befunden“. Nicht mehr wird von uns erwartet. Aber auch nicht weniger. Wir werden gefragt nach unserer Treue zu Christus, dem Grund unseres Glaubens.

Es mag sicher vieles geben, was uns vielleicht zu Recht an unseren Mitchristen stört, vielleicht auch an denen, die nur zu Weihnachten in die Kirche gehen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass auch wir den Anderen oft genug Stoff zum Ärgern geben.
Wie gehen wir ganz persönlich mit dem uns Anvertrautem um? Sorgen wir dafür, dass das Evangelium von Jesus Christus öffentlich wird? Es gilt doch „aller Welt“! Sind wir glaubwürdige Christen?

Liebe Gemeinde,

Fragen, die sich mir stellen, der ich doch „Diener Christi“ sein will. Fragen aber auch, die uns immer wieder direkt oder indirekt gestellt werden, manchmal fast verurteilend. Paulus wurden diese Fragen auch vorgehalten. Verblüffend für mich seine Reaktion auf diese Beschuldigungen: „Mir aber ist´s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde.“ So schreibt er. Es interessiert mich nicht, was ihr gegen mich vorbringt. Euer Urteil ist im Grunde genommen wertlos. Kein menschliches Gericht ist fähig, meine Christustreue zu beurteilen. Ja, ich selbst bin es nicht. „Ich bin mir nichts bewusst.“ Mein reines Gewissen aber macht mich noch nicht gerecht - so entgegnet Paulus den unausgesprochenen Anfragen und Anklagen der Christen in Korinth.

Wir können aus Gewissensgründen handeln und uns doch dabei irren. Wir können unserem Gewissen folgen und doch auf falschen Wegen gehen. Auch wenn wir es ehrlich meinen, steht die letzte Wahrheitsprüfung noch aus. Unsere Gewissensentscheidung ist nur ein vorläufiges Ergebnis. „Der Herr ist´s aber, der mich richtet.“ schreibt Paulus.

So schließt sich der Kreis. Christus, auf dem sich unser Glaube gründet, dem wir angehören und dem wir verpflichtet sind, wird das letzte Wort über uns sprechen. „Darum richtet nicht vor der Zeit.“ Das heißt, vor der Zeit „seines 2. Advents“!

Menschliches Recht und gesetzliche Ordnung können schnell durch voreilige, blinde Behauptungen untergraben werden. „Rufmord“ kann nicht wieder gut gemacht werden. Er ist wie schleichendes tödliches Gift. Menschen sollen vor Verleumdung geschützt werden. Darum „richtet nicht vor der Zeit“.

Das letzte Wort hat der HERR. Er wird kommen, „zu richten die Lebenden und die Toten“ so sprechen wir im Glaubensbekenntnis. Die endgültige Prüfung steht noch aus. Selbst das, was bisher im Dunkeln blieb und verheimlicht werden konnte, kommt ans Licht und wird öffentlich. Christus sieht, was tief im Herzen und Gedanken des Menschen verborgen ist. Was im Unterbewusstsein der Seele ruht, bringt er ins Bewusstsein. Die ungeschminkte Wahrheit über uns, die wir selbst noch nicht einmal kennen, werden wir erfahren.

Liebe Gemeinde,

das alles soll uns keinen Schreck einjagen, eher aufrütteln. Entlastend ist doch, dass wir wissen dürfen, wir können uns getrost in die Hände Christi begeben. Er ist – weltlich gesprochen – Richter und Verteidiger zugleich. Er kann uns entlasten, weil er die Wahrheit kennt.

Und so kann Paulus auch ganz hoffnungsvoll enden mit dem Satz: „Einem jeden wird von Gott sein Lob zuteil.“

Damit das auch für uns so sei, deshalb schenke es uns Gott, dass wir als „Diener Christi“ „Treu befunden“ werden.

Amen.

Und der Friede Gottes, der uns auf unserem Weg voranbringt, leite unser Denken und Wollen zur Ehre Gottes und zum Wohl der Welt.

Amen.

Verfasser: Superintendent Andreas Piontek, Bei der Marienkirche 9, 99974 Mühlhausen

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de