Menü

Der Sohn Davids

von Martin Bender (55128 Mainz-Bretzenheim)

Predigtdatum : 24.12.1998
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Johannes 3,16-21
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 2

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 9,1-6
Epistel:
Titus 2,11-14
Evangelium:
Lukas 2,1-20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 45
Herbei, o ihr Gläub’gen
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied:
EG 39
oder EG 50
oder EG 51
Kommt und laßt uns Christum ehren
Du Kind, zu dieser heilgen Zeit
Also liebt Gott die arge Welt
Schlußlied:
EG 37
Ich steh an deiner Krippen hier

16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. 18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der haßt das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, daß seine Werke in Gott getan sind.

Liebe Gemeinde!
Gerade haben wir die altbekannte Geschichte von der Geburt Jesu gehört, die uns immer wieder von neuem zu Herzen geht. - „Euch ist heute der Heiland geboren!“ - Und nun hören wir als Predigttext ein solches Wort vom Gericht.
Doch zunächst heißt es ja: „Also hat Gott die Welt geliebt...“ - und: „...daß die Welt durch ihn gerettet werde.“ Was hat es auf sich mit dieser Spannung zwischen Liebe und Gericht?
Da steht ganz unumstößlich Gottes Liebe zu uns, zu seinen Geschöpfen, seinen Kindern - ob wir nun seine Kinder sein wollen oder nicht. Wir sind es. Und an den, in dem Gott zu uns gekommen ist, dürfen wir glauben. Nun hören wir immer wieder solche Bemerkungen, daß man keinen besonderen Glauben brauche, um ein Christ zu sein. Was ist schon ein besonderer Glaube? - Wer von uns könnte das ermessen?
An solchen Tagen wie heute zeigt es sich immer wieder, daß da ein verborgener, aber oft doch recht großer Hunger da ist nach etwas, was uns das tägliche Leben nicht bieten kann. Heute abend sind hier und andernorts viele Menschen in der Kirche, um etwas von dem zu hören, was wir das Evangelium nennen - die Frohe Botschaft oder die Gute Nachricht.
Wir wollen miteinander das Fest der Liebe feiern. Wir wollen etwas von dem erfahren, was der Ursprung dieser Liebe ist. Der gründet sich in dem Geschehen von Bethlehem:
Da wird ein Kind geboren in Armut und Entbehrung hinein, obwohl die Eltern durchaus aus gesicherten Verhältnissen kommen. Schließlich hatte Maria vorgesorgt und Windeln auf die Reise mitgenommen. Maria und Joseph waren keine armen Leute, aber sie waren weit weg von ihrer Heimat, und sie gerieten dort in Bethlehem in arme Verhältnisse.
Das Leben des Jesus von Nazareth beginnt in unerwarteter Armut.
Ist das echte Liebe Gottes, wenn er ausgerechnet seinen Sohn in derartige Verhältnisse hineingeboren werden läßt? Warum tut er das? - Ihm geht die Liebe zu uns über die Liebe zu seinem Sohn. Er solidarisiert sich mit den Ärmsten.
Das ist für unsere Vorstellungswelt völlig fremd. Daran zu glauben, fällt vielen von uns schwer. Wie sollen wir das alles erklärbar machen? - Da kommen Zweifel auf. - Eben Fragen wie die nach dem Warum.
Und nun hören wir ausgerechnet in dieser Stunde, wo wir doch so recht in unserer festlichen Weihnachtsstimmung sind, umgeben von den Lichtern des Weihnachtsfestes, ein solches Wort, das nicht nur vom Licht handelt, sondern auch vom Gericht, das über die kommen soll, die nicht an den eingeborenen Sohn Gottes glauben.
Hier ist großer Trost angesagt: Mit den „Ungläubigen“ sind nicht diejenigen gemeint, die ihre Zweifel haben, weil sie das alles nicht so recht in ihrer Gedankenwelt unterbringen können, sondern diejenigen, die nicht an das Weihnachtswunder glauben wollen, die es ablehnen, sich mit derlei Gedanken zu befassen.
Wer heute abend hier zum Gottesdienst gekommen ist, um zusammen mit anderen das schönste Fest unseres Kirchenjahres zu feiern, der hat damit auch bewiesen, daß es ihm ernst ist mit der Frage, was es denn nun auf sich hat mit der Geburt dieses Kindes, das die Welt erlösen soll.
In der Weihnachtsgeschichte haben wir von dem Licht gehört, das den Engel auf dem Felde bei Bethlehem umgab, an anderer Stelle wird uns von dem Stern berichtet, der die Suchenden zum Ziel geführt hat.
Diese Lichter sind nicht nur Geschehen, sondern zugleich auch Sinnbild für das wahre Licht, das der Gottessohn in die Welt gebracht hat.
Das Licht ist Wegweisung, Orientierung für unser Leben.
Wir kennen das ja: Solange wir uns auf einer beleuchteten Straße befinden, finden wir unseren Weg. Sobald wir davon abweichen in eine Seitengasse, wird es dunkel um uns, wir finden den Weg nicht mehr - oder nur mit Mühe.
In der Dunkelheit lauern mancherlei Gefahren.
Für unser Leben geht es da um die Entscheidung, ob wir uns im Licht zurechtfinden oder lieber im Dunkeln tappen wollen.
„Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist.“
Dieses Licht bringt es an den Tag, wie wir zu dem stehen, was wir heute feiern, ob wir den Berichten glauben oder nicht. Dabei geht es eben nicht um irgendwelche Details, sondern um das Grundsätzliche. Es geht darum, daß wir uns über das Geschenk von Weihnachten freuen und es dankbar annehmen.
Was ist nun das Gericht in dem Licht? Wer seinen Weg im Alleingang suchen will, auf dunkle Pfade ausweicht, wer sich dem Licht entzieht, der wird bald die Folgen spüren in dieser oder jener Weise.
Das alles bezieht sich nicht etwa nur auf das Gottesgericht am Jüngsten Tag, sondern auf unser ganz alltägliches Leben. In der Dunkelheit sind wir allein, einsam, auf uns gestellt, und Vereinsamung bringt Dunkelheit. - Im Licht des Weihnachtsgeschehens, im Licht dessen, der uns Wegweisung gegeben hat durch das Vorbild seines Lebens, haben wir Menschen zur Seite, die mit uns solidarisch sind. Und wir üben Solidarität mit ihnen.
Die Kollekte des heutigen Gottesdienstes ist - wie jedes Jahr - bestimmt für die Aktion „Brot für die Welt“. Da können wir ein wenig Solidarität mit jenen üben, die ohne eigene Schuld in Hunger und Elend leben. und wenn wir die Geschenke betrachten, die nun mal zu Weihnachten gehören, so sollten wir daran denken, daß sie nur ein kleiner Abglanz des Geschenkes sind, das Gott uns vor 2000 Jahren gemacht hat.
„Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.“
Das ist das Geschenk, daß wir dem Gericht, den Fehlschlägen in unserem Leben enthoben sind, daß sie uns nichts mehr anhaben können, solange wir dem Licht glauben und vertrauen. Es ist ein Geschenk. Das Licht der Weihnacht wendet das Gericht ab, wenn wir uns ihm anvertrauen.
Das ist die große Zusage, an der wir uns in den festlichen Tagen, die vor uns liegen, freuen dürfen, und die uns auch im kommenden Jahr begleiten wird. Amen.

Verfasser: Prädikant Martin Bender, Südring 98, 55128 Mainz-Bretzenheim

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de