Menü

Der Sohn Davids

von Harald Storch (67547 Worms)

Predigtdatum : 24.12.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Lukas 2,1-14.(15-20)
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 2

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 9,1-6
Epistel:
Titus 2,11-14
Evangelium:
Lukas 2,1-20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 45,1-2
Herbei, o ihr Gläub’gen
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied:
EG 557
Ein Licht geht uns auf
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“
16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Liebe Gemeinde am Heiligen Abend,
die Hirten in der Weihnachtsgeschichte möchte ich in diesem Jahr einmal besonders in den Blick nehmen. Denn mit den Hirten kommt etwas von unserer eigenen Welt in die Weihnacht. Der Alltag und das Berufsleben kommen in den Blick. Und gleichzeitig fällt ein neues Licht auf eben diesen Alltag: „Die Klarheit des Herrn umleuchtete sie ...“
Gottes Licht für unseren Alltag - das wünsche ich uns. Das eigentümlich warme und fast zarte Licht dieses Abends wirkt doch gerade deshalb anziehend, weil wir in aller Feiertagsstimmung wissen, in welcher Welt wir leben. Doch an diesem Abend können wir uns mitnehmen lassen von den Hirten, mitnehmen zum Gotteskind „Des lasst uns alle fröhlich sein / und mit den Hirten gehn hinein / zu sehn, was Gott uns hat beschert / durch seinen lieben Sohn verehrt.“
Das Licht der Weihnacht hat das Bild der Hirten in vielen Jahrhunderten vergoldet, zumal in Verbindung mit Jesus als dem guten Hirten. Aber auch in der Musik ist eine eigene Gattung entstanden: Hirtenidyll, Pastorale. Andererseits haben sich in volkstümlichen Krippenspielen immer wieder auch bäuerliche Menschen selbst in den Hirten gesehen. „Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Fraun / kommet das liebliche Kindlein zu schaun.“
In der geschichtlichen Wirklichkeit waren es eher raue Burschen mit und ohne Frauen; Leute, die sich mit ihren Herden oft im wörtlichen Sinn durchschlagen mussten. Ihr Einsatz für Schafe und Ziegen aber war sprichwörtlich. „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“.
Ich denke, es waren Menschen von rauer Herzlichkeit, die Hirten. Mit einem etwas gewagten Versuch der Übertragung in die Gegenwart sage ich; die Weihnachtsgeschichte als amerikanisches Roadmovie könnte den folgenden Abschnitt haben: Es war aber ein großer Truckerparkplatz in der Nähe. Da standen viele LKW-Fahrer über Nacht. Während sie beieinander saßen, kam plötzlich ein Himmelsbote und es wurde taghell von Gottes Glanz. Die Weihnachtsbotschaft bei den Hirten damals - das heißt: auch und gerade coole Typen können glauben. Alltagstauglich ist unser Glaube. Oder, um einen Filmtitel zu variieren: Weihnachten - das heißt mehr als drei Männer / oder Frauen und ein Baby.
Immer wieder nehmen Filme dieses weihnachtliche Motiv auf. Ein kleines Kind bringt die Herzen auch hartgesottener Burschen zum Schmelzen. Denken Sie an den alljährlich wiederholten Weihnachtsfilm schlechthin: der kleine Lord. Ein Junge bringt das Eis um den mürrischen Großvater zum Schmelzen ... (Dass der Missmut hier im Gewand des Hochadels auftritt, ändert nichts am Grundton der Erzählung.)
Gott kommt in die Welt. Er wird Mensch, damit wir menschlicher in unserem Alltag werden. Er will bei uns sein - von der kaiserlichen Steuerveranlagung bei der Volkszählung bis zum Hirtenfeuer. Es waren aber Schichtarbeiter in der Gegend, die hatten gerade ihre Kurzpause, und die Klarheit des Herrn umleuchtete sie. Krankenschwestern waren auf ihrer Station, da trat der Engel des Herrn zu ihnen. Rheinschifferfamilien hatten ihre Schiffe wegen Hochwassers am Ufer festgemacht, als sie die Himmelsbotschaft hörten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Gott gebührt die Ehre! Nicht den nachgemachten Halbgöttern unter den Menschen. Gott macht sich klein, damit wir Menschen nicht voreinander groß sein müssen. Gott als Kind gerade für coole Typen - das bedeutet dann allerdings auch: du musst dich nicht stärker stellen als du bist, selbst Gott hat einmal klein angefangen. Schwach sein zu können ist eine Stärke ganz besonderer Art.
Gott, der als Menschenfreund schwach wird wie ein Kind, dieser Gott ist ein Freund des Friedens, gerade in Kriegszeiten. „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ Auch durch die schrecklichen Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit ist diese Einsicht nicht widerlegt. Vielleicht kann es nötig sein, Gewalt und Terror auch mit Macht zurückzudrängen. Hierbei kann es sich aber nie um mehr als schlechte Notlösungen handeln. Ständig besteht die Gefahr, dass sich die Gewalt dabei verselbständigt, dass durch das Schwert umkommt, wer zum Schwert greift. „Friede auf Erden“ heißt Gottes Botschaft. Dabei ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass die Menschen des göttlichen Wohlgefallens nicht nur die der eigenen Gruppe sind. Christus ist nicht gegen irgendwen gekommen, sondern für alle Welt. „Des lasst uns alle fröhlich sein, und mit den Hirten gehn hinein.“
Mit den Hirten aus aller Welt lasst uns gehen zum Stall von Bethlehem, zum Gotteskind in der Krippe - „zu sehn, was Gott uns hat beschert, mit seinem lieben Sohn verehrt“. Gott in seiner Schwäche will starken Typen helfen, auch weich und freundlich sein zu können. Vielleicht ist das der Grund, weshalb Jesus als der gute, freundliche Hirte das ursprüngliche Bild von den Hirten überlagert hat. Jesus, der die Starken sanft machen will und den Schwachen Kraft gibt; er will auch uns begegnen - nicht nur zur Weihnachtszeit. Der Philosoph Martin Heidegger hat uns Menschen als „Hirten des Seins“ bezeichnet. Wenn das Kind in der Krippe uns berührt hat, wenn es uns stark und sanft zugleich gemacht hat, dann können wir einander uns und unsere Welt hüten - „und die Hirten kehrten wieder um und priesen und lobten Gott für alles, was Sie gehört und gesehen hatten.“ Amen.
Eingangsgebet (Quelle: Reformierte Liturgie, Peter Bukowski u.a., Wuppertal + Neukirchen 1999):
Lieber Vater im Himmel!
Wir kommen zu dir,
weil dieser Abend dein Abend ist.
Der Abend, an dem du in deinem Sohn,
in einem Kind, zu uns gekommen bist:
aus deinem Licht in unser Zwielicht,
aus deinem Reichtum in unsere Armut,
aus deiner Ruhe in unseren Lärm.
Wir danken dir dafür.
Ja, wir können es kaum glauben, kaum fassen,
aber wir halten unsere Hände und unsere Herzen auf
für das, was du uns geben willst.
Denn du hast diesen Abend zu unserem Abend gemacht.
Du hast uns ins Licht gerückt
Und uns die Tür zu dir geöffnet.
Gib, dass wir durch unser Sorgen und Hasten hindurch
jetzt dich hören können,
damit unser Herz Ruhe findet bei dir. Amen.
Fürbitte (Quelle: Reformierte Liturgie, Peter Bukowski u.a., Wuppertal + Neukirchen 1999):
Barmherziger Gott,
wir danken dir,
dass du dich einmischst in unser Leben
und in das Geschick unserer Welt.
Du begegnest uns in der Menschlichkeit deines Sohnes,
du setzt dich unserer Wirklichkeit aus,
du veränderst sie mit der Kraft deiner Liebe.
Wir bitten dich,
lass uns das erkennen und auf dich vertrauen.
Stehe heute besonders denen bei,
die Angst vor den Weihnachtstagen haben,
weil sie um einen Menschen trauern,
weil sie in sich nur Leere verspüren
oder weil sie es zu Hause nicht aushalten.
Wecke Bereitschaft, Frieden zu schließen
zwischen zerstrittenen Menschen
und kriegsführenden Völkern;
Lass sie Schritte tun, die sie zueinander führen.
Lindere die Not der Hungernden und Heimatlosen,
befreie uns Besitzende aus der Klammer von Habgier und Selbstsucht.
Wir denken an die,
die auch an diesem Abend arbeiten müssen.
Wir denken an die Menschen,
die in Heimen leben oder auf der Straße.
Gott, lass jeden Menschen,
etwas vom geheimnisvollen Glanz deiner Gegenwart spüren.
Behüte das Glück der Liebenden,
schütze die Fröhlichkeit der Kinder.
Stärke uns alle in der Hoffnung auf deine Zukunft
durch Jesus Christus, deinen Sohn.

Verfasser: Dekan Harald Storch, Seminariumsgasse 1, 67547 Worms

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de