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Der starke Trost

von Hans-Ulrich Deußen (55270 Schwabenheim)

Predigtdatum : 30.09.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 14. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 7,11-16
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Wochenspruch:

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.
(2. Timotheus 1,10b)

Psalm: 68,4-7a.20-21 oder 146 (EG 757)

Lesungen

Altes Testament:
Klagelieder 3,22-26.31-32
Epistel:
2. Timotheus 1,7-10
Evangelium:
Johannes 11,1 [2] 3.17.27 [41-45]

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 161
Liebster Jesu, wir sind hier
Wochenlied:
EG 113
oder EG 364
O Tod, wo ist dein Stachel nun
Was mein Gott will, gescheh allzeit
Predigtlied:
EG 398
In dir ist Freude
Schlusslied:
EG 561
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

11 Jesus ging in eine Stadt mit Namen Nain, und seine Jünger gingen mit ihm und eine große Menge. 12 Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn seiner Mutter war, und sie war eine Witwe; und eine große Menge aus der Stadt ging mit ihr. 13 Und als sie der Herr sah, jammerte sie ihn, und er sprach zu ihr: Weine nicht! 14 Und trat hinzu und berührte den Sarg, und die Träger blieben stehen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf! 15 Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und Jesus gab ihn seiner Mutter. 16 Und Furcht ergriff sie alle, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht.

Liebe Gemeinde,
Eine schreckliche Geschichte: Eine Mutter verliert ihr Kind!
Vielleicht sind wir ja auch immer wieder betroffen, wenn wir vom Tod eines jungen Menschen hören. Wenn es sich um einen alten Menschen handelt, dann ist das eben der Lauf der Dinge. Es sei denn, wir sind selbst betroffen. Aber ein junger Mensch? Da werden wir doch sehr nachdenklich.
So auch in Nain. Da waren schon viele Menschen zu Grabe getragen worden. Da war es auch nichts Ungewöhnliches, dass eine Frau ihren Mann verlor. Auch Kinder starben vor ihren Eltern. Das war auch nicht ungewöhnlich. Aber heute war es etwas anderes: Der einzige Sohn einer Witwe war gestorben! Wer sollte jetzt die Frau unterstützen, wenn sie selbst nicht mehr arbeiten konnte?
Von der Nachbarschaft war nicht viel zu erwarten. Die musste selbst sehen, wie sie durchkam. Ein hoher Pachtzins war den Grundbesitzern für die Felder zu zahlen.
Aber selbst wenn die Frau irgendwie ihr Leben meisterte, der Name der Familie war erloschen. War das nicht geradezu eine Strafe Gottes?
Eine Wegstunde entfernt in Schunem hatte Elisa ja einmal einen Jungen vom Tode auferweckt. Aber das war schon lange her, wenn es nicht überhaupt ein frommes Märchen war. Einen Toten auferwecken, das könnte ja vielleicht der Messias. Aber auf den wartete man bisher vergeblich. Auch die Schriftgelehrten konnten über den Zeitpunkt seines Kommens keine eindeutige Auskunft geben.
Vielleicht gingen solche Gedanken den Menschen durch den Kopf, die beim Trauerzug dabei waren. Plötzlich wurden sie aus ihren Gedanken gerissen: Eine große Menschenmenge kam ihnen entgegen und hielt den Trauerzug auf.
Und dann geschah das Unerwartete: aus der entgegenkommenden Menge löste sich einer, dem die anderen ehrerbietig Platz machten. Sein Blick, das spürten alle, ruhte voll Teilnahme auf der Witwe. Aber was er dann zu ihr sagte, war doch wohl ausgesprochen unbarmherzig: „Weine nicht!“ Wie konnte er so die Gefühle dieser armen Frau verletzen!
Aber dann geschah Erstaunliches: Der Fremde packte die Bahre und brachte damit den Zug ganz zum Stehen. Wer war dieser Mann? Wusste er nicht, dass er sich mit dem Anfassen der Bahre unrein machte? Dieser Mann war entweder gesetzlos oder so barmherzig, dass ihm das alles nichts ausmachte.
Und dann begann der Mann auch noch mit dem Toten zu sprechen, als sei er gar nicht tot: „Jüngling, ich sage dir, steh auf!“ Wer wagte, so zu reden? Sieben mal hatte Elisa inbrünstig zu Gott gerufen, den Sohn der Schunemiterin aufzuerwecken. Dieser Mann aber sprach kein noch so kurzes Gebet, sondern er befahl einfach. Und das Wunder geschah: Der Junge stand auf und redete. Alle konnten es hören.
Auch wenn wir das nicht so deutlich sagen: wir alle sind wohl etwas skeptisch gegenüber den Wundergeschichten der Bibel. Das sind Dinge, die nicht in den normalen Ablauf unseres Lebens hineinpassen. Ich glaube, dass sich an dieser Frage entscheidet, ob wir Gott nur als letztes Prinzip hinter den Naturgesetzen sehen oder als den Schöpfergott, der unserer Welt in göttlicher Freiheit gegenübersteht.
Ich will es Ihnen offen gestehen: Ich glaube an Wunder, weil sie ein Zeichen der Souveränität Gottes sind. Gott hat die Freiheit, Dinge zu tun, die nicht in unser Schema hineinpassen. Aber wir suchen nach Erklärungen, die in unser Weltbild hineinpassen.
Ich sagte, ich glaube an Wunder. In unserem Text ist nicht ausdrücklich vom Glauben die Rede. Aber das „Weine nicht“ Jesu war eine Einladung an die Witwe, Gottes Möglichkeiten zu trauen. Er hätte auch sagen können: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“
Wie sah denn der Glaube der Frau aus, nachdem sie ihren Sohn wieder hatte? Sie war gewiss froh und dankbar und hat in das Gotteslob der Umstehenden mit eingestimmt. Aber ob sie dies Erlebnis so richtig einordnen konnte? Ich glaube, ihr erging es nicht anders als den Umstehenden: „Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden und Gott hat sein Volk besucht.“ Auch sie mussten auf etwas zurückgreifen, das in ihr Weltbild hineinpasste. Es war gewiss etwas ganz Besonderes, aber es war in ihrer Überlieferung schon einmal da gewesen.
Lukas wusste es besser als die Leute von Nain, weil er beim Schreiben seines Evangeliums vom Osterereignis, der Auferstehung Jesu wusste: Hier handelte der Messias und damit Gott selbst.
Auch wir sind ein wenig weiter als die Witwe und die anderen Leute von Nain. Das, was Lukas erfahren hat, ist auch uns eben durch ihn aus seinem Evangelium bekannt.
Was löst diese Kenntnis bei uns aus?
Lassen wir Text und Predigt über uns ergehen? Wir gehören zwar zu einer christlichen Kirche, aber schließlich sind wir ja aufgeklärte Menschen!
Vielleicht ist es bei dem einen oder anderen ja auch Bewunderung für Jesus, wie er ohne Rücksicht auf ein etwaiges Misslingen wagt, die Worte „Jüngling, ich sage dir, stehe auf“ zu sprechen.
Vielleicht erinnert sich auch dieser oder jener dankbar an erfahrene Hilfe in seinem Leben.
Anfänge des Glaubens!
(Anmerkung des Verfassers: Ich bewundere immer die Menschen, die ihre Bekehrung mit einem genauen Datum belegen können. Bei mir war es mit dem Glauben ein langer Weg, der vom Glauben an mich selbst zum Glauben an Jesus Christus führte.)
Wohl dem, der sich durch das Zeugnis der Heiligen Schrift zu der Erkenntnis führen lässt: Jesus Christus, der Herr, der schon im Alten Testament verheißene Messias. In ihm begegnet uns Gott selbst in Person. Amen.

Verfasser: Prädikant Hans-Ulrich Deußen, Raiffeisenstr. 5, 55270 Schwabenheim

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