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Die Einladung

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Predigtdatum : 21.06.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 1. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Lukas 14,(15).16-24
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Die Einladung

Wochenspruch:

Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. (Matthäus 11,28)

Psalm: 36, 6-11 (EG 719)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 55, 1-3b.(3c-5)
Epistel:
Epheser 2, 17-22
Evangelium:
Lukas 14, (15).16-24

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 213,1+2
Kommt her, ihr seid geladen
Wochenlied:
EG 250
oder EG 363
Ich lobe dich von ganzer Seelen
Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn

Kommentar zum Predigttext Lk, 14,14-24

Der Predigttext bildet mit den anderen Abschnitten des Kapitels 14 des Lukasevangeliums eine Komposition im Sinne lukanischer Theologie und evangelistischer Absicht. Alle Episoden spielen sich während eines Mahls bei einem Pharisäer am Sabbat ab. In der ersten, der Heilungsgeschichte, in der Jesus die Pharisäer kritisiert als die, die sich zu sicher Gerechten und Auserwählten zählten, erweitert er die nötige Zuwendung über die zu den unmittelbaren Nächsten, wie dem eigenen Sohn oder das Tier, hinaus zu jedem Menschen, wie hier zu dem Wassersüchtigen, den er heilt. Das Geschehen trägt das Gepräge von Gottes Güte. Jesu radikale Haltung erweist sich weiter in seiner Belehrung an die Gäste, die um Ehre ringen (den Ehrenplatz). Wahre Ehre ist für Lukas ein Geschenk Gottes, nur der darum weiß kann gewiss sein, dass Gott ihn beschenkt. Es findet eine Umwertung alles Diesseitigen statt. All das dient quasi als Warnung an die Pharisäer vor den Gefahren, für die, die sich über Gottes Maßstäbe hinwegsetzen. Es folgt ein seelsorgerlicher Rat an den Gastgeber, der den Gesichtspunkt der Gegenseitigkeit bzw. des Ausgleichs bei Einladungen anspricht. Ziel: Anteil an Gottes Gerechtigkeit haben die, die sich über eigene Gerechtigkeit hinwegsetzen. Merkmal von Gottes Gerechtigkeit ist nicht das Aufrechnen, sondern die vorbehaltlos schenkende Güte. Die Gegenwart entscheidet über die Zukunft, die Gottes Gerechtigkeit ist.

Auch in unserem Predigttext thematisiert Lukas die pharisäische Hoffnung, zu den Gerechten zu gehören, er entlarvt dies als gefährlichen Selbstbetrug. Die doppelte Einladung, wie sie in unserem Text ausgesprochen wird war üblich. Erst erfolgte eine generelle Einladung, dann, wenn alles bereitet war, noch eine Zweite. Es kam durchaus vor, dass jemand absagen musste, die hier angeführten Gründe gelten jedoch als beleidigend, werden als solche bewertet, bzw. sie drücken aus, nichts kann wichtig genug sein, um Gottes Einladung auszuschlagen. Die Geladenen sind das Volk Israel, das durch die Propheten auf Jesus vorbereitet wurde, es ist aber in die Bindungen an die Welt verstrickt. Doch dieser Hausherr will Gäste haben, die Einladung ist ihm sehr ernst, hier drückt sich auch seine Güte, sein Interesse aus. Wer sich dem heute entzieht, verwirkt seinen Platz an der Tafel Gottes morgen. Gott erreicht sein Ziel auch, wenn sein Volk seine Einladung ausschlägt. Mit den Krüppeln etc. fällt Jesus schon ein Urteil über die Außenstehenden, die außerjüdischen Menschen, sagt aber gleichzeitig, dass auch sie geladen sind, sie sind die Armen, die er selig pries, etc. Auch Heiden sind Eingeschlossene in das Heil, sofern es sie nach der Gemeinschaft mit Gott verlangt. Gott bittet sie seine Gäste zu werden Die Heidenmission ist so Zeichen der Kondeszendenz Gottes, des sich gnädigen Herabbeugens in diese Welt, wie sie sich in der Menschwerdung Jesu am deutlichsten ausdrückte.

Der Ausschluss von Gottes Freude erfolgt unwiderruflich. Die Pharisäer verschließen sich dem Ruf durch Ihre Bindung an diese Welt. So sind sie Teil der weltgebundenen Menschheit und besitzen keine Sonderstellung. So erscheint als Ziel des Lukas Jesus als der Retter, den niemand ent(b)ehren kann, wer er auch sei. Varianten zu unserem Text in der Parallele bei Mathäus bezeugen den redaktionell teilweise freien Umgang bei der Entstehung der Evangelien bzw. theologische Akzentuierungen.

Grundgedanken und Ziele der Predigt sind:

Die Zeichen der Zeit zu erkennen, die Einladung gilt, das Reich Gottes ist auch hier und jetzt und nicht nur im „Jenseits“ oder in einer fernen Zukunft. Seine Wirklichkeit hängt von uns ab, mit den Eingeladenen sind heute alle gemeint, auch wir, auf beiden Seiten, der der zuerst Geladenen und der später Geladenen. Wie sich das, was Reich Gottes heißt, darstellt, wird einerseits als innerer Prozess in jedem Menschen aufzuzeigen versucht und an einigen Beispielen verdeutlicht, die bewusst nicht zu konkret gewählt sind, damit ein Prediger/eine Predigerin in Bezüge zu einer konkreten Gemeindesituation bzw. zu aktuellen Tagesereignissen einbringen kann.

Die Predigt soll den drohenden Aspekt zwar ansprechen aber nicht zentral betonen, sie soll eine Einladung darstellen für ein Mitwirken an der Gestaltung des Reiches Gottes, den präsentischen Aspekt ausführen, den Gedanken des Mahles aufgreifen, ermutigen sich darauf einzulassen und so den „Vorgeschmack“ neuer Gemeinschaft andeuten.
Ein Agape- oder Abendmahl wäre daher im Kontext eines entsprechend gestalteten Gottesdienstes zu erwägen.

Predigt über Lukas 14, 15-24, 2. Sonntag nach Trinitatis 2009

Der Einstieg – Vom Charakter verschiedener Einladungen

Liebe Gemeinde,
wer wird nicht gerne von guten Freunden zu einem Essen eingeladen? Es ist schön die Freunde wieder einmal zu sehen, es gibt nach vielleicht langer Zeit viele Erlebnisse zu erzählen, man tauscht wichtige persönliche Erfahrungen aus, bespricht auch ernste Themen, Entscheidungen, die anstehen oder plaudert zwanglos, feiert einfach ausgelassen eine Geburtstagsparty isst und trinkt zusammen. Wir freuen uns, weil man einander mag und schätzt.
Doch manchmal ist das mit einer Einladung auch so eine Sache. Man folgt ihr nur pflichtgemäß. „Da muss ich hin, es lädt schließlich der Chef ein“ oder es handelt sich um einen anderen offiziellen Anlass „da muss ich mich einfach sehen lassen“, heißt es dann, „komme ich nicht, schadet das meiner Karriere oder meinem Ansehen“. Sicher gibt es auch andere Einladungen, denen man nur ungern folgt, eventuell zu bestimmten Familienfesten oder Einladungen von Menschen, die man selbst gar nicht so mag, die einem nicht so wichtig erscheinen. Man verbringt dort Zeit, die man besser nutzen könnte, um etwas Schönes zu tun. Es befällt uns unter Umständen auch die Angst etwas anderes zu verpassen. Da lässt man sich gern etwas einfallen, weswegen man verhindert ist, „wichtige“ Termine oder andere Ausreden.

Eine ähnliche Erfahrung machte auch der Gastgeber aus dem Gleichnis, das heute unserem Predigttext zugrunde liegt: Predigttext verlesen: Lukas, 14,14-25 (Lutherübersetzung)

Die Zeichen der Zeit erkennen
Liebe Gemeinde, als Jesus dieses Gleichnis erzählte, war er selbst bei einem der führenden Pharisäer zum Essen eingeladen. Vor das Gleichnis ist ein Ausruf eines Gastes, eine Seligpreisung gesetzt: „Selig ist, der das Brot isst im Reiche Gottes“, So dient das ganze Gleichnis als Hinweis auf das Wesen Gottes und das Sein im Reiche Gottes. Und es ist Gott selbst, der zum Mahl einlädt. Diese Einladung ist sehr ernst gemeint, schickt er doch mit dem Knecht, seinen Sohn Jesus aus, um die Gäste zu holen, er ist sich dafür nicht zu schade, ihm liegt nämlich etwas an den Gästen. Nur so lässt sich der Zorn darüber erklären, dass alle absagten. Unser Gastgeber denkt nicht etwa, was für ein Glück, dass nicht alle kommen, nein, sein Haus soll voll werden. Daher die zweite Aussendung des Knechtes. Seine Einladung zu einem Essen bedeutet, ich will für dich sorgen, du interessierst mich. Er möchte die Menschen gleichsam „bewirten“, hier mit Orientierung und Wegweisung, für Sinn und Heil in ihrem Leben. Gott sagt mit seiner Einladung, du bist mir wert, ich schätze dich, ich schenke dir Liebe und stehe dir bei, gebe dir Kraft und Hoffnung.

Er rechnete fest mit der Gültigkeit der ersten Zusage, er hatte den Gästen vertraut. Verständlich, dass er angesichts solcher Unzuverlässigkeit enttäuscht ist. Die Absage kommt einer Beleidigung gleich. Die Eingeladenen, hatten scheinbar Wichtigeres zu tun, Land- und Ochsenkauf, kurzfristige Geschäfte, Eheschluss. Das wäre schon ein Grund, aber den Termin wusste man auch früher und müsste nicht so kurzfristig absagen. Aber im Gleichnis sind dies auch nur Beispiele, die ausdrücken, mir sind in der Welt andere Dinge wichtiger, als deine Einladung.

Der Gastgeber fühlt sich so nicht ernst genommen. Das kann verletzend sein und die Beziehung nachhaltig stören. Das wird auch deutlich gesagt: die Chance auf meine Einladung ist für die Ersten vertan. `Keiner wird mein Abendmahl schmecken´. Ein hartes Wort, doch nicht überraschend, denn die Einladung war lange genug bekannt, man hätte sich darauf einrichten können.
Was mag die Menschen in unserem Gleichnis wirklich zur Absage veranlasst, gar ermutigt haben? War es schlichte Gedankenlosigkeit, der Eindruck, ich habe mein Heil, alles was ich zu einem guten und auch gottgefälligen Leben brauche schon in trockenen Tüchern, sonst bin ich in Ordnung und handele auch entsprechend gut oder wähnten sie, bis zur Abrechnung ist es noch lange hin, da gibt es noch genug Gelegenheiten, der Gastgeber wird’s mir schon nicht krumm nehmen? Die zuerst Geladenen haben offenbar nichts verstanden. Das, was Reich Gottes heißt, ist für sie fern. Jesus zeigt, dass sie sich verschätzen und noch etwas verdeutlicht er: Es gibt keine Rang- oder Klassenunterschiede, keine Edleren und Niederen, keine Vornehmen und Einfachen Menschen. Alle sind geladen. Gerade die sich für nicht eingeladen hielten und es auch zunächst nicht waren sind nun willkommen. Die, die nichts galten scheinen bei aller Eingeschränktheit ihrer Lebenschancen eines verstanden zu haben, jetzt ist es an der Zeit, wenn der Ruf der Einladung erschallt gibt es kein Zögern, Chancen sind beim Schopf zu packen, das hier und jetzt zählt.

Prioritäten setzen
Wir als die heutigen Hörer können uns auf Seiten beider Gruppen wiederfinden, der zuerst und der später Geladenen. Manchmal sind wir eher auf der Seite derer, die zunächst außen vorstanden, am Rande, die nicht dazugehörten, weil es ihnen an Materiellem fehlt, an Ansehen, an Erfolg, an Begabung oder vielleicht nur wegen der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Religion, oder weil sie alt, krank oder behindert sind, da erfahren wir, alle gehören zu den Gästen.

Stehen wir auf Seiten derjenigen, die meinen sie könnten warten, es wäre nicht nötig, jetzt zu handeln und auf den Ruf zu hören müssten wir uns Fragen gefallen gelassen:
Wenn Sie, liebe Gemeinde, gefragt würden: „Was ist ihnen am wichtigsten?“, was würden Sie antworten? Glück in der Familie und Partnerschaft, ein sicherer Arbeitsplatz, Erfolg und Vorwärtskommen im Beruf und Schule, Gesundheit und Sicherheit, wären sicher unter den Favoriten. Hinzu kämen sicher ein gutes Auskommen, materielle Sicherheit. All das bewegt und treibt uns ja auch tatsächlich um und nicht zu knapp, all das bereitet auch Sorgen und Kopfzerbrechen, zu Recht. Zudem beschäftigen uns die alltäglichen Dinge, die Alltagsarbeit, Einkaufen, Putzen, sich um die Kinder kümmern, Wohnung oder Haus, Versicherungen, das Klima, das Auto, die Eltern, Großeltern, die vielleicht zu versorgen sind, die eigenen ernsthaften Krankheiten oder auch die kleinen Wehwehchen, die uns zwicken, Schicksalsschläge persönlicher Art oder Katastrophen in der Welt, die wirtschaftliche Lage, der Urlaub, die Reize und Ablenkungen der Welt, Verlockungen, Besitz(streben), und, und, und, …Wie oft hören wir „ich habe keine Zeit“, wie oft merken wir, wie schwer es ist Termine für Einladungen zu finden, weil alle so beschäftigt sind. -

Was entgeht uns dabei, wo verpassen wir den entscheidenden Moment? - Unser Text beinhaltet eine heilsame Beunruhigung, eine Herausforderung. Jesus zeigt, es geht um Veränderung, neue Schwerpunkte und neue Sichtweisen des Lebens, das worauf es ankommt verändert sich, wenn wir auf ihn hören - . Vielleicht genügt ein Moment der Konzentration und Ruhe, um zur Besinnung zu kommen, sich zu überlegen, worauf kommt es wirklich an im Leben, in meiner Beziehung zu meinen Mitmenschen und zu Gott. Ist all das, was so wichtig scheint, mich so in Besitz und Beschlag nimmt, wirklich das Heilsame, das Zentrum des Lebens? Überhöre ich damit nicht das Wichtige, übersehe und übergehe ich damit auch das, was Reich Gottes heißt?

Geschmack am Neuen finden
Eigentlich können wir es uns gar nicht leisten, das zu übersehen, denn es geht um unser Leben, das der Nächsten und der nächsten Generation. Es geht um das Klima, in dem wir und sie leben werden.
Um dies zu beeinflussen, können wir das, was Jesus so wider die Regeln der Welt versuchte, in die Tat umsetzen, zeigen, was es heißt, wenn Jesus sagt: wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Um dorthin zu gelangen müssen wir uns wohl in Bewegung setzen, alte Standpunkte verlassen, neue Sichtweisen ausprobieren, wie ein neues Gericht an dieser Tafel, das wir noch nicht kennen. Nicht alles wird uns schmecken, Manches auch aufstoßen und uns zunächst im Magen liegen, als Forderung, die uns nicht so behagt.

Das, was so mühsam erscheint wird uns aber zugetraut, sonst wären wir nicht geladen und wir werden dafür gestärkt durch das Mahl, das wir in der Gemeinschaft der Gleichgesinnten einnehmen können, real und symbolisch. Hier bei Gott sitzen wir an einem Tisch, halten wir gemeinsam das Mahl. Das heißt auch, wir sind nicht allein, wir können nach außen wirken hin zu den anderen ausgehend von unserer Tischgemeinschaft. Hier ist das Reich Gottes schon da. Es kann hier und jetzt präsent sein, da wo das Klima von Achtung und Achtsamkeit für den Gastgeber geprägt ist, auch den, den wir nicht so mögen, von Wertschätzung für die anderen Gäste, denn auch sie gehören zu den von Gott ins Leben Geladenen, egal woher sie stammen, wohin sie später gehen. Wir können es wahrnehmen, wo wir Versöhnung, Annäherung erleben, nach früheren Brüchen, wo Normalität einkehrt nach Katastrophen, in neuen Aufbrüchen, wo alles ausweglos schien, wo neue Gemeinschaft im scheinbar so Bekannten und Alltäglichen aufleuchtet, da wo ich riskiere auf Andere, Fremde, auch Ungeliebte zuzugehen, das Gespräch suche, Hilfe anbiete, wo Not herrscht, Schweres mittrage im Leid. Es ist spürbar in einer Geste, in einem Wort, einem Blick, einem Lächeln.

So bricht sich etwas von dem Reich Gottes Bahn, wird es Wirklichkeit mitten unter uns. Wir werden merken, dass uns dieses „Mahl“ bei Gottes Einladung schmeckt, denn mit der Bewegung nach außen ändern wir uns auch selbst, es geschieht etwas mit uns, wir können es genießen, auch das gehört zu einem Mahl hinzu. Amen.

Michael Schrök-Lichtenstern, Meier-Spier-Str. 34, 64846 Groß Zimmern

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