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Die Gaben der Schöpfung - Verantwortlich leben: Gott danken und mit anderen teilen

von Sigrid Wiefel (99084 Erfurt)

Predigtdatum : 01.10.2006
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 17. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 1. Timotheus 4,4-5
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Wochenspruch:



Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

(Psalm 145,15)

Psalm: 104,10-15.27-30 (EG 743)



Lesungen



Altes Testament:

Jesaja 58,7-12

Epistel:

2. Korinther 9,6-15

Evangelium:

Lukas 12, (13-14) 15-21



Liedvorschläge



Eingangslied:

EG 324

Ich singe dir mit Herz und Mund

Wochenlied:

EG 324

oder EG 502

Ich singe dir mit Herz und Mund

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Predigtlied:

EG 420

Brich mit den Hungrigen dein Brot

Schlusslied:

EG 321

Nun danket alle Gott



4 Was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; 5 denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.



Liebe Gemeinde!

Ist das nicht wunderschön? Ein Festtag, eine schön geschmückte Kirche, Musik, festlich gestimmte Menschen, Kinder und Erwachsene, Alte und Junge, ist das nicht so eine Stunde im Leben wo man ganz und gar glücklich ist und sagt: das Leben ist schön, es ist ein Glück am Leben zu sein, auf der Welt zu sein, alles ist gut? Wer das fühlt, der soll dieses Gefühl nicht mit Bedenken und Befürchtungen unterdrücken, sondern der soll ihm Ausdruck verleihen, so gut er nur kann, mit einem strahlenden Gesicht, mit Umarmungen und freundlichen Worten an Gott und die Menschen, mit Singen und Tanzen und Feiern!

Wenn nicht manchmal, an solchen Tagen wie dem Erntedankfest das Gefühl großer Freude uns erfüllte, wären wir doch zu bedauern. Dieser Tag ist ein Fest des Lebens, von Gott für uns bereitet. Wir wissen nur zu gut, dass nicht immer Festtag ist. Die Freude trübt uns auch nicht den Verstand. Wir wollen an solch einem Tag auch keine „Sonntagsreden“, die zur Lüge werden, weil sie große Teile unserer Lebenswirklichkeit ausblenden. Nein, wir freuen uns und feiern mit offenen Augen und mit dem Wissen, dass durchaus nicht alles gut ist auf der Welt. Wir singen und beten mit der Erfahrung, dass uns die Zustände auf der Welt mehr Grund zu Angst und Sorge geben als zu Jubel und Freude.

Natürlich wissen wir auch, wem wir diese Zustände zu verdanken haben, nämlich uns selbst, uns Menschen. Wir sind es, die es nicht fertig bringen, zwischen Lebensmittelvernichtung und Überfluss auf der einen und Hunger und Armut auf der anderen Seite einen Ausgleich herbeizuführen. Wir sind es, die in immer neuen Kriegen Menschen und ihre Lebensgrundlage zerstören. Wir sind es, die die Tiere mit Hormonen voll stopfen und Pflanzenfresser zu Kannibalen machen, die mit Tiermehl gemästet werden, so dass man die Lebensmittel aus dem Ladenregal noch nicht mal nach dem Lesen des Kleingedruckten beruhigt kaufen kann.

Da gilt eben nicht: nichts ist verwerflich, was der Mensch geschaffen hat. Die Danksagung, die der Mensch sich selbst ausspricht für den Fortschritt, den er bis heute erreicht hat und in Zukunft noch in ungeahnte Höhen treiben will, ist zumindest zweifelhaft und oft unangebracht. Alles, was der Mensch schafft, hat gute und böse Seiten. Aber landen wir nicht letztlich doch bei Gott, denn Gott hat doch den Menschen geschaffen, eben dieses zwiespältige Wesen, das selber nichts Vollkommenes schaffen kann? Und Gott sagt dennoch nach der Schöpfung: alles ist gut. Oder wäre sie vielleicht ohne den Menschen so geblieben, so gut, die Schöpfung im Stande der Unschuld und vollkommenen Schönheit?

Aber Gott wollte den Menschen, und er wollte ihn, wollte uns so, wie wir sind, nämlich frei, nicht wie Marionetten an seinen Fäden. Gottes großes Geschenk an uns ist unsere Freiheit, und mit dieser Freiheit ist das Böse in die Welt gekommen, aber eben auch die Möglichkeit zum Guten. Es kommt ganz darauf an, wie wir uns selbst, wie wir die Welt und wie wir Gott ansehen.

Wer mit Danksagung etwas empfängt, weiß, dass er ein Beschenkter, ein Begabter ist und daher ein Verantwortlicher, der Rechenschaft geben muss. Kein Besitzer, der meint, allem seinen Willen, seinen Stempel aufdrücken zu müssen. Es wäre doch viel gewonnen, wenn wir Menschen uns so verstehen könnten: als Geschöpfe Gottes, frei und verantwortlich. Das wird immer eine Gratwanderung sein und nie leicht. Der Verstand reicht nicht aus, um das Bessere zu tun und das Schädlichere zu vermeiden. Ohne die Bindung an Gott gelingt nichts, was den Menschen und der Erde gut tut.

Als Bonifatius nach Hessen und Thüringen kam, um den heidnischen Germanen das Evangelium zu bringen, machte er Schluss mit ihrem Aberglauben, dass die Bäume, die Tiere, die Erde etwas Heiliges seien. Drastisch führte er vor, dass man die einem Gott geweihte Eiche einfach fällen kann, ohne das etwas geschieht. Hat er damit nicht eine gefährliche Grenze überschritten und viele nach ihm? Lernen wir nicht jetzt wieder, spät oder gar zu spät, dass man solche Grenzen doch nicht ungestraft überschreitet? Immer wieder stehen wir vor dieser Frage: darf man alles tun was denkbar ist und technisch möglich? Ist es nicht doch so, dass in allem Lebendigen etwas Heiliges ist, etwas von Gott?

Alles was Gott geschaffen hat, ist gut, sagt Paulus. Nichts ist verwerflich was mit Danksagung empfangen wird. Es ist geheiligt durch Gott selbst. Wenn wir auf ihn hören, hören wir was Gottes Sache und was unsere Sache ist.

Wenn wir heute feiern, dass Gott unser Leben erhält, dass er unserer Saat, unserer Arbeit den Segen der Ernte gegeben hat, dann hat er uns auch die Aufgabe gegeben, zu entscheiden, was wir mit der Ernte machen. Und das gilt für alle Ernte in unserem Leben. Wir brauchen die Ernte, um davon zu leben, alle miteinander, und wir brauchen die Ernte, um wieder säen zu können. Die Saat darf nicht mit verbraucht werden, auch nicht in Notzeiten. Und für die Saat muss das Beste ausgesucht werden, nicht nur auf dem Acker, sondern genauso im Umgang mit den Menschen und ihrer Zukunft, sei es in Erziehung und Bildung, oder sei es in Lebenshilfe für Kranke und Behinderte. Das alles ist auch Saat, für die nur das Beste gut genug sein sollte. Mit Danksagung ernten und säen auf Hoffnung, das ist doch ein gutes Motto unter dem wir das Erntedankfest fröhlich feiern können. Amen.



Verfasserin: Pfarrerin i. R. Sigrid Wiefel, Glockenquergasse 1, 99084 Erfurt

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