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Die Gaben der Schöpfung - Verantwortlich leben: Gott danken und mit anderen teilen

von Angelika Schiller-Bechert (04838 Eilenburg)

Predigtdatum : 05.10.2003
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 17. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 6,25-34
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Wochenspruch:

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Psalm 145,15)

Psalm: 104,10-15.27-30 (EG 743)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 58,7-12
Epistel:
2. Korinther 9,6-15
Evangelium:
Lukas 12, (13-14) 15-21

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 508
Wir pflügen und wir streuen
Wochenlied:
EG 324
oder EG 502
Ich singe dir mit Herz und Mund
Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit
Predigtlied:
EG 427
Solang es Menschen gibt auf Erden
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns, Gott

Jesus lehrte seine Jünger und sprach: 25 „Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? 27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? 28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? 32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. 33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“
Überlegungen:
Sorgen um das tägliche Brot und um die Kleidung waren zur Zeit des Verfassers begründeter als heute. Matthäus fordert viermal auf, sich keine Sorgen zu machen, ja er fragt an, warum sie sich Sorgen machen. Der Sorge wird Gottes gnädiges Handeln gegenübergestellt, das Handeln an seiner Schöpfung und an den Menschen. Matthäus spricht im Gegensatz zu Lukas nicht von Gott, sondern sagt: „euer himmlischer Vater ernährt sie ... so auch euch“. Die Heiden haben noch keine Erfahrungen mit Gott gemacht, wissen auch nicht, dass Vertrauen möglich ist und sind deshalb sozusagen genötigt, sich Sorgen zu machen. So aber nicht die Jünger und Nachfolger Jesu.
Viele Menschen machen sich heute immer und immer wieder Sorgen, um alles. Diese Sorgen machen sie kaputt und krank, da sie oft auch unberechtigt sind. Aber der Mensch ist m. E. so veranlagt, denn Sorge bedeutet Angst. Und Angst kann nicht so einfach hinweggeredet werden. Sie ist da und möchte ernst genommen werden.
Wichtig ist für Matthäus, dass sich die Menschen sorgen um Gottes Reich und seine Gerechtigkeit, nicht indem sie sich sorgen, sondern indem sie Sorge tragen, dass es spürbar wird in der Welt. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
“Würde jede und jeder von uns dafür mehr Sorge tragen, hätten mehr Menschen auf dieser Welt Brot; und wir in unseren Breiten müssten nicht so viele Ängste haben, den Wohlstand um uns herum zu verlieren.

Liebe Gemeinde,
Erntedankfest - voller Dank schauen wir auf das, was wir zum Leben haben. Wir schauen auf die Früchte des Feldes. Sie stehen uns wieder reichlich zur Verfügung. Wir schauen aber auch auf die Erträge unserer Arbeit in Technik und Wissenschaft und den Fabriken.
Unser Lebensstandard ist sehr hoch und dafür sind wir dankbar. Wir wissen, dass der Erfolg einerseits mit unserem Fleiß und den Gaben, die wir haben und einsetzen in Verbindung steht, andererseits aber auch ein Geschenk ist. Wir sangen es vorhin: „alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn“. Ja, wir wissen, dass wir trotz Fleiß und Klugheit oft nicht die gewünschten Erfolge erzielen, dass dazu mehr gehört.
Wir schauen dankbar auf das, was uns gegeben ist und vertrauen Gott dass er uns auch weiterhin umsorgt, uns das gibt, was wir zum Leben brauchen und das erhält, was uns wichtig ist.
Dankbarkeit ist ein wunderbares Gefühl. Es ist angenehm, und in solchen Lebensmomenten können wir Ruhe und Gelassenheit, Liebe und Zufriedenheit in unserem Herzen spüren.
Diese Lebenszeiten, mit diesem wohltuendem Grundgefühl, möchten wir am liebsten festhalten. Doch sie lassen sich nicht festhalten, da sie sehr schnell verdrängt werden durch etwas, das im Menschen neben der Dankbarkeit auch angelegt ist, nämlich durch die Angst und die Sorge. Gerade in Momenten des Glücks und der Dankbarkeit schleicht sich die Sorge ein und sie nagt an uns und fragt uns: Wird es so bleiben? Kann ich das, was ich habe, auch erhalten,? Was wird, wenn ich mit meiner Krankheit nicht mehr zurecht komme? Wie werde ich alles schaffen, ohne Arbeit? Was, wenn wieder eine Flut kommt oder uns ein terroristischer Anschlag trifft oder gar wir in Kriegshandlungen verwickelt werden? ... ? ... ? ... ?
Sorgen über Sorgen um die Zukunft. Sie sind da, weil wir wissen, dass Krankheit, Verlust, Streit, Zerstörung, ja auch Kriege zu unserem Leben gehören. Wir haben schon oft erlebt, dass morgen all das, was uns glücklich, zufrieden und dankbar gestimmt hat, nicht mehr da ist. Sich zu sorgen, scheint berechtigt, auch gehört es zum Tun der Menschen.
Aber es gibt eine Art des Sorgens, die uns lähmt, uns kaputt macht, das Leben versauert. Es ist die grüblerische, quälende Sorge, die Angst im Nacken um das, was kommen wird. Die Angst, alles zu verlieren, was man sich aufgebaut hat. Die Angst, die nicht loslassen kann und immer neue Ängste gebiert. Das Sich-Sorgen, Schwarzmalen, Dinge sehen, die noch nicht in Sicht sind, Klagen und Murren über das, was kommen könnte ist heute gang und gäbe.
Und wenn wir uns in die Sorge um das Morgen und Übermorgen hineinbegeben, dann können wir schnell erspüren, wie sie uns die Kraft nimmt, die Lebensfreude, die Zuversicht. Wie sich die Dankbarkeit verwandelt in Gier, in unbedingtes Festhalten hier und heute. Viele Menschen sind schon krank vor Sorge ja, die Depressionen nehmen zu und verlangen dem Körper so viel Kraft ab, dass er krank wird. Sie kennen das Sprichwort: „zerfressen von Sorgen“? Doch das ist es ja gerade nicht, was wir wollen.
Unser Predigttext, den sie als Evangelium hörten, spricht gegen diese falschen, qualvollen, grübelnden, Herz und Nerven zermürbenden Sorgen. Jesus sagt: Sorgt euch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt; nicht um eure Nahrung; nicht um euer Hab und Gut. Er weist uns darauf hin, dass unser Leben mehr ist als Nahrung und Kleidung und die Sorge darum. Er fragt uns an, ob wir durch Sorge etwas erreichen, unser Leben verbessern, gar verlängern könnten? Nein, das wissen wir auch, dass wir durch Sorgen nichts erreichen. Dennoch können wir es so oft nicht lassen, uns zu sorgen.
Im Evangelium lesen wir zwei Beispiele, die uns deutlich machen sollen, dass es umsonst ist, sich zu sorgen. Das Bildwort von den Vögeln des Himmels, die nicht säen und arbeiten und doch alles zum Leben vorfinden. Und das Bildwort der Lilien auf dem Felde, die nicht harte Arbeit verrichten und sich schöne Sachen spinnen, aber dennoch wachsen und wunderschön aussehen. Jesus sagt: Um das Gras des Feldes kümmert sich Gott, warum sollte er sich dann nicht um euch kümmern? Also macht euch keine Sorgen, vertraut Gott. Sorgen machen sich die, die Gott nicht kennen, denn sie wissen nicht, dass der himmlische Vater das gibt, was wichtig ist.
Ja, er hat schon recht, könnten wir antworten aber, wir sind nun mal keine Vögel und auch der Vergleich mit den Lilien und den Feldblumen hinkt. Wir können doch nicht die Hände in den Schoß legen und nichts tun und nur auf Gott vertrauen.
Nein, so geht es nicht und der Text wäre vollständig missverstanden. Und er wurde oft missverstanden, so nach dem Motto: „Wer Gott vertraut, braucht nur dazustehen, schön wie die Lilien, oder frei und lustig rumzufliegen, wie die Vögel.“ Ein tolles Leben. Aber es stimmt ja nicht, denn auch die Vögel sind fleißig, sie säen und arbeiten zwar nicht, müssen aber dennoch die Gaben nutzen, die Gott in sie hineingelegt hat, um zu ihrer Nahrung zu kommen. Und selbst die Lilien gehen nur auf, wenn sie sich dem Regen und den Sonnenstrahlen öffnen.
Und auch wir sollen unsere Gaben zum Arbeiten und Denken nutzen. Ja sogar Sorgen nach Wichtigem sollen wir trachten. Nicht um den morgigen Tag sollen wir uns sorgen, denn dieser wird morgen das Seine fordern. Nein, im Matthäusevangelium lesen wir „Trachtet vielmehr zuerst nach seinem Reich und seiner Gerechtigkeit, und all das andere wird euch dazugegeben werden.“ (V. 33) Wir sollen dafür sorgen, dass Gottes Reich und seine Gerechtigkeit spürbar wird auf Erden, so wie wir es einige Verse vor unserem Predigttext lesen können.
„Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Wurm sie zerstören und Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel... denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ (V 19 ff). Selbst im Vaterunser bitten wir zuerst: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden“, und erst danach bitten wir um unser tägliches (nicht wöchentliches, nicht jährliches) Brot. Jeden Tag bitten wir Gott, uns zu geben, was wichtig ist.
Immer wieder fordert Gott uns auf, ihm zu vertrauen, denn er schenkt uns in seiner Liebe immer wieder neu, was wir zum Leben brauchen. Wenn wir die Erfahrung gemacht haben, dass in Notsituationen Hilfe kommt, wir nicht allein bleiben, nicht verzweifeln müssen, es weiter geht, können wir uns diese Erfahrungen immer wieder in Erinnerung rufen, wenn wir erneut in Not sind. Dann wissen wir zwar nicht, ob es wieder geschieht, und Angst und Sorge kann sich wieder einschleichen, aber wir können festhalten an der Hoffnung.
Und neben dem Vertrauen fordert Gott uns auf. Trachtet danach, dass meine Liebe, mein Friede spürbar wird in der Welt, im Miteinander. Zu diesem Trachten gehören:
- für den Frieden beten;
- auf die Straße gehen und für ihn eintreten,
- den Mund aufmachen, wenn Ungerechtigkeiten geschehen;
- wahrnehmen, dass anderorts Menschen hungern und sterben und ihnen helfen und von dem, was man selbst hat, abgeben;
- sich Zeit nehmen für die Menschen, die Hilfe brauchen;
- aufeinander hören, miteinander reden
- im Freundeskreis, in der Familie, der Partnerschaft, der Gemeinde u. a.
Es sind so viele Dinge, die wir tun können, um das Evangelium, die frohmachende Botschaft Gottes, sein Wort: „Ich bin mitten unter euch, fürchtet euch nicht, ich bin für euch da“ zu verkünden. Es gibt viele Möglichkeiten, Hoffnung und Zuversicht zu leben.
Viele werden jetzt sagen: Das bringt doch alles nichts, das können sich nur die Reichen leisten, die Gesunden, die, die Arbeit haben.
Nein, werden andere sagen: Das vermögen all die, die Gott vertrauen, die wissen, dass es weitergeht, die sich freuen am Leben und erspüren, dass zum Leben eben mehr gehört als Nahrung und Kleidung, Wohlstand und Gesundheit, Sorgen und Qualen.
Ja, liebe Gemeinde, wir können auch unsere Ängste und Sorgen, die immer wieder kommen und von uns Besitz nehmen, an Gott weitergeben mit der Bitte, dass er uns gibt, was gut ist für unser Leben, dass er hilft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, damit wir voller Dankbarkeit auf das schauen können, was uns geschenkt ist, so wie heute, inmitten aller Not, Drangsal, Krankheit und Kriege. In einem Spruch heißt es so schön: „Dass die Vögel des Kummers und der Sorge über dein Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinem Haar bauen, das kannst du verhindern.“
Möge Gott uns immer wieder erneut Menschen zur Seite stellen, die uns helfen, diese Vögel zu verjagen und uns zeigen, was wichtig im Leben ist. Amen.

Verfasserin: Pfrn. Angelika Schiller-Bechert, 04838 Eilenburg, Nikolaiplatz 4

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