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Die geistliche Waffenrüstung

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 04.11.2001
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 20. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Johannes 15,9-12.(13-17)
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Wochenspruch:



Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

(Römer 12,21)



Psalm: 19,10-15 (~EG 708)



Lesungen



Altes Testament:

Jeremia 29,1.4-7.10-14

Epistel:

Epheser 6,10-17

Evangelium:

Matthäus 5,38-48



Liedvorschläge



Eingangslied:

EG 445

Gott des Himmels und der Erden

Wochenlied:

EG 273

oder EG 377

Ach Gott, vom Himmel sieh darein

Zieh an die Macht, du Arm des Herrn

Predigtlied:

EG 401

Liebe, die du mich zum Bilde

Schlusslied:

EG 222,3

O Herr, verleih, dass Lieb und Treu



9 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe! 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. 11 Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde. 12 Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. [13 Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. 15 Ich sage hinfort nicht, dass ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, dass ihr Freunde seid; denn alles, was ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch kundgetan.

16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er's euch gebe.

17 Das gebiete ich euch, dass ihr euch untereinander liebt.]



Liebe Schwestern und Brüder!

In einem Gespräch über Erfahrungen mit den 10 Geboten sagte jemand: „Wir haben damals die Gebote gleich am Anfang des KonfirmandenUnterrichtes gelernt. Da wussten wir von Anfang an, wo es langgeht. Heute scheinen die das überhaupt nicht mehr zu lernen.“ Ein Pfarrer sagt im gleichen Gespräch zu mir: „Bei meinen Konfirmanden halte ich das anders. Wir lassen die Gebote nicht weg. Aber wir sprechen erst ganz am Schluss über die 10 Gebote. Das heißt deshalb nicht: Was am Schluss kommt, ist nicht wichtig. Sondern es heißt nur: Was vorher kommt, ist wichtig, damit wir die Gebote richtig verstehen können.“

Es scheint nicht selbstverständlich zu sein, dass wir die Gebote Gottes richtig verstehen. Wer sich mit Leuten unterhält, merkt das sehr schnell: ‚Das ist doch veraltet, Gebote, die Gott gibt.’ sagen die einen. Andere sagen: ‚So ist der Zustand der Welt – nichts gilt mehr. Die Kirche müsste viel mehr die Gebote einprägen.’ Und wieder andere sagen: ‚Jeder und jede muss selbst wissen, was für ihn gilt.’

Das Stichwort „Gebot“ bestimmt unser Predigtwort von heute. Dazu, dass wir die Gebote richtig verstehen können und mit ihnen leben lernen, will uns das Wort Jesu helfen.

Die Verse führen uns in die letzte Stunde Jesu mit seinen Jüngern. Abschiedsreden so wird dieses Kapitel genannt. In Abschiedsreden sagt man nicht, was nebensächlich ist, sondern was wichtig ist. Wenn Jesus in den Abschiedsreden von den Geboten redet, dann macht das schon deutlich: Sie sind nicht nebensächlich. Sie sind wichtig. Sie sind lebenswichtig und liebenswichtig. Vielleicht darf ich sogar sagen: Sie sind so wichtig, dass Leben und Liebe ohne sie nicht gelingen.

Lassen Sie uns noch einmal genau hinschauen. Jesus sagt: „Bleibt in meiner Liebe.“ Liebe - das war für die Jünger nicht nur ein schönes Wort oder ein wohlklingender Begriff das war für sie lebendige Erfahrung. Sie hatten die Liebe Jesu am eigenen Leib erlebt. Sie hatten es gerade erst erlebt, wie er ihnen die Füße gewaschen hatte - eine Wohltat für Leib und Seele. Sie hatten erlebt, wie er sich über Kranke erbarmte und ihnen wieder auf die Füße geholfen hatte. Sie hatten erlebt, wie er aus dem tristen Alltag ein Fest des Lebens entstehen ließ. Sie hatten erlebt, wie er den Hunger und den Durst stillte, wie er Menschen aus den Vorurteilen anderer Menschen herausholte. Sie hatten erlebt, wie er ihnen das Leben deuten konnte und ihrem Leben Orientierung gab: so dass sie nicht in die Irre laufen mussten; so dass sie nicht von jeder gerade herrschenden Tagesmeinung aus dem Gleis geworfen wurden. Sie hatten erlebt: Bei Jesus ist gut sein. Mit ihm ist das Leben ein guter Weg. Denn bei ihm sind Worte und Taten eins, und sie richten uns auf.

Das war ihre Erfahrung: Im Leben mit Jesus und seiner Liebe ist unser Leben nicht verkümmert, sondern aufgeblüht, nicht leergelaufen, sondern gefüllt worden, nicht verbraucht, sondern entfaltet worden. Das war ihre Erfahrung: es ist gut und tut uns gut, bei Jesus zu bleiben.

Und er, den sie so wohltuend kennen gelernt hatten, sagt ihnen nun: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe.“ Seine Gebote das sind die Gebote, die wir kennen, über die wir sicherlich alle schon nachgedacht haben, die wir einmal als Konfirmanden gelernt haben oder noch lernen.

Das sind die Gebote, die er in dem einen Satz zusammenfasst: ‚Du sollst Gott, deinen Herrn lieben von ganzem Herzen. von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten, denn er ist wie du.’ Und hier in den Abschiedsreden: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe...“

Bleiben in der Liebe das hat es mit diesen Geboten zu tun. Ich kann es auch so sagen: Die Stimme, die wir in den Geboten hören, ist die Stimme des Herrn Jesus, der uns in seine Liebe ruft. Die Stimme, die uns sagt: „ Du sollst nicht töten“, „Du sollst nicht stehlen“, „Du sollst Vater und Mutter ehren“, ist die Stimme des Herren Jesus, der uns sagt: „Ich vergebe dir Deine Schuld. Ich nehme dein Leben auf mich mit allen Lasten, die es mit sich bringt.“

Sehen Sie: Wenn wir so die Gebote hören, dann werden sie anders für uns. Sie sind nicht mehr harte Befehle, nicht mehr Drohungen, nicht mehr strafbesetzte Stacheldrahtzäune, die uns vom Leben abschneiden, die alles verbieten, war schön ist – sie sind Worte der Liebe.

Sie sind Wort der Liebe, das uns den Raum des Lebens ordnen hilft. Sie sind Wort der Liebe, das uns Leben aus der Hand Jesu verspricht, das wir nicht gewaltsam an uns reißen müssen. Sie sind Wort der Liebe, das Vertrauen sucht und nicht blinden Gehorsam fordert.

Wer einmal die Geschichten vom Auszug aus Ägypten und von der Wanderung durch die Wüste liest, die den Weg Israels zum Berg Sinai erzählen, wo es die Gebote Gottes hört, der entdeckt: Längst bevor Gott seinem Volk das Gebot verkündigt, hat er sich dem Volk vertraut gemacht. Längst bevor er die Ordnung des Bundes aufrichtet, hat er sich seinem Volk zu erkennen gegeben als der Gott, der es rettet, der es führt, der für das Volk da ist. Genau das gleiche können wir auch bei Jesus beobachten: Längst bevor er seinen Jüngern das neue Gebot sagt und sie in den Weg der Gebote hineinruft, hat er ihnen seine Liebe geschenkt, hat er sie erfahren lassen, wie ihr Leben unter seinem Wort gut wird.

Und ich denke, dass das für uns auch gilt: Längst bevor wir das Gebot Gottes erfahren, leben wir aus seinem Geben, leben wir aus seiner Treue, leben wir aus seiner Vergebung. An uns alle ist das Evangelium ausgerichtet in der Taufe. Über uns allen ist die Liebe Gottes ausgerufen durch sein gutes Wort. Und wir alle sind eingeladen und das Leben in der Gemeinschaft mit ihm und seiner Gemeinde.

Da haben dann die Gebote auch ihren Platz. Sie helfen uns, die Gemeinschaft wirklich zu leben. Sie helfen uns, dass wir wissen, was bei Gott gilt. Sie helfen uns, dass wir Schritte des Vertrauens mit ihm tun können. Sie helfen uns, dass wir nicht an jedem Abgrund, der auf dem Weg des Lebens ist, abstürzen. Sie sind wegweisendes Wort, das uns der Herr sagt, der unser ganzes Leben mit uns teilen will. Aus der Beziehung zu ihm zu leben, ruft uns Jesus und die Gebote wollen uns helfen, dass wir in der Beziehung zu ihm mit unserem ganzen Leben bleiben.

Stellen Sie sich einen Augenblick lang vor: Jemand will etwas von Ihnen, aber er sagt es Ihnen nie, was er will. Sie können immer nur tasten, immer nur zu ahnen versuchen, was denn wohl von Ihnen verlangt wird. Ist es nicht eine Wohltat, wenn uns gesagt wird: Das ist mein Wille, das ist mein Gebot? Ich jedenfalls halte nicht so schrecklich viel von dem Gegensatz von Liebe und Gebot, der heute gerne behauptet wird. Ich denke vielmehr – und das entdecke ich in den Worten Jesu: Liebe und Gebot gehören zusammen.

Aber das alles kann man wohl nur sagen, wenn man in den Geboten die Stimme der Liebe hört und nicht die Stimme der harten, gnadenlosen Forderungen. Wer die Gebote so hört: „Erst wenn du das alles gehalten hast, dann bist du mir recht“, der wird sie als Last erfahren, wird sie als Bedrängnis erleben. Der wird wohl entweder unter ihnen zerbrechen, weil sie ja immer mehr fordern, als er leisten kann oder er wird sie irgendwann wie eine lästige Fessel abstreifen.

Wir aber hören die Gebote von ihm, von Jesus, dem Gottessohn, der sagt: Wo du zu schwach bist, da ist meine Kraft stark. Wo du fällst, da hebe ich dich auf. Wo du gescheitert bist, da ist meine Liebe doch noch größer als dein Scheitern. Weil er sie sagt, darum können wir die Gebote als Worte der Liebe begreifen und erfahren, wie sie zum Leben befreien. Amen.



Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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