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Die geistliche Waffenrüstung

von Winfried Klotz (64739 Höchst)

Predigtdatum : 16.10.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 20. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Matthäus 10,34-39
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Wochenspruch:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
(Römer 12,21)

Psalm: 19,10-15 EG 708)

Lesungen

Altes Testament:
Jeremia 29,1.4-7.10-14
Epistel:
Epheser 6,10-17
Evangelium:
Matthäus 6,38-48

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 445
Gott des Himmels und der Erden
Wochenlied:
EG 273 oder
EG 377
Ach Gott, vom Himmel sieh darein
Zieh an die Macht, du Arm des Herrn
Predigtlied:
EG 268
Strahlen brechen viele
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns, Gott

Jesus sprach zu seinen Jüngern: 34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. 35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. 37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. 38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. 39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Liebe Gemeinde,
Evangelium heißt übersetzt „gute Nachricht“ - „frohe Botschaft“, das wissen wir. Evangelium, das ist die Gute Nachricht von Jesus Christus, dass Gott uns Menschen durch IHN befreit von unseren Bindungen ans Böse, Leben Zerstörende. Gott hat Jesus aus seiner Liebe zur Welt zu uns gesandt, und wir erfahren persönlich diese Befreiung durch Jesus, wenn wir uns IHM anvertrauen. Allein durch den Glauben werden wir zu neuen Geschöpfen, geboren aus Gottes Liebe. Zu Menschen, die nun in Gottes Liebe leben, d. h. die sich freuen an Gottes Liebe, die sich selbst annehmen können, weil Gott sie liebt und die ihren Mitmenschen begegnen in der Frieden stiftenden Kraft der Liebe Gottes.
Wie kann dann Jesus sagen (Mt. 10,34): „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert!“ Gehört ein solches Wort auch zum Evangelium, kann Jesus so etwas gesagt haben, stellt er sich auf eine Stufe mit Mohammed, der seine Lehre mit dem Schwert verbreitet hat? Ist das nicht ein schrecklich leicht zu missbrauchender Satz, geeignet zur Begründung von Kreuzzügen gegen die Ungläubigen?
Jesus bringt Streit - nicht Frieden! Stimmt am Ende das ganze Evangelium von der Liebe Gottes nicht? Es mag einer meinen, er müsse die Worte Jesu sortieren - und dieses Wort eben aussortieren. Aber dann erschaffen wir uns einen Jesus nach unserem Bild und machen seine Worte zu einem Steinbruch, aus dem wir das und jenes Wort benutzen, um uns ein Gebäude nach eigenem Geschmack zu errichten.
Das ist aber völlig überflüssig, denn das Wort Jesu vom Streit gehört grundsätzlich hinein in das Geschehen der Verkündigung der guten Nachricht von Gottes rettender und befreiender Liebe. Wie ist denn die Welt, die Gott liebt und in die ER Jesus, seinen Sohn, gesandt hat? Ist sie eine heile Welt des Friedens, sind die Menschen in ihr Träger des Friedens, der Wahrheit, der Liebe? Ist sie nicht vielmehr eine verlorene Welt und die Menschen in ihr ausgeliefert und unterworfen unter Sünde, Tod und Teufel? Wird diese Welt nicht regiert von soviel unfassbarer Bosheit, oft gerechtfertigt von der hehren Idee einer glücklichen Zukunft? Und sind die Menschen nicht so oft, ausgeliefert an ihre Sehnsucht nach Lebenserfüllung, bereit durch Lüge, Betrug, ja auch Mord sich das zu verschaffen, was sie erträumen?
Kurz Jesus, die gute Nachricht von Gottes Liebe, kommt nicht an einen Ort, wo man offen und bereit für sie wäre, sondern dahin, wo man um sie kämpfen muss. Verschlossen gegen Gott ist der Mensch, obwohl er als Ebenbild Gottes, als Gegenüber zu IHM, geschaffen wurde. Die Sehnsucht nach Liebe treibt die Menschen, aber eben nicht hin zu Gott, nicht zum Vertrauen auf seine fürsorgende Güte, sondern zum gierigen Aneignen auf Wegen der Ungerechtigkeit. Dem steuern alle Religionen auf ihre Weise entgegen, aber allein die gute Nachricht von Jesus rettet heraus aus dieser Verlorenheit von Welt und Menschen alle, die an Jesus Christus glauben.
Jesus Christus rettet, aber dieser Retter muss, bildlich gesprochen, in ein gut gesichertes, stark bewachtes Gefängnis eindringen, um die zum Tode verurteilten Gefangenen zu befreien. Dies ist ein Kampf. Wie kämpft Jesus? Durch sein Zeugnis von Gottes Liebe, durch Taten der Liebe Gottes und durch Leiden und Sterben. Dadurch, dass er Hass, Streit, Verurteilung durch Menschen auf sich zieht, Entzweiung und Feindschaft, die bis in den engsten Kreis des Lebens, die Familie hineinreichen „Wie der Herr, so’s Gescherr“, sagt man, wie der Meister so die Jünger.
Wie es Jesus ergeht, dem Agenten der Liebe Gottes, so muss es da und dort auch seinen Nachfolgern ergehen. Wer an Jesus glaubt, der stellt sich zu Jesus. Der steht nicht abseits, wenn Jesus Menschen für Gott freikämpft. Der trägt mit an den Konsequenzen, die es hat, dass die Welt sich immer noch im Aufruhr gegen Gott befindet. Die Tore des Gefängnisses sind aufgebrochen, aber sowohl Aufseher wie Gefangene bekämpfen den Befreier.
Ist das nicht eine hoffnungslose Beschreibung der Wirkung des Evangeliums von der befreienden Liebe Gottes in unsrer Welt? Es ist nur ein Teil des Geschehens. Gott sei Dank gibt es, wie Gott es fügt und will, Zeiten und Räume, in den die Gefangenen in großer Zahl ins Reich Gottes überwechseln, obwohl man sie dann da und dort zu Feinden macht, aus ihrer Familie ausstößt, ihnen ans Leben will. Das kann Folge der Zugehörigkeit zu Jesus sein.
Es kann notwendig sein, um Jesus willen sein Leben aufs Spiel zu setzen. Jesus sagt: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.“ Beim Kreuzweg geht es nicht darum, Jesus zu imitieren, sondern da zu sein, wo er ist. D. h. auch: wer als Nachfolger / -in Jesu leiden muss, der ist in bester Gesellschaft, der ist hautnah bei Jesus und Jesus in besonderer Weise bei ihm. Da erweist sich die Kraft von Jesus in besonderer Weise, so dass oft Feinde des Evangeliums zu Freunden werden.
Leben mit Jesus hat Folgen: Frieden mit Gott, Befreiung zu einem erfüllten Leben trotz Verzicht, Erfahrung der heilenden, führenden Nähe des Hl. Geistes, Gemeinschaft unter Christen in Wahrheit und Liebe, aber auch zu manchen Zeiten: Anfeindungen, Ausgrenzungen, Benachteiligung, ja auch Verlust an Besitz, Freiheit, Leben. Das muss ein Christ, eine Christin, wissen und in Treue zu Jesus annehmen.
Wir dürfen als Christen nicht in alte Verhaltensmuster zurückfallen und unser Leben an Jesus vorbei zu gewinnen suchen. Wer nicht da ist, wo Jesus, der Auferstandene, um die Rettung der Menschen kämpft, wer nicht bei Jesus steht, weil dies zuwenig Lebensglück verspricht, der verliert sein Leben. Wer es aber um Jesus willen verliert, der wird es finden.
Merken wir, wie sich unser Leben an Jesus entscheidet und nicht an dem, was wir Glück nennen? Wir können uns so manche Verrenkung sparen, die uns ein bisschen mehr Leben bescheren soll und dafür den Platz einnehmen, an den wir gehören, wenn wir denn Leute von Jesus sind: an seine Seite, im Kampf fürs Evangelium, damit Menschen befreit werden zur Gemeinschaft mit Gott, egal ob der Platz bei Jesus im Augenblick angenehm oder schwierig ist. Letztlich ist Jesus Herr und Sieger, er sorgt ganz gewiss für uns. Ein/e Mitarbeiter/in von Jesus kommt nicht zu kurz: in Schwachheit und Stärke, in Ruhe und Kampf, und im Leiden mit Jesus, erweist ER sich als fürsorgender Herr. Amen.

Verfasser: Pfr. Winfried Klotz, Kirchberg 2, 64739 Höchst

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