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Die Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem

von Gundula Guist (Usingen)

Predigtdatum : 26.12.2023
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : 2. Korinther 8,7-9
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Wochenspruch: "Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit." (Johannes 1,14a)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Predigtreihen

Reihe I: Römer 1,1-7
Reihe II: Matthäus 1,18-25
Reihe III: Hebräer 1,1-4(5-14)
Reihe IV: Jesaja 7,10-14
Reihe V: Matthäus 1,1-17
Reihe VI: 2. Korinther 8,7-9

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 37,1+4+8-9 Ich steh an deiner Krippen hier
Wochenlied: EG 32 Zu Bethlehem geboren
Predigtlied: EG 23,1+6-7 Gelobt seist du, Jesu Christ
Schlusslied: EG 36,1+10-12 Fröhlich soll mein Herze

Predigttext: 2. Korinther 8,7-9

7 Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat. 8 Nicht als Befehl sage ich das; sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie echt sei. 9 Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: Obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, auf dass ihr durch seine Armut reich würdet.

Hinführung

Der Predigttext steht in der Bibel in keinem weihnachtlichen Zusammenhang. Paulus wirbt hier vielmehr bei den Korinthern für eine Kollekte zugunsten der Christen in Jerusalem. Im Verhältnis zur vorherigen Perikopenordnung wurde der Textausschnitt um zwei Verse erweitert: früher bestand der Predigttext nur aus Vers 9. Mit den Versen 7 und 8 wird der Zusammenhang des Kollektenaufrufs deutlicher. Allerdings fallen mit den Worten „reich-arm“, „arm-reich“ / „Liebe“ / „Gnade“ durchaus Worte, die auch das Geschehen an Weihnachten kennzeichnen. Viele Weihnachtslieder spielen darauf an (z.B. EG 23,6 / EG 36,9+11 / EG 38,2 / EG 37,8 / EG 43,5 / EG 57,2 / eg+5).

Grundsätzlich muss man sich entscheiden: Soll die Predigt mehr weihnachtlich sein im herkömmlichen Sinne? Dann könnte man das Thema von Vers 9 auch anhand eines Liedes (z.B. EG 23 oder 36) predigen. Oder soll die Predigt eher für den Zusammenhang von (weihnachtlichem) Glauben und Geben -Spenden - Tun zum Thema haben?

Ich habe mich – auch aufgrund der geänderten Textabgrenzung in der Perikopenordnung – für das letztere entschieden.

Predigt

Liebe Gemeinde,

heute am zweiten Weihnachtsfeiertag ist der Predigttext ein kurzer. Nur 3 Verse umfasst er.

Und es ist ein Text der erst einmal nichts von Stall und Krippe, nichts von Engelgesang und Hirtenromantik, nichts von Herrlichkeit und Heiligen Königen und Sternenschein hat. Kein Text für Weihnachtsromantiker – eher für Menschen, die ganz nüchtern eins plus eins zusammenzählen: Romantische Weihnacht mit tiefer gläubiger Seligkeit plus Leben und Wirken in der Welt – das ist wirklicher christlicher Glauben. Weihnachtlichen Kerzenschein hatten wir – jetzt wird – ganz selbstverständlich - das elektrische Licht wieder eingeschaltet.

3 Verse aus einem Brief, den der Apostel Paulus den Korinthern schreibt – nur 3 Verse - also Achtung, sonst hat man ihn schon verpasst.

[Predigttext: 2. Korinther 8,7-9]

Ein unweihnachtlicher Text: hier soll Geld gesammelt werden.

Ich denke, wir stimmen überein: Es ist ein ganz und gar unweihnachtlicher Text.

Um Weihnachten geht es dem Apostel Paulus hier ja auch gar nicht. Er schreibt den Korinthern aus einem völlig anderen Grund, er will – wie es ein Fernsehmoderator mal gesagt hat – an ihr Bestes, an ihr Geld.

Zunächst einmal schmeichelt er Ihnen: „Ihr seid reich im Glauben und in der Erkenntnis und in der Liebe. Ihr seid mit Feuereifer bei der christlichen Sache. Bravo!“

Wer hört sowas denn nicht gern? Gerade in den vergangenen Tagen: „Wau, Du kannst echt kochen! Es war vorzüglich!“, „Was kannst du schön singen! Da haben sich alle darüber gefreut.“, „Wie schön du alles für alle vorbereitet hattest!“, „Und du hast die ganze Weihnachtsgeschichte auswendig aufgesagt. Toll! Ich war ganz bewegt.“  Ja, wer wird nicht gerne gelobt?! Ein gutes, ehrliches Lob sieht den Anderen und erkennt ihn an.  Und Paulus lobt, er lobt die Korinther für ihren Glauben und ihre Liebe.

Dann aber schiebt er hinterher: „also gebt bitte auch reichlich. Denn an euren Gaben kann man sehen, dass eure Liebe und euer Glaube echt sind. Nicht das das verpflichtend wäre, das nicht. Aber wisst ihr, andere Gemeinden haben schon so viel gegeben, und da gehe ich davon aus, dass ihr nicht nachstehen wollt.“

Wofür sammelt Paulus? Er sammelt für verarmte Christen in Jerusalem. Auf dem Aposteltreffen hatte er sich dazu verpflichtet. Es geht nicht an, dass die einen fast verhungern, während die anderen mehr als ausreichend haben. Paulus geht auf Geldsammeltour.

Hat er jetzt nur gelobt, damit er auch was bekommt? Und noch dazu andere hervorgehoben, die auch schon viel gegeben hätten? Ist er also berechnend? Meinte er es gar nicht ernst?

Nein, das glaube ich nicht. Paulus verbindet hier vielmehr Theologie und Ökonomie, Glaube und Tun. Ein Glaube ohne Werke ist ein toter Glaube. Man sollte auch tun, was man glaubt – und das auch in Bezug auf Geld und finanzielle Zuwendungen.

Weihnachten und Spenden: Vers 9

Dass die Freude an Weihnachten auch mit denen geteilt werden sollte, die nicht so viel haben – das ist auch in unserer Gesellschaft als Gefühl und in vielen Spendenaufrufen der Adventszeit erhalten geblieben. Ganze Fernsehabende gibt es dazu. Zu keiner Jahreszeit sonst wird mehr um Geldzuwendungen geworben – von allen möglichen Organisationen.  (Aktion der jeweiligen Gemeinde oder Nachbarschaftsraum kann eingefügt werden)

Aber: Warum eigentlich immer in der Advents- und Weihnachtszeit?

Eine mögliche Antwort kann im letzten Vers, im Vers 9, unseres heutigen Textes stecken. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus besteht darin, dass: Obwohl er reich ist, wurde er doch um unsertwillen arm, damit wir durch seine Armut reich würden. – heißt es da.

Gott wird Mensch: das wird hier beschrieben in ökonomischen Worten: aus einem Reichen (also Gott, dem Schöpfer) wird ein Armer (ein hilfloses Kind). Ja, unser Gott ist ein sozialer Absteiger. Der Schöpfer und Erhalter der Welt beginnt sein Leben in einer Futterkrippe und stirbt nach unstetem Leben als Verbrecher am Kreuz.

Jesus hatte nichts: Er lag in einer Krippe, die seinen Eltern nicht gehörte. Er fuhr in einem Boot über den See, dass einem anderen gehörte. Er verteilte Brot und Fische, die anderen gehörten. Er feierte in einem Haus, das anderen gehörte. Er ritt auf einem Esel, der einem anderen gehörte. Er wurde in ein Grab gelegt, das einem anderen gehörte.  Und doch sind so viele unendlich beschenkt und reich geworden durch ihn: Jüngerinnen und Jünger; Gelähmte, Blinde, Stumme; Kinder und ihre Eltern, die Ehebrecherin und Samaritanerin; die vielen, vielen Zuhörer seiner Predigten – alle sie wurden im Herzen tief beschenkt. Nicht zuletzt diejenigen, die seine Auferstehung erlebten, bezeugten und den neuen Glauben weiter trugen in die Welt bis zu uns heute.

Gott wird freiwillig arm um uns reich zu machen. Wenn man darauf schaut, wie wir heute Weihnachten feiern, dann kann man das nur unterstreichen. Was haben wir nicht oft ein tolles Fest aufgrund dieses ärmlichen Stalles: Man darf sich satt-essen, sich satt-schenken, sich satt- singen, sich satt-glauben, sich satt-lieben. Man darf sich füllen lassen mit all dem, was man zum Leben braucht. Und genau mit diesem Argument wendet sich Paulus an seine Zuhörer: ihr habt einfach alles satt, ihr habt mehr als ihr braucht – nun gebt auch denen, die nicht so viel haben.

Für Paulus ist das selbstverständlich, dass das nicht nur warme Worte sind, sondern auch Taten. Und zwar nicht nur Taten vor Ort, untereinander, (das wäre in diesem Fall die Korinther untereinander) sondern auch Taten für diejenigen, die weit entfernt sind (das sind in diesem Fall die Christen in Jerusalem). Und das geht dann halt am besten durch Geld.

Geldgaben sind unromantisch – aber sinnvoll

Nun ja, Geldgaben sind unromantisch. Und wenn man an Unbekannte etwas gibt, sieht man nicht mal strahlenden Gesichter. Aber sprechen Sie mal mit Leuten, die z.B. bei der GEZ oder großen Hilfsorganisationen arbeiten. Die sind zum Teil gar nicht davon begeistert, wenn private Organisationen sich bei Katastrophenfällen aufmachen mit gefüllten Lastwagen und die Straßen verstopfen. Die ein oder andere solche Spende behindert leider die geübten und ausgebildeten Helfer und macht ihnen zum Teil noch zusätzlich Arbeit.

Wenn Sie bei der Diakonie Deutschland nachfragen, wofür sie am liebsten Geld hätte, dann sagen die: Spenden Sie für die Katastrophenhilfe. Am besten ganz allgemein. Dann können wir sofort reagieren, wenn etwas passiert und müssen nicht auf Geld warten. Und wir müssen nur so viel investieren, wie wir auch wirklich in diesem Fall brauchen. Denn ja, das gibt es auch: Überspendenbereitschaft. Da gibt es ein Projekt, das viele anspricht – und plötzlich hat man mehr Geld für Zelte / Esel oder Decken oder anderes, als man braucht – aber die Spenden sind ja eigentlich zweckgebunden.

Glauben und Geld, Kirche und Finanzen – das ist für uns oft ein wenig schwierig. Doch war es seit jeher üblich, Mittel zu sammeln um die Gemeinde zu erhalten und Arme - auch außerhalb der Gemeinde zu unterstützen. Mit der Kirchensteuer ist das bei uns institutionalisiert worden, das hat viele Vorteile – aber auch Nachteile. Aber auch sie wird dafür genutzt, einen Ausgleich zu schaffen, zwischen finanziell reichen und armen Gemeinden. Denn wir Christen gehören auch über die Gemeindegrenzen hinweg zusammen.

So weit, letztlich weltweit zu denken, ist nicht einfach. Ob Paulus schon weltweit gedacht hat, weiß ich nicht. Auch er musste erstmal vom Heiligen Geist überzeugt werden, den Sprung von Asien nach Europa zu wagen – den Glauben also in eine für ihn neue Welt zu bringen.

Wer auf alle Fälle von vorne herein groß gedacht hat, war unser Gott. Jesus Christus ist für alle gestorben und auferstanden, damit alle Welt in ihm Glaube und Erlösung fände. Das, was an Weihnachten klein und elend wirkt, steckt voller Leben, Liebe und Freude. Es wird sich entfalten im Herzen und im Tun. Beides gehört zusammen.

Abschluss

Ich hoffe, Sie hatten es bzw. haben es noch: ein tolles Weihnachten 2023. Ich hoffe, Ihre Seele ist mal wieder satt geworden in diesen Tagen und Sie haben Glaube und Liebe tanken können. Dann sollten wir auch – wie Paulus es vorschlägt – eins plus eins zusammenzählen, und unseren Glauben ins Tun umsetzten. Es blendet ein bisschen, dieses elektrische Licht, das auch das Elend der Welt beleuchtet, nach dem Weihnachtsabenden. Aber es gehört dazu – und manchmal – so würde Paulus wahrscheinlich sagen, ist so ein Wettspenden gar nicht so schlimm. Es dient ja einer guten Sache - wenn das Spenden als solches freiwillig und aus ganzem Herzen geschieht.

Ich persönlich habe meine Schwierigkeiten im Spendengalas. Aber vielleicht sollte ich es da auch mit Paulus halten: Die die viel haben, daran zu erinnern, dass sie viel haben und davon denen abgeben sollen, die wenig haben damit ein Ausgleich entsteht – ist nichts Schlechtes. Und wenn ein wenig Lob und Wettbewerb hilft – warum nicht? Auch das kann Weihnachten offensichtlich.

Ich lese den Text nochmal im größeren Zusammenhang in der neuen Genfer Übersetzung. Der „weihnachtliche“ Vers 9 von arm und reich steht dann in der Mitte, quasi als Dreh und Angelpunkt. Und Sie werden hören, dass es neben Lob, Wettbewerb und Ausgleich schaffen noch ein weiteres Thema gibt: Durchhalten! Durchhalten – was man mal mit Eifer begonnen hat!

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth:

6 Das Verhalten der mazedonischen Gemeinden hat uns ermutigt, Titus zu bitten, dass er sich bei euch erneut um die Geldsammlung kümmert, die er ja schon früher einmal in Angriff genommen hatte, und dass er nach allem, was er sonst schon für euch getan hat, jetzt auch dieses Werk der Gnade Gottes zu einem entsprechenden Abschluss bringt.

 7 Ihr zeichnet euch ja in jeder Hinsicht aus: durch Glauben, durch Worte, die der Heilige Geist euch eingibt, durch geistliche Erkenntnis, durch hingebungsvollen Einsatz und durch die Liebe, die wir euch vorgelebt und in euch geweckt haben. Genauso sollt ihr euch jetzt auch bei diesem Werk der Gnade Gottes auszeichnen. 8 Ich sage das nicht, um euch einen Befehl zu erteilen. Wenn ich darauf hinweise, mit welchem Eifer andere sich einsetzen, dann nur, um auch euch Gelegenheit zu geben, die Echtheit eurer Liebe unter Beweis zu stellen. 9 Ihr wisst ja, woran sich die Gnade von Jesus Christus, unserem Herrn, gezeigt hat: Er, der reich war, wurde arm, damit ihr durch seine Armut reich werdet.

10 Ich will euch also in dieser Sache lediglich einen Rat geben, und das in eurem eigenen Interesse. Schließlich wart ihr im vorigen Jahr nicht nur die ersten, die Geld zusammenlegten; ihr wart sogar die ersten, die den Wunsch hatten, sich an der Sammlung zu beteiligen. 11 Bringt dieses Unternehmen nun auch zum Abschluss; sorgt dafür, dass die Durchführung nicht hinter der ursprünglichen Bereitwilligkeit zurückbleibt. Gebt entsprechend dem, was ihr habt! 12 Denn eine bereitwillig gegebene Gabe ist Gott willkommen, und ihr Wert bemisst sich nach dem, was der Geber besitzt, nicht nach dem, was er nicht besitzt. 13 Schließlich soll es nicht dahin kommen, dass ihr anderen aus ihrer Not helft und dadurch selbst in Not geratet. Es geht vielmehr darum, einen Ausgleich zu schaffen.

Und er Friede Gottes, der höher ist als wir ihn je begreifen werden, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Gundula Guist


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