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Die Jesus nachfolgen, legen ab, was Gottes Willen nicht entspricht

von Stefanie Schlenczek (Landau)

Predigtdatum : 07.03.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Okuli
Textstelle : Epheser 5,1-2(3-7)8-9
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Wochenspruch: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9,62)

Psalm: 34,16-23

Lesungen

Reihe I: Jeremia 20,7-11a(11b-13)
Reihe II: Lukas 9,57-62
Reihe III: Epheser 5,1-2(3-7)8-9
Reihe IV: 1. Könige 19,1-8(9-13a)
Reihe V: Lukas 22,47-53
Reihe VI: 1. Petrus 1,(13-17)18-21

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 440 All Morgen ist ganz frisch und neu
Wochenlied: EG 82 1,4,7 Wenn meine Sünd‘ mich kränken
Predigtlied: EG 390 Erneure mich, o ewigs Licht
Schlusslied: EG 610 Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer

Predigttext Epheser 1-2(3-7)8-9

1 So ahmt nun Gott nach als geliebte Kinder
2 und wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.

(3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört,
4 auch nicht von schändlichem Tun und von närrischem oder losem Reden, was sich nicht ziemt, sondern vielmehr von Danksagung.
5 Denn das sollt ihr wissen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das ist ein Götzendiener – ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes.
6 Lasst euch von niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.
7 Darum seid nicht ihre Mitgenossen.)

8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts;
9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Predigt

Liebe Gemeinde!

„Der liebe Gott hat einen großen Zoo“ - so heißt es manchmal. Und ich habe das Gefühl, jeder von uns könnte eine Ahnung haben, was damit gemeint ist. Ich weiß nicht, wann Sie das letzte Mal im Zoo waren. Was Sie dort gesehen haben, was Ihnen in Erinnerung geblieben ist. Bei mir sind es v.a. die Szenen, wo Tierkinder etwas von ihren Eltern oder anderen Herdenmitgliedern gelernt haben. Das ist wirklich herrlich zu betrachten. Manchmal erwischt man einen dieser besonderen Momente, in denen man erkennt: Das Junge schaut ganz genau, was das erwachsene Tier da tut. Und dann mit ersten tapsigen Versuchen geht es selbst ans Werk. Manchmal in einem Moment, wo es sich unentdeckt fühlt. Und manchmal in aller Öffentlichkeit.

(Raum für Beispiele)

Lernen am Vorbild. Irgendwie logisch. Und wahrscheinlich auch machbar. Beobachten, vielleicht nachfragen und dann selbst machen. Wie aber können wir jemanden nachahmen, den man nicht sieht? Wie könnten wir Gott nachahmen?

Lassen Sie mich einen Vorschlag mit Ihnen teilen! Drei Dinge braucht es: Mut, Loslegen und Entwicklung.

1. Es braucht Mut:

Bei den anderen sehen die Dinge oft ganz einfach aus. Soll man selbst etwas ausprobieren, fühlt man sich dann manchmal klein oder unerfahren, traut sich nicht zu, was der andere scheinbar ganz beiläufig schafft. Dabei haben wir Lernsituationen im Leben schon tausendfach bewältigt. Wir vergessen das nur. Überlegen Sie mal: Als Babys konnten Sie noch fast gar nichts. Und irgendwann haben wir einfach mal gemacht. Gott hat den Mut in uns hineingelegt. In jedes seiner Lebewesen. Aus angewandtem Mut entsteht der erste Schritt. Aus angewandtem Mut das Gefühl: Ich kann etwas! Man fühlt sich überhaupt mal selbst. Das findet innen statt, in uns drinnen. Und ich glaube, wir brauchen Mut, um uns dann nach draußen zu trauen. Das gilt im Leben insgesamt. Es erinnert uns aber auch an eine besondere Form des Lebens, das Christsein: Christsein hat eine ganz öffentliche Dimension. Und doch findet das oft nur in Gedanken statt, im stillen Gebet vorm Essen oder vorm Einschlafen. Ich glaube, da ist mehr drin. Lassen Sie uns mutig sein und nach draußen gehen. Mit wachem Blick. Und als einzelne Person. Einzeln denn: Für Mut gibt es kein Patentrezept. Was Mut bedeutet und wo er gebraucht ist, das muss jeder für sich persönlich durchbuchstabieren. Und dann aber auch etwas daraus machen. Als Richtschnur könnte man sagen: Mut brauche ich da, wo ich das Gefühl habe, da ist eine Hürde. Oder: Ich will mich verstecken. Ich denke an das kleine Erdmännchen im Zoo, das aus dem Bau im Hügel herauskrabbelt und ins Freie sieht. Den Blick für die Umwelt öffnet. „Ich bin mutig wie ein Erdmännchen“ könnte dann ein Satz sein, der mich an diese Haltung erinnert.

2. Aus Mut erwächst das Handeln:

Wenn der innere Schalter umgelegt ist, dann bin ich bereit loszulegen. Es ist ein bisschen wie beim Fahrradfahren Lernen. Wenn der Papa auf einmal nicht mehr das Rädchen festhält und man gar nicht merkt, dass man längst schon alleine fährt.
Sein wie die Kinder, voll Vertrauen, dass das Handeln gut geleitet ist. Das geht auch durch Begleitung im Geiste, dafür braucht es nicht mal die Hand an der Haltestange. Und mit Gott haben wir so einen Radfahrcoach im Hintergrund. Wir können loslegen. Einfach mal machen. Und dann darüber staunen, was wir geschafft haben!
(Raum für ein eigenes Bsp. einer Mutsituation)

3. Nachahmen hat damit zu tun, dass ich mich entwickle.

Wenn ich mutig bin und handle, dann wachse ich – und das Wachstum kennt schier kein Ende:

Wenn wir kleine Lebewesen betrachten, ob Mensch oder Tier, dann ist uns ganz klar: Sie sind zum Wachsen bestimmt. Wieso aber glauben wir, dass das im Erwachsenenalter anders ist? Wie wäre die Idee, dass wachsen Können zu unserer DNA gehört? Lebenslanges Lernen – davon hören wir in der Schule. Warum aber machen wir nicht mehr daraus? Wachstum heißt: Ich kann auch etwas hinter mir lassen. Aus etwas Herauswachsen. Wie aus alter Kleidung. Wachstum heißt: Auf manches kann ich vertrauen. Ich hab es bereits gelernt und kann die Energie in etwas Neues stecken. Das Akkorde greifen am Klavier klappt schon. Und dann kann ich einen aufwendigeren Fingersatz für die linke Hand lernen. Wachstum heißt sich Neuem aussetzen und etwas daraus lernen. Eine neue Routine, ein Neues Verhalten.

(Raum für ein eigenes Beispiel)

Manchmal lernen wir auch etwas, das wir vielleicht nur einmal brauchen.

(Raum für ein eigenes Beispiel)

Allein schon die Erfahrung, sich überwunden zu haben, etwas ausprobiert zu haben, eine Lösung für eine Herausforderung gefunden zu haben, ist ein Wert. Jedes Über-mich-hinauswachsen-Können erinnert mich an das schier unendliche Potenzial, das Gott in seine Schöpfung gelegt hat. Und wie sehr gilt das erst für uns Menschen, die er uns sein Ebenbild nennt!

Liebe Gemeinde!

Der heutige Predigttext ist eine Zusage, ein Zutrauen, eine Erinnerung Gottes an all die Möglichkeiten zum Guten, die in uns angelegt sind. Und ich glaube, diese Zusage – wir brauchen sie. Und wir müssen uns einer Frage stellen:
Warum verlieren wir als Christinnen und Christen den Mut? Was hindert uns daran zu handeln und zu wachsen?

Ich glaube, wir haben oft das Bild, etwas bewahren zu müssen, statt uns weiterentwickeln zu dürfen. Schauen Sie doch einmal Gottes Geschichte mit den Menschen durch, wie sie in der Bibel beschrieben ist. Ist dort davon die Rede, dass Gott Stillstand und ein Verwalten des Bestehenden will? Ich glaube: nein. Vielleicht sollten wir aufhören, anstelle lebendiger, Frucht bringender, inspirierender Menschen nackte Strukturen nachzuahmen, die nicht Gott und nicht dem Menschen, sondern allein sich selbst dienen. Nicht blinde Nachahmer der Tradition sollen wir sein. Sondern handlungsfähige, mutige, mündige Geschöpfe Gottes, die für lebendigen Fortschritt stehen. Die sich immer neu fragen, was Gott von ihnen will in dieser Welt. Die Licht sind, weil sie herauskriechen aus dem Erdmännchenbau und sich trauen. Weil sie sich neugierig umschauen und immer neu entdecken, was dran ist. Und dann einfach mal machen. Voll Vertrauen, dass wir nicht Gott mit den Menschen versöhnen müssen, die noch nicht glauben, sondern dass wir diese Dimension, Licht zu sein, automatisch in die Welt hineintragen: ein Licht mit besonderer und göttlicher Strahlkraft. Indem wir einfach mal loslegen, ohne Scheuklappen.

Der liebe Gott hat einen großen Zoo – und wir können daraus lernen. Nicht nur von den Erdmännchen, sondern von allerlei Geschöpfen. Uns alle verbindet die Fähigkeit, zu lernen am Vorbild, es nachzuahmen und uns weiterzuentwickeln. Und die Liebe zum Licht – sie ist in uns angelegt. Machen wir etwas daraus! Es würde etwas fehlen, wenn es keine Nachahmer Gottes in der Welt gäbe!

Also: Legen wir ab, was uns hindert, und starten wir durch.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Stefanie Schlenczek, Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)


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