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Die Kirche des Geistes

von Jürgen Brilling (Kloster Neuendorf)

Predigtdatum : 20.05.2013
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : Johannes 4,19-26
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Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4, 6)

Psalm: Psalm 100

Lesungen

Altes Testament: 1.Mose 11, 1 - 9

Epistel: 1.Korinther 12, 4 - 11

Evangelium: Matthäus 16, 13 - 19

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 428 Komm in unsre stolze Welt

Wochenlied: EG 125 oder

EG 129 Komm, Heiliger Geist, Herre Gott

Freut euch, ihr Christen alle

Predigtlied: EG 255, 1, 2, 6, 8 O dass doch bald dein Feuer brennte

Schlusslied: EG 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

Vorschlag zur Liturgie:

Jauchzet dem Herrn, alle Welt!

Erde, Mensch und Himmel und alle Kreatur:

Zeigt eure Freude über Gott,

dient eurem Schöpfer mit allen Fasern eures Lebens;

kommt aus euch heraus,

seht euch um und an, und ihr seht in den Spiegel Gottes.

Zeigt eure Freude.

Ihr Menschen, begreift doch,

dass Gott allein der Schöpfer ist.

Nichts stammt von uns, sondern alles von ihm.

Er hat uns Menschen zu Menschen bestimmt

und zu Mitarbeitern an seinem Werk.

Geht zum Gottesdienst, kommt in die Gemeinde,

damit wir miteinander danken können und Gott zeigen,

dass wir auf seinen Namen stolz sind.

Denn Gott ist freundlich,

und seine Liebe ist ohne Ende,

und seine Wahrheit gilt über alle Zeiten hinweg.

Peter Spangenberg, Höre meine Stimme, Die 150 Psalmen der Bibel übertragen in die Sprache unserer Zeit, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg GmbH 1995

Liebe Gemeinde,

ich weiß nicht, wer von Ihnen sich aus Kindertagen noch an die Wasserpumpen erinnert, von denen die Menschen des Dorfes oder auch der Stadt das Wasser holten.

Ich kenne noch solche Pumpen. Sie waren öffentlich. Die Menschen konnten sich von dort ihr Wasser holen, um damit zu kochen, zu waschen, das Haus bzw. die Wohnung zu reinigen oder was auch immer.

Diejenigen, die gleich neben der Pumpe wohnten, hatten es für damalige Verhältnisse recht bequem. Aber es gab auch schon immer die, die einen sehr weiten Weg auf sich nehmen mussten, um Wasser zu bekommen.

Dies führte dann dazu, dass die Menschen noch umsichtiger mit dem Wasser umgingen, als sie es ohnehin schon taten. In den kühleren Jahreszeiten kam es nicht so oft vor, dass die Menschen an der Pumpe Schlange standen.

An heißen Sommertagen allerdings passierte es schon, dass sich viele Menschen an der Pumpe trafen und auch mal anstehen mussten. Mitunter war das nicht ganz so lustig, da die Hitze des Tages einem sehr zusetzte. Aber, und das war nicht zu verachten, das, was man dort an der Pumpe, in relativ kurzer Zeit, an Neuigkeiten erfuhr, das konnte keine Tageszeitung leisten. Insofern konnte es auch für uns Kinder spannend werden, wenn uns die Eltern zur Pumpe schickten, um Wasser zu holen.

Anfang der siebziger Jahre bekamen wir dann fließendes Wasser ins Haus gelegt. Das war schön und auch sehr bequem für alle Beteiligten, aber erst viel später sollte uns bewusst werden, was wir zugleich auch verloren hatten.

In manchen Orten erinnern die liebevoll gepflegten Pumpen noch an diese Erzählzeiten beim Wasserholen. Vielerorts sind die Pumpen aber verschwunden und auch die Brunnen gibt es nicht mehr, da sie durch Wasserleitungen ersetzt wurden.

Unser heutiger Predigttext gehört ebenfalls zu einer wunderbaren Brunnengeschichte.

Zwei Menschen kommen miteinander ins Gespräch, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und doch erleben beide auf ihre Weise ein Zugewandsein, das alles Bisherige in den Schatten stellt.

Eine Frau kommt zum Brunnen, um Wasser zu holen. Diese Frau ist eine Samariterin. Jesus ist auch an diesem Brunnen. Er ist müde vom Unterwegssein. Er möchte sich ausruhen, gern auch ein bisschen erfrischen. Die Jünger sind weiter in den Ort gezogen, um etwas zu essen zu besorgen. Jesus bittet diese Frau um etwas zu trinken. Die Frau ist völlig überrascht, dass sie von einem jüdischen Glaubensbruder angesprochen wird, denn zwischen den Samaritanischen und den Jüdischen Glaubensgeschwistern steht es nicht zu best. Im Laufe der Geschichte haben sich die beiden Völker für unterschiedliche Orte der Gottesanbetung entschieden.

Die Samariter haben ihr Heiligtum auf Sichem errichtet. Schon Abraham hat dort einen Altar gebaut, Jakob ließ den Brunnen graben, an dem sich unsere Geschichte abspielt und auch die sterblichen Überreste von Joseph wurden dort beigesetzt.

Die jüdischen Glaubensgeschwister errichteten in Jerusalem ihr Heiligtum und grenzten sich dadurch im Laufe der Zeit sehr von ihren samaritanischen Glaubensgeschwistern ab. Schließlich wurde aus Abgrenzung Ablehnung.

Nun reden an diesem Brunnen zwei Vertreter dieser Volksgruppen miteinander und führen ein sehr tiefsinniges und tiefgründiges Gespräch.

Mir hat das noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es ist, von Zeit zu Zeit, das Zweiergespräch zu suchen. Wenn zwei Menschen ungestört miteinander reden können, kommen sie meistens von ganz allein auf das, was sie wirklich bewegt. Sie erzählen dann von ihren Sorgen und Nöten, von ihren Zweifeln, aber auch von ihren stillen Freuden, von ihren Träumen, die sie sich nicht getrauen mit anderen zu teilen.

In großen Runden erzählt man nicht von dem, was wirklich bewegt. Wir haben immer wieder davor Angst, uns verletzbar zu machen. Wir haben Angst davor Flagge zu zeigen.

Der Frau in unserer Geschichte geht es ähnlich. Da sie es aber nicht mit irgendwem zu tun hat, sondern mit Jesus, wird sie auf ihre persönliche Lebenssituation hin angesprochen. Jesus bringt Dinge zur Sprache, die er aus Sicht der Frau nicht hätte wissen können und das lässt die Frau dann sagen: „Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.“

Die Frau kommt nun noch einmal auf die verschiedenen Orte der Anbetung zu sprechen.

Jesus antwortet daraufhin: „Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, wo ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet. Die Zeit kommt, ja sie ist schon da, wo Menschen Gott als den Vater anbeten werden, Menschen, die vom Geist erfüllt sind und die Wahrheit erkannt haben.

Liebe Gemeinde,

es ist viel Zeit vergangen seit dem damaligen Gespräch am Brunnen und auch die Orte der Anbetung haben sich sehr verändert. Es geht nicht mehr nur um Sichem und Jerusalem.

Es geht auch nicht um unsere Kirche hier vor Ort. Es geht um das Versammeln der Gemeinde im Namen dessen, der sich damals mit dieser Frau am Brunnen unterhalten und der mit diesem Gespräch alle Schranken aus dem Weg geräumt hat. Jesus hat mit seinem Sich Öffnen für den so ganz Anderen, deutlich gemacht, dass es Gott um alle Menschen geht. Wenn wir Menschen dass doch verinnerlichen würden; es bliebe so viel Leid auf dieser Welt erspart.

„Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

So wie Jesus seinen Jüngern zugesagt hat, dass er den Tröster schicken wird, diesen einzigartigen Geist Gottes, so sind wir heute an diesem Pfingstmontag zusammen, um uns von diesem Geist inspirieren und beflügeln zu lassen. Wir sind zusammen, um uns von diesem Geist in eine lebendige und bejahende Zeit führen zu lassen. Sei es im privaten, im dienstlichen oder auch im gemeindlichen Bereich.

Es geht darum Wasser auszuschenken an die, die darum bitten. Es geht darum wieder Räume zu öffnen und „Pumpentreffs“ zu schaffen, damit die Menschen wieder die Möglichkeit haben miteinander ins Gespräch zu kommen.

Und dabei ist nicht wichtig, wie sich die Vergangenheit derer gestaltete, die sich da versammeln oder welcher Gruppierung und Fraktion sie angehören. Wichtig ist, dass zugehört wird und dass wir den nicht unter den Tisch kehren, dem wir es zu verdanken haben, dass wir Vater sagen können.

So wie Jesus dieser Frau am Brunnen alles erklärt hat, so haben wir seine Worte, die uns dabei helfen dem Vater auf der Spur zu bleiben.

Worte, die uns dabei helfen ihm nachzufolgen.

Aber wir müssen das Gespräch suchen und wir sollten uns tunlichst davor hüten, unser Gegenüber festnageln zu wollen. Möge es uns in der vor uns liegenden Zeit geschenkt werden, dass wir Brunnengespräche, Pumpendialoge oder Quellendebatten führen dürfen.

Mögen diese lebendig und erfischend sein. Möge es uns geschenkt werden, uns zu öffnen und zu zeigen, darauf vertrauend, dass unser Vater sich um uns kümmern wird und sein Geist uns ein Gespür für die jeweilige Situation schenkt.

Möge jedes Brunnengespräch am Ende eines Tages uns einstimmen lassen in das wunderbare Gebet, das wir von Jesus haben lernen dürfen:

Hier kann das Vaterunser gesprochen werden

So soll es sein und so wird es sein.

Amen

Verfasser: Pastor Jürgen Brilling

Klosterpforte 3, 39638 Kloster Neuendorf


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