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Die Kirche des Geistes

von

Predigtdatum : 31.05.2004
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Pfingstsonntag
Textstelle : 1. Korinther 12,4-11
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Wochenspruch:

Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth. (Sacharja 4,6)

Psalm: 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
1. Mose 11,1-9
Epistel:
1. Korinther 12,4-11
Evangelium:
Matthäus 16,13-19

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 127
Jauchz, Erd, und Himmel, juble hell
Wochenlied:
EG 125
oder EG 129
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Freut euch, ihr Christen alle
Predigtlied:
EG 136
O komm, du Geist der Wahrheit
Schlusslied:
EG 503,14-15
Mach in mir deinem Geiste Raum

Liebe Gemeinde,
am heutigen Pfingstmontag habe ich Ihnen eine Marionette mitgebracht, um über den Heiligen Geist anschaulich zu Ihnen zu reden. Das scheint nämlich schwierig zu sein. Den Heiligen Geist fassbar zu machen. Bis in die Sprache hinein fließt die Unsicherheit dem Heiligen Geist gegenüber.
Als Ruach im Hebräischen ist der Geist weiblich, als Pneuma im Griechischen sächlich, als der Geist im Deutschen männlich. Sah die jüdische Tradition in der Ruach die weibliche Seite Gottes, betrachteten die Griechen das Pneuma als eine Kraft, die wirkt. Im Gefolge unserer Tradition eines personalen Gottesverständnisses wird der Heilige Geist zu einer Person.
Wie also über den/die/das Geist anschaulich reden?
Schon Paulus denkt da eher lebensorientiert. Über den Geist Gottes spekuliert er nicht in hochgeistigen oder gar höchst geistigen Dimensionen, sondern in einem anschaulichen Bild erläutert er den Heiligen Geist. Das harmonische Miteinander des menschlichen Körpers hat die Dimension des Heiligen Geistes. Deshalb habe ich Ihnen eine Marionette mitgebracht. Als anschauliches Bild. Paulus entfaltet im Gespräch mit den Korinthern die verschiedenen, gleichrangigen Geistesgaben. Die Menschen in Korinth hatten darum gestritten, welche denn höher zu bewerten sei. Bis heute streiten christliche Gemeinden um den Wert der verschiedenen Geistesgaben.
Wir hören hinein in das 12. Kapitel des 1. Korintherbriefs:
4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. 7 In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller; 8 dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will.
Die Zuteilung der Geistesgaben vergleicht Paulus mit den verschiedenen Teilen des Körpers. Eine Marionette spiegelt das Funktionieren des Körpers vereinfacht wieder. Mit ein paar wenigen Fäden wird die Marionette bewegt. Einmal ziehen am Faden und ein Bein, ein Arm, oder der Kopf bewegt sich. An dem Talent des Puppenspielers liegt es, die Bewegungen so zu koordinieren, dass sie dem natürlichen Bewegungsablauf des Menschen entsprechen.
Am Fadenkreuz des Puppenspielers laufen alle Fäden zusammen. Nun sind wir Menschen aber keine Marionetten, auch nicht die Marionetten in Gottes Händen, wie manche Gottesbilder das beschreiben. Wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, mit Körper und Geist, unendlich komplizierte Gebilde. Frei und doch auch unfrei. Mit allen Möglichkeiten ausgestattet, aber durch Herkunftsfamilie und -land auch gebunden.
Gerade in unserer Vielschichtigkeit entsprechen wir der Vielschichtigkeit der Geistesgaben. Was für unseren Körper gilt, das gilt, wie Paulus sagt, auch für die christlichen Gemeinden, die im Miteinander der vielen verschiedenen Menschen den Leib Christi bilden.
Schon in ganz kleinen Dorfgemeinden beträgt die Zahl derer, die am Leben einer Kirchengemeinde prägend Anteil haben, um die hundert Menschen. Sie alle wirken mit, dass das Gemeindeleben lebendig und vielgestaltig ist. Mit ihrem Zusammenwirken oder Auseinanderstreben steht und fällt die Lebendigkeit.
Paulus schreibt den Menschen in Korinth Gaben zu, die wir aus unserer Erfahrung ergänzen könnten mit einer Fülle anderer, die in unseren Gemeinden sich entfalten zu einem lebendigen Organismus. Da sind Menschen, die über oft lange Zeit hinaus Menschen pflegen. Da gibt es Gemeindeglieder, die ihr Wissen um Finanzen oder das Bauen miteinbringen. Menschen engagieren sich für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Unendlich viel komplizierter als eine Marionette ist eine christliche Gemeinde und doch gibt es in dem Organismus ein harmonisches Zusammenwirken.
Dieses Zusammenwirken, das die verschiedenen Körperglieder und Abläufe im Körper steuert und gesund erhält, ist für Paulus das Wirken des Heiligen Geistes. Eine Marionette beschreibt das mit den Fäden vereinfacht. Da läuft alles am Fadenkreuz zusammen und wird vom Puppenspieler kunstvoll bewegt.
Unser Körper hat viele Möglichkeiten der Steuerung und des harmonischen Zusammenwirkens. Er bildet einen ganzheitlichen Organismus, in dem jedem einzelnen, noch so kleinen Teil seine Aufgabe zukommt. Wo bestimmte Teile überstrapaziert werden, reagiert der Organismus mit Krankheit.
Den Heilgen Geist sich entfalten lassen können wir, indem wir die Vielfalt unserer Gaben anerkennen und zur Geltung bringen. Wenn einzelne Gaben in der Gemeindearbeit überlastet werden, erkrankt der ganze Organismus. Christliche Gemeinde lässt den Gaben der Vielen Raum.
Als Corpus Christi, Leib Jesu, dürfen wir, jede und jeder getrost mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechnen. Alle Gaben, alle Menschen finden in dem lebendigen Körper ihren Platz. Amen.

Verfasser: Hartmut Lotz (1998)

Herausgegeben vom

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