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Die Krone des Lebens

von Christiane Braungart (Zentrum Verkündigung der EKHN)

Predigtdatum : 18.11.2018
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres
Textstelle : Offenbarung 2,8-11
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Wochenspruch: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“ (2. Korinther 5, 10)

Psalm: 50, 1.4 – 6.14 – 15.23

Lesungen

Reihe I: Matthäus 25, 31 - 46
Reihe II: Römer 8, 18 - 23
Reihe III: Lukas 16, 1 – 8 (9)
Reihe IV: Offenbarung 2, 8 - 11
Reihe V: Jeremia 8, 4 - 7
Reihe VI: 2. Korinther 5, 1 - 10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn
Wochenlied: EG 149 Es ist gewisslich an der Zeit
Predigtlied: EG 374 Ich steh in meines Herren Hand
Schlusslied: EG 16,5 Gott will im Dunkel wohnen

Predigttext Offenbarung 2, 8 – 11

Die sieben Sendschreiben

8 Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:

9 Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind die Versammlung des Satans.

10 Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

11 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

Liebe Gemeinde,

wenn es auf das Ende zugeht, dann wird es ernst. Das ist so, wenn wir auf das Ende unseres menschlichen Lebens hier auf Erde schauen und es ist alljährlich so, wenn wir uns dem Ende des Kirchenjahres nähern.

Am Ende des Kirchenjahres geht es um die sogenannten letzten Dinge: um den Tod, das Sterben und das, was danach kommt.

Der heutige Predigttext steht, man mag es Zufall nennen oder nicht, im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes.

Die Offenbarung des Johannes ist um das Jahr 90 n. Chr. ent-standen. In dieser Zeit herrschte der römische Kaiser Domitian, der sich als Gott anbeten ließ. Überall im römischen Reich gab es Tempel, in denen der Kaiser als Gott verehrt wurde.

Die Christen weigerten sich, diese Verehrung mitzumachen. Für sie gab es nur einen Gott und Herrn, und das war Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, der sich in Jesus Christus offenbart hatte. Weil sie dies glaubten und in der Konsequenz die Verehrung des Kaisers als Gott ablehnten, wurden sie verfolgt und oft auf das Grausamste hingerichtet.

Johannes, der diese Offenbarung verfasst hat, gehört mit zu diesen Leidtragenden der frühen Christenverfolgung. Er war aufgrund seines Bekenntnisses auf die Insel Patmos verbannt worden. Dort in der Verbannung hatte er große, großartige Visionen, die er im Auftrag Gottes niederschrieb. Manches wird uns im Abstand von 2000 Jahren fremd sein und bleiben, doch manche Worte können wir uns erschließen und so können sie uns auch heute noch etwas sagen.

Im ersten Teil der Johannesoffenbarung finden wir 7 Sendschreiben an 7 Gemeinden in Kleinasien, die symbolisch für die gesamte Kirche stehen.

Ich lese als Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem zweiten Sendschreiben. Es ist ursprünglich an die Gemeinde in Smyrna gerichtet, dem heutigen Izmir, einer bedeutenden Handelsstadt in der Türkei.

Aus dem Sendschreiben an die Gemeinde in Smyrna – heute hier in (Gemeinde einfügen) heißt es:

Offenbarung 2, 8 - 11 lesen

„Sei getreu bis in den Tod“ – diese Inschrift findet sich nicht selten auf Kriegerdenkmälern, denen ja am heutigen Volkstrauertag besondere Aufmerksamkeit zuteilwird.

Ich halte es für unglücklich, dieses Wort mit dem Tod der Soldaten in Verbindung zu bringen. Denn gesagt wurde dieser Satz von jemandem, der sein Leben lang auf Gewaltlosigkeit gesetzt hat, von jemand, der gerade nicht mit Waffengewalt siegen wollte, sondern durch Liebe.

Auf einem Esel, dem Lasttier der armen Leute ist er damals in Jerusalem eingeritten, und nicht auf einem Schlachtross. Wer verstehen wollte, der konnte es. Und die Treue von der hier die Rede ist, ist die Treue zu ihm. Es ist eben nicht die Vaterlandstreue der Soldaten gemeint.

Vaterlandstreue – sie ist in unserem Land zu Zeiten des dritten Reiches so missbraucht worden, dass man heute diesen Begriff kaum noch verwenden kann.

Die Liebe zum Vaterland, die Liebe zu Deutschland, der Stolz darauf, erstmals sind diese Begriffe im Zuge der Weltmeisterschaft in 2006 wieder positiv besetzt worden.

Doch Vaterlandstreue? Noch heute leiden wir unter den Folgen irregeleiteter Treue, vom missbrauchten Vertrauen vieler Tausender. Viele haben seinerzeit Adolf Hitler gewählt, weil sie ihm vertraut haben, weil sie dachten, dass er der rechte Mann sei, um die großen anstehenden Probleme zu lösen. Und irgendwann waren die Karten verteilt und das Schicksal nahm seinen Lauf. Eine unentrinnbare Mischung aus Verführung und Gewalt hat eine ganze Nation in tiefe Schuld gestürzt, unzählige Menschen den Tod gebracht.

Sei getreu bis in den Tod! Wie vielen Soldaten mag dieser Satz damals zugerufen worden sein? Wie viele haben sich diesen Satz wohl selbst gesagt, wenn ihnen Zweifel kamen, ob diese Treue gerechtfertigt ist.

Treue zu Vaterland – ein schwieriger Begriff, zumal in unserem Land mit dieser Geschichte.

Doch an sich ist Treue ja etwas sehr wertvolles. Es ist gut, wenn Menschen treu sein können: ihren Überzeugungen, ihren Freunden, dem Ehepartner, ihrem Gott, auch dem eigenen Vaterland gegenüber.

Schwierig wird Treue, wenn die Treue gegenüber dem Weltlichem höher eingeschätzt wird als die Treue gegenüber Gott.

Auch Adolf Hitler hat sich wie ein Gott verehren lassen, den die Vorsehung auserwählt hätte, die arische Rasse zum Sieg zu verhelfen. Die Aufmärsche ihm zu Ehren, die Massenkund-gebungen in Stadien, sie trugen die Züge von religiöser Verehrung eines Menschen. Der Führer als Verführer. Ein moderner Kaiserkult, durchaus vergleichbar dem Kult, der zu der Zeit herrschte, als die Johannesoffenbarung verfasst wurde. Und er hat Treue eingefordert, eine Treue bis zum Tod.

Die Kaiser des Altertums haben die religiöse Verehrung ihrer Person teilweise sehr bewusst eingesetzt, um ihr riesiges Reich zu einen. Die Religion der einzelnen Völker wurde dabei nicht angetastet. Sie durfte weiter bestehen bleiben. Man musste nur einmal im Jahr in den Tempel gehen, eine Prise Weihrauch verbrennen und sagen: der Kaiser ist mein Herr und mein Gott! Und das ganz übrige Jahr durfte man an Göttern verehren, wen man immer wollte.

An dieser Stelle fielen die Christen unangenehm auf. Sie weigerten sich, an diesem Ritual teilzunehmen und machten sich damit zu politischen Hochverrätern. Aber trotz aller Warnung und der damit verbundenen Konsequenzen, blieben sie dabei. Sie sagten: Jesus Christus ist unser Herr und Gott und sonst niemand.

Diese Haltung kam häufig einem Todesurteil gleich. Aber die Christen behaupteten weiter. Sie hatten nur einen Herrn und dem wollten sie treu bleiben.

So z. B. der Bischof von Smyrna, der der Gemeinde vorstand, an den eben dieses Sendschreiben gerichtet war. Er war ein sehr beliebter Mann, aber er hielt hartnäckig an seinem Bekenntnis zu Jesus Christus fest, selbst als es für ihn gefährlich wurde. Er wurde zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Auf dem Weg zur Arena, wo man den Scheiterhaufen errichtet hatte, versuchte man ihn noch umzustimmen. Sie sagten zu ihm: Was ist denn schon dabei, der Kaiser ist Herr und Gott zu sagen und etwas Weihrauch zu verbrennen, wenn man dadurch vor dem Tode bewahrt bleibt?

Doch Polycarp blieb standhaft. Als der Prokonsul ihn vor die Wahl stellte, entweder den Namen Jesu zu verfluchen und dem Kaiser zu opfern oder aber zu sterben, gab er zur Antwort: viele Jahre lang habe ich meinem Herrn gedient, und er hat mir nie etwas Böses getan. Wie kann ich den König, der mich gerettet hat, nun verfluchen?

Polycarp starb auf dem Scheiterhaufen.

Sei getreu bis in den Tod, sagt Jesus Christus, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Treue bis in den Tod können viele fordern, aber Jesus Christus ist der einzige, der die Krone des Lebens vergeben kann. Er ist der einzige, der das Recht hat, Treue bis in den Tod zu fordern, weil er sie vorgelebt hat.

Er ist treu dem geblieben, der ihn gesandt hat, er ist treu dem geblieben, was er in seinem Leben gesagt und getan hat. Und noch am Kreuz hat er um Vergebung gebeten für die Soldaten, die ihn gefoltert haben: „ Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Sie tun ja nur ihre Pflicht, sie wollen nur treu sein und wissen nicht, was sie tun. Vergib ihnen.“

Die Gewaltlosigkeit und die Liebe, die Jesus gepredigt und die er gelebt hat, die hat er bis zum Schluss durchgehalten, bis zum bitteren Ende.

Uns hier bleiben solche Bewährungsproben des Glaubens und der Treue, Gott sei Dank, erspart. Anders sieht es in manchen Ländern dieser Erde aus, in denen Christen um ihres Glaubens willen verfolgt werden.

Aber ich glaube doch, dass Treue auch bei uns angefragt und gefordert ist. Ja, dass es Situationen gibt, in denen eine Entscheidung gefordert ist, wem oder was wir Treue gegenüber aufbringen.  

Wo fordert letztlich doch ein Mensch eine Treue, die über alles das hinausgeht, was wir einem Menschen gegenüber aufbringen sollten?

Wo nimmt uns eine Sache so gefangen, dass wir nichts anderes mehr sehen können? 

Wo fordern die Arbeitsumstände unsere Erreichbarkeit immer und überall? In der Freizeit, im Urlaub. Wo sind hier die Grenzen der Treue?

Wo laufen wir Forderungen an uns selber hinterher, meinen uns selbst immer mehr optimieren zu müssen, ohne noch zu wissen, dass uns von Gott doch alles schon geschenkt ist?

Wo werden wir also in unserem Alltag untreu Gott gegenüber? Wo lassen wir uns hindern, uns in die Nachfolge Jesu Christi rufen zu lassen? Aus Angst, aus Anpassung, aus eigenem Vorteil heraus?

Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Die Krone des Lebens. Vom griechischen Wort her ist eigentlich der Kranz gemeint, der Siegeskranz, der einem Kämpfer dann überreicht wurde, wenn er als Erster ins Ziel kam oder über andere im Kampf gesiegt hatte.

Es fällt leicht, diesen Gedanken auch auf das Glaubensleben, auf den Glaubensweg anwenden, wie es der Seher Johannes getan hat.

Die Krone, der Siegeskranz ist dann die Belohnung für unsere Treue während unseres Lebens. Dieser Kranz steht für das ewige Leben, für die ewige Gemeinschaft mit Gott, die für den Glaubenden bereits in diesem Leben beginnt und die sich in der Ewigkeit vollendet.

Was aber wenn wir untreu werden auf unserem Weg? Was aber wenn wir nicht dieses Gottvertrauen, diese Treue  und manchmal auch diesen Mut aufbringen? Was ist, wenn wir eigene Wege gehen? Können wir also die Krone des Lebens verpassen, vielleicht schon, wenn wir nur als Zweiter ins Ziel kommen? Wir merken, wie dieses Bild auch an seine Grenzen kommt.

Die Bibel sagt, wenn wir Buße tun und Gott unsere Untreue und unsere Schuld bekennen, dann ist er treu und gerecht, dass er uns unsere Schuld vergibt. Seine Treue zu uns ist größer als unsere Untreue.

Wie gut, dass am Ende des Kirchenjahres, wo es um solche gewichtigen Fragen von Treue, von Treue bis in den Tod, wo es um Bekenntnis unserer Untreue, noch den Buß- und Bettag gibt. Er wird uns die Gelegenheit geben, unsere Schuld vor Gott zu bringen. Und wir dürfen die Gewissheit haben, dass er uns vergibt.

Wichtig ist und bleibt an unserem Predigttext, trotz aller Grenzen, die er auch in seiner Bilderwelt hat, die Einladung zur Treue Gott gegenüber, wahrzunehmen.

Jesus Christus sagt zu uns: Komm zu mir. Vertrau dich mir an. Ich will dich mit deinem ganzen Leben. Ich will etwas von dir. Und gleichzeitig verspreche ich dir, dass ich dich führen und versorgen will wie ein guter Hirte. Da wirst du die Ewigkeit schon schmecken, wie sie an dir vollendet werden wird. 

Welch wunderbares Angebot, welch wunderbare Einladung: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

Amen

Verfasserin: Pfarrerin Dr. Christiane Braungart, Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt


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