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Die Menschwerdung Gottes

von Helmut Klein (64753 Brombachtal-Kirchbrombach)

Predigtdatum : 25.12.1999
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : 1. Johannesbrief 3,1-6
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Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 96 (EG 738)

Lesungen

Altes Testament:
Micha 5,1-4a
Epistel:
Titus 3,4-7
Evangelium:
Lukas 2, (1-14) 15-20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 36
Fröhlich soll mein Herze springen
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied:
EG 30
Es ist ein Ros entsprungen
Schlußlied:
EG 44
O du fröhliche

Liebe Schwestern und Brüder!
Jetzt liegt er schon hinter uns, der Weihnachtsabend, der Heilige Abend. Haben Sie es auch erlebt, das Staunen, das sich von tief innen heraus in uns breit gemacht hat? Nicht nur in den Augen und Herzen unserer Kinder, auch in den Herzen der Erwachsenen - das Staunen, untermalt vom Duft der Tannenzweige und Kerzen und weihnachtlicher Musik - das Staunen, nicht nur über die Geschenke – das Staunen, das uns sehnsuchtsvoll an Weihnachten in die Kirche bringt, weil wir ahnen oder gar wissen:
Mit Maria und Josef und dem Kind und den Hirten und Engeln ist etwas Besonderes, etwas Weltbewegendes geschehen. Gott, dieser unbegreifbare, unverständliche Gott kam uns Menschen näher, ganz nah!
Staunt weiter! Bleibt nicht stehen am Heiligen Abend!
Hört auf die Worte aus dem 1. Johannesbrief im Neuen Testament. Er will uns zeigen: Weihnachten hat eine Fortsetzung!
“Seht!”, so sagt Johannes am Anfang unseres Predigttextes. “Seht noch einmal genau zurück, was sich da in dem armseligen Haus in Bethlehem zugetragen hat. Seht, wie in diesem Kind Gott selbst zu uns gekommen ist.
Seht, welche Liebe Gott in unsere dunkle und verlorene Welt gegeben hat. Seht und hört einfach zu!”
(jetzt Predigttext lesen, am besten in der Übersetzung der Guten Nachricht:)
1 Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. 2 Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. 3 Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist. 4 Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht. 5 Und ihr wißt, daß er erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme, und in ihm ist keine Sünde. 6 Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.
Alternativ: Gute Nachricht
3,1 Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, daß er uns seine Kinder nennt. Und wir sind es wirklich: Gottes Kinder! Deshalb kennt uns die Welt nicht; sie hat ja auch ihn nicht erkannt. 2 Ihr Lieben, wir sind schon Kinder Gottes. Was wir einmal sein werden, ist jetzt noch nicht sichtbar. Aber wir wissen, wenn es offenbar wird, werden wir Gott ähnlich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist. 3 Alle, die das voller Zuversicht von ihm erwarten, halten sich von allem Unrecht fern, so wie Christus es getan hat. 4 Wer sündigt, lehnt sich gegen Gott auf, denn Sünde ist nichts anderes als Auflehnung gegen Gott. 5 Ihr wißt doch, daß Christus auf die Erde gekommen ist, um die Sünden der Menschen wegzuschaffen. In ihm gibt es keine Spur von Sünde. 6 Wer mit ihm verbunden bleibt, sündigt nicht mehr. Wer aber sündigt, hat ihn nie gesehen und kennt ihn nicht.
Seht! Dreimal kommt dieses wichtige Wort “sehen” in unserem Text vor. Und dreimal will ich Sie mit unserem Text heute zum Sehen einladen:
1) Sehen – das können wir im Zurückschauen, im RÜCKBLICK:
Ich darf am 1. Weihnachtstag zurückblicken. Ich darf dabei alle meine Sinne gebrauchen. Ich darf mich an Geschenken freuen. Ich darf wie die Hirten staunend schauen. Darf sehen, was Gott mir alles in meinem Leben schon geschenkt hat.
Darf alles mit meinen Sinnen erfassen und spüren: Als ein beschenktes Kind und Erwachsener bin ich Gottes Kind (Vers 1 lesen).
Daß ich Gottes Kind bin, kann mir ein Gefühl von unbeschreiblichem Glück geben, eben ein Weihnachtsgefühl. Ich bin doch Gottes Ebenbild, sein Geschöpf, sein Gegenüber und Partner – an mir ist so viel unbeschreiblich Wertvolles dran!
2) Sehen – das ist auch in sich hineinsehen, ein EINBLICK:
Trotz dieser weihnachtlichen Hochstimmung, die grundsätzlich gut und wichtig ist, soll ich in mich hineinhören, hineinschauen. Dabei werde ich feststellen, daß in meinem Leben nicht alles in Ordnung ist (Vers 2 und 3 lesen).
Ich werde mir bewußt, daß da eine Differenz, ein Unterschied zwischen dem Leben von Jesus und meinem Leben ist. Dieser Unterschied macht meine Schuld aus, mein Versagen. Da ist meine Neigung, mich selbst in den Vordergrund zu stellen, mich zum Maß aller Dinge zu machen, mein Mangel an Liebe.
Diesen Unterschied, diesen Mangel, diese Schuld will ich überwinden.
3) Sehen – das ist auch in die Zukunft sehen, im AUSBLICK:
Ein Leben im Sinne Jesu, ein Leben, so wie Jesus es uns vorgelebt hat, das ist ungemein schwer zu führen.
Deshalb betont unser Bibelwort nicht nur, daß wir wirklich Gottes Kinder sind (Vers 1), sondern auch, daß wir Jesus ähnlich sein werden (Vers 2, Luther: gleich). Wann? Dann, “wenn es offenbar wird”, am Ende unserer Tage, am Ende der Zeit.
In diesem Vertrauen können wir ohne Angst in die Zukunft sehen!
Weihnachten will uns einladen zum Sehen, zum Zurück-Sehen, zum In-uns-Hineinsehen, und zum In-die-Zukunft-Sehen.
Und wenn wir dabei in allem auf Jesus sehen, dann sind wir wirklich Gottes Kinder, dann haben wir allen Grund zur Weihnachtsfreude.
Zum Sehen will uns der Predigttext heute einladen, deshalb sehen Sie doch auch auf die Karte* (Gottesdienstblatt), die Sie heute erhalten haben.
Was sehen Sie?
Viele Köpfe, viele Gesichter, alte und junge, bekannte und unbekannte, sympathische und eher abstoßende Gesichter. Da könnte auch mein oder Ihr Gesicht darunter sein, unter den vielleicht 500 Köpfen.
Aber sehen Sie noch mehr auf diesem Bild? Da ist noch ein Gesicht verborgen: Das Gesicht unseres Herrn, des Kindes von Bethlehem, des Mannes aus Nazareth, ja, das Gesicht des Mannes am Kreuz mit der Dornenkrone.
Oder ist es doch eher die Krone des Lebens, der Strahlenkranz des Auferstandenen?
In der Heiligen Nacht in Bethlehem geschah es: Gott wurde Mensch! Gott wurde einer von uns, er nahm Anteil an unserem Leben. Er wurde in Armut geboren. Kaum daß er geboren war, war er schon mitten im menschlichen Leiden, war bald auf der Flucht, gejagt und gehetzt.
Später liefen ihm die Leute nach, jubelten ihm zu, - aber sie verachteten ihn auch, verspotteten ihn, ließen ihn links liegen, brachten ihn ans Kreuz.
Höchstes Glück und Liebe – aber auch tiefstes Leid, Schmerz und Tod, alles, was ein Menschenleben umfaßt, war Jesus aufs Beste bekannt: Er war einer von uns, er ist einer von uns! Als der Auferstandene ist er auch heute noch bei uns, unter uns (siehe Bild).
Wenn wir zu nahe schauen (wenn wir das Bild zu nahe an die Augen halten), wenn wir das Menschliche zu wichtig nehmen, dann erkennen wir auch nur Menschen; Menschen, die uns erfreuen oder ärgern, die uns lieben oder verletzen oder sogar töten können. Wer zu nahe sieht, wer nicht ein wenig Distanz gewinnt zum Sehen, der sieht nur Menschliches.
Wenn wir uns Menschen aber nicht so wichtig nehmen, (wenn wir das Bild aus der Entfernung betrachten), wenn wir ein wenig “Abstand gewinnen” von uns selbst, dann erkennen wir den Gottes-Sohn unter uns, das Bild des Menschen-Bruders, das Bild Jesu! Und damit sehen wir, wie wir sein sollen, wie wir sein werden, als Kinder Gottes (Vers 2b).
Laßt uns Jesus nachfolgen. Wir wollen Jesus in unser Leben hineinlassen, bei uns ankommen lassen. Damit auch wir ein Teil seines Gesichtes, ein Teil seines Leibes werden.
Gott wurde Mensch, damit wir das Sehen lernen. Voller Staunen, wie die Kinder an Weihnachten. Aber auch mit ein wenig Abstand, damit wir den richtigen Blick gewinnen, (den Rückblick, Einblick, Ausblick), den Blick über das Menschliche hinaus.
Gott wurde Mensch, damit wir sehen: Wir sind Kinder Gottes, bis in Ewigkeit. Das ist die frohe Botschaft von Weihnachten. Amen.

* Das beschriebene Bild kann als Postkarte bestellt bei: Christliche Meditationsstätte, Sonnenhaus, Pater Scherer, 88631 BEURON/Donau, Tel: 07466-209, pro Karte DM 1,00.

Verfasser: Pfr. Helmut Klein, Hauptstr. 13, 64753 Brombachtal-Kirchbrombach

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