Menü

Die Menschwerdung Gottes

von Burkhard Hotz (64668 Rimbach)

Predigtdatum : 26.12.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Offenbarung 7,9-12.(13-17)
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)
Psalm: 96 (EG 738)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 11,1-9
Epistel:
Hebräer 1,1-3 (4-6)
Evangelium:
Johannes 1,1-5 (6-8) 9-14

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 39
Kommt und lasst uns Christus ehren
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied:
EG 36
Fröhlich soll mein Herze springen
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche

9 Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, 10 und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!
11 Und alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und um die vier Gestalten und fielen nieder vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an 12 und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
13 Und einer der Ältesten fing an und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit den weißen Kleidern angetan sind, und woher sind sie gekommen? 14 Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind's, die gekommen sind aus der großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. 15 Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen. 16 Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; 17 denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

Liebe Gemeinde am zweiten Feiertag!
Die Bibel macht es uns nicht leicht! Sie ist eine echte Herausforderung! Denn wer heute am zweiten Feiertag hier in die Kirche gekommen ist, um so einen netten gemütlichen Ausklang des Weihnachtsfestes zu erleben, der wird bitter enttäuscht. Ich denke, schon das erste Hören des Bibelabschnittes aus der Johannesoffenbarung, der der Predigt zugrunde liegt, wird uns irritieren und uns fragen lassen, na hallo, was hat denn das mit Weihnachten zu tun?
Ja die Bibel macht es uns nicht leicht, weil sie uns und unsere Welt ernst nimmt, und weil sie uns gerade so und gerade darin Gottes Wege aufzeigt. Sie bewahrt uns davor, Weihnachten nur in einer märchenhaften Idylle versinken zu lassen, ....ja, ja das war einmal…, und dann bleibt der Blick nur rückwärts gewandt. Und dabei bleibt Weihnachten dann ein irgendwie idyllisches Geschehen in weiter märchenhafter Ferne, mit einem Schuss von tausend und einer Nacht!
Wir bekommen heute mit diesem Bibelwort aus der Johannesoffenbarung den Blick nach vorne eröffnet, wir bekommen die wunderbare göttliche Zielperspektive gezeigt. Hat die erste Weihnachtsgeschichte uns den geheimnisvollen und im Stall von Bethlehem verborgenen Anfang offenbart, wie Gott für uns, für diese Welt im kleinen Kind Mensch geworden ist, so offenbart uns die Johannesoffenbarung das großartige triumphale Ziel dieser Geschichte. Jetzt sitzt das kleine heimatlose Kind aus der Futterkrippe des Stalles von Bethlehem als weltenrichtendes Lamm Gottes auf bzw. vor dem Thron Gottes, vor dem sich Menschen aus allen Völkern versammeln.
Was mit der Anbetung des kleinen Kindes im Stall durch ein paar Hirten aus der Umgebung von Bethlehem und ein paar Weisen aus dem Morgenland seinen von der Welt nicht oder sofort mit tödlichem Misstrauen wahrgenommnen Anfang nahm, das kommt jetzt vor aller Welt Enden an sein großartiges Ziel. Es ist ein Ziel, das alle menschlichen Vorstellungen übersteigt:
„Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserem Gott und dem Lamm!“
Sehen wir diesen großen Bogen, den die Bibel schlägt!? Wir dürfen von Weihnachten kommend den Weg Gottes mitgehen. Wir hören den Anklang an den Einzug von Jesus in Jerusalem, den Palmsonntag, den Weg zu Kreuzigung und Auferstehung. Aber auch dabei bleibt die Bibel nicht stehen; denn die Bibel erzählt ja gerade nicht nur vom vergangnen Handeln Gottes, so dass man nur schulterzuckend sagen müsste, ja damals, da hat wohl Gott große Dinge getan, aber irgendwie ist das vorbei; nein, Gott ist der HERR der Geschichte, der HERR der Vergangenheit und der Gegenwart und der Zukunft. ER führt Seinen Weg mit dieser Welt und Seiner Gemeinde, der Gemeinde des Lammes an Sein Ziel.
Ich freue mich, dass wir gerade heute am zweiten Weihnachts-Feiertag dieses Bibelwort aus der Johannesoffenbarung hören sollen. Weil sie uns den Blick weitet für Gottes zukünftiges Ziel und für die Gegenwart der Kirche in vielen Ländern auf dem Weg zu diesem Ziel.
Für viele Christen aus den Landeskirchen ist die Johannesoffenbarung ein schwer verständliches und verwirrendes Buch, mit dem man sich besser nicht beschäftigt. Das mag auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen. Doch dadurch verkennt man völlig diesen einzigartigen Schatz, der gerade hier enthalten ist und überlässt so dieses wertvolle biblische Buch allen möglichen merkwürdigen Gruppierungen.
Daher muss uns ganz klar sein: Die Johannesoffenbarung ist das Buch der verfolgten christlichen Gemeinde; also der Männer und Frauen und auch Kinder, die erlebt und erlitten haben, wie sie allein dadurch, dass sie an Jesus glauben und nach Seinem Wort und Gebot leben, dieser Welt ein Ärgernis sind. Sie werden von dieser Welt und ihren Mächtigen und ihren großen und kleinen Helfershelfern verleumdet und lächerlich gemacht, sie werden benachteiligt, vertrieben, enteignet, verhaftet, misshandelt, sie werden gefoltert und getötet!
Die Johannesoffenbarung ist das Buch der verfolgten christlichen Gemeinde. Eine Kirche, die die Johannesoffenbarung ignoriert, kennt keine Verfolgung am eigenen Leibe – wahrscheinlich, weil sie so mit dem herrschenden System verbunden ist, dass sie eher an der Verfolgung anderer teilnimmt, als dass sie selber Verfolgung erleidet. Bezeichnenderweise ist ja in der Weihnachtsgeschichte nach Matthäus die Verfolgungserfahrung schon da. Wer zu Jesus gehört, kommt unter Druck, ja in Lebensgefahr, das haben zuerst seine irdischen Eltern erfahren, als sie mit dem kleinen Jesuskind vor seinen Mördern nach Ägypten fliehen müssen.
So bekommen wir heute, liebe Weihnachtsgemeinde, sozusagen zum Abschluss des Weihnachtsfestes zwei Weihnachtsgeschenke mit auf den Weg:
Wir bekommen das Geschenk des ewigen Lebens und die neue erlöste Welt Gottes. Wir werden die Herrlichkeit Gottes sehen vor aller Welt!
Dieses weihnachtliche Jesuskind ist nicht der Abschluss, sondern der Anfang. Gottes Weg geht weiter, das Kind im Stall von Bethlehem und der Mann am Kreuz von Golgatha, ER, der gute Hirte, ist das Lamm Gottes auf dem Thron der ewigen Herrlichkeit. ER ist es, der den Tod besiegt hat, und ER ist es, der wiederkommen wird und Gericht halten wird über dem Bösen in dieser Welt. ER wird dieses Böse beseitigen, ER wird den Krieg und den Hass beseitigen, ER wird die Umweltverschmutzung und den Müll und den Krebs und Aids beseitigen, ER wird den snobistischen Egoismus der einen beseitigen, die im Reichtum ertrinken, während die anderen im Hunger verdürsten, das alles wird das Lamm Gottes beseitigen und eine neue Welt des Friedens und der Liebe heraufführen. Und wir sind dabei mit Seiner Gemeinde aus allen Völkern dieser Erde! Das Lamm wird der Sieger sein und wir gehören an Seine Seite, Halleluja!
Es ist der Weg der starken, der rettenden, der tröstenden, der befreienden Liebe Gottes unter uns, die zu ihrem Ziel kommt. So können wir dem Kind in der Krippe heute schon vertrauen, dem guten Hirten können wir heute schon vertrauen, dem Lamm Gottes, das sich für uns geopfert hat, können wir heute schon vertrauen. Das Lamm Gottes ist der Beweis der Echtheit und Glaubwürdigkeit der Liebe und der Macht Gottes, der sich für uns hingibt.
Dieses Lamm Gottes wird am Ende für alle Welt sichtbar sein, und wir werden, die wir heute schon an IHN glauben, zu IHM gehören, wir werden die weißen Kleider des neuen Lebens tragen, wir werden einen wunderbaren Lobpreis der Herrlichkeit Gottes erleben. Und das Lamm Gottes, unser HERR Jesus Christus wird uns als Seine Brautgemeinde, die zu IHM als Bräutigam gehört, weiden und zu den Quellen des lebendigen Wassers führen.
Es hat seinen guten Grund, dass die Hochzeit das Bild für dieses Fest ist, wenn der wiederkommende Christus Seine Gemeinde findet. Der Tod ist besiegt, und Gott selbst wird abwischen alle Tränen von unseren Augen. Ist das nicht wunderbar, der heilige und große Gott, ER, der Schöpfer des Universums, ER macht die mütterlichste aller tröstenden Gebärden, ER wischt den traurigen Kindern die Tränen ab? „...Es ist alles gut, denn ICH bin da!“ Das ist das erste Weihnachtsgeschenk: Die Zielperspektive des Lammes für uns!
Und nun kommt das zweite Geschenk. Wer sind die mit den weißen Kleidern, die sich vor dem Thron Gottes zu dem Lamm versammeln, zu denen wir ja gehören wollen und sollen? Es sind die, die aus der großen Trübsal kommen, so heißt es bei Luther, in einer modernen Übersetzung heißt es für uns verständlicher: Sie kommen aus Verfolgung, Leid und Bedrängnis. Im Blut des Lammes haben sie ihre Kleider rein gewaschen.
Was heißt das? Das bedeutet ein Doppeltes. Zuerst bedeutet dies, dass wir die Frucht des Opfertodes, des Leidens und Sterbens Jesu für uns in Anspruch nehmen, d. h. wir nehmen Seine Vergebung für unsere Sünde in Anspruch. „Christe, DU Lamm Gottes, der DU trägst die Sünd der Welt, erbarm DICH unser“, so singen wir beim Abendmahl. Das ist aber nur die eine Seite, die zweite Bedeutung ist die Teilnahme am Leiden und Sterben Jesu. Es ist also deutlich, die gerettete Gemeinde des Lammes ist die verfolgte Gemeinde des Lammes.
Na hallo!!! Könnten wir sagen, das gefällt uns aber gar nicht, auf solch ein Weihnachtsgeschenk sind wir gerne bereit zu verzichten. Das erste mit dieser tollen Party im Himmel, das finden wir ja ganz schön, aber das zweite mit der Verfolgung, nein, da verweigern wir die Annahme. Wie soll denn das ein Geschenk sein, da wird man ja seines Lebens nicht mehr froh!?
Aber genau hier scheiden sich die Geister, denn die Verfolgung der christlichen Gemeinde wird kommen und sie geschieht in vielen Ländern dieser Erde heute schon. Ich nenne als Beispiel die Christen in Indonesien und im Sudan. Und wir Christen in Deutschland tun so, wenn wir es überhaupt hören, als ob das alles nur merkwürdige Sekten wären und uns das alles nichts anginge. Aber es wird auch nach uns greifen und wir werden die Situation erleben, dass allein die Tatsache, dass wir Christen sind und an Jesus und nicht an die allgemeine Toleranz glauben, uns massiv unter Druck bringt. Denn wir erleben zunehmend, dass die herrschende Religion in unserer Gesellschaft die Religion der Toleranz ist, der zu widersprechen der Inbegriff der Intoleranz ist. Und gegen Intoleranz muss man ja vorgehen!
1. Beispiel: Alle Religionen sind gleich wahr. So sagt die Religion der Toleranz. Wenn ich jetzt sage, nein das stimmt nicht, denn Jesus Christus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben,“ dann bin ich mit dieser Überzeugung ein intoleranter Fundamentalist, der im Grunde in der demokratischen Gesellschaft keinen Platz hat.
2. Beispiel: Die Religion der Toleranz sagt: Alle Formen ausgelebter Sexualität sind gleich gut, sofern die Beteiligten damit einverstanden sind. Wenn ich sage, nein, das stimmt nicht, es gibt Formen ausgelebter Sexualität, die widersprechen dem Gebot Gottes und sind daher nicht gut, z. B. der Ehebruch, dann bin ich mit dieser Meinung ein böser moralistischer Fundamentalist und gehöre zu den Feinden der offenen Gesellschaft, denen man am besten den Mund verbietet.
Merken wir, was hier passiert? Die Religion der Toleranz definiert sich selbst als der Inbegriff der Toleranz und wer ihr widerspricht ist böse. Es wird schneller kommen als wir denken, dass auch bei uns Menschen allein dadurch unter Druck kommen, weil sie an Jesus Glauben und nach Seinem Wort leben.
Noch einmal zu dem 2. Weihnachtsgeschenk: Natürlich ist Verfolgung kein Geschenk. Aber wenn wir unter Druck geraten, weil wir Jesus nachfolgen, dann sollen wir wissen: ER ist bei uns, ER tröstet und führt uns und schenkt uns eine wunderbare Freiheit, uns nicht von der Angst bestimmen zu lassen sondern mutig und klar gemäß Gottes Gebot unseren Weg zu gehen. Das Böse, mag es sich noch so mächtig oder so raffiniert gebärden, es ist durch das Lamm Gottes besiegt.
Es gehört zu dem tieferen Sinn des 2. Feiertags, dass er zugleich der Gedenktag des ersten christlichen Märtyrers ist, des Stephanus. Christliche Märtyrer sind weder Mörder noch Selbstmörder. Der islamische Terrorismus hat diesen guten Begriff völlig pervertiert! Christliche Märtyrer dagegen sind gewaltlose Zeugen der Wahrheit und der Liebe des Gottes, der sich in Jesus offenbart. Es sind Menschen, die sich der Macht des Bösen nicht beugen und diese Wahrheit mit dem Opfer ihres Lebens bezeugen.
So ist Weihachten viel mehr als nur die Idylle fürs Wohnzimmer. Es ist der Weg mit dem Kind in der Krippe und dem Lamm auf Gottes Thron. Und so wollen wir beide Geschenke mitnehmen: Das Ziel in Gottes Herrlichkeit und die Bewahrung und Stärkung Gottes in schweren Zeiten. Wir wollen an der Seite des Lammes Gottes sein und bleiben.

Amen.

Pfarrer Burkard Hotz, Am Ölgärtchen 3, 64668 Rimbach

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de