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Die Menschwerdung Gottes

von Reinhard Voitzsch (06618 Naumburg)

Predigtdatum : 25.12.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : Lukas 2,(1-14).15-20
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Wochenspruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14)

Psalm: 96 (EG 738)

Lesungen

Altes Testament:
Micha 5,1-4a
Epistel:
Titus 3,4-7
Evangelium:
Lukas 2, (1-14) 15-20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 42
Die ist der Tag, den Gott gemacht
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesu Christ
Predigtlied:
EG 36
oder EG 27
Fröhlich soll mein Herze springen
Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche

[1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ 15 Und]
Als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ 16 Und Sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Liebe Schwestern und Brüder,
Weihnachten ist ein Fest der Bewegung und Veränderung. Weil der Kaiser wissen wollte, wie viel Menschen in seinem Reich lebten, sollte alle Welt geschätzt werden. Diese angeordnete Bewegung trifft auch Maria und Josef. Da spielt es keine Rolle, dass die Frau hochschwanger ist. Wo kämen wir denn hin, wenn Behörden auf solche Beschwerlichkeiten Rücksicht nehmen müssten! Die Leute haben eben ihre Vorschriften.
In Bethlehem wird das Kind geboren. Ein Junge ist es. Und die Verhältnisse sind ärmlich. Aber immerhin: Das Kind lebt und ist gesund. Mutter und Kind haben alles gut überstanden. In die Trostlosigkeit der Situation zieht für die Eltern damit ein Hauch Glückseligkeit ein. Wenn sie schon gegen den beschwerlichen Weg nichts machen konnten, so haben die beiden doch wenigstens sich und nun dazu auch dieses Kind. Ein kleines Stückchen Glück in einer sonst durchaus nicht glücklichen Welt!
Vieles lässt sich denken, was die Eltern an Hoffnungen, guten Wünschen und Erwartungen mit der Geburt ihres Kindes verbunden haben mögen.
Doch erst über andere erfahren sie, dass sich mit der Geburt ihres Kindes noch viel Größeres und Wichtigeres ereignet hat. „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Die Engel sind die Ersten, die solches in der Nacht den Hirten auf dem Felde verkünden. Vermutlich sind die von dieser Begegnung erst einmal etwas merkwürdig berührt. Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass einem Engel begegnen. Doch dann wollen sie es wissen. Sie müssen ja wieder klarkommen mit dem, was sie da soeben erlebt haben. War das ein Traum oder ist das die Wirklichkeit?
Euch ist heute der Heiland geboren! Aus der vom Kaiser angeordneten Bewegung und Veränderung, wird nun etwas ganz anderes. Doch das entwickelt sich eher behutsam und unscheinbar. Im Stall von Bethlehem wird ein Kind geboren. Und draußen auf dem Felde hören die Hirten, was für ein Kind das ist. Der große Jubel und die große Freude darüber brechen aber erst los, nachdem die Hirten das Kind gesehen haben, nachdem das menschliche Kind und das göttliche Wort zueinander gekommen sind. Bis dahin wissen beide ja immer nur die Hälfte.
Maria und Josef haben ihren kleinen Sohn. Aber ohne die göttliche Bestimmung ist das ein Kind wie jedes andere. Die Hirten auf dem Felde haben durch die Engel von der Geburt des Heilandes gehört. Aber wo sollen sie den finden? Und Hoffnungen auf diesen Retter hat es ja schon viele gegeben! Da müssen das Wort und das Geschehen erst zueinander kommen und anschaulich werden.
Das geschieht im Stall von Bethlehem. Hier kommt zusammen, was nach Gottes Willen zusammen gehört. Maria und Josef hören aus dem Munde der Hirten, dass ihr Kind kein gewöhnliches ist, sondern dass Gott ganz eigene Pläne mit ihm hat. Und die Hirten suchen den Retter und Heiland, der allem Volk helfen soll. Aber sie finden nur ein neugeborenes Wickelkind. Das entspricht wohl dem, was ihnen gesagt worden ist. Aber sonst müssen sie einfach glauben, dass aus diesem kleinen, hilflosen und ärmlichen Anfang das Heil hervorgehen wird, das Gott für sein ganzes Volk und darüber hinaus für diese ganze Welt bestimmt hat.
Es wird den Hirten damit einiges zugemutet. Und auch für die Eltern ist die Botschaft, die sie mitbringen, nicht frei von solchen Zumutungen. Denn was bedeutet das für dieses Kind, wenn eine solche große Verheißung auf ihm liegt? Liegen darin nicht auch Gefahren? Und die von Matthäus berichtete Flucht nach Ägypten, um damit vor den Verfolgungen des Königs Herodes sicher zu sein, zeigt ja, wie naheliegend und begründet solche Gedanken waren. Ist es da so abwegig, wenn Maria auch solches in ihrem Herzen bewegt hat?
Die Hirten kehren dennoch voller Freude und Gotteslob wieder zurück. Sie sind voll und ganz erfüllt von dem, was sie gehört und gesehen haben. Überall erzählen sie davon. Sie können das einfach nicht mehr bei sich behalten. Alle sollen von der Geburt des Heilandes erfahren.
Doch die anderen wundern sich nur. Sie können offensichtlich noch nicht verstehen, was da geschehen ist und wovon ihnen die Hirten erzählen. Es liegt da noch etwas Besonderes, ein Geheimnis drin.
Und auch die Hirten haben den Retter und Heiland ja nicht von sich aus gefunden. Die Engel haben ihnen verkündet, was geschehen ist. Und sie haben ihnen ein Zeichen gegeben; ein Zeichen, dass ihnen geholfen hat, den Heiland zu finden.
Weihnachten ist das Fest der Bewegung und Veränderung. Gott wird Mensch. Er kommt zu uns, weil er uns bewegen und verändern will. Er gibt uns Zeichen, damit wir ihn finden und zu ihm kommen können.
Solche Zeichen müssen nicht wie damals die Engel sein. Auch Himmelserscheinungen braucht es dazu nicht unbedingt. Die Hirten haben den Heiland ja in ihrer Welt gefunden, im Stall und in der Futterkrippe; an einem Ort, wo sie zu Hause waren, wo sie sich auskannten und wo sie sonst ihre Tiere versorgt haben.
Über die Weihnachtsgeschichte hinaus erzählt das Neue Testament noch öfter davon, wie Gott in Jesus den Menschen in solchen alltäglichen Situationen und Räumen begegnet. Petrus ist bei der Arbeit, als Jesus ihn beruft. Mit anderen zusammen ist er müde und kaputt, weil seine Arbeit umsonst war. - Komm runter, ich muss heute in deinem Haus einkehren. Ich will dir zeigen, wie wertvoll und wichtig du mir bist. So hört es Zachäus. Und auch sonst sind es immer wieder die Mühseligen und Beladenen, denen Jesus sich freundlich zuwendet und die durch ihn erfahren: Heute, in der Begegnung mit Jesus ist diesem Haus oder diesen Menschen Heil widerfahren.
Für Menschen, in denen es dunkel und traurig geworden war, beginnt so wieder etwas zu leuchten. Einsam Gewordene werden besucht. Sie freuen sich, dass jemand an sie denkt. Sie können mal wieder alles erzählen, was sie schon lange nicht mehr los geworden sind. Die den Müden und kraftlos Gewordenen geschenkte Aufmerksamkeit und Wärme ermutigt sie wieder. Und die Umgetriebenen und Rastlosen müssen sich mal um nichts mehr sorgen, was ihnen entgleiten oder verloren gehen könnte.
Wo Gott die Menschen bewegt und verändert, da setzt er nicht auf Anordnungen und Erlasse. Er kommt in unsere Welt und schenkt uns seine Liebe und Freundlichkeit. Die Hirten auf dem Felde sind die ersten, die davon erfahren. Sie lassen sich darauf ein und folgen dieser Botschaft. Und sie werden dadurch verändert.
Einfache und arme Leute, die sonst im Leben oft die letzten sind, werden durch die Güte und Freundlichkeit Gottes zu Menschen, die ganz vorn stehen. Sie haben mit den Anderen nun etwas ganz Wichtiges zu sagen: nämlich dass sie über das Kind in der Krippe voller Freude sind und dass das wie ein neuer Anfang ist. Ein neuer Anfang, der sie beflügelt und für dessen Erfahrung sie von Herzen dankbar sind. Denn ein befreites und erfülltes Leben beginnt mit einem frohen und zuversichtlichen Herzen. Und das ist für uns das Geschenk der Weihnacht.
Gott möge es uns darum schenken, dass wir in diesen Weihnachtstagen und darüber hinaus ähnliches erfahren und so mit frohen Herzen in das Gotteslob der Hirten einstimmen. Amen.

Verfasser: Sup. Reinhard Voitsch, Othmarsplatz 10, 06618 Naumburg

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