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Die Schar der Erlösten

von Mechthild Böhm (55122 Mainz)

Predigtdatum : 26.12.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 2. Feiertag
Textstelle : Offenbarung 7,9-12.(13-17)
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Wochenspruch: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Joh 1,14)
 

Psalm: Psalm 27 (EG 714)
 

Lesungen
 

Altes Testament: Jesaja 11, 1 - 9
 

Epistel: Hebräer 1, 1 - 3 (4 - 6)
 

Evangelium: Johannes 1, 1 – 5 (6 - 8). 9 - 14
 

Liedvorschläge
 

Eingangslied: EG 39, 1 - 4 Kommt und lasst uns Christus ehren
 

Wochenlied: 41, 1 - 4 Jauchzet, ihr Himmel
 

Predigtlied: 45, 1 - 4 Herbei, o ihr Gläubigen
 

Schlusslied: 65, 1 + 6 + 7 Von guten Mächten
 

Hinführung:
 

Die Lieder in diesem Gottesdienst sind eher nicht die erwarteten. Passend zum Predigttext habe ich Loblieder ausgesucht, die nicht wie die meisten anderen Weihnachtslieder die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2 vor Augen haben, sondern Gottes Macht und Herrlichkeit besingen. Es sind die weniger bekannten Weihnachtslieder, die dann vielleicht auch auf den Text besonders achten lassen.
 

Der Predigttext aus der Apokalypse kontrastiert die Gewohnheit und die Erwartung, zu Weihnachten eine Auslegung des Evangeliums nach Lukas zu hören. Der Seher Johannes weitet die Perspektive enorm: hinter der Bedrohung der Welt scheint bei ihm die Vollendung der Welt schon auf. So möchte ich mit dem Seher Johannes die voraus weisende Bedeutung der Weihnachtsbotschaft hervorheben und sie ganz bewusst der Weihnachtsgeschichte nach Lukas zur Seite stellen.
 

Liebe Gemeinde,
 

in Scharen sind die Menschen vor zwei Tagen, an Heiligabend, in die Kirchen geströmt. Heute ist es hier schon wieder überschaubarer. Menschen, die sonst kaum in die Kirche kommen, wollen dann doch einmal die Frohe Botschaft hören. Sie wollen Weihnachten nicht feiern ohne in der Kirche die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium gehört zu haben. Von dieser Frohen Weihnachtsbot-schaft lassen sich die Menschen in den Gottesdiensten an Heiliga-bend in Scharen ansprechen.
 

Von einer großen Schar von Menschen spricht auch die Vision aus der Offenbarung des Johannes. Eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen. Wir sind heute hier wieder in kleinerem Kreis zusammen gekommen, aber die Vision des Sehers Johannes lenkt unseren Blick noch einmal auf die Scharen von Menschen. Es ist ein Rückblick auf vorgestern, als die Scharen in die Weihnachts-Gottesdienste strömten und eine Vorausschau auf die Zeit, in der Gott seine Welt vollenden wird und die Menschen in Scharen zu seinem Lob zusammen kommen.
 

Weihnachten ist vorbei!
 

Wir stehen heute am Ende eines langen, dreitägigen Festes. Die Weihnachtsstimmung klingt ab, nun kommt langsam der Alltag mit seinen Herausforderungen und Ansprüchen wieder in den Blick. Nach dem Zusammensein mit der Familie, nach gutem Essen und Geschenken geht das gewöhnliche Leben wieder weiter. Der eine oder die andere muss ja auch morgen wieder arbeiten gehen, nicht alle haben „zwischen den Jahren“ frei. In vielen Wohnungen – auch hier in der Kirche – ist eine Weihnachtskrippe aufgebaut; auch die wird nun bald wieder eingepackt. Mit Maria und Josef, mit dem Kind in der Krippe, mit den Hirten und Schafen, Königen und Engeln hat sie uns durch die Weihnachtszeit begleitet. Es sind die Figuren, von denen der Evangelist Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte erzählt. Nun, nach Weihnachten, werden sie bald weggeräumt, bis zum näch-sten Jahr. Was begleitet uns nun am Übergang vom Fest zum Alltag?
 

Ist Weihnachten schon vorbei?
 

Doch die Vision des Sehers Johannes lässt mich an diesem Übergang innehalten. Es ist, als erweitere er mit den Bildern seiner Vision die Weihnachtskrippe um einige Figuren. Es ist, als rufe er uns mit seiner Vision zu: Wartet, räumt die Krippenfiguren noch nicht weg. Im Gegenteil: stell noch einige dazu. Halt, da sind noch viel mehr Figuren, die zur Weihnachtskrippe dazu gehören. Figuren, die an der Ver-kündigung der Weihnachtsbotschaft beteiligt sein sollen. Figuren, die Euch begleiten am Übergang vom Fest zum Alltag.
 

Figuren in der Vision des Sehers Johannes
 

Die Vision des Sehers Johannes entwirft vor unserem innern Auge ein Bild mit vielen neuen Figuren: Die große Schar von Menschen, die Engel, die Ältesten. Und auch: das Lamm und der Thron.
 

Die vielen Menschen, die herbeigekommen sind: Wie die Hirten in der Weihnachtsgeschichte des Lukas loben auch sie Gott. Wie die Weisen an der Krippe fallen auch die Ältesten vor dem Lamm auf dem Thron nieder und beten es an. Der weihnachtliche Lobpreis des Engel auf den Hirtenfeldern in Bethlehem Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens erklingt beim Seher Johannes ganz ähnlich: Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Das ist der Cantus Firmus der Weihnachts-geschichte des Lukas wie der Vision des Johannes. Ein Gleichklang der Hirten und Könige an der Krippe mit der großen Menschenschar und den Ältesten vor dem Thron.
 

Neue Krippenfiguren
 

Malen wir uns also aus, wir stellten zu den bekannten Figuren der Weihnachtskrippe weitere Figuren der Vision des Sehers Johannes hinzu. Ich habe den Eindruck, dadurch wird der Horizont der Weih-nachtsbotschaft erweitert. Wir gewinnen die volle Perspektive auf das Leben, auf unsere Welt, auf die Zukunft. Es ist als sei mit weite-ren Krippenfiguren die ganze Botschaft des Kindes in der Krippe dargestellt. Jesus, das Kind in der Krippe, Jesus von Nazareth, der wie ein Lamm unschuldig am Kreuz stirbt, Jesus Christus, der wie ein König auf dem Thron in Frieden und Gerechtigkeit über alle Welt herrschen wird, wenn Gott seine Welt vollendet.
 

Wie sieht dann die Weihnachtskrippe aus?
 

Wie sieht dann die Weihnachtskrippe aus? Ich stelle mir vor: Hinter den Hirten und den Schafen sind unübersehbar viele Menschen. Menschen verschiedener Hautfarbe, Menschen, die in ganz unter-schiedlicher Landestracht gekleidet sind. Alte Menschen, gestützt von anderen und Kinder auf den Armen von Erwachsenen. Eine große Schar. Mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Hän-den. In der Bildsprache des Sehers Johannes sind weiße Kleider und Palmzweige ein Zeichen des Sieges. Eine große Schar von Menschen erscheint an der Krippe, in der der neugeborene Jesus liegt, und ahnt schon voraus: das Leben siegt. Dieses kleine schutzlose Leben eines Neugeborenen, es setzt sich trotz aller Bedrohung durch. Dem Leben von Jesus von Nazareth, unschuldig zum Tode verurteilt, gibt Gott Recht. Denn er lässt es nicht im Tod, durch den Tod hindurch führt er es zum Leben. Ja, das Leben siegt. Deshalb kommen die Menschen in großen Scharen.
 

Das ist die Weihnachtsbotschaft des Johannes: Gott kommt in Jesus als Kind zu den Menschen, um den Tod zu besiegen.
 

Es ist eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen. Ich stelle mir vor: diese unzähligen Menschen, die da an die Krippe kommen, sie haben in Gottes Kraft auch über ihre Unterschiede gesiegt. Nation, Stamm, Volk oder Sprache, das ist nichts mehr, was sie trennt, was zum Unfrieden und zur Feindschaft führt.
 

Das ist die Weihnachtsbotschaft des Johannes: Gott kommt in Jesus zu den Menschen, um auch alle Feindschaft, allen Hass und Rassis-mus zu überwinden
 

Auch die Ältesten sind neue Krippenfiguren. Ganz nah an der Krippe stehen sie und doch ist ihr Blick auch in eine ferne Vergangenheit gerichtet. Sehr gut erinnern sie sich noch daran, wie sie selbst Kinder waren, und auch an die Lebensphase als sie kleine Kinder hatten. Doch das war in einer anderen Zeit und kaum jemand hört ihnen zu, wenn sie davon erzählen. Doch die Erfahrung und die Lebensweis-heit, die sie in ihrem langen Leben gesammelt haben, wollen sie auch an die Krippe bringen.
 

Das ist die Weihnachtsbotschaft des Johannes: Junge und Alte sind Kinder Gottes und kommen einander durch Jesus Christus nah.
 

Vielleicht gehören in der Ferne auch die Apokalyptischen Reiter zur Krippe dazu. Von ihnen ist beim Seher Johannes im vorhergehenden Kapitel die Rede. Diese apokalyptischen Reiter sind Bilder des Un-heils auf der Welt. Zu unserer Wirklichkeit gehören sie auch. Nicht um Unheil anzukündigen oder gar anzudrohen. Nein, sondern um das Unheil, das zur Realität dieser Welt dazu gehört, auch in die Nähe von Jesus zu bringen. Gerade in diesem Jahr haben Naturkatastro-phen wie der Tsunami in Japan und Hungerkatastrophen wie in So-malia unendlich vielen Menschen das Leben gekostet. Sie und alle, die leiden, wollen wir auch angesichts der Krippe nicht vergessen. Wir wollen sie nicht vergessen in unserem Blick auf die Welt, nicht in unserem Beten und nicht in unserem Handeln.
 

Das ist die Weihnachtsbotschaft des Johannes: zum Heil der Welt kommt Jesus Christus in unsere unheile Welt. Schutzlos und zart wie ein Lamm kommt Gott in diese Welt, daran erinnert uns das Lamm als Krippenfigur ebenso wie das Kind in der Krippe. Doch daneben steht der Thron und weist schon voraus: das Leben siegt.
 

Neue und anfangs vielleicht fremde Krippenfiguren: sie ermöglichen es uns, die Weihnachtsbotschaft nun in den Alltag mitzunehmen. Sie möchten uns vor Augen führen: Gott ist mit seinem Heil wirklich in die unheile Welt gekommen. Amen.
 

Und der Frieden Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.
 

Verfasserin: Pfarrerin Mechthild Böhm
 

An der Bruchspitze 51, 55122 Mainz
 

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