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Die verheißene Erlösung

von Sebastian Bartsch (06333 Hettstedt)

Predigtdatum : 07.12.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 2. Advent
Textstelle : Lukas 21,25-33
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Wochenspruch:

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21, 28)

Psalm: 80, 2 – 7. 15 – 20

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 63, 15 – 16 ( 17 – 19a) 19b; 64,3
Epistel:
Jakobus 5, 7 – 8
Evangelium:
Lukas 21, 25 – 33

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 17, 1-2
Wir sagen euch an den lieben Advent
Wochenlied:
EG 6, 1-3
Ihr lieben Christen, freut euch nun
Predigtlied:
EG 13, 1-3
Tochter Zion, freue dich
Schlusslied:
EG 1, 3
Macht hoch die Tür

Liebe Gemeinde!
Manche Bibeltexte machen mir Angst. Sie verwirren mich und ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Leute von der Straße, die sonst nicht in der Kirche sind, diese Texte hörten. Der Evangeliumstext des heutigen 2. Adventssonntages ist so ein Text. Er spricht vom Menschensohn in einer Wolke oder von Zeichen an Sonne, Mond und Sternen. Im Bereich des Sciencefiction oder mancher Horrorfilme sind die einen oder anderen Bilder zu finden. Bilder aus dem Lukasevangelium wollen heute zu uns sprechen, die den ganzen Bereich unserer Vorstellungskraft fordern.
Mir geht es so, dass ich den Predigtext wieder und wieder hören muss, um ihn zu verstehen. Ich möchte Sie deshalb zum Beginn der Predigt noch einmal zum Zuhören einladen. Lassen wir Lukas zu Wort kommen und hören aus dem 21. Kapitel die Verse 25-33:

25 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, 26 und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. 27 Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. 28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: 30 wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist. 31 So auch ihr: wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
32 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. 33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.
In unserer Lutherbibel ist der Text in drei Abschnitte mit folgenden Überschriften gegliedert: Das Kommen des Menschensohnes – Vom Feigenbaum – Ermahnung zur Wachsamkeit. Diese kurze Inhaltsangabe macht schon deutlich, welche Themen der Predigttext für heute zum Nachdenken anregen möchte. Lukas – und die ersten Christen mit ihm – erwartete die Wiederkunft von Jesus Christus nicht in einer fernen Zukunft, sondern in absehbarer Zeit. Noch zu ihren Lebzeiten sollte geschehen, was sie sehnlichst erwünschten: Christus kommt wieder und erlöst die Menschheit aus der Knechtschaft der selbstverschuldeten Nöte und schenkt ihr seinen Frieden. Er kommt zurück, um seine Liebe offenbar werden zu lassen. Sie sollen zu ihm finden und in ihm Frieden für ihre Seele, Vergebung all ihrer Schuld und das Leben – hier und in Ewigkeit.
Eine wundervolle Botschaft – damals wie heute. Leider sind wir Menschen immer geneigt, ungeduldig zu sein. Lieber schon gestern das bekommen, was ich will, als lange darauf zu warten. Gerade in den Adventstagen werden ja nicht nur die Kinder ungeduldig: Was wird es alles auf dem Gabentisch zu entdecken geben? Auch all die Vorbereitungen auf das Fest werfen für uns Erwachsene schon jetzt ihre Schatten voraus. Was werden wir alles noch erledigen müssen?
Vielleicht spüren wir an diesen all zu menschlichen Dingen auch schon ein Stück weit die Ungeduld, welche die ersten Christen um den Evangelisten Lukas erfasst hatte. Hatte es Jesus nicht selbst gesagt? Jetzt muss doch bald der Zeitpunkt sein, dass wir dies alles erleben dürfen? Das Kommen des Menschensohnes kann doch nicht mehr fern sein und damit all die verheißene Freude.
Mir gefällt, wie die Worte Jesu vom Feigenbaum dazu eingeführt werden. Jesus wendet ein allen bekanntes Bild aus dem alltäglichen Leben an. Ja, kann man da nur zustimmen: Wenn die Bäume anfangen zu blühen, dann kann die Jahreszeit des Sommers nicht mehr fern sein.
Allein diese kurze Aussage führt uns doch wieder auf die Realitäten zurück. Nicht wild um sich herum spekulieren und sich alles in bunten Farben ausmalen – wie es sein wird, wenn Himmel und Erde vergehen werden. Nein, die Dinge des Glaubens sind wie unser Alltag. Oder besser gesagt: Sie sind ganz fest mit unserem Alltag verbunden. Da müssen wir gar nicht erst von den Zeichen auf der Erde und den Sternen reden, wie dies manchmal nach Naturkatastrophenmeldungen aus den Nachrichten auch von manchem Christenmenschen gemacht wird. Das zu deuten, soll denen überlassen sein, die sich dafür für kompetent halten. Ist unsere Aufgabe nicht eher, unser Dasein als Christin oder Christ in unser alltägliches Leben einzubinden?
Wie das geht und was dabei wichtig ist, erzählt eine kleine Geschichte:
Es passierte vor etwa zweihundert Jahren irgendwo im Mittelwesten der USA. Das Parlament eines Bundesstaates dort hielt eine Sitzung ab. Als es sich unter den Abgeordneten herumsprach und es auch alle merkten, dass eine Sonnenfinsternis eintrat, drohte Panikstimmung auszubrechen. Der Abgeordnete, der gerade am Rednerpult stand, rettete die Lage, indem er sagte: „Meine Herren! Es geht nun um zwei Fragen – beide mit der gleichen Antwort. Entweder kommt der Herr, dann soll er uns bei der Arbeit finden, oder er kommt nicht, dann haben wir keinen Grund, unsere Arbeit zu unterbrechen!“
Mich macht diese Erzählung darauf aufmerksam, dass es für das Leben als Christin oder als Christ wichtig ist, mit der Wiederkunft des Herrn zu rechnen. Aber dieses kann und darf nur in der Wahrnehmung der Verantwortungsbereiche geschehen, die uns anvertraut sind. Die sollen wir ausfüllen. Hier unser Bestes geben und den Menschen unsere christliche Hoffnung nahe bringen.
Manchmal helfen dafür ganz einfache Dinge. Vielleicht sollten wir zum Beispiel am Ende des Tages vor dem Einschlafen prüfen: Wo habe ich am vergangenen Tag Gottes Gebot übertreten? Was habe ich vollbracht? Was sollte ich tun – und habe es doch gelassen? Wenn uns Gutes gelungen ist, freuen wir uns doch einfach darüber! Da wo so manches auf der Strecke blieb, überlegen wir doch, wie wir es in unserem Leben neu und besser machen könnten.
Und dann wird mir deutlich, was Christus meint, wenn er sagt: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.
Es ist keine Frage der Zeit. Der lebendige Christus möchte immer in unserem Leben seinen Platz haben. Wir sind es nicht, die die Zeichen am Himmel heraufbeschwören können oder deuten sollten. Aber das Evangelium von Jesus Christus möchte in unserem Leben seinen Platz finden. Seine Einladung gilt durch alle Zeiten hindurch. Der Evangelist Lukas will uns dazu einladen. Und dann werden wir auch spüren, dass wir unsere „Häupter erheben“ können. Auch da, wo vielleicht manche Sorge, manche Last und ja, auch eigene Schuld unser Leben belastet. Ich denke, es befreit ungemein, wenn wir uns immer wieder deutlich machen, dass in unserem Leben einer mitgeht, dem wir alles anvertrauen dürfen. Nicht nur anvertrauen, nein, wir dürfen ihm vertrauen. Denn sein Vertrauen zu uns, das er uns mit unserer Taufe zugesprochen hat, befreit uns, unser Leben im Licht des Evangeliums zu betrachten.
So wird aus der Ungeduld der Erwartung die frohe Gewissheit, dass der Herr kommt. Er hat sich längst aufgemacht, und wir werden, wenn wir genau hinschauen, seine Spuren in unserem Leben entdecken. Doch dazu müssen wir bereit sein. Darauf müssen wir uns einlassen wollen. Die stillen und besinnlichen Tage in der Adventszeit bieten dafür, so denke ich, manche Möglichkeit. Bevor uns die Tage der Festvorbereitung zu sehr einholen, können und dürfen wir innehalten.
Lassen wir diese Botschaft in uns wirken, so werden wir erleben, dass die Freude des Weihnachtsfestes bei uns Einzug halten kann. Der Herr kommt, das ist gewiss. Bereiten wir uns vor, dass wir ihn empfangen können. So wird die Freude der Weihnachtsbotschaft auch bei uns ankommen.
Ich möchte Sie dazu einladen, dass wir in froher Erwartung die Tage bis zum Fest verbringen.
Dazu bewahre uns der Friede Gottes, der höher ist als alles menschlich denkbare, in unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Verfasser: Pfarrer Sebastian Bartsch, Kirchplatz 3, 06333 Hettstedt

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