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Die Verheißung des Heiligen Geistes

von Gottfried Appel (06526 Sangerhausen)

Predigtdatum : 24.05.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christi Himmelfahrt
Textstelle : Johannes 15,26-16,4
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Wochenspruch:

Christus spricht: wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12, 32)

Psalm: 27 (EG 714)

Lesungen

Altes Testament:
Jeremia 31, 31 - 34
Epistel:
Epheser 3,14 - 21
Evangelium:
Johannes 15,26 – 16,4

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 123
Jesus Christus herrscht als König
Wochenlied:
EG 128
Heilger Geist, du Tröster mein
Predigtlied:
EG 136
O komm, du Geist der Wahrheit
Schlusslied:
EG 157
Lass mich dein sein und bleiben


26 Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. 27 Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.
16,1 Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt. 2 Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. 3 Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. 4 Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Liebe Schwestern und Brüder,
Bernhard Brinksmeier, der frühere Propst von Quedlinburg in der Kirchenprovinz Sachsen, hat einmal erzählt, wie es ihm vor dem 17. Juni 1953 erging. Als die Mitglieder der Jungen Gemeinde und kirchliche Jugendmitarbeiter von der DDR als CIA-unterwanderte Staatsfeinde verfolgt wurden, geriet auch er als junger Pfarrer in Konflikt mit der Staatsmacht. Er wurde inhaftiert und verhört. Und er erlebte erstmals, was es bedeutet, dass der Geist Gottes ihm beisteht. Bei aller Angst und Unsicherheit hatte er im richtigen Moment den Mut und die Freiheit zu reden, und er wusste auch, was er sagen musste, damit seine Gegner ihn nicht in die Ecke treiben und von seinem Bekenntnis zu Jesus und von seinem kirchlichen Auftrag abbringen konnten.
Brinksmeier sagte, dass es genau so war, wie es Jesus nach dem Bericht des Matthäus seinen Jüngern angekündigt hat (Matthäus 10, 19-20): „Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorgt nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“
Auch in unserem Predigttext aus dem Johannesevangelium wird berichtet, dass Jesus eine solche Zusage macht. Der Geist Gottes wird hier „Tröster“ genannt, wobei „trösten“ hier soviel bedeutet wie „Beistand leisten“ oder „ermutigen“. Diese Ermutigung und diesen Beistand sollen die haben, die für andere Menschen zu Glaubenszeugen geworden sind und deshalb verfolgt, ja sogar mit dem Tode bedroht werden. Nicht umsonst wurde das griechische Wort für den Zeugen, nämlich „Märtyrer“, später zur Bezeichnung für alle, die wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus Christus getötet wurden.
Gilt also die Zusage von Jesus nur denen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden? Dann dürften wir hier in der Mitte Europas zurzeit kaum mit dem Tröster, dem Gottesgeist, rechnen. Nein, für das Geschenk des Geistes Gottes gelten grundsätzlich ganz andere Aussagen von Jesus, zum Beispiel die: „Der Vater im Himmel wird den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten“ (so Lukas 11,13). Und der Apostel Paulus schreibt in seinem 1. Korintherbrief (12,3): „Niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den heiligen Geist.“
Jede und jeder kann also um den Geist Gottes bitten, und wer an Jesus glaubt, hat von diesem Geist schon die Kraft zu solchem Glauben bekommen. Was aber Bernhard Brinksmeier erzählt hat und was Jesus denen zusagt, die als seine Glaubenszeugen in Gefahr geraten, ist eine ganz konkrete Art und Weise, in der wir das Wirken des heiligen Geistes erfahren können. Da gibt es noch viele andere Möglichkeiten. Aber allen verschiedenen Möglichkeiten, wie der Geist Gottes bei uns wirksam wird, ist das gemeinsam, was wir am Anfang unseres Predigttextes gehört haben: „Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich – Jesus – euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir.“ Mit dem Geist Gottes beschenkt zu werden bedeutet immer, Gott selber zu entdecken, zu erkennen, zu erleben. Und das immer in Verbindung mit Jesus Christus. Jesus selber wird dabei für uns wahrnehmbar als die Verkörperung Gottes, als der, durch den Gott zu uns spricht und an uns handelt. Durch den Geist lernen wir Jesus kennen und damit Gott selbst. Und das hat Wirkung!
Die Zusage, die Jesus den verfolgten Christen macht, hat nämlich ein Ziel: „Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt.“ Jetzt könnte es sein, dass uns diese Zusage ganz nahe kommt und ganz wichtig wird. Denn auch ohne Verfolgung gibt es viele Gründe, weshalb wir im Glauben unsicher werden oder in Zweifel geraten können. Warum sollen wir uns an Jesus halten, wenn so viele andere es nicht tun? Woher sollen wir wissen, dass stimmt, was in der Bibel steht? Spricht nicht vieles in unserer Zeit und Lebenswirklichkeit dagegen, dass Jesus lebt und regiert? Hier hat die Bitte, das Gebet um den Geist seinen Platz.
Und der Sonntag Exaudi mit seiner Stellung zwischen Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten legt uns diese Bitte geradezu in den Mund. „Exaudi“ heißt: „Erhöre mich!“ Gott kann uns durch seinen Geist alle Unsicherheit und allen Zweifel wegnehmen. Und er tut es gerne, wenn wir ihn darum bitten. Glaubensstärkung und völlig neue Gotteserfahrungen sind die Folge. Dann können wir ganz neu von unserem Glauben reden und für unsere Mitmenschen da sein.
Amen.

Verfasser: Superintendent Gottfried Appel, Hüttenstr. 15, 06526 Sangerhausen

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