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Die Verwandlung der Gläubigen und der Sieg über den Tod

von Hans-Jörg Wahl (Usingen)

Predigtdatum : 01.04.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Ostermontag
Textstelle : 1. Korinther 15,50-58
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Wochenspruch: "Christus spricht: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle." (Offenbarung 1,18)

Psalm: 118,14-24 (EG 747)

Predigtreihen

Reihe I: Jesaja 25,6-9
Reihe II: Lukas 24,36-45
Reihe III: Offenbarung 5,6-14
Reihe IV: Jona 2,(1-2)3-10(11)
Reihe V: Lukas 24,13-35
Reihe VI: 1. Korinther 15,50-58

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 99 Christ ist erstanden
Wochenlied: EG 113,1.6.7 O Tod, wo ist dein Stachel nun? (nach Mel. 341 Nun freut euch ...)
Predigtlied: EG 552 Einer ist unser Leben
Schlusslied: EG 553,1-2 Besiegt hat Jesus Tod und Nacht

Predigttext: 1. Korinther 15,50-58

50 Das sage ich aber, liebe Brüder und Schwestern, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. 51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; 52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. 53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit. 54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen in den Sieg. 55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?« 56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. 57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! 58 Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

Predigt

Der Tod ist nicht das Ende.
Dank Jesu Christi werden wir nach dem Tod auferstehen und verwandelt werden.

In einem sind wir alle gleich. Egal wo wir hinein geboren werden. Egal welche Stellung wir haben. Egal wieviel Geld wir haben: Wir werden alle sterben. Der Tod ist der Stachel jedes Menschen. Sterben und den Tod stand am Karfreitag im Mittelpunkt. Der Tod ist der Stachel der Menschheit.

Aber dieser Stachel ist heute nicht im Mittelpunkt. An Ostern setzen wir mit dem Apostel Paulus ein Fragezeichen hinter den Satz: „Tod, wo ist dein Stachel?“ Denn wir hören die frohe Botschaft, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende sein wird. Das Fragezeichen wird mit einem Ausrufezeichen ergänzt. Der Tod ist nicht das letzte Wort. Nach dem Tod geht es weiter.

(Mögliche Ergänzungen aus dem musischen Bereich: Wer mit klassischer Chorliteratur vertraut ist kann auf das Deutsche Requiem von Johannes Brahms zurückgreifen. Wer mit der Musik von Udo Lindenberg etwas verbinden kann: „Hinter dem Horizont geht’s weiter“.)

Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaft auferstanden. Christus hat den Tod besiegt. Er hat dem Tod den Stachel genommen. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Damit setzt Ostern ein großes Ausrufezeichen.

Aber wie kann ich mir das vorstellen? Wie kann ich das anderen erklären? Schließlich gibt es dafür keinen empirischen Beweis. Naturwissenschaftlich ist das nicht erklärbar. Es bleibt ein Fragezeichen. Wie geht Paulus damit um?

Es ist beeindruckend wie aktuell die Osterbotschaft des Paulus ist. Paulus lässt das Fragezeichen erst einmal stehen. Er zählt keine Beweise auf, sondern spricht von dem Geheimnis der Auferstehung. Dabei verzichtet Paulus in seiner generationenübergreifenden Weisheit darauf, das neue Leben nach der Auferstehung in Bilder und Worte zu packen. Denn alle Vergleiche unserer Vorstellungswelt bleiben bei dem Alten und Vergänglichen hängen. Es ist ja auch nicht einfach. Viele Christinnen und Christen konnten sich von dem Bestehenden, Erlebten und Erfahrenen nicht lösen. Sie kreierten mit gut gemeinten Konzepten Zukunftsbilder einer perfekten Welt. Sie beschrieben gut gemeinte Wunschvorstellungen. Immer wieder versuchten Menschen diese umzusetzen, also endlich eine gute Welt zu errichten. Alle Versuche sind letztlich gescheitert. Unterschätz wurden immer wieder die Wirkmächte der bestehenden Welt und die menschlichen Möglichkeiten und Grenzen.

Nach der Auferstehung wird das Bestehende so wie wir es in Geschichte und Gegenwart kennen so nicht bleiben. Und solange die Menschen meinen, ihr Leben und das Weltgeschehen alleine ohne Gott in Hand zu nehmen, wird das Reich Gottes nicht kommen. Gott selbst muss es in die Hand nehmen und er hat es schon in der Hand genommen: Durch die Geburt, das Leben und die Auferstehung von Jesus Christus. Und Gott wird es vollenden, ganz plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Im Moment der Auferstehung alles Lebens. Dann muss alles verwandelt werden. Denn alles was in der Weltgeschichte und in unserem Leben zerstörerisch wirkte, darf und wird nicht mehr sein. Die ganzen Lieblosigkeiten, Lügen und Verleumdungen werden nach der Auferstehung keinen Platz im Reich Gottes haben. Sie müssen vernichtet werden. Hass und Gewalt werden im Reich Gottes keinen Raum mehr haben. Sie müssen verwandelt werden. Und für das was da kommen wird, konnten wir gestern und können wir heute keine Bilder und Worte finden, die bei allen Menschen auf Resonanz stoßen.

Wir können nur sagen, was nicht mehr sein wird und dass wir deshalb verwandelt werden. Ganz plötzlich. In unvorstellbaren Dimensionen, die wir mit unseren Raum- und Zeitgefühlen nicht erfassen können.

Wie wir uns die Verwandlung vorstellen können – wie gesagt – Paulus geht darauf nicht ein. Er hätte sich auf Worte seiner Heiligen Schrift berufen können; zum Beispiel auf Jesaja 11,6: „Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten.“ oder aus Jesaja 65,17: „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird.“ Vielleicht kannte Paulus das Jesuswort der johanneischen Gemeinde, dass bei Christus viele Wohnungen auf uns warten (Joh 14,1ff.). Oder dass ein neuer Himmel und eine neue Erde kommen werde (Off 21,1ff.). Paulus erwähnt diese Vergleiche nicht. Er spricht allein an, dass man etwas Neues anziehen müsse: nämlich die Unsterblichkeit.

Und alles kann er nur glauben und hoffen im Blick auf das Leben, Sterben und die Auferstehung von Jesus Christus. Die Römer meinten mit der Kreuzigung das Leben, Wirken und die Botschaft von Jesus zu vernichten. Vordergründig haben sie das Leben vernichtet. Aber nicht die Wirkung und die Botschaft von Jesus Christus. Durch seine Auferstehung.

Deshalb wirkt das angebrochene Reich Gottes weiter. Durch die Botschaft von Jesus Christus hat sich schon viel auf unserer Erde verändert. Vieles hat sich gewandelt. Durch den Glauben an den auferstandenen Jesus Christus.

(Hier bieten sich Beispiel aus dem Überzeugungsschatz der Lektorinnen und Lektoren an:

  • Protest gegen das Prinzip, dass mit Gewalt die Welt beherrscht werden kann. Das Prinzip der Gewalt (Kreuzigung Jesu) ist mit der Auferstehung von Jesus Christus überwunden. Die Verwandlung der Menschheit durch die Liebe ist weiter im Gange.
  • Überwindung von kulturell entstandenen Hierarchien. Jesu Umgang mit Frauen war der Beginn eines langen Transformationsprozesses der geschlechtlichen Gleichstellung.
  • Jesus war ein Heiler. In der Kulturgeschichte des Christentums entstand eine Struktur medizinischer Hilfe für alle Menschen, der noch nicht zu Ende ist.
  • … .)

Das Reich Gottes entwickelt sich weiter. Ostern kann uns den Mut und die Kraft geben, unseren christlichen Glauben weiterzutragen. Es ist offensichtlich, dass die Botschaft des Evangeliums wieder mehr zur Sprache und zu Handlungen kommen muss. Die Geschichte Gottes mit den Menschen ist nicht begraben. Sie muss ans Tageslicht. Raus aus den Gräbern der Geschichtsbücher. Die Fragezeichen des Lebens, woher ich komme und wohin ich gehe müssen aufgegriffen und die Ausrufezeichen der christlichen Botschaft Mann und Frau vorgestellt werden.

Es ist noch nicht zu Ende. So wird es auch mit unserem Leben sein. Medizinisch wird es zu Ende gehen. Aber geistig werden wir auferstehen und verwandelt werden.

Jeder und jede kann sich das mit eigenen Bildern vorstellen ausmalen. Gut vorstellbar ist, dass auch Paulus seine persönlichen Vorstellungen hatte und mit ihnen lebte. Aber er hat diesen Aspekt des Auferstehungsglaubens den Glaubenden selbst überlassen. Jeder und jede entwickeln ihre persönlichen Bilder der Verwandlung nach der Auferstehung. Und das ist gut so. Uns Christinnen und Christen verbindet aber der Glaube, dass der biologische Tod nicht das Ende ist und wir Dank Jesu Christi auferstehen und verwandelt werden. Etwas ganz Neues wird entstehen.

Auch Adolf Hitler dachte, dass er mit seiner Ideologie die Welt nach seinen Vorstellungen verändern könne. Kurz vor Kriegsende gab er den Befehl den evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer zu töten. Am 9. April 1945 wurde er im KZ Flossenbürg erhängt. Überliefert ist seine letzte schriftliche Notiz: "Ich sterbe als stummer Zeuge Christi unter seinen Brüdern … und endet mit den Worten: "Dies ist das Ende, für mich der Beginn des Lebens."

Amen.

Verfasser: Pfarrer Hans-Jörg Wahl


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