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Die Wahrheit wird euch frei machen

von Jörg Uhle-Wettler (04849 Bad Düben)

Predigtdatum : 31.12.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Silvester (Altjahrsabend)
Textstelle : Lukas 12,35-40
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Wochenspruch:

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte (Psalm 103, 8)

Psalm: 121 ( EG 749 )

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 30, ( 8 – 14 ) 15 – 17
Epistel:
Römer 8, 31b – 39
Evangelium:
Lukas 12, 35 - 40

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 152
Wir warten dein, o Gottes Sohn
Wochenlied:
EG 59 oder 64
Das alte Jahr vergangen ist oder: Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied:
EG 65
Von guten Mächten
Schlusslied:
EG 258
Zieht in Frieden eure Pfade

Jesus Christus spricht:
35 Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen 36 und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. 37 Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen. 38 Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet's so: selig sind sie.
39 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen. 40 Seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meint.

Liebe Mitchristen!
Warten kann ganz unterschiedlich aussehen.
Man wartet am Bahnhof auf den Zug, mit dem jemand kommt, auf den man sich freut. Das Warten ist von freudiger Angespanntheit geprägt.
Warten auf Post. Ein Kapitel der Leidenschaft in der Weltliteratur und in jedem Leben. Post. Wenn mir geschrieben wird, interessiert man sich für mich. Nicht die Gewinne der Werbung, die den Briefkasten verstopfen, sondern die Karten und Briefe sind erwartenswert.
Warten auf die Analyse der Gewebeprobe, die mir entnommen wurde. Hier bekommt das Warten einen kalten Griff um das Herz. In dieser Wartezeit braucht man Freunde!
Warten auf den Morgen.
Warten auf um 12 – heute Abend.
(Hier können Sie noch aktuelle Bezüge hinzufügen.)

Unser Predigttext steht im Gegensatz zu Psalm 127, in dem es heißt:
„Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.
Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Zum einen wird da die gesammelte Aufmerksamkeit beansprucht.
Wachen, aushalten, Licht an lassen…
Im Psalm werden aber die Gelassenheit und der gesegnete Schlaf gelobt.
Jeder von uns weiß doch, was für eine Plage ein unausgeschlafener Mensch sein kann.
Jemanden am Wachsein zu halten – und nicht schlafen zu lassen, ist auch eine Foltermethode, derer sich viele Geheimdienste in der Welt bedienen.
Die Gemeinden des Neuen Testaments lebten, im Gegensatz zu uns, in unmittelbarer Erwartung der Wiederkunft Christi. Erst als die ersten dann starben, begann sich das Bewusstsein zu bilden, es könne etwas länger dauern… Wie lange schon, wissen wir mit dem Abstand von fast 2000 Jahren genau.
Diese Vorstellung wäre Lukas und seiner Gemeinde niemals in de Sinn gekommen.
Auch nicht die Tatsache, dass zwei Jahrtausende später hier in … dieser Text am letzten Tag des Jahres 2008 verlesen und bedacht wird!
Wir haben es uns im Warteraum eingerichtet. Es ist auch komfortabel geworden
Zwei Dinge sollten die Zeit des Wartens vor allem prägen:
1. Haltet die Gebote Gottes und
2. Lehrt eure Kinder und Enkel, damit sie nicht leer ausgehen

1. Haltet die Gebote Gottes
Das ist alles. Ein Satz, der Einsatz abverlangt.
In seiner Erzählung: „Der Mahner” stellt uns Johannes Bobrowski einen stillen Litauer vor Augen, der nichts weiter sagt, als diesen einen Satz: „Haltet die Gebote Gottes!“ Begleitet von Kindergeschrei und Kopfschütteln. In den Wind. Über die Dächer. In den Straßen. Immer nur dieser eine Satz: Haltet die Gebote Gottes! Gehört wird er wohl, aber nicht verstanden. Die Geschichte geht nicht gut aus. Mahner werden verlacht oder eingesperrt. Wie die Zeiten gerade sind. Dazwischen gibt es nicht viel. Manchmal hat einer Glück. Der Prophet Jona zum Beispiel. Der sagt in Ninive, als er dort vierzig Tage unterwegs ist, auch nur einen Satz.
Wer die Gebote hält, wird gehalten.
Wer die Gebote hält, muss sich nicht von Oase zu Oase quälen, den Alltag durch Events auffrischen und abgestorbene Kakteen zu blühenden Lilien erklären.
Wer die Gebote hält, muss sich nicht eines Tages fragen, ob das Leben vielleicht eine Fata Morgana gewesen ist.
Im Halten der Gebote ist ein Schlüssel enthalten, der ein sinnvolles Leben erschließt. ER schließt – auf. Auch den Wartesaal.

2. Lehrt eure Kinder und Enkel, damit sie nicht leer ausgehen
Die Worte bleiben (auch die von uns). Deshalb müssen sie stimmen!
Unsere Worte sollen den Kindern MERKZEICHEN werden.
„Wie uns die Alten sungen...“ haben wir Weihnachten in der Kirche gesungen.
Es ist unsere Aufgabe, den Kindern und Enkeln nicht nur die beklagenswerte Welt vor Augen zu führen. Das Jammern und klagende Feilschen, wem es denn nun schlechter gehe, vergiftet die Atmosphäre in der Gesellschaft. Wenn man manchen Gesprächen zuhört, stellt sich die Frage, welche Hoffnung wir eigentlich weitergeben. Sätze, wie: „Die Medikamente fressen meine Rente“ oder: „Es wird immer schlimmer“ sind kein Ausdruck von Hoffnung, Zuversicht und Glaubensgewissheit
In einer Generation ”XXL”, die gerade heranwächst, spielen Markenzeichen eine große Rolle. Merkzeichen dagegen helfen, eine innere Stabilität zu finden.
Unsere Kinder fragen, was ihnen geboten wird, und sie müssen sich viel bieten lassen.
Gottes Gebote bleiben. Und das geheime Wissen: Du gehst nicht leer aus, wenn Dir etwas entgeht.
Verzicht ist Gewinn.
Seid nun bereit. Das Kalenderjahr ist zu Ende. Luthers Wort vom Apfelbäumchen, das er heute pflanzt, auch wenn morgen die Welt unterginge, drückt etwas von der Verantwortung unserer christlichen Hoffnungsethik aus. Die Lutherforscher streiten sich, ob Luther das wirklich so gesagt hat oder ob es ihm später in den Mund gelegt wurde. Das ist eigentlich auch egal. Es ist ein schönes Bild und steht gegen die Resignation. Wir bedürfen einer ansteckenden Gesundheit. Dazu trägt dies schöne Wort vom Apfelbäumchen bei. Wörtlich heißt es aber unstrittig bei Luther „ Arbeite so, als würdest Du ewig leben, und sei so gesinnt, als könntest Du noch in dieser Stunde sterben.“
Mit diesem Satz hätte sicherlich auch die Urgemeinde von Lukas gut mitgehen können. Er bewahrt vor der frommen Weltflucht, die die Hände in den Schoß legen lässt, und ermutigt uns andererseits, nicht in puren Aktionismus zu verfallen.
„Arbeite so, als würdest Du ewig leben, und sei so gesinnt, als könntest Du noch in dieser Stunde sterben.“
Es bleibt, alles in allem, die erfahrene Geborgenheit an diesem letzten Tag, die wir gleich besingen werden.
Wir warten nicht auf den St. Nimmerleinstag.
Wir erfahren Gottes Wirken in unsere Lebensgeschichte schon heute.
Von guten Mächten wunderbar geborgen.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Jörg Uhle-Wettler, Kirchplatz 1, 04849 Bad Düben

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