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Die Wahrheit wird euch frei machen

von Theo Günther (36341 Lauterbach)

Predigtdatum : 31.12.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Silvester (Altjahrsabend)
Textstelle : Römer 8,31b-39
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Wochenspruch:

„Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“ (Psalm 103, 8)

Psalm: 121 (EG 749)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 30, (8 – 14) 15 – 17
Epistel:
Römer 8, 31 b – 39
Evangelium:
Lukas 12, 35 – 40

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 58
Nun lasst uns gehen und treten
Wochenlied:
EG 64
Der du die Zeit in Händen hast
Predigtlied:
EG 351
Ist Gott für mich, so trete
Schlusslied:
EG 543
Alles ist eitel, du aber bleibst

Einleitung
Der „Altjahresabend“ (ich mag dieses altertümlich anmutende Wort! )hier geht es immer wieder um Rückblick und Ausblick. Für das zu Ende gehende Jahr 2009 ist wirtschaftlicher Abschwung prognostiziert – wie es am Ende des Jahres also konkret aussehen wird, lässt sich heute (im Frühjahr) nicht wirklich sagen, doch ich gehe davon aus, dass das Wunder nicht geschieht und viele Menschen am Ende des Jahres einen gewissen Pessimismus mit in das neue Jahr nehmen werden.

Hier setzt die Predigt an und will mit dem festen Vertrauen antworten und ermutigen, die in dem Abschnitt des Predigttextes von Paulus trotzig gegen den Augenschein gestellt werden. Im Hintergrund leitet mich dabei die Erkenntnis, dass Paulus selbst jede Menge Grund zum Pessimismus und Misstrauen gegenüber der Zukunft haben könnte, weil er selbst ja schon viel persönliche Not durchlitten hat (vgl. z .B. 2 Kor 12,1 - 10), als auch immer wieder mit theologischen Gegnern kämpfen und wohl auch Niederlagen einstecken musste (vgl. Korintherbriefe; Ga.). Es ist dieser „gebeutelte“ Paulus, der so kräftig vom Gott-Vertrauen spricht. Für mich spricht er zunächst einmal stellvertretend aus, was ich glauben will und sicher nicht immer so fest glauben kann. Er macht mir damit Mut, „trotzig-opti-mistisch“ dem neuen Jahr entgegen zu gehen. Ich möchte die Bedrohungen und Ängste nicht wegwischen – wohl aber in die Schranken weisen: Die Zusage der Liebe Gottes zu uns ist nicht von den äußeren Einflüssen abhängig – sie gilt unabhängig davon.

Gruß:
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn, Jesus Christus. Amen.

Text im Verlauf der Predigt

Gebet: Herr, guter Gott, begleite unser Reden und Hören, sei mit deinem Heiligen Geist unter uns, dass wir zur Erkenntnis deiner Wahrheit kommen


Liebe Gemeinde,

Altjahresabend – wir stehen an der Schwelle des Übergangs vom alten zum neuen Jahr.  Was das Alte gebracht hat? – Jeder zieht da am Besten seine eigene Bilanz: Mal ist entscheidend wichtiges geschehen – mal ist das Jahr ruhig seinen Gang gegangen, ohne dass einem was Wesentliches in Erinnerung bleiben will.

Was öffentlich geschehen ist, können wir heute im [lokale Zeitung einfügen] nachlesen – und seit 4 Wochen in den diversen Jahresrückblicken im Fernsehen verfolgen. --> Ich glaube allerdings: entscheidend für die Bewertung des Jahres 2009 bleibt die persönliche Bilanz.

Und: Mehr noch als der Rückblick auf das unabänderlich Geschehene, ist es an diesem Abend im Gottesdienst dran, nach vorne zu blicken: Was kommt? – Worauf muss ich mich einstellen? – Was wünsche / erbitte / er-bete ich für das neue Jahr: für mich – für andere – für die Welt?  Und sicher auch: Was befürchte ich für das neue Jahr? --> Da kommen schon allein mit Blick auf die wirtschaftliche Lage am Ende des heute vergehenden Jahres bei manchem Ängste auf. Viele fürchten dann ganz konkret um ihren Arbeitsplatz – oder den der Kinder / Enkel. – … [vielleicht lässt sich hier eine regionale oder zeitlich gerade in den Medien verbreitete wirtschaftliche Problemsituation benennen]

Was also wird das neue Jahr bringen? – Manchmal wird das Leben schon bedrohlich erfahren und erlebt --> und vielleicht sind manche auch deshalb heute Abend hier, weil sie sich ein Stück Stärkung und Kräftigung gegen die Bedrohungen und Ängste des Lebens erhoffen (sozusagen: „Vitamin C für die Seele“) ==> Dafür kann ich Ihnen jedenfalls jetzt schon versprechen: Soweit es am Predigttext liegt, soll heute keiner entmutigt aus dem Gottesdienst heraus ins neue Jahr gehen.  Ich lese Röm 8, 31 b - 39 (lesen)

31 Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?
32 Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
33 Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht.
34 Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.
35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?
36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.«
37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.
38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Vollmundig / kräftig / eine unglaubliche trotzige Gewissheit ausstrahlend redet Paulus hier die Christen im Rom des 1. Jahrhunderts an: „Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein!“ – „Ich bin gewiss, dass … [nichts, aber auch rein gar nichts] uns trennen kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ --> Gewaltige Worte sind das – was soll ich damit anfangen? / Was soll ich dazu noch sagen?

Als Erstes: Ich will mir diese kraftvolle Überzeugung einfach erst mal sagen lassen / erst mal gut sein lassen!  Ich will mir das von Paulus sagen lassen – stellvertretend vielleicht: Auch wenn ich meine Bedenken / meine Sorgen und Nöte habe – auch wenn ich das Leben und die Aussichten für das neue Jahr bedrohlich empfinde: Da begegnet mir in Paulus ein Christ, der diese kraftvolle Überzeugung ausspricht. Er verlangt nicht von mir, dass ich das genauso sagen muss, sondern er bleibt persönlich bei sich – das aber umso kräftiger, wenn er sagt „Ich“: „Ich bin gewiss“ und: „Ist Gott für uns, wer mag gegen uns sein!“

Und der, der da so kraftvoll redet / schreibt, ist einer, der für seinen Glauben im Gefängnis sitzt – der wirklich bedroht wird – der mancherlei Wandlungen im Leben durchgemacht hat – der für seine Überzeugungen kämpfen musste – und der auch Niederlagen einstek-ken musste. <----> Kein vom Leben verwöhnter „Sunnyboy“ sagt diese Sätze, sondern ein vom Leben und Glauben „Gegerbter“ sagt das: „Ich bin gewiss, dass … [nichts, aber auch rein gar nichts] uns trennen kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“

==> Das Erste also ist: Ich will es mir sagen lassen: Da ist einer, der kann so kraftvoll glauben! – und: Er lädt mich / uns zu genau diesem Glauben ein!

Zweitens frage ich schon auch: Woher nimmt Paulus diese Gewissheit / diese Sicherheit seines Glaubens?

Er nimmt sie aus seinem Blick auf Christus: Wenn Gott schon seinen Sohn Mensch werden und sogar sterben lässt, damit die Botschaft seiner Liebe zu uns Menschen unmissverständlich deutlich wird  wenn Gott in Jesus gegenwärtig war (wie wir es ja an Weihnachten gerade erst wieder gefeiert haben), dann muss es auch stimmen, dass Gott uns Menschen bis in alle Abgründe hinein liebt – so liebt, dass er sogar den Tod Jesu in Kauf nimmt. --> Was also sollte uns trennen von der Liebe Gottes???, fragt Paulus in seiner Argumentation zu Recht.

Es kann wohl einzig unser eigener Kleinglaube / unser „Nicht-glauben-können“ sein, das uns von Gott trennt – von Gott aber bleibt der Bund feste stehen. Beständig in allen Schwankungen des Lebens.

Es ist also nicht Gott, der das Band der Liebe trennt – es sind allenfalls wir selbst – und vielleicht können wir das Band der Liebe doch auch aufrecht erhalten – oder auch wieder neu knüpfen: Wenn ich genauer auf die Schwankungen meines Lebens hinschaue, dann mache ich für mich als eine durchgängige Konstante aus: „Leben fügt sich!“  Da ist schon vieles geschehen, das ich nicht „gemacht“ / nicht geplant / nicht gewollt habe – und doch hat es sich zusammengefügt / ist gut geworden, wo ich mich überlassen habe.

So nehme ich Leben wahr als ein Geschehen zwischen den Erfahrungen von Bedrohung und Bewahrung --> Der Glaube aber kann in diesem Leben frei machen zum hoffnungsvollen Blick – auch auf das nächste Jahr.  Mein Glaube schenkt mir Zuversicht gerade angesichts und trotz aller Bedrohungen und Schreckensszenarien: „Gott wird nicht alle meine Wünsche erfüllen – aber alle seine Verheißungen“, sagt Dietrich Bonhoeffer einmal.  Dieser Glaube kann mich frei machen von Angst – und frei zum Vertrauen: Alles kann einen Sinn ergeben / erhalten – auch wenn ich ihn nicht sofort erkenne und verstehe. 

Der Glaube kann mich frei machen zum Vertrauen: Gott kann das Böse wenden zum Guten – nicht zu meiner, sondern zu seiner Frist.
Was also wird das neue Jahr bringen? – Paulus sagt nicht, ob wir gut oder schlecht durchkommen / er gibt keine Prognosen ab --> aber er sagt, dass wir dem neuen Jahr mit Zuversicht entgegengehen dürfen – er sagt: „Ich bin gewiss, dass … [V 38f]“

Und der Friede Gottes, ...

Verfasser: Theo Günter, Unterdorf 5, 36341 Lauterbach

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