Menü

Ein feste Burg ist unser Gott

von Matthias Cyrus (99991 Unstrut-Hainich)

Predigtdatum : 31.10.2022
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : 31. Oktober - Gedenktag der Reformation (Reformationsfest)
Textstelle : Psalmen 46,1-12
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch: Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1. Korinther 3,11)

Psalm: 46,2–12 (EG 725)

Lesungen

Reihe I: 5. Mose 6,4-9
Reihe II: Matthäus 10,26b-33
Reihe III: Galater 5,1-6
Reihe IV: Psalm 46,1-12
Reihe V: Matthäus 5,1-10(11-12)
Reihe VI: Römer 3,21-28

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 243 Lobt Gott getrost mit Singen
Wochenlied: EG 341 Nun freut euch, lieben Christen gmein
Predigtlied: EG 362 Ein feste Burg ist unser Gott
Schlusslied: EG 157 Lass mich dein sein und bleiben

Predigttext: Psalm 46,1-12

1 Ein Lied der Korachiter, vorzusingen, nach der Weise »Junge Frauen«. 2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, 4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Sela. 5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. 6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen. 7 Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. 8 Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela. 9 Kommt her und schauet die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, 10 der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. 11 Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden. 12 Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela.

Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

„Es könnt wohl eine kleine Bibel heißen, darin alles, was in der ganzen Bibel steht, aufs Schönste und Kürzeste gefasst und zu einem feinen Enchiridion oder Handbuch gemacht und bereitet ist. Mich dünkt, der Heilige Geist habe selbst die Mühe auf sich nehmen wollen, eine kurze Bibel und Exempelbuch von der ganzen Christenheit oder allen Heiligen zusammenzubringen, auf dass, wer nicht die ganze Bibel lesen könnte, hier doch fast die ganze Summa in ein klein Büchlein hätte.“[1]

Diese Worte findet Martin Luther, um über das Buch der Psalmen zu schreiben. Die ganze Bibel im Kleinformat, in 150 ganz dichten Texten. Und nicht nur die ganze Bibel möchte man meinen, sondern sogar das ganze Leben in diesen 150 Liedern, die in der hebräischen Bibel allesamt als „Loblieder“ bezeichnet werden – auch die, in denen wir wenig vom Lob Gottes entdecken würden.

Eines dieser Loblieder begleitet uns jedes Jahr am Reformationstag. Die Nummer 46 ist es. Warum gerade dieser Psalm? Nun, das hat sicher auch damit zu tun, dass dieses Lied aus der Bibel Martin Luther zu einem eigenen Lied inspiriert hat.
„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“, so übersetzt Martin Luther den Beginn dieses Psalms. Man könnte auch sagen: „Gott ist uns eine Burg und ein fester wehrhafter Schutz“, eben „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“. So begleitet dieser Psalm auch im Lied Luthers uns als Gemeinde an diesem Tag.

Wieviel Leben steckt darin! Wieviel von dem, was die Menschen damals, vor tausenden Jahren im Volk Israel bedrückt hat und was sie mit ihrem Gott erlebten … Am Ende eines Weges, der sicher durch viele Schwierigkeiten führte, auf dem sie sicher manches Mal der Verzweiflung nahe waren, alles in ihrem Leben für vergeblich gehalten hätten, da singen sie dieses Lied: „Der Herr Zebaoth, der Herr der Heerscharen, ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ Egal, was auch geschieht, wer da gegen Gottes Volk, gegen seine Kinder anrennt – Gott bleibt stärker und er ist der Garant für eine Zukunft, in der es sich zu leben lohnt. 

Vor knapp 500 Jahren, als Luther den Psalm liest, sich selbst darin wiedererkennt und sein Lied schreibt, da sind es andere Nöte und doch ist es dieselbe Erfahrung. „Wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen …“ – Wenn auch alles und alle sich gegen mich stellen, wenn niemand auf dieser Welt mir mehr bleibt und wenn die Wogen über mir zusammenschlagen:

Gott ist da, er steht zu mir und er schützt mich. Er wird mich nicht untergehen lassen. Martin Luther hatte Gott ganz neu verstehen gelernt. Er hatte ihn gefunden als den, der sein Leben in Händen hält, der ihn liebt und der für ihn alles gibt. Er hatte erkannt, wie sehr Gott sich um seine Menschen sorgt, wie er uns Menschen Gutes will und Gutes tut. Das ließ ihn getrost und mutig seinen Weg gehen, eben immer in der Gewissheit: Gott ist für mich, wer will da gegen mich sein. Gott ist für mich mit seinem Segen, welcher Fluch will mich da aus der Bahn werfen. Und ja auch: Alles, was mir auf dieser Welt schaden könnte, es wird mich nicht im Innersten treffen. Gott ist es, der Ja zu mir sagt und das ist stärker als alle Neins dieser Welt.
Es war seine Hoffnung und auch seine Kraftquelle, eben dieses tiefe Vertrauen zu fassen. Mag kommen, was will: Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Diese Sicherheit, die würde ich mir manchmal wünschen. Kann ich so glauben? Kann ich mit solch starkem Vertrauen meinen Lebensweg gehen? Und kann ich so bereitwillig, wie es Luther in seinem Lied tut, alles drangeben, wenn mir nur Gott erhalten bleibt? Wohl die Wenigsten werden begeistert Ja sagen, wenn es darum geht, das Liebste herzugeben. Lass fahren dahin? Kaum mit Überzeugung.

Und doch ist es auch faszinierend, wenn wir heute auf Martin Luther schauen, wenn wir sehen, was ihm möglich war in seinem Denken und Handeln. Genau das aber hat mit der Erfahrung zu tun, die der Psalmbeter in Worte zu fassen versucht: Gott umgibt mich mit seinem Schutz, er ist selbst Zuversicht und Stärke in den großen Nöten dieser Welt, wie immer sie auch heißen mögen. Diese Erfahrung im Rücken haben, das trägt, das lässt mich anders vorangehen. Da habe ich eben doch die leise Ahnung davon, dass ich mich etwas trauen kann und die kann immer größer werden.

Dieser Tag heute, er ist mit dem Psalm und durch ihn eben kein Personenkult oder eine Erinnerung an ferne Zeiten und große Taten, jedenfalls ist er immer mehr als das und muss es sein. Es geht darum, was Gott möglich macht mit seiner Hilfe. Wo ich spüre oder zumindest ahnen kann, dass meine eigene Macht und Kraft eine Grenze kennt und ich eben auch darum weiß, dass Gottes Kraft und Macht diese Grenzen überschreitet, da lässt mich das anders leben. Eben da wird dann so vieles möglich, was mir sonst unmöglich schien. Daran sollen wir uns heute erinnern, wenn wir an die Geschehnisse vor 500 Jahren denken. Wir führen uns vor Augen, wie Gott an Menschen handelt und durch Menschen handelt, wie er es damals getan hat und wie er es heute durch mich und dich tun will.

So wird es möglich in unserer Welt und in unserem Zusammensein, dass geschieht, was Gott uns verheißen hat. Da wird es möglich, dass in allem Leiden, das uns die Welt zufügt, das zwischen Menschen nur immer größer zu werden scheint, Gott als unsere Zuversicht den Trost größer werden lässt, und so auch meine Stärke wird.

So wird es möglich in unserer Welt und in unserem Zusammensein, dass nicht Ellenbogen und Gewalt die Mittel zum Weiterkommen sind, sondern, dass letztlich die Sanftmütigen die Erde besitzen, die eben nicht sich selbst für unbesiegbar halten und sich auch so gebärden, sondern, die Gott stark sein lassen und ihren Schutz.

So wird es möglich, dass Hunger und Durst nach Gerechtigkeit wirklich gestillt werden, die in unserer Welt doch so groß sind und die wir aus eigener Kraft nicht stillen können. Da mögen die Brünnlein aus Gottes Burg und seiner befestigten Stadt, eben diese Gerechtigkeit über alle Lande ergießen.

So wird es möglich, dass in Gottes Stärke die Barmherzigen auch selbst Barmherzigkeit erfahren, dass ich spüre: Gott lässt sich meine Nöte und Ängste zu Herzen gehen, wie mir die Sorgen der Mitmenschen zu Herzen gehen. Da werde ich offen genau für diese Sorgen und Nöte, wo ich mich sonst verschließen würde.

Und ja, da wird es auch möglich, dass ich Gott für meine Stärke halte und nicht in eigenem Stärkewahn auf andere losgehe, dass wirklicher Friede regiert zwischen uns Menschen, wo wir selbst sonst nur den Waffenstillstand hinbekommen können bis zum nächsten Gewinn an Macht.

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, er lässt uns gerade dadurch auch zuversichtlich und stark werden. So schenkt er uns, was wir brauchen, um seine Werke in dieser Welt unter den Menschen zu tun. Ja, es braucht immer wieder Mut, sich ganz Gott in die Hände zu geben. Dieser Tag, die Geschichte Gottes mit seinem Volk und der Weg, den Gott mit mir und dir bereits gegangen ist, so können aber immer wieder sagen:

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge
und die Berge mitten ins Meer sänken,
wenngleich das Meer wütete und wallte
und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.
Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein,
da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben;
Gott hilft ihr früh am Morgen.
Der Herr Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unser menschliches Denken und Begreifen, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn. Amen.

Fürbittgebet

Du, Gott, bist unsere Zuversicht und Stärke, bist unsere Hilfe in jeder Not.

Vor dir denken wir an unsere Welt, an alle Menschen, die in ihr leben, und legen sie dir ans Herz. Lass deine Liebe und Stärke wachsen unter uns, lass groß werden, was dich unter uns groß sein lässt. Und gib uns allen Mut und Kraft, füreinander einzutreten, uns für Frieden und Versöhnung einzusetzen.

Du, Gott, bist unsere Zuversicht und Stärke, bist unsere Hilfe in jeder Not.

Vor dir denken wir an deine weltweite Kirche. Du willst die eine Gemeinschaft deiner Kinder, wir sehen sie gespalten und oft genug zerrissen. Schenke du uns deinen Geist, dass wir uns auf dich verlassen und nach deinem Weg fragen, der uns zusammenführt. Lass uns glaubwürdig deine Botschaft in unsere Welt tragen.

Du, Gott, bist unsere Zuversicht und Stärke, bist unsere Hilfe in jeder Not.

Dir vertrauen wir uns an mit all unserer Sorge. Du bist es, dem wir es zutrauen, der Welt ein neues Gesicht zu geben. Lass uns in diesem Vertrauen immer wieder Kraft finden.

Amen.

Verfasser: Pfarrer Matthias Cyrus, Großengottern (Thüringen)

_________________
Anmerkung:

[1] Luthers Vorrede zum Psalter 1528, in: Luthers Psalmen-Auslegung, hrsg. v. E. Mülhaupt, Bd. 1, S. 3 (WA, Die Bibel, 10,I,99-105)


Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de