Menü

Einsetzung des Heiligen Abendmahls

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 28.03.2002
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Hebräer 2,10-18
Wenn Sie diese Predigt als Word-Dokument erhalten möchten, tragen Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse ein und klicken Sie auf "Abschicken"
Ihre E-Mail

Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. (Psalm 111,4)

Psalm: 111 (EG 744)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 12,1.3-4.6-7.11-14
Epistel:
1. Korinther 11,23-26
Evangelium:
Johannes 13,1-15 (34-35)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 215
Jesus Christus, unser Heiland
Wochenlied:
EG 223
Das Wort geht von dem Vater aus
Predigtlied:
EG 789.2
Bleibet hier und wachet mit mir
Schlusslied:
EG 222
Im Frieden dein, o Herre mein

10 Es ziemte sich für Gott, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, dass er den, der viele Söhne zur Herrlichkeit geführt hat, den Anfänger ihres Heils, durch Leiden vollendete.
11 Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der heiligt und die geheiligt werden, darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, 12 und spricht (Psalm 22,23): »Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.« 13 Und wiederum (Jesaja 8,17): »Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen«; und wiederum (Jesaja 8,18): »Siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir Gott gegeben hat.« 14 Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er's gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel, 15 und die erlöste, die durch Furcht vor dem Tod im ganzen Leben Knechte sein mussten. 16 Denn er nimmt sich nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an. 17 Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.
18 Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die versucht werden.

Liebe Schwestern und Brüder,
was wir kaum noch zu sagen wagen, das wagt unser Predigt-Wort: So ist Gott! Da steht dieser Satz, der in unseren Tagen heftige Reaktionen auslöst: Wie kann sich einer trauen, das zu sagen? Wie kann einer von sich nur behaupten, dass er das wüsste? Wie kann einer, nur hinstehen und sagen: So ist Gott!
Was wir können, ist doch allenfalls Suchen nach Gott. Was wir können, ist doch allenfalls Fragen nach Gott. Was wir können, ist doch allenfalls dem frommen Gefühl in unserer Seele Ausdruck verleihen. Aber Sagen: So ist Gott  wer wagt das noch?
Es ist ja wahr: Wer so redet, der gerät in den Verdacht aufzuschneiden: Niemand hat Gott je gesehen (sagt die Bibel!) - wie kannst Du da sagen: So ist Gott. Wer so redet, der gerät in den Verdacht, seine eigenen Erfahrungen zu wichtig zu nehmen: Haben nicht andere ganz anderes von Gott und mit Gott erlebt?
Und doch: Der Apostel des Hebräerbriefes, von dem wir keinen Namen kennen, sagt: So ist Gott. Und in seine Fußstapfen treten, predigen an diesem Abend heißt eben: Dieses große Wort aufnehmen und es wagen zu sagen und zu zeigen: So ist Gott!
1.
So ist Gott : 13 Männer - und vielleicht im Hintergrund auch noch einige Frauen - sitzen beieinander. Sie haben das Mahl miteinander gehalten. Der Segens-Becher mit dem Wein ist schon durch die Reihe gegangen, der Segen schon gesprochen. Sie haben sich erinnern lassen an die Größe und Treue des Gottes der Väter. Sie haben sich erinnern lassen an das eine große Wunder, dass Gott sich tief hinabgebeugt hat zu einem Knechtsvolk, dem die Vernichtung drohte und es errettet hat.
Und nun steht einer auf, nicht irgendeiner, sondern ihr Herr und Meister. Er, dem sie alle gefolgt sind. Er, der sie alle zu sich gerufen hat. Er, der sie alle gelehrt hat - Jesus. Er steht auf, nimmt eine Schürze und bindet sie sich um. Er greift nach der Schale mit dem Wasser und kniet vor ihnen nieder und fängt an, ihnen die Füße zu waschen, dem ersten und dann einem nach dem anderen. So erschrocken sind sie, dass sie nicht einmal die Füße zurückziehen. So erschrocken sind sie über seinen Kniefall, dass sie ihn gewähren lassen.
Petrus hat sich als erster gefasst: Das solltest Du mir tun? Du, der unser Meister ist? Du, in dem wir Gott gegenwärtig ahnen? Du solltest mir die Füße waschen? Wenn Du mir den Kopf waschen würdest, das könnte ich begreifen, da wäre die Welt in Ordnung. Aber die Füße?
Und Jesus sagt: An den Füßen ist der Dreck der Erde. An den Füßen ist der Staub des Lebens. An den Füßen ist all das, was Du unter dich getreten hast, worüber Du hinweggegangen bist, was Du zertrampelt hast. Wenn ich Dir die Füße wasche – Dann wird das alles gut und heil, dann bist Du ganz bei mir. Lass dir meinen Dienst gefallen!
Seht: So ist Gott. Er kniet vor uns Menschen nieder, um den Staub von unseren Füßen zu waschen, um den Dreck des Lebens von uns abzuwaschen. Er kniet vor uns nieder, der große Gott, damit er uns für sich gewinnt. Und er hat nicht aufgehört seit damals, seit jener Nacht zu bitten: Lass Dir meinen Dienst gefallen!
2.
So ist Gott. Drei Jünger hat er mitgenommen in die Nacht hinein, auf den langen Weg in den Garten. Wachen sollen sie mit ihm, beten sollen sie mit ihm, seine Einsamkeit und Angst teilen. Er möchte den Kampf dieser einsamen Stunde nicht alleine ausfechten, er möchte nicht nur die Nähe des Vaters und der Engel, er möchte ein wenig menschliche Nähe spüren beim Ringen um den richtigen Weg. Aber sie sind eingeschlafen, alle drei. Die Müdigkeit hat sie übermannt.
Und er, er liegt auf den Knien. Er ringt mit der Angst vor dem Tod. Er ringt darum, den Weg des Vaters zu begreifen und ringt und fragt, ob es denn keinen anderen Weg gibt. „Vater,“ - so sagt er auch in dieser dunklen Nachtstunde - „geht es nicht anders? Muss ich wirklich in den Tod, muss ich wirklich an das Kreuz, muss ich wirklich so ganz und gar ausgeliefert und preisgegeben werden?“
Sein Ringen ist ein wirkliches Ringen, sein Fragen ein wirkliches Fragen, seine Angst wirkliche Menschenangst. Und doch: Noch in der tiefsten Angst hält er daran fest: Nicht wie ich will, wie du willst.
Glaube doch keiner, dass ihm das leicht gefallen ist! Glaube doch keiner, dass ihm das in den Schoß gefallen ist!
So ist Gott! Er ist geworden wie einer von uns und hat unsere Ängste und Nöte vor dem Tod durchlebt. Er hat Gehorsam gelernt unter Flehen und Geschrei, unter bitteren Tränen. Er hat sich den Weg erkämpft in einer großen Einsamkeit. Als seine Jünger schliefen, da ist die Entscheidung gefallen, da hat er das „Ja“ gesagt, das alles entschieden hat. Und dieses „Ja“ aus der Stunde seines Betens hat er dann bis zum letzten durchgelebt - uns zugute.
3.
So ist Gott. Erschämt sich nicht, uns Brüder und Schwestern zu heißen. Er wendet sich nicht ab von denen, die so vom Staub des Lebens beschmutzt sind. Er wendet sich nicht ab von denen, die so mit Schuld beladen sind. Er wendet sich nicht ab von denen, die nicht einmal eine Stunde mit ihm zu wachen vermochten.
Er schämt sich nicht, uns Brüder und Schwestern zu heißen.
Haben Sie sich noch nie geschämt - für Ihre Brüder und Schwestern? Was ist das nur für eine Kirche, der ich da angehöre. Wenn sie reden sollte, schweigt sie. Wenn sie handeln sollte, fehlt es ihr an Mut. Wenn sie schweigen sollte, dann ist sie mit Verlautbarungen beschäftigt. Kennen wir nicht alle solche Gedanken nur zu gut?
Wenn wieder einmal ein Pfarrer sich daneben benommen hat, wenn wieder einmal in einem kirchlichen Werk ein Skandal geschehen ist, wenn wieder einmal Schlagzeilen die Zeitung füllen, wenn wieder einmal einer kommt und von seinen schlimmen Erfahrungen mit Gottes Bodenpersonal erzählt.
Dann zu sagen: Und es ist doch meine Kirche. Es ist doch die Kirche, zu der ich gehöre, der meine Liebe gehört – das fällt uns nicht (immer) leicht.
Aber so ist Gott: er schämt sich nicht, uns Brüder und Schwestern zu nennen, uns unmögliche Leute, die wir uns oft genug geschämt haben für unsere Mitchristen.
Und so ist Gott, dass er uns jetzt zu sich ruft an seinen Tisch. So ist Gott, dass er sich jetzt an uns verschenkt: im Brot und im Wein, in den Gaben des Mahles. So ist Gott, dass er sich jetzt tief in unser Leben hineingibt und uns bei sich haben will, an diesem Abend und an jedem neuen Tag, bis an das Ende der Erde, bis er uns bei sich hat am gedeckten Tisch seiner Ewigkeit.
Und wenn er sich da die Schürze des Dieners umbindet und uns zu Tisch dient, dann werden wir staunend bekennen, was wir heute nur dem Apostel nachsprechen: So ist Gott! Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

Herausgegeben vom

Logo Zentrum Verkündigung

Referat Ehrenamtliche Verkündigung
Markgrafenstraße 14, 60487 Frankfurt/Main,
Telefon: 069.71379-140
Telefax: 069.71379-131
E-Mail: predigtvorschlaege@zentrum-verkuendigung.de

in Kooperation mit dem

Logo Gemeindedienst der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
Gemeindedienst der
Evangelischen Kirche
in Mitteldeutschland

Pfarrer Dr. Matthias Rost
Zinzendorfplatz 3 (Alte Apotheke), 99192 Neudietendorf
Telefon: 036202.7717-97

Logo MÖD – Missionarisch Ökumenischer Dienst
Pfarrer Thomas Borchers
Missionarisch-Ökumenischer Dienst
Westbahnstraße 4
76829 Landau
Telefon: 06341.928912
E-Mail: info@moed-pfalz.de