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Einsetzung des Heiligen Abendmahls

von Paul-Ulrich Lenz (63679 Schotten-Einartshausen)

Predigtdatum : 24.03.2005
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : Markus 14,17-26
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Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. (Psalm 111,4)
Psalm: 111 (EG 744)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 12,1.3-4.6-7.11-14
Epistel:
1. Korinther 11,23-26
Evangelium:
Johannes 13,1-15 (34-35)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 91,1-5
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken
Wochenlied:
EG 223
Das Wort geht von dem Vater aus
Predigtlied:
EG 227,1-4
Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

17 Am Abend kam Jesus mit den Zwölfen. 18 Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten.19 Und sie wurden traurig und fragten ihn, einer nach dem andern: Bin ich's? 20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. 21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre.
22 Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. 23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.
26 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus ist mitten unter seinen Jüngern. Sie haben sich um ihn gesammelt. Sie teilen mit ihm den Tisch, das Brot, den Wein. Er isst mit ihnen und trinkt mit ihnen. Er ist in ihrer Mitte.
In jeder Abendmahlsfeier geschieht das bis heute. Jesus ist mitten unter seinen Leuten. Um ihn sind sie gesammelt, er teilt mit ihnen den Tisch, das Brot, den Wein. Wir sind in die Gegenwart Jesu hineingestellt. Er ist jetzt da. Er schenkt sich uns. Er gibt uns Teil an der Frucht seines Leidens und Sterbens, an seinem Sieg, den er durch den Tod hindurch davonträgt. Er stellt uns mit sich auf den Weg, der ins Vaterhaus Gottes führt.
„Ich gebe mich für euch.“ Das ist das Hauptwort des Abendmahles, damals wie heute: „für euch“. Jesus ist der, der seinen Weg nicht für sich selbst geht. Er ist der, der sein Leben nicht für die eigene Herrlichkeit lebt.
Jesus gibt sein Leben her, damit unser Leben nicht in den Tod gerissen wird. Das zeigt sich Stunden später im Garten Gethsemane. Da kommt das Polizei-Kommando, um nach Jesus zu fanden. Und Jesus stellt sich auch in dieser Stunde vor seine Jünger und sagt: Lasst sie in Frieden! Mich sucht ihr - nicht sie. Mich nehmt in eure Gewalt, nicht sie!
Das meint „für euch“! Es ist einer in die Welt gekommen, der sich vor die stellt, die den Angriffen preisgegeben werden: lasst sie in Frieden, nehmt mich. Das sagt er und stellt sich schützend vor die Ehebrecherin, die man steinigen wollte. Das sagt er und stellt sich schützend vor einen Zachäus, den alle schon ausgegrenzt hatten. Das sagt er und stellt sich schützend vor Maria Magdalena, die ihn zum Tode gesalbt hat.
Das sagt er immer wieder, wenn Tod und Teufel auch an uns heranwollen: „Lasst sie in Frieden, nehmt vorlieb mit mir.“ So steht er für die ein, die in unserer reichen, kalten Gesellschaft unter die Räder gekommen sind. So steht er für die ein, die sich mit ihrer Frömmigkeit lächerlich machen in einer Welt, die nur den Erfolg zu lieben scheint. So steht er für die ein, die unter ihrer Schuld zu zerbrechen drohen und denen man ihre Schuld wieder und wieder vorhält.
Bis an unser Lebensende werden wir an diesen beiden Worten zu buchstabieren haben: „für euch“. Verstehen werden wir sie in ihrer Tiefe wohl nie, aber davon leben können wir Tag um Tag.
Welch einen Wert hat das Leben damit aber auch! Das Leben ist so viel wert, dass sich Jesus dafür dahingibt. Um ihn herum sitzen Menschen wie du und ich. Es ist nicht die Elite der damaligen Zeit, die Jesus um sich gesammelt hat. Es ist ein Schar von Leuten, deren Schwächen Jesus gekannt und erlebt hat, deren Unvollkommenheit ihm nicht verborgen war: Ihnen gilt das „für euch“. Ihr Leben ist es, das ihm seine Hingabe wert ist.
Er gibt sich dahin für den Mann Thomas, der von Zweifeln wieder und wieder geschüttelt wird, der sich so schwer damit tut, Vertrauen zu fassen. Diesem Zweifler und allen Zweiflern seitdem gilt seine Liebe: für dich!
Er gibt sich dahin für die beiden Hitzköpfe, die vom Ruhm und der höheren Ehre Gottes träumen. Er gibt sich hin für sie, die um die besten Plätze streiten und das Spiel der Machtkämpfe nicht sein lassen können, nicht einmal angesichts des Todes. Diesen Leuten mit ihrem brennenden und manchmal auch verletzenden Ehrgeiz gilt seine Liebe: für dich.
Er gibt sich für den, der so großspurig und dann so kleinmütig ist, der mit dem Mund immer vorneweg ist und dann doch nur große Worte gemacht hat. Wie schnell sind wir mit solchen Leuten fertig: Maulhelden, Sprücheklopfer. Diesem Mann Petrus und allen seitdem, die den Mund aus Glauben voller nehmen, als sie es dann auch einlösen können, gilt seine Liebe: für dich!
Und nun dürfen wir uns einreihen in diese Reihe - mit dem, was wir sind, was uns fehlt, was uns wohl auch gar nicht so liebenswert und wertvoll erscheinen lässt und dürfen es dann ganz persönlich hören: meine Liebe gilt für dich! Mein Leben gebe ich für dich!
Dieses Mahl ist überschattet von den kommenden Ereignissen. Und durch die Schar um Jesus geht ein Riss: einer wird ihn preisgeben, ausliefern. Am Tisch Jesu sitzt auch der Verräter.
Es fällt auf, das dies nicht die Stunde der ausgestreckten Zeigefinger wird, wo einer auf den anderen zeigt. Die Jünger fragen nicht urteilend nach dem anderen: Ist er es? Es ist eine Situation, in der zerbricht aller Hochmut. Die Jünger erfahren sich selbst als tief gefährdete Leute. Jeder von ihnen spürt: Ich kann die Hand nicht für mich ins Feuer legen. Alle Selbstsicherheit geht in die Brüche. Was bleibt ist die Frage, tief demütig und wohl auch demütigend: bin ich es?
Am Abendmahlstisch ist es vorbei mit dem hochmütigen Urteilen. Am Abendmahlstisch ist es vorbei mit den selbstsicheren Gedanken. Das ist bis heute so, dass uns im Abendmahl auch deutlich wird, dass wir uns nicht am eigenen Schopf in den Himmel ziehen, dass wir es nicht sind, die unsere Seligkeit selbst in die Hand nehmen können.
Wer von uns kann es schon sagen: ich bin nicht gefährdet, wenn es um Verrat und Verleugnung geht. Wer von uns kann schon sagen: ich bin besser als diese da, ich schneide mit meinem Glauben besser ab als die Zweifler, als die Angefochtenen, als die Ängstlichen. Nein, gerade am Tisch des Herrn wird es überaus deutlich: wir leben alle davon, dass er uns ans seinen Tisch ruft, dass er sich zu uns setzt aus seiner freien Wahl, aus seiner unergründlichen Liebe.
Dieses Mahl feiert Jesus angesichts des Todes. Das ist der Horizont, den sein Leben hat: Es geht ins Sterben hinein. Es geht in die große Dunkelheit, die den Schrecken der Gottesferne birgt. Aber Jesus schaut durch diese große Dunkelheit hindurch. Er lässt sich den Blick nicht vom Tod verstellen. Er sieht weiter als auf das Kreuz. Er sieht hindurch in die Ewigkeit Gottes hinein. Und dort sieht er das große Fest der Freude Gottes bereitet, von dem in der Bibel so oft die Rede ist. Jesus weiß: Auf dieses Fest gehe ich zu. Und er sagt seinen Jüngern: auf dieses Fest geht ihr zu. Darauf dürft ihr euch freuen. Ich will euch hinbringen in dieses Fest.
Eines der größten Probleme unserer Zeit in Deutschland ist dies, dass viele Menschen keine Lebensperspektive mehr haben. Was soll ich tun, wenn die Welt wie zugemauert ist? Wofür lohnt es sich denn zu leben und zu arbeiten? No Future, es ist doch nichts zu erwarten. Uns droht eine groß Krise in unserer Gesellschaft, weil wir keinen weiten Horizont mehr haben, nicht mehr über die paar Jahre unseres Lebens hinaus denken und glauben können. Die innere Leere und die Erwartungslosigkeit bedrohen ungezählte Menschen.
Im Abendmahl öffnet uns Jesus uns jedes Mal neu den weiten Horizont seiner Hoffnung. Er stellt uns mit sich auf den Weg, der den Tod überwindet, der sich nicht einfangen lässt in diese Zeit. Auch an diesem Abend will er uns gewiss werden lassen: der Weg eures Lebens zielt auf die Ewigkeit Gottes, auf das große Fest, in dem ihr Tischgenossen sein werdet am Tisch meines Vaters. Amen.

Verfasser: Pfr. Paul-Ulrich Lenz, Leonhardstr. 20, 61169 Friedberg

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