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Einsetzung des Heiligen Abendmahls

von Christoph Lemme (06128 Halle/Saale)

Predigtdatum : 08.04.2004
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : 1. Korinther 11,23-26
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Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. (Psalm 111,4)

Psalm: 111 (EG 744)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 12,1.3-4.6-7.11-14
Epistel:
1. Korinther 11,23-26
Evangelium:
Johannes 13,1-15 (34-35)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 91,1-5
Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken
Wochenlied:
EG 223
Das Wort geht von dem Vater aus
Predigtlied:
EG 227,1-4
Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben
Schlusslied:
EG 171
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

23 Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe:
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,
24 dankte und brach's und sprach:
„Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“
25 Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach:
„Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“
26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Liebe Schwestern und Brüder !
Das Abendmahl zu feiern hat wohl immer etwas Besonderes. Oft liegt eine feierliche Stille darüber, oder eine herzliche Verbundenheit breitet sich aus. Manchmal ist es von einer großen Fröhlichkeit getragen oder auch von einem tiefen Ernst. Brot und Wein zu empfangen, und mit anderen zu teilen, das ist noch etwas anderes, als einer Predigt zuzuhören. Das geht mich ganz persönlich an, da bin ich unmittelbar betroffen. Und Abendmahl am Gründonnerstag – da sind wir ganz nahe bei Jesus, von dem es ausging und mit dem es begann. Und diese Nähe und die Erinnerung an ihn sind wichtig, wenn es sein Mahl sein soll, das wir miteinander feiern.
In dem Text, der uns für die Predigt gegeben ist, schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth. Hier sind schlechte Sitten eingerissen. Gemeindeglieder feiern das Abendmahl mit überschäumender Freude, aber sie feiern es nicht miteinander. Zum Abendmahl gehörte damals eine volle Mahlzeit. Doch wenn die, die länger arbeiten mussten, endlich daran teilnehmen konnten, dann waren die anderen schon satt und betrunken. Aber für die, die später kamen, war nichts mehr übrig.
So feierten Christen in Korinth nur für sich selbst. Sie feierten ihre eigene Vollkommenheit, aber nicht das Mahl des Herrn. Sie verletzten die Gemeinschaft am Tisch des Herrn und machten sich schuldig am Leib Christi. Und darum erinnert Paulus noch einmal an den Ursprung und die eigentliche Bedeutung des Abendmahls.
Er schreibt:
Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“
Es ist der letzte Abend Jesu mit seinen Jüngern. Er weiß, was auf ihn zukommt. Noch einmal will er mit ihnen das Passahmahl feiern und mit ihnen zusammen sein, bevor sein Leiden beginnt. Nur heute noch kann er bei ihnen sein. So liegt eine große Spannung über allem, was hier geschieht.
Aber es ist nicht nur der Abschied, es sind nicht nur dunkle Vorahnungen und Ängste, die diesem Abend sein Gesicht geben. Mitten in all dem, was nur zu Trauer und Resignation hinführen könnte, beginnt etwas Neues.
Ja, Jesus weiß oder ahnt, was kommen wird. Der Widerstand gegen ihn wurde immer deutlicher. Neben denen, die seine Worte als Befreiung empfanden und ihn voller Freude als Propheten oder Messias begrüßten, waren die anderen, für die er eine Bedrohung darstellte. Sie wollten ihn beseitigen, und sie hatten großen Einfluss. Sie würden tun, was sie sich vorgenommen hatten. Doch Jesus resigniert nicht. Das ist das Bemerkenswerte an diesem Abend: Jesus bleibt der Handelnde, auch dort, wo sein Weg ins Dunkle führt. Er geht seinen Weg weiter. Er bleibt der, der er ist. Er nimmt das Brot und spricht das Dankgebet und sagt: Das ist mein Leib, der für euch. gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.
Er war unbequem. Er hat der Lieblosigkeit widersprochen. Er hat gesellschaftliche Grenzen durchbrochen. Er hat Menschen um sich gesammelt, die sonst keiner haben wollte. In seiner Nähe konnten sie aufatmen. Bei ihm lernten sie, wieder zu vertrauen – Gott, sich selber und anderen Menschen. Bei ihm waren sie nicht mehr abgeschrieben und aufgegeben. Bei ihm wurde etwas sichtbar von der neuen Welt Gottes.
Und als er nun das Ende seines Weges vor sich sieht und weiß, es wird ihn das Leben kosten, da sagt er nicht: es war alles umsonst. Da sagt er nicht: Es hat doch keinen Sinn. Da vertraut er darauf, dass auch sein Tod seinen Sinn und seinen Platz hat in Gottes Plan. Da gibt er sich selber hin. Er will so sterben, wie er gelebt hat – in der Zuwendung zu denen, die ihm Gott ans Herz gelegt hat.
Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird, sagt er. Auch mein Tod geschieht für euch. - Wenn wir Abendmahl feiern, kommt der uns nahe, der sich seine Liebe das Leben kosten ließ. In Brot und Wein wird der gegenwärtig, dem man alles nehmen konnte, aber nicht seine Zuwendung zu uns Menschen.
Und Paulus schreibt weiter, wie es ihm überliefert wurde: Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, solches tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis dass er kommt.
Es ist nicht nur die Vergangenheit, um die es hier geht. Etwas ganz Neues fängt an. Der neue Bund. Das, was mit Jesus begonnen hat, ist nicht zu Ende. Das Abendmahl ist keine bloße Erinnerungsfeier, es eröffnet Zukunft. Paulus selbst hat es erfahren, als er zum ersten Herrenmahl in der Gemeinde einladen wurde. Und seitdem ist es weitergegangen und weitergegeben worden von Generation zu Generation. Abendmahl eröffnet Zukunft. Das geschieht bis heute.
Manchmal wird es ganz deutlich. Es war in den letzten Jahren vor der Wende. Ein alter Pfarrer und Lehrer aus Holland und seine Frau kamen mit einer Gemeindegruppe zu Besuch in unsere Gemeinde. Es waren Menschen, denen die Versöhnung am Herzen lag, die Versöhnung mit den Deutschen. Sie hatten die Besetzung der Niederlande miterlebt und die Verfolgung und den Abtransport jüdischer Mitbürger. Sie hatten selber ein jüdisches Kind versteckt und gerettet. Es lag ihnen viel daran, von dem furchtbaren Unrecht zu erzählen, das damals durch Deutsche geschehen war. Es lag ihnen viel daran, dass auch unsere Kinder davon erfuhren. Aber wir konnten miteinander das Abendmahl feiern, und aus diesem Besuch entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft. Schuld verlor ihre Macht. Statt dessen traten ganz neue Perspektiven und Verbindungen in unser Leben. Als dann die Wende kam, gehörten diese beiden Niederländer zu den ersten, die uns zum Gegenbesuch bei sich zu Hause einluden.
So geschieht etwas durch den neuen Bund Gottes – Menschen werden in neue Möglichkeiten hineingestellt. Sie werden nicht mehr festgehalten von dem, was war. Sie können mitten in unserer Welt die neue Welt Gottes entdecken. Sie können aufeinander zu gehen und auf eine neue Weise zu leben beginnen.
Es geschieht nicht automatisch. Unser Leben wird nicht einfach dadurch verändert, dass wir Brot und Wein empfangen. Aber wo wir das Neue, das im Abendmahl zu uns kommt, in unser Leben hineinnehmen und uns davon berühren und anstoßen lassen, dort fängt es an. Wo Menschen sich in die Herrschaft der Liebe Gottes einordnen lassen, dort beginnt es.
Paulus kritisiert an den Christen in Korinth, dass sie bei der Feier des Mahles nur an sich denken und nur ihre eigene Verbindung zu Gott feiern. Die Verbindung zum Bruder neben ihnen spielt offensichtlich keine Rolle. Sie scheinen der normalen Welt schon enthoben zu sein und in höheren Sphären zu schweben.
Aber das Abendmahl geschieht mitten auf dieser Erde und nimmt die, die daran teilnehmen, nicht heraus aus dem, was um sie herum geschieht, sondern stellt sie erst recht da hinein. Allerdings mit veränderten Perspektiven, mit neuen Möglichkeiten und mit einer Hoffnung, die nicht aus ihnen selber kommt.
Deshalb ist es ja so wichtig, dass wir es miteinander feiern. Dass wir uns dabei ansehen und die Menschen neben uns wahrnehmen, damit wir begreifen: im Abendmahl geht es darum, dass Gottes Liebe in unsere Herzen kommt und Macht gewinnt über unser Leben. Im Abendmahl geht es darum, dass das Geschenk der Nähe Gottes uns verändert und uns zu dankbaren und offenen Menschen macht, die wie Geschwister miteinander leben. Und das geschieht mitten auf dieser Erde, damit schon hier etwas von der neuen Welt Gottes sichtbar werden kann.
In vielen Kirchengemeinden wird am Gründonnerstag Tischabendmahl gefeiert. Man spürt mehr von dem Menschen neben sich, wenn man nebeneinander sitzt und ihm Brot und Wein weiterreicht. Kann da nicht auch sonst, im Alltag, etwas weitergehen von der Liebe Gottes, die in Brot und Wein zu mir kommt? Ist da nicht eine Tür geöffnet worden in mir und eine neue Hoffnung geboren? Was kann zwischen mir und meinem Nachbarn anders werden? Wo braucht er mich? Und sind da nicht noch viele andere, die warten: auf einen Anstoß, auf ein erlösendes Wort, auf eine liebevolle Geste? Abendmahl – das ist wie ein Lebensmodell: Wir reichen einander weiter, was wir bekommen – es liegt auf der Hand:
Was Jesus für uns tat
bis in den Tod,
das kann nicht sterben,
das liegt auf der Hand.
Das wiegt leicht wie Brot,
das wiegt schwer wie der Tod,
das ist Brot zum Leben,
das liegt auf der Hand.
Das ist sein Leib,
verschenkt verteilt,
einer für alle,
das liegt auf der Hand.
Was Jesus für uns tat
bis in den Tod,
das kann nicht sterben,
das liegt auf der Hand.
(Lothar Zenetti)
Amen.

Verfasser: Pfr. Christoph Lemme, 06128 Halle/Saale Richard-Schatz-Str.30

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