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Einsetzung des Heiligen Abendmahls

von Wolfgang Herrmann (56379 Geilnau)

Predigtdatum : 20.04.2000
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Palmsonntag
Textstelle : 1. Korinther 10,16-17
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Wochenspruch:

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR. (Psalm 111,4)

Psalm: 111 (EG 744)

Lesungen

Altes Testament:
2. Mose 12,1.3-4.6-7.11-14
Epistel:
1. Korinther 11,23-26
Evangelium:
Johannes 13,1-15 (34-35)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 586
Herr, der du einst gekommen bist
Wochenlied:
EG 223
Das Wort geht von dem Vater aus
Predigtlied:
EG 213
oder EG 229
Kommt her, ihr seid geladen
Kommt mit Gaben und Lobgesang
Schlußlied:
EG 632
Wenn das Brot, das wir teilen

Hinführung:
Dem offiziellen Predigttext werden hier die zwei vorangehenden Verse hinzugefügt, weil sie den Zusammenhang verdeutlichen helfen. Paulus schreibt in einer sehr konkreten Absicht über das Abendmahl: Es ist die eigentliche Mitte der christlichen Lebenspraxis und hilft, sich in einer nichtchristlichen Umgebung zu orientieren. Dazu gehören die nichtchristlichen Religionen und Kulte. Wie soll man sich von ihnen abgrenzen (Stichwort “Götzendienst”)? Gibt es aber nicht auch notwendige Berührungspunkte? Für die Korinther war das u.a. eine sehr praktische Haushaltsfrage: Wenn man Fleisch zum Essen haben wollte, mußte man es bei den Tempeln kaufen; denn dort wurde - im Namen der jeweiligen Gottheit - geschlachtet. Dürfen aber Christen solches Fleisch essen? Trägt es nicht gewissermaßen einen religiösen Stempel, so wie heute das Fleisch den Unbedenklichkeitsstempel des Fleischbeschauers trägt?
Paulus versteht das Abendmahl als Feier der Einheit und Freiheit im gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Die Grundlinien dieser Freiheit und Einheit werden in der Predigt nachgezogen.

14 Darum, meine Lieben, flieht den Götzendienst! 15 Ich rede doch zu verständigen Menschen; beurteilt ihr, was ich sage. 16 Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? 17 Denn ein Brot ist's: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben.

Liebe Gemeinde!
Als Jesus zum letzten Mal mit den Seinen Pessach feierte, das Passahfest, entstand das Abendmahl, Abschied und Neubeginn. Darin liegt ein tiefer Sinn. Denn das Passahfest ist die lebendige Erinnerung an den Abschied aus der politischen und sozialen Sklaverei sowie der Bruch mit den fremden Göttern der Sklaventreiber. Und es ist die Erinnerung an den Aufbruch in Neuland, in die Freiheit.
Der Preis der Freiheit wird ein langer, mühevoller Weg durch die Wüste sein, voller Gefahren und Versuchungen. Aber auch geleitet von dem einen, dem lebendigen Gott, von seinen klaren Worten und machtvollen Taten.
Am Ende der Pessachfeier trinken alle aus dem Segensbecher: Sie trinken aus dem Kelch, füllen ihn wieder auf und reichen ihn mit einem Segenswort an den Nächsten weiter. Niemand wird ausgeschlossen. Die Menschen schließen sich erneut zu einer Gemeinschaft im Namen Gottes zusammen, einer Gemeinschaft, die den Götzen abschwört und verbunden ist auf dem Weg in die Freiheit. Freiheit heißt auch: Menschlichkeit.
Das alles klingt in den Worten des Paulus an die Korinther an. Auch wenn diese Gemeinde sich in einer ganz anderen Situation befindet. Im Schmelztiegel der griechischen Hafen- und Handelsstadt kamen die unterschiedlichsten Menschen und Kulturen zusammen, - in einem Klima der Weltoffenheit und der weitgehenden Toleranz. Umgeben von den griechischen und römischen Tempeln und in der Nachbarschaft der Synagogen, die es dort auch gab, mußte die christliche Gemeinde ihren Weg finden.
Ein großes Problem war zum Beispiel das Fleisch-Essen. Fleisch gab es praktisch nur bei den Tempeln; denn dort wurde geschlachtet. Was stets auch ein religiöser Akt war, ein Opfer für die jeweilige Gottheit des Tempels. Dürfen Christen dieses Fleisch überhaupt essen?, war die bange Frage. Paulus meint: Im Prinzip ja. Was gehen uns die fremden Götter denn an? Sie haben keine Macht, sondern sind Götzen, die zum Beispiel die politische Macht verherrlichen. Oder, wie im beliebten Aphrodite-Tempel von Korinth: die Sexualität. Das Reich Christi ist aber ein anderes als das Reich der Cäsaren und ihrer Legionen; und die christliche Liebe ist etwas anderes als ein Kult der körperlichen Begierden und Freuden.
Das sind die Götzen, von denen ihr euch freimachen müßt, sagt Paulus. Hat nicht der Kult der politischen Gewalt Jesus unschuldig ans Kreuz gebracht? Führt nicht der Kult der materiellen Begierden und körperlichen Lüste zu einem hemmungslosen Egoismus? Es gibt also eine sehr deutliche Trennlinie zwischen der Gemeinschaft mit Jesus und den heidnischen Religionen. Aber es ist nicht leicht, diese Unterscheidung einzuhalten.
Einerseits sind da die Verlockungen und Versuchungen. Wir wissen, warum die Bitte im Vaterunser “und führe uns nicht in Versuchung” die Geheimnisse und Kämpfe unseres Lebens beschreibt, Tag für Tag.
Andererseits ist da die Freude an der Wahrheit und Klarheit des Glaubens. Er lehrt uns, diese Versuchungen zu erkennen und den Götzen zu widerstehen. Wir wissen allerdings, wie sehr gerade auch das Christentum in Glaubensfragen zu Rechthaberei und Fanatismus neigt und alle Andersgläubigen verteufelt. Eine mehr als traurige Geschichte, hat sich an die Kirchen geheftet...
Paulus war - bei aller Entschiedenheit - anderer Meinung. Er rief seine Gemeinde in Korinth zum Respekt gegenüber den Andersgläubigen auf. Nicht nur, weil diese Gemeinde ja eine winzige Minderheit in einer ganz anderen Umwelt darstellte. Sondern vor allem, um die nichtchristliche Welt durch das überzeugende Beispiel von Menschenfreundlichkeit und Nächstenliebe zu gewinnen; nicht aber sie durch Intoleranz und Dogmatismus vor den Kopf zu stoßen. “Macht es wie ich,” schrieb er, “der ich jedermann zu Gefallen lebe und nicht das suche, was mir ist, sondern das, was vielen dient, damit sie gerettet werden.” Vom Anderen her denken, das war seine Lebenspraxis. Und das hatte seinen Grund in der Gemeinschaft mit Jesus.
Damit sind wir beim Abendmahl. Paulus schreibt: Gemeinschaft mit Leib und Blut Christi. Hier müssen wir übrigens genau lesen. Nicht einfach das Essen und Trinken macht die Gemeinschaft aus. Sondern das Segnen des Kelches und das Brechen des Brotes:
“Der gesegnete Kelch, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?”
Was heißt das? Erstens: Segnen heißt: Jemanden oder etwas Gott weihen. Im Segen ist Gott gegenwärtig. Und so ist auch der auferstandene Christus gegenwärtig, wenn wir segnen. Und nicht etwa lästern, fluchen, Oberflächliches reden, uns gedankenlos und auf Kosten Anderer vergnügen. Oder was wir sonst so tun. Segnen heißt: “Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Wie im Himmel so auf Erden.” Segnen heißt, die Gegenwart Christi heiligen. Das geht nur durch unser Verhalten. Und es ist der Gekreuzigte, der uns gegenwärtig ist, kein anderer.
Zweitens: Brot brechen heißt, Brot miteinander teilen. Eine einfache Wahrheit. Und doch so schwer in die Lebenspraxis umzusetzen! Brot teilen heißt doch: “Hast du genug?” Es heißt nicht: “Kriege ich möglichst viel?” “Hast du genug, mein Bruder, meine Schwester?” Das bedeutet: Vom Mitmenschen her denken.
Und so kann die eine große Gemeinschaft Jesu, die Gemeinschaft seiner Liebe entstehen. Eine Gemeinschaft, die auf Gewalt verzichtet, weil der Gekreuzigte ihr mit seinem Tod gegenwärtig ist, mit seinen Wunden, die die Gewalt und der Haß ihm zufügten. Eine Gemeinschaft, die niemanden ausschließt, weil wir alle von diesem einen Brot essen, das uns vereint. Da gibt es einfach keine Extraspeisekarten.
Denn der eine Tisch, von dem wir den Kelch und das Brot empfangen, das ist der Tisch dieser Welt. Für Gott ist die Welt eine. Wir sind es, die sie zerreißen in “Mein” und “Dein”, in “Ihr” und “Wir”. Wir sind es, die den Götzen der Macht und des Vergnügens huldigen und durchaus auch opfern. Jesus führt uns aus der Zerrissenheit zurück an seinen Tisch und sagt: Schaut, hier liegt ein Brot, eines für euch alle. Damit ihr Vielen, ihr so sehr Verschiedenen, zur Gemeinschaft findet. Es ist die Gemeinschaft im Segnen und im Brotbrechen. Amen.

Verfasser: Pfr. Dr. Wolfgang Herrmann, Waldstraße 14, 56379 Holzappel

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