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Elisa heilt den aramäischen Naaman und bestraft den Gehasi

von Jürgen Grimm (Neustadt)

Predigtdatum : 21.01.2024
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : 3. Sonntag nach Epiphanias
Textstelle : 2. Könige 5,(1-8)9-15(16-18)19a
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Wochenspruch: "Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes." (Lukas 13,29)

Psalm: 86,1-2.5-11

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 4,5-14
Reihe II: Apostelgeschichte 10,21-35
Reihe III: Ruth 1,1-19a
Reihe IV: Matthäus 8,5-13
Reihe V: Römer 1,13-17
Reihe VI: 2. Könige 5,(1-8)9-15(16-18)19a

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 66,1.2.7.8 Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
Wochenlied: EG 293,1.2 Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all
Predigtlied: EG 346,1-3 Such, wer da will, ein ander Ziel
Schlusslied: EG 400,1.4-6 Ich will dich lieben, meine Stärke

Predigttext: 2. Könige 5,(1-8)9-15(16-18)19a

(1 Naaman, der Feldhauptmann des Königs von Aram, war ein trefflicher Mann vor seinem Herrn und wert gehalten; denn durch ihn gab der HERR den Aramäern Sieg. Und er war ein gewaltiger Mann, jedoch aussätzig. 2 Aber die Kriegsleute der Aramäer waren ausgezogen und hatten ein junges Mädchen weggeführt aus dem Lande Israel; die war im Dienst der Frau Naamans. 3 Die sprach zu ihrer Herrin: Ach dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien. 4 Da ging Naaman hinein zu seinem Herrn und sagte es ihm an und sprach: So und so hat das Mädchen aus dem Lande Israel geredet. 5 Der König von Aram sprach: So zieh hin, ich will dem König von Israel einen Brief schreiben. Und er zog hin und nahm mit sich zehn Zentner Silber und sechstausend Schekel Gold und zehn Feierkleider 6 und brachte den Brief dem König von Israel; der lautete: Wenn dieser Brief zu dir kommt, siehe, so wisse, ich habe meinen Knecht Naaman zu dir gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist. 7 Und als der König von Israel den Brief las, zerriss er seine Kleider und sprach: Bin ich denn Gott, dass ich töten und lebendig machen könnte, dass er zu mir schickt, ich solle den Mann von seinem Aussatz befreien? Merkt und seht, wie er Streit mit mir sucht! 8 Als Elisa, der Mann Gottes, hörte, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte, sandte er zu ihm und ließ ihm sagen: Warum hast du deine Kleider zerrissen? Lass ihn zu mir kommen, damit er innewerde, dass ein Prophet in Israel ist.)

9 So kam Naaman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elisas. 10 Da sandte Elisa einen Boten zu ihm und ließ ihm sagen: Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden. 11 Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des HERRN, seines Gottes, anrufen und seine Hand über der Stelle bewegen und mich so von dem Aussatz befreien. 12 Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Parpar, besser als alle Wasser in Israel, sodass ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog weg im Zorn. 13 Da machten sich seine Diener an ihn heran, redeten mit ihm und sprachen: Lieber Vater, wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, würdest du es nicht tun? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein! 14 Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein. 15 Und er kehrte zurück zu dem Mann Gottes samt seinem ganzen Gefolge. Und als er hinkam, trat er vor ihn und sprach: Siehe, nun weiß ich, dass kein Gott ist in allen Landen außer in Israel; so nimm nun eine Segensgabe von deinem Knecht. (16 Elisa aber sprach: So wahr der HERR lebt, vor dem ich stehe: Ich nehme es nicht. Und er nötigte ihn, dass er es nehme; aber er wollte nicht. 17 Da sprach Naaman: Wenn nicht, so könnte doch deinem Knecht gegeben werden von dieser Erde eine Last, so viel zwei Maultiere tragen! Denn dein Knecht will nicht mehr andern Göttern Brandopfer und Schlachtopfer darbringen, sondern allein dem HERRN. 18 Nur darin wolle der HERR deinem Knecht gnädig sein: Wenn mein Herr in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und er sich auf meinen Arm lehnt und ich auch anbeten muss, wenn er anbetet, im Tempel Rimmons, dann möge der HERR deinem Knecht vergeben.)

19a Er sprach zu ihm: Zieh hin mit Frieden

Predigt

(Hinweis: Da der Predigttext erzählend in der Predigt wiedergegeben wird, ist er nicht vor der Predigt zu verlesen)

Liebe Gemeinde,

einmal in seinem Leben das Heilige Land bereisen. Den Fuß dort hinsetzen, wo einst Jesus wirkte. Viele Christen verwirklichen sich diesen Traum per Studienreise. Sie kehren zurück, sind beeindruckt, aber auch sehr sehr verstört. Sie berichten von Spannungen und Konflikten. Die sind in Israel allgegenwärtig. Auch zum Nachbarland Syrien. Und dieser Konflikt ist mindestens so alt wie unsere heutige Geschichte, die in Syrien ihren Anfang nimmt.

Die Bibel erzählt, Israel sei einst von Gott abgefallen. Als Strafe dafür sollten die syrischen Soldaten im Krieg gegen Israel siegen. Der syrische König war damals mächtig stolz auf seinen hoch dekorierten Oberbefehlshaber namens Naaman. Die­sem angesehenen und äußerst tapferen General hatte er den Sieg über Israel zu verdanken.

In diesem Krieg geschah nun, was eigentlich immer passiert, wenn ein Land erobert wird. Nicht nur Soldaten, auch Zivilisten des besiegten Landes wurden als Kriegsgefangene verschleppt. Unter ihnen ein jüdisches Mädchen, das besagter General Naaman als Dienstmagd in sein Haus holte. In der Küche hatte es den Befehlen seiner Frau zu gehorchen.

Eigentlich nichts Besonderes, was wir da hören. Doch eines Tages scheint die Karriere des Feld­hauptmanns ein jähes Ende zu nehmen. Naaman wird aussätzig. Das ist für ihn wie ein Todesurteil – so ähnlich wie wenn heute einer vom Arzt gesagt bekommt, er habe Krebs oder Aids. Das Ende scheint vorprogrammiert. Die Angehörigen, die Verwandten, die Berufskollegen machen einen Bogen um einen solchen Menschen. Er wird isoliert, zunehmend ausgeschlossen vom Leben um ihn herum. Kein Wunder (also): Der stolze Naaman zerbricht, als er auf die ersten charakteristischen Geschwüre schaut und sich vorstellt, wie die Krankheit seinen Körper weiterhin zerfressen würde. Ein stolzer, erfolgreicher Mann zerbricht innerlich, zerfällt äußerlich.

Das Sklavenmädchen aus Israel möchte (ihm) helfen. Es erinnert sich an einen Propheten im jüdischen Samaria. Von ihm sind ihr spektakuläre Wundertaten bekannt. Sie wendet sich an Naamans Frau, in deren Dienst sie steht, und drängt darauf, dass Naaman doch einmal zu jenem Propheten gehen solle.

Ich weiß nicht, wie der stolze General zuerst über diesen Rat der jüdischen Sklavin gedacht hat. Ins feindliche Land gehen, nach Israel, einfach so, zu einem wildfremden Propheten.

Was mag in ihm vorgegangen sein, dass er am Ende diesem Vorschlag zustimmt? Auf alle Fälle: (es sollte alles seine Ordnung haben.) Naaman will den Dienstweg einhalten. So erzählt er zunächst seinem König von dem jüdischen Mädchen und von seiner Absicht, sich in Israel heilen zu lassen.

Erneut merkwürdig, sein König hat nichts dagegen. Er genehmigt Naaman großzügig die beantragte Kur im feindlichen Israel. Er gibt ihm sogar ein Schreiben mit auf den Weg, das er dem jüdischen König überreichen soll, außerdem eine hohe Geldsumme in Gold und Silber und zehn Festkleider.

Naaman macht sich auf den Weg. Mit Ross und Wagen und einigen Dienern zieht er rund 200 km von Damaskus nach Samaria. Klar: nicht gleich zu dem empfohlenen Propheten, sondern erst einmal zum jüdischen König. Ihm hat er ja ein Schreiben zu überreichen.

Und da passiert auch schon der erste Eklat. Der jüdische König entrollt das Botschaftsschreiben und gerät völlig außer sich. Da steht doch allen Ernstes zu lesen:

„Wenn dich dieser Brief erreicht, so wisse, dass ich meinen Knecht Naaman zu dir gesandt habe, damit du ihn von seinem Aussatz befreist."

Wie von einem Tobsuchtsanfall gepackt, zerreißt der König seinen Umhang und schreit den Naaman an: „Bin ich denn ein Gott, der töten und lebendig machen kann, dass dieser mir gebietet, ich solle einen Menschen vom Aussatz befreien. Da siehst du´s, dein König sucht schon wieder Streit und Händel mit mir!“

Diese Szene am Königshof muss sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben. Auf alle Fälle erfährt der Gottesmann Elisa davon, also genau jener von dem jüdischen Mädchen empfohlene Prophet. Und dieser bleibt nicht untätig. Er schickt einen Boten zum König und lässt ihm sehr selbstbewusst ausrichten: „Warum, König, hast du deine Kleider zerrissen? Lass diesen Mann doch zu mir kommen, so soll er erfahren, dass es einen Propheten in Israel gibt!" - Diese Nachricht kam dem König wie gerufen.

„Na schön, versuch´s mal bei dem. Vielleicht kann der dir weiterhelfen.“

Naaman lässt sich das nicht zweimal sagen, und schon gelangt er mit Ross und Wagen an Elisas Haus. Voller Erwartung. Jetzt wird sicher gleich die Tür aufgehen, denkt er sich, der Heilungsspezialist wird auf ihn zugehen und ihn mit ein paar Zauberformeln wieder gesund machen.

Von wegen! Naaman erlebt den zweiten Eklat. Kein persönlicher Empfang durch den Propheten. Stattdessen schickt dieser einen Boten, der Naaman den läppischen Rat gibt: Geh und bade dich siebenmal im Jordan, so wird dein Leib wieder rein werden.

Naaman ist außer sich: Baden soll ich gehen. Ausgerechnet im Jordan! Was soll denn das? In Syrien haben wir Flüsse, die weitaus reineres Wasser haben als hier in Israel. Soll ich mich denn der Lächerlichkeit preisgeben?

Es hätte nicht viel gefehlt und Naaman wäre wieder abgereist - beleidigt, voller Wut im Bauch. Zum Glück waren da noch seine Diener, die ihm zu bedenken gaben: Hör mal, Naaman, hätte der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt, dann hättest du es sicher getan. Wie viel mehr solltest du ihm gehorchen, wenn er etwas Leichtes dir abverlangt.

Nun ja, es sind immerhin 40 km bis zum Jordan. Die Zähne zusammengebissen, so zieht er jetzt zum Fluss. Er tut, was ihm gesagt wurde: Er taucht siebenmal im Jordan unter - und da passiert´s: Sein Leib wird rein wie der Leib eines kleinen Kindes. So schreibt's der biblische Erzähler.

Und nun vollzieht sich etwas in Naaman, das sich in Worten nicht mehr beschreiben lässt: Als Naaman geheilt zum Propheten Elisa zurückkehrt, sagt er tief betroffen und bewegt: „Jetzt weiß ich, dass es in der ganzen Welt keinen Gott gibt - außer in Israel! Ihm will ich von jetzt an dienen." -

Naaman suchte Heilung. Gesund wollte er werden. Und er wurde es auch. Aber er hat noch weitaus mehr erfahren: Im Jordanwasser ist er nicht nur äußer­lich gesund geworden, sondern auch bewegt worden zum Vertrauen, zum Glauben an den Gott Elisas und damit an den Gott der Feinde seines Landes.

Die heutige Geschichte erzählt von einer Reise, die zur Entdeckungsreise wird. Am Anfang steht der Hinweis einer namenlosen Sklavin.

(Wir sehen:) Es sind nicht immer die großen Worte oder die prominenten Gestalten, die zu Gott führen. Kleine Hinweise bewirken oft mehr. Die Sklavin wusste, wo Hilfe zu finden ist und sagte dies auch weiter. Sie wirkte überzeugend mit ihrem Glauben, an dem sie auch in der Fremde festhielt.

Wie war und ist das eigentlich bei uns? Wo und wann erreichten uns solche kleinen Hinweise auf Gott? Wie sind wir zum Glauben gekommen? Die Anfänge unseres Glaubens verdanken wir ja alle den Hinweisen anderer.

Deshalb ist es auch so wichtig, anderen Menschen solche kleinen Hinweise zu geben, z.B. unseren Kindern und Enkel, den Nachbarn und Freunden. Vielleicht sind sie empfänglicher dafür, als wir meinen. -

Ich möchte jetzt auch an jene Menschen denken, die bereit sind, in ferne Länder zu gehen, um dort zunächst einmal die Liebe Gottes zu diesen Menschen vorzuleben, ihnen ganz praktisch zu helfen - in der Landwirtschaft, beim Bau von Brunnen, in der medizinischen Versorgung.

Wie oft geschieht es da, dass dann diese Menschen anfangen zu fragen. Was steckt hinter der Hilfe der Missionare, der christlichen Entwicklungshelfer, der Ärzte. Und dann erzählt man ihnen von Jesus und Gott. Die Missionsgeschichte ist voll von Beispielen, die zeigen, wie Ureinwohner, als ihnen auf die eine oder andere Art geholfen wurde, gleich dem Naaman sagten: „Jetzt weiß ich, dass es in der ganzen Welt keinen Gott gibt – außer in Israel": Jesus Christus! „Ihm will ich von jetzt an dienen".

Das wird auch heute erfahren, bei uns, überall auf der Welt, auch dort, wo man den christlichen Glauben am liebsten verbieten möchte.

Ein Letztes zu Naamann. Zurück in Syrien musste der geheilte Heerführer ganz sicher wieder die dortigen Gottheiten anbeten. Das war er dem König schuldig. Und zugleich wollte Naamann natürlich Jahwe, dem Gott der Juden, sein Vertrauen schenken. Ein innerer Konflikt, ein Glaubenskonflikt, für den Naaman schon im Voraus den Propheten um Vergebung bittet.

So frage ich mich: Wie es wohl den muslimischen Flüchtlingen heutzutage hier bei uns ergeht, die plötzlich in einer christlichen Umgebung leben, die sich zum Teil hier taufen lassen und zugleich die Moschee besuchen? -

Was aus Naaman geworden ist, wissen wir nicht. Sein Geschick verliert sich im Dunkel der Geschichte. Aber wirkungslos kann sein Glaube, der am Jordan begonnen hat, in seiner Heimat in Syrien nicht geblieben sein. Sein Glaube musste missionarisch gewirkt haben. Es dauerte rund ein Jahrtausend, dann ist Syrien christlich. Und noch einmal 6 Jahrhunderte dann ist Syrien christlich und islamisch. Den Glauben an den EINEN Gott jedenfalls hat Naamans Volk seither nie mehr aufgegeben. Auch heute nicht – wo wir ohnmächtig mit ansehen müssen, was nicht im Namen des Einen Gottes passiert. Amen.

Verfasser: Pfarrer Dr. Jürgen Grimm, Klinikseelsorger i. R., Neustadt / Weinstraße


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