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Engel

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 24.12.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Titus 2,11-14
ggf. Homepage, auf der die Predigt verzeichnet ist : http://kirchemessel.de
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Elke: Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch,
liebe Gemeinde,
Engelerscheinungen sind selten.
Rebekka: Das stimmt nicht. Es gibt ganz viele Geschichten, die Leute von ihren Schutzengeln erzählen. Zum Beispiel hat mir vor einigen Jahren jemand erzählt: Sie sind mit einem Fahrradträger oben auf dem Auto die A5 hochgefahren. Die Autobahn war voll wie immer. Und plötzlich hat sich der Fahrradträger gelöst und ist mit samt 4 Fahrrädern auf die Fahrbahn geknallt. Und genau um die Zeit war kein anderes Auto in der Nähe. Sie konnten alles von der Straße räumen bevor das nächste Auto kam. Und das ist auf der A5 wirklich ein Wunder. Sie haben damals gesagt: Da hat uns jemand beschützt.
Rahel: Ich kenne auch so eine Geschichte. Sie steht in der letzten Brücke: Die Kinder waren beim Spielen im Garten. Die Mütter saßen gemütlich am Tisch zusammen. Da empfindet eine Mutter, dass ihr jemand auf die Schulter klopft und sagt: Kümmere dich um dein Kind. Erst ist sie nur verwundert aber tut nichts. Beim zweiten Mal sucht sie ihr Kind und kann es gerade noch festhalten als es dabei ist in eine Regentonne zu stürzen. Sie hat dazu gesagt: Der Schutzengel hat mich gewarnt, deshalb ist meinem Kind nichts passiert.
Elke: Ja ich kenne auch noch Menschen, die mir Geschichten von ihrem Schutzengel erzählt haben. Aber in der Weihnachtsgeschichte sind Engel Boten Gottes, die den Menschen eine gute Nachricht von Gott bringen. Wir haben gerade die Weihnachtsgeschichte nach Lukas gehört. Da haben die Engel den Hirten auf dem Feld verkündigt, dass der Retter geboren ist. Und sie haben gesungen: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. Diese Engel sind etwas anderes als die Schutzengel, die die meisten von uns kennen.
Rebekka: Da wäre ich mal an deiner Stelle nicht so sicher. In Rahels Geschichte hat der Engel ja auch eine wichtige Botschaft gebracht. Auch die Schutzengel sind Boten Gottes.
Rahel: Sieh dir doch mal die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus an. Da gibt es noch mehr Engel als in der Weihnachtsgeschichte nach Lukas und das sind ganz typische Schutzengel. Als Maria schwanger ist, will Josef sie verlassen. Das ist im Grunde ganz nett von ihm. Denn er könnte sie auch als Ehebrecherin steinigen lassen. Da erscheint Josef im Traum ein Engel und sagt ihm: Nimm das Kind und seine Mutter zu dir. Das Kind kommt von Gott. Durch seine Erscheinung im Traum beschützt der Engel Mutter und Kind.
Rebekka: Und so geht es da weiter. Als Jesus geboren ist und König Herodes das Kind umbringen lassen will, erscheint wieder ein Engel dem Josef im Traum und sagt ihm: Nimm das Kind und seine Mutter und geh mit ihnen nach Ägypten. Sie brechen in der gleichen Nacht noch auf. Am nächsten Tag lässt Herodes alle Kinder in Bethlehem, die jünger als zwei Jahre als sind umbringen. Der Engel hat wieder Mutter und Kind beschützt.
Elke: Stimmt und als die Luft wieder rein ist, erscheint der Engel wieder Josef im Traum und sagt: Jetzt könnt ihr wieder zurück nach Hause kommen. Der Engel ist ein Bote Gottes und sorgt für die Sicherheit von Mutter und Kind.
Rebekka: Genau: Engel sind einfach Schutzengel und warnen und beschützen die Menschen. Das ist auch in der Weihnachtsgeschichte so. Aber wie du schon richtig gesagt hast. Sie sind auch Boten Gottes, wenn Gott den Menschen etwas mitteilen möchte. Und in der Weihnachtsgeschichte sind sie Freudenboten. Sie verkünden den Menschen Frieden und Rettung.
Rahel: Das stimmt. Aber sie sind nicht süß und harmlos. Engel sind Boten Gottes, und das heißt sie zeigen auch etwas von Gottes gewaltiger Macht. Als der Engel auf dem Feld bei den Hirten erscheint heißt es: (9)Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
Rebekka: Deshalb geht es weiter:
(10)Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!
Überlegt mal wie das war: Die stille, dunkle Nacht wird plötzlich hell, und laut. Natürlich sind die Hirten erschrocken.
Rahel: Überall in der Bibel, wenn Engel auftauchen sagen sie erst Mal zu den Menschen: Fürchte dich nicht.
Die Macht Gottes, die in den Engeln erscheint ist nicht leicht auszuhalten. Und man weiß ja nicht, ob die Nachricht, die Gott einem schickt, freudig oder gefährlich ist.
Elke: Klar, die Botschaft eines Engels kann auch eine Warnung enthalten. So war das oben in der Geschichte von der Mutter, deren Kind beinahe in die Regentonne gefallen wäre.
Rebekka: Aber in der Weihnachtsgeschichte geht es ja um eine Freudenbotschaft, eine gute Nachricht. Der Engel sagt: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;
(11)denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
(12)Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Rahel: Die Hirten mussten sich vom ersten Schrecken erholen. Aber sicher haben sich die Hirten dann total gefreut. Endlich, endlich ist es soweit, der Retter ist da. So lange haben alle in Israel darauf gewartet, dass Gott seinem Volk hilft. Sie haben sich danach gesehnt, dass der Retter kommt, der das Volk befreit.
Rebekka: Und deshalb reicht ein Engel alleine auch nicht, um diese große und freudige Nachricht zu überbringen. Es geht weiter mit:
(13)Und alsbald war da bei dem Engel (a) die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
(14)(a) Ehre sei Gott in der Höhe und (b) Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Rahel: Ein ganzes Heer von Engeln erscheint. Und sie singen und loben Gott. Im Grunde dürfen die Hirten schon mal einen kurzen Blick in den Himmel werfen und sehen, was dort los. Der ganze Himmel jubiliert und freut sich.
Elke: In dieser Geschichte sind Engel nicht nur einzelne Boten Gottes. Engel sind sozusagen die Armee des Himmels. Durch das Engelheer wirkt Gott mächtige Taten.
Rebekka: Aber diese Armee tritt doch recht friedlich auf. Es ist nicht von verheerendem Feuer und Flamenschwertern die Rede. Die Engel erscheinen, verkünden ihre Freudenbotschaft, singen noch ein Weilchen und zwar keine Kriegslieder sondern ein Lied vom Frieden auf Erden und verschwinden wieder.
Rahel: Ja aber trotzdem ist das eine machtvolle Erscheinung. Niemand kommt auf die Idee, den Engeln nicht zu glauben. Die Hirten vernehmen die Botschaft und gehen gleich los, um das Kind zu suchen. Niemand sagt: Ah ja das war doch recht harmlos. Darum kümmern wir uns nicht weiter.
Elke: Genau, wenn ein Engel eine Botschaft von Gott bringt, dann glauben ihm sogar hartgesottene Hirten. Sie zeigen, was die richtige Antwort auf die Botschaft von Engeln ist. Man muss ihnen glauben und sich auf den Weg machen.
Rahel: Natürlich glaubt man, wenn man eine so überwältigende Erfahrung macht. Und dann ist es doch auch selbstverständlich, dass man sich auf den Weg macht.
Rebekka: Vorsicht, stell dir vor, was passiert, wenn die Hirten zurück in die Stadt kommen und erzählen, was sie gesehen haben. Was werden die Leute ihnen wohl antworten?
Elke: Sie werden sagen: Du hast wohl einen über den Durst getrunken. Oder du bist wohl eingeschlafen und hast geträumt.
Rebekka: Genau, und irgendwann wird so ein Hirte das auch glauben und denken: Was es wirklich so? Habe ich wirklich Engel singen gehört? Könnte ich mich nicht getäuscht haben?
Rahel: Aber so etwas kann man doch nicht vergessen. Das ist zu schön, um daran zu zweifeln.
Rebekka: Komm, der Alltag so eines Hirten ist hart. Frieden erlebt der nicht viel und dass Gott Wohlgefallen an ihm hat, das kann er leicht wieder vergessen.
Elke: Das geht uns doch genauso. Der Kirchturm dieser Kirche ist aus dem 14. Jahrhundert. Mindestens so lange wird in diesem Dorf jedes Jahr am 24.12. die Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Gut bis 1530 auf Latein aber trotzdem. Ist die Botschaft der Engel in unserem Herzen angekommen? Glauben wir, dass Gott Wohlgefallen an uns hat und uns Frieden schenkt. Handeln wir entsprechend? Hören wir die Botschaft des Engels? Glauben wir ihr? Gehen wir los, um das Kind in der Krippe zu suchen?
Rahel: Ja, natürlich tun wir das. Was glaubst du warum heute die vielen Leute hier sind? Sie sind auf der Suche nach dem Kind in der Krippe. Sie wollen die Freudenbotschaft vom Frieden auf Erden hören. Und sie wollen erfahren, dass Gott Wohlgefallen an ihnen hat.
Rebekka: Ja, so sieht das gute Leben aus. Die Engel sagen es uns: Ehre für Gott und Frieden für die Menschen. Das ist der Weg.
Rahel: Genau das sollten wir aus diesem Gottesdienst mitnehmen. So wird unser Leben gut werden. Wir ehren Gott und bewahren den Frieden, den Gott uns schenkt und geben ihn weiter.
Elke: Ist das nicht ein bisschen einfach bei all den Kriegen und den Anlässen uns zu ärgern in unserem Alltag.
Rebekka: Wieso einfach? Es ist total schwierig so zu leben. Aber nur so kann es gehen. Und ich glaube, dass alle, die heute hier sind, diesen Weg zu gehen versuchen. Dass alle dabei öfter mal scheitern, das ist normal.
Rahel: Dafür ist Weihnachten nämlich auch da: Wir erleben etwas von dem Frieden Gottes in unseren Herzen, und gehen danach versöhnter in unseren täglichen Ärger zurück und versuchen, dem Frieden eine Chance zu geben.
Elke: Zum Glück müssen wir ja nicht die Welt retten. Der Retter ist ein anderer. Wir feiern seine Geburt an Weihnachten. Zum Glück müssen wir nicht alleine für den Frieden sorgen. Die Engel sagen uns: Es wird Frieden auf Erden geben. Gott wird diesen Frieden schaffen. Und bis es soweit ist, können wir ihn ein bisschen dabei unterstützen. Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben.
Alle: Frohe Weihnachten!