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Freude über die anbrechende Heilszeit

von Gabriele Wulz (Ulm )

Predigtdatum : 18.12.2022
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Advent
Textstelle : Philipper 4,4-7
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Wochenspruch: "Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe." (Philipper 4,4.5b)

Psalm: 102,13-14.16-18.20-23

Predigtreihen

Reihe I: Lukas 1,(26-38)39-56
Reihe II: 2. Korinther 1,18-22
Reihe III: 1. Mose 18,1-2.9-15
Reihe IV: Lukas 1,26-38(39-56)
Reihe V: Philipper 4,4-7
Reihe VI: Jesaja 62,1-5

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 8,1-6 Es kommt ein Schiff geladen
Wochenlied: EG 19,1-3 O komm, o komm, du Morgenstern
Predigtlied: EG 11,1-7 Wie soll ich dich empfangen
Schlusslied: EG 17,1-4 Wir sagen euch an den lieben Advent

Predigttext: Philipper 4,4-7

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.

Predigt

I. Auf der Schwelle

So ist es doch oft beim Abschiednehmen.
Eigentlich will man gehen, bedankt sich schon mal und beteuert, wie schön es gewesen ist.
Und dann fällt einem noch etwas ein.
„Eh` ich`s vergesse ...“ „Übrigens: was ich noch sagen wollte …“ - wenn jemand unter der Tür so anfängt, dann ist klar: Jetzt kommt noch mal was. Vielleicht das Wichtigste. Und vor allem: Jetzt dauert es noch ein bisschen.
Der Predigttext für heute ist so ein „Übrigens, was ich noch sagen wollte“. Es sind fünf Sätze am Schluss des Philipperbriefs. Schnell hat Paulus sie hingeschrieben, bevor er die Feder aus der Hand legte.
Hören Sie:

Lesen des Predigttextes Philipper 4,4-7

II. Freut euch!

Am 4. Advent, liebe Gemeinde, in den letzten Festvorbereitungen erreichen uns die Briefzeilen des Paulus wie ein Weckruf.

„Freut euch!“ – Diese Aufforderung geht zu Herzen.

Freude kann man bekanntlich nicht befehlen. Doch so dringlich, wie Paulus das sagt, scheint es ihm sehr wichtig zu sein. So wie er uns aufmuntern will, lässt er uns aufhorchen. Die ewige Spirale aus Sorgen und Ängsten und „Wie schaff ich das bloß?“ wird unterbrochen. Wir werden aus unseren Gedankengängen herausgerissen:

Freut euch! Der Herr ist nahe. Das Fest steht vor der Tür. Und in ein paar Tagen werden wir hören, dass wir beschenkt worden sind, ohne dass wir dafür etwas getan hätten. Denn das Entscheidende ist von Gott geschehen und kommt vom Himmel hoch in diese Welt, ohne dass wir uns sorgen und mühen.

III. Freude braucht Vorbereitung

Der eine oder die andere hat gelernt, dass Vorbereitungen nicht nur lästig sind, sondern auch helfen, sich innerlich auf den Weg zu machen.

Vorbereitungen für ein Fest sind oft schöner, verheißungsvoller und hoffnungsstärker als das Fest selbst. Das ist die Chance des 4. Advents. Darin besteht die große Verheißung, die über diesem Sonntag steht.

Eine alleinstehende hochbetagte Dame holt jedes Jahr im Advent ihren Weihnachtskoffer vom Speicher. Sie sagt: „Ich schmücke meine Wohnung und hänge meine Sterne auf, auch wenn es in mir ganz finster ist. Grad zum Trotz!“

Trotzig und widerständig hält sie eisern daran fest. Sie schöpft Trost aus den Ritualen und gewohnten Abläufen, die sie von Kindheit an gewohnt ist. Sie tut etwas, auch wenn ihr nicht der Sinn danach steht. Das kann heilsam sein und der Freude einen Weg im Herzen bahnen. Stellen wir uns also der Herausforderung und bereiten dem Herrn einen Weg in der Wüste unseres Lebens!

IV. Der Herr ist nahe?

Paulus hat nicht wissen können, dass sein Brief noch im Jahr 2022 vorgelesen werden würde. Er hat seine Gemeinde in Philippi vor Augen gehabt und hat sich ganz bestimmt nicht vorstellen können, dass der Herr so lange auf sich warten lassen würde. So lange, dass Menschen verständlicherweise müde werden und vor allem, dass sie anfangen, das Kommen des Herrn mit ganz anderen Erwartungen zu verbinden. Nicht mehr mit messianischer Gespanntheit und Erwartung. Sondern mit Hoffnung auf Harmonie und Frieden in der Familie. Nicht mehr die neue Kreatur. Sondern ein bisschen Licht in dunkler Zeit. Ein wenig Wärme in unwirtlichem Winter. Eigentlich sind wir sehr bescheiden geworden.

Und trotzdem!

Wenn wir diese Worte hören, dann können wir wieder in Kontakt kommen mit der Hoffnung, die in Paulus und seiner Gemeinde in Philippi lebendig gewesen ist. Wenn wir auf die Botschaft des 4. Advents hören, kommen wir einander sehr nahe.

V. Der Herr ist nahe!

Was würde geschehen, wenn wir Wirklichkeitsmenschen uns die Abschiedsworte des Paulus an seine Gemeinde in Philippi gefallen lassen könnten?

Wir könnten ein neues, ein anderes Leben entdecken. Ein Leben voller Güte, ohne quälende Sorge und voller Vertrauen. Wir könnten Frieden finden. Einen Frieden, der unsere Vernunft übersteigt und gerade so schenkt, wonach wir uns sehnen.

„Der Herr ist nahe!“ Wenn wir uns das lebhaft vorstellen, können wir hoffen, glauben und lieben. Weil wir gewiss wären, dass unser Mühen nicht umsonst wäre.

Wir könnten die Welt anders sehen. Wir könnten sehen, dass sie hell erleuchtet ist, auch ihre dunkelsten Ecken und Winkel. Sie ist angestrahlt durch das, was Gott verheißen hat.

Und auch wir könnten dazu einen gewichtigen Teil beitragen, dass es hier und da heller wird.

An dieser Stelle wird Paulus noch einmal sehr praktisch. Er sagt: „Lasst eure Güte kund sein allen Menschen!“

Sorgt euch um nichts, sondern bringt eure Bitte und euer Gebet, eure Klage und euren Dank vor Gott.

Und schließlich: Wisst, dass ihr geborgen und umhüllt seid vom Frieden Gottes, der eure Herzen und Sinne bewahrt in Christus Jesus.

Paulus malt uns hier mit ein paar wenigen Strichen das neue Leben in Christus vor Augen. Und dieses neue Leben soll Gestalt gewinnen, soll ausstrahlen. Denn: Wer das Licht ergreift, das in der Finsternis scheint, wird selbst zum Licht. Wer von der Freude im Herrn erfüllt ist, der kann freundlich und gütig sein.

VI. Eure Güte lasst kundsein allen Menschen!

Milde, gütig, wohlwollend und freundlich – all diese Facetten verbergen sich hinter dem einfachen Wort „Güte“. Manche von Ihnen haben vielleicht noch das Wort „Lindigkeit“ im Ohr, das Martin Luther hier ursprünglich verwendet hat.

Milde, gütig, wohlwollend und freundlich - diese Eigenschaften waren den griechisch gebildeten Menschen in Kleinasien durchaus vertraut. Dieses Wort schmückte die Götter, aber auch den Kaiser. Sicherlich mit der Absicht, sowohl den Göttern als auch dem Kaiser zu schmeicheln.

Das Erstaunliche ist, dass dieses Wort aus der griechischen Götter- und Kaiserwelt auf ganz normale Menschen übertragen wird. Auch auf uns, die wir hier sitzen.

Uns wird zugetraut, ein wahrhaft göttliches, königliches Verhalten an den Tag zu legen. Einen selbstbewussten, einen freien Umgang mit uns selbst und anderen.

Das aber ist nur möglich, wenn wir nicht mehr meinen, für alles sorgen zu müssen oder für alles verantwortlich sein zu müssen.

Wer immer alles recht machen will, wer sich unablässig sorgt, der wird die Güte, die Lindigkeit im Umgang mit sich und anderen verlieren. Der kommt innerlich in Stress, wird hartherzig gegen sich selbst und gegen die, die um ihn sind.

Deshalb braucht die Güte, deshalb braucht die Lindigkeit das Nicht-Sorgen und das Gebet. Und wer nun an Jesus und sein berühmtes Wort von den Vögeln unter dem Himmel und den Lilien denkt, liegt genau richtig. Auch mitten im Winter.

VII. Und ganz zum Schluss?

Ganz am Ende bittet Paulus um den Segen. Mit diesem Segenswunsch entlässt uns Paulus ins Leben.

Wir öffnen unsere Hände und empfangen den Frieden Gottes. Er übersteigt unsere Vernunft.

Dieser Friede bewahrt unsere Herzen und Sinne – und hilft, dass wir bei Jesus bleiben. Denn er kommt. Er ist uns nahe.
Freut euch im Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch!
Amen

Lied nach der Predigt
Singet fröhlich unserem Gott 77, 1 – 4**
Wie soll ich dich empfangen 11, 1.4.6.7

Verfasserin: Prälatin Gabriele Wulz, Adlerbastei 1, 89073 Ulm


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