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Gesandt von oben

von Christian Frühwald (Michelau in Oberfranken)

Predigtdatum : 25.12.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : Lukas 2,(1-14).15-20
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Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
(Johannes 1, 14)

Psalm: 96 ( EG 738 )

Lesungen

Altes Testament:
Micha 5, 1 – 4
Epistel:
Titus 3, 4 – 7
Evangelium:
Lukas 2, (1 – 14 ) 15 – 20

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 40
Dies ist die Nacht, da mir erschienen
Wochenlied:
EG 23
Gelobet seist du, Jesus Christ
Predigtlied:
EG 37,1.4-5.9
Ich steh an deiner Krippen hier
Schlusslied:
EG 44
O du fröhliche


15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Liebe Weihnachtsgemeinde,
jetzt haben die Engel Feierabend. Fürs erste haben sie ihren Dienst erledigt. Die Engel haben den Hirten angekündigt, was in dieser Nacht passiert ist. Deshalb können sie wieder zurück in den Himmel. Die Erde können sie hinter – oder vielleicht besser: unter – sich lassen. Doch damit ist Weihnachten noch lange nicht am Ende. Nach dem Dienst der Engel geht es jetzt um den Dienst der Menschen.
Das spüren die Hirten. Gott hat ihnen Einzigartiges kundgetan. Was die Engel erzählten, passiert nicht jede Nacht. Das ist schon eine ganz besondere Geschichte. Sie kam vom Himmel, von dort, wo jetzt die Engel wieder sind. Da gibt es für die Hirten nicht viel zu reden. Sie wollen zum Kind. Und das schnell.
So geht es mir auch an Weihnachten. Jedes Jahr. Am Heiligabend will ich zur Krippe und zum Kind Gottes kommen. So ging es auch gestern Abend wieder vielen Menschen. Hier in unserer Gemeinde, in unserem Land und an vielen Orten der Welt. Viele Menschen wollen zur Krippe. Denn Weihnachten macht sich Gott mir kund. Weihnachten wird Gott für uns Mensch. (Anm. des Autors: Das führt mich zu dem [hier nicht unterzubringenden] schönen Wort: Mach es wie Gott – werde Mensch.)
Eilend wollen die Hirten das Kind sehen. Nichts hält sie mehr. Jetzt haben sie ein Ziel. Nach Bethlehem geht es im Laufschritt. Und als sie das Kind finden, in der Krippe liegend, mit Maria und Josef, da ist es mit ihrem Schweigen vorbei. Wer das Kind in der Krippe sieht, der muss von dem erzählen, was ihn bewegt.
So wie die Hirten von der Botschaft der Engel erzählen. Sie breiten das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Das ist keine schnelle Mitteilung, keine mündliche E-Mail. Das ist eine große Geschichte. Und große Geschichten brauchen Zeit und Raum.
Denn das Wort, die Geschichte, die Gott den Hirten kundgetan hat, sind nicht irgendein Wort, irgendeine Geschichte. Es ist das Wort und es ist die Geschichte. Es ist das Wort von Weihnachten. Deshalb dauern auch richtige Weihnachtsgottesdienste immer etwas länger. Denn die Botschaft aus Bethlehem lässt sich nicht in fünfunddreißig Minuten erzählen. Und schon gar nicht hören und sehen. (Anm. der Herausgebers: Hier bringt der Autor u.U. Lektor/ innen und Prädikant/ innen auf dem platten Lande in Zugzwang. Dieser Zugzwang könnte freilich heilsam sein. Und vielleicht wirkt sich die Predigtvorbereitung ja auf die weitere GD-Vorbereitung aus – also sollte die Passage so stehen bleiben.)
Denn in der Weihnachtsgeschichte, so wie sie die Engel erzählen, geht es um mindestens fünf Stationen. Und wer Weihnachten in sich aufnehmen will, muss diese fünf Stationen kennen. Nicht nur in der Weihnachtsbotschaft, sondern auch in seinem eigenem Leben.
Die erste Station von Weihnachten heißt: „Fürchtet euch nicht!“ Mit Weihnachten gibt es keinen Grund mehr zur Angst. Lasst euch nicht mehr einschüchtern! Die Furcht kann uns nicht mehr handlungsunfähig machen. Denn die Furcht ist überwunden.
Und zwar durch die Freude. Das ist die zweite Station. Gottes Botschaft ist die frohe Botschaft, das Evangelium. Große Freude zieht mit Weihnachten in unser Leben ein. Egal, wie dunkel unsere Nacht ist, wie schwierig unser Leben als Hirten ist, wie ängstlich wir im Angesicht des Lichtes sind: Große Freude widerfährt uns.
Aber Gott sei Dank nicht nur uns. Denn – drittens – ist allem Volk ist diese große Freude zugesagt. Ob sie da sind in dieser Nacht, an diesem Weihnachten oder nicht – die große Freude wird allem Volk widerfahren. Weihnachten ist ein Fest, das alle einlädt.
Lasst euch viertens beschenken, und zwar mit einer großen Freude, die nicht mehr endet.
Diese Freude hat einen Namen. Da sind wir bei der fünften Station. Und nun wird aus der Aufnahme von Weihnachten in uns Und sie hat eine Aufgabe: Die Geburt des Heilands – das versteht heute nicht mehr jeder. Aber ich kann es auch so übersetzen: Du musst nicht mehr auf den Retter der Welt warten – er war schon da und er kommt wieder. Mit Christus ist die Freundlichkeit und die Menschenliebe Gottes schon in diese Welt hereingebrochen. Allem Katastrophengerede zum Trotz – Gottes Liebe ist schon da!
Das, liebe Schwestern und Brüder, ist genügend Grund zur Freude. Doch Freude kann ich nicht für mich behalten. Schon gar nicht an Weihnachten. Deshalb beschenke ich Familie und Freunde gerne, aber vor allem lobe ich Gott. Am liebsten, indem ich singe. Jedes Jahr freue ich mich auf die Weihnachtslieder. Fröhlich singe ich sie zum Lobe Gottes: Stille Nacht, heilige Nacht, Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Halleluja, tönt es laut von fern und nah, Christ, der Retter ist da!
Krippenspiel und Kirchenmusik, Sehen und Hören gehören einfach zum Weihnachtsfest. So wie gestern in der Christ-vesper. Für mich ist die Christvesper der Ort der „Fröhlichen Weihnacht“. Ich schlüpfe in die Rolle der Hirten. Ich komme an die Krippe. Ich entdecke das Kind. Ich erzähle von der Botschaft der Engel. Jedes Jahr wieder. Hören und Sehen sind an Weihnachten der Grund für den Lobpreis Gottes.
Manchmal wundern sich Menschen über meine Weihnachtsfreude. Manche verstehen es nicht. Weihnachten ist doch nur Stress. Weihnachten macht mich ganz fertig.
Doch an Weihnachten geht es erst einmal um das Kind in der Krippe. Das Kind in der Krippe ist das eine Wort Gottes. Und es geht darum, das Wort der Hirten zu behalten. Denn die Botschaft von Weihnachten ist keine äußerliche. „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Weihnachten verändert mich nicht unbedingt äußerlich, obwohl ich nach Weihnachten immer ein bisschen strahle.
Weihnachten verändert mich innen. Wenn ich das Wort von der Freude gegen alle Angst bedenke, wenn ich die Geschichte vom Retter für alles Volk in mir bewege, dann verändere ich mich. Dann werde ich zu einem Weihnachtsmenschen. Ich werde zu einem Menschen, der aus der Freude lebt. Hoffentlich strahle ich so wie die Kerzen am Weihnachtsbaum hier in der Kirche und bei mir zuhause.
So wie die Hirten strahlten. Sie priesen und lobten Gott. Ich kann mir das lebendig vorstellen. Sie ziehen in die dunkle Nacht mit lauter fröhlichen Liedern. „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu du mein Leben!“ „Dies ist die Nacht, da mir erschienen des großen Gottes Freundlichkeit!“
Nehmen Sie diese Freude, nehmen Sie diese Lieder mit! Nicht nur, wenn Sie heute aus diesem Gottesdienst gehen. Sondern singen, summen und spielen Sie diese Lieder auch nach den Weihnachtstagen! Weihnachten geht mindestens bis zum 2. Februar, bis Mariä Lichtmess. Solange feiern wir Christen Weihnachten. Aber eigentlich hört Weihnachten nie auf. Die Hirten ziehen wieder zurück in ihr hartes Leben. Aber nie wieder wird es so sein wie vorher. Denn die Freude von Weihnachten verändert mein Leben. Und Weihnachten verändert diese Welt.
Nicht umsonst sammeln wir in ganz Deutschland am Heiligabend für „Brot für die Welt“. Das ist keine Alibiveranstaltung. Und es geht auch nicht darum, das schlechte Gewissen zu beruhigen. An Weihnachten leben wir für den Frieden. An Weihnachten feiern wir Gottes Frieden. Denn da ist unsere Kraft groß. Auch wenn wir manchmal an ihr zweifeln. Aber an Weihnachten geht das nicht. Denn schon in der alttestamentlichen Lesung für den ersten Weihnachtsfeiertag heißt es beim Propheten Micha: „Und sie werden sicher wohnen; denn die Kraft Gottes wird zur selben Zeit groß sein, so weit die Welt ist.“
Mit Weihnachten bricht Gottes Frieden an. Gegen allen Anschein, genauso unscheinbar wie das Kind in der Krippe. Ärmlich, ohne Heer und Gewalt, aber doch mächtig und unaufhaltsam. Das ist Weihnachten. Das ist Wort von Weihnachten, das ich nach diesen Feiertagen erzählen werde.
Nicht nur in den zwölf heiligen Nächten, nicht nur bis zur Passionszeit. Sondern gerade dann, wenn Gott so weit weg zu sein scheint. Wenn das Leid so groß ist, dass sich mein Leben verdunkelt. Wenn Weihnachten noch so weit weg ist. Dann singe ich „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein! Nimm an des Christus Freundlichkeit, trag seinen Frieden in die Zeit!“ Fröhliche Christen sind die größte Friedensbewegung, die es gibt.
Fröhliche Weihnachten!
Amen.

Verfasser: Oberkirchenrat Dr. Christian Frühwald, Am Dom 2, 39104 Magdeburg

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