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Gesandt von oben

von Markwart Weise (67578 Gimbsheim)

Predigtdatum : 25.12.2006
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : Johannes 3,31-36
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Wochenspruch:

Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.

(Johannes 1, 14)

Psalm: 96 ( EG 738 )

Lesungen

Altes Testament: Micha 5, 1 – 4

Epistel: Titus 3, 4 – 7

Evangelium: Lukas 2, (1 – 14 ) 15 – 20

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 24 Vom Himmel hoch

Wochenlied: EG 23 Gelobet seist du, Jesus Christ

Predigtlied: EG 37 Ich steh an deiner Krippe hier

Schlusslied: EG 44 O du fröhliche

Johannes 3, 31 – 36

31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über allen 32 und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an. 33 Wer es aber annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. 34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß. 35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.

36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.

Die Predigt beginnt mit der Verlesung des Predigttextes in der Lutherübersetzung. Die Frage, wer in diesem Text redet, - spricht hier der Täufer oder ist Vers 22 bis 30 ein Einschub und Jesus setzt hier seine Rede fort – bleibt für die Predigt offen. Mit dem letzten Satz wird zum Abendmahl übergeleitet, er kann wegfallen, falls kein Abendmahl gefeiert werden sollte. Als Lied nach der Predigt schlage ich EG 41 (Vers 1.3.4.7./Melodie 316) vor.

Ganz schön abgehoben, dieser Text, liebe Gemeinde!

„Der von oben her kommt, ist über allen.“ Das lädt nicht gerade ein zuzuhören, lädt auch nicht ein zu predigen an Weihnachten, - und wirklich heißt es dann auch: „Der vom Himmel kommt, der ist über allen ... und sein Zeugnis nimmt niemand an.“

Aber dieser Predigttext ist uns vorgegeben: Er steht im Neuen Testament und er steht in der Perikopenordnung für Weihnachten. Er ist uns also quasi auch „von oben“ aufgegeben. Und da sind wir schon mittendrin im Text: „von oben oder von unten“, - das ist hier die Frage, das ist das Thema des Johannesevangeliums. Der Text kommt von oben: „Der von oben her kommt, ist über allen“. Er kommt zu uns als Gottes Wort, - wie Jesus:

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“

So beginnt das Johannesevangelium und der Evangelist Johan-nes erzählt gern von „oben“. Bei Lukas geht es irdischer zu.

Für den Evangelist Johannes ist in Jesus das Reich Gottes auf die Erde gekommen, im Kommen Jesu ist die Stunde des Heils da, denn Gott Vater und Sohn bilden eine Einheit, - die Herrlichkeit Gottes wird auf der Erde sichtbar und greifbar, beispielhaft in den Wundern Jesu, - und am Kreuz kann Jesus sa-gen: „Es ist vollbracht!“, denn da wird er – und die an ihn glauben – zu Gott erhöht.

Schwer zu verstehen für uns Menschen hier unten, - das Johannesevangelium wirkt schon ziemlich abgehoben!

Leichter ist es, von „unten“ zu erzählen, wie es Lukas tut:

- vom Stall

- den Hirten

- dem Kind in der Krippe mit seinen Windeln

Leichter ist es auch, von unserem Fest zu reden, wie wir es feiern,

- mit Kerzen

- mit Weihnachtsbaum und Nudelsalat

- mit Weihnachtsgeschenken, natürlich und ganz menschlich.

Der göttliche Auftrag an die Kirche – von oben – ist nur selten im Gespräch. Wie leicht aber lassen wir uns vom Thema „Kirchensteuer“ oder „Verwaltungsreform“ in Aufregung versetzen! Und weil Himmel und Erde nur so schwer zusammenkommen, weil Gott und Mensch so weit auseinander sind - ist Gott Mensch geworden.

Kaum zu beschreiben mit unseren menschlichen Worten: „empfangen durch den Heiligen Geist“, „geboren von einer Jungfrau“ - das sind Versuche, Gott und Mensch zu verbinden - wunderliche Erklärungsversuche.

Jesus wurde von Gott ganz nach unten geschickt, er wurde wirklich Mensch, und bei uns Menschen auch nicht einer von denen ( etwas weiter ) oben, sondern ganz tief unten:

- uneheliches Kind von Maria und Josef

- geboren in einem Stall

- wenig später auf der Flucht, auf Asylsuche in Ägypten, ganz nach unten begibt sich Gott in Jesus, um uns hier abzuholen!

Ein alter Mann aus einem Dorf in den Bergen sagte mir einmal, was ihn am meisten beeindruckt habe: Dass die Geburt den Armen zuerst verkündigt wurde, den Hirten auf dem Feld, dass es einfache Leute waren, die Christus zuerst anbeten durften und nicht solche wie „ die Leut’ da droben“ – und er meinte die vornehmen Leute in ihrer Villa am Berghang.

Ja, warum sei das Christkind eigentlich nicht bei so vornehmen Leuten geboren, etwa als Sohn des römischen Statthalters? Warum kam er unter so ärmlichen Verhältnissen auf die Welt? Wie leicht hätte Gott seinem Sohn einen königlichen Empfang bereiten lassen können! Das verstand der alte Mann nicht. „Und doch“, sagte er, „dass der Heiland so arm und niedrig geboren ist, das ist für mich das Schönste an der Geschichte!“

Ganz nach unten begibt sich Gott in Jesus, um uns hier abzuholen. Also: lassen wir uns auch abholen, liebe Gemeinde! Weichen wir dem nicht aus! Lassen wir uns von ihm weiterführen, ein Stück nach „oben“ führen!

Es ist doch schade, dass Menschen so leicht stecken bleiben in dem, was „irdisch“ ist. Wenn man Schüler oder Konfirmandinnen fragt - die Geschichte mit der Krippe kennt jeder - und wie voll ist die Kirche an Heiligabend - aber was dann weiter mit Jesus geschah, da gibt es bei den meisten nur noch ganz ver-schwommene Vorstellungen.

Weihnachten will uns eigentlich abholen und weiterführen, es ist doch der Anfang, der Jesus wird größer, ... „Kirche“ bildet sich.

Auch die Mitgliedschaft in der Kirche will weiterführen, - was soll das bedeuten, wenn nur von den Mitgliedsbeiträgen geredet wird? Es muss ja jeder fragen dürfen, was mit dem Geld geschieht, es soll auch behutsam damit umgegangen werden und überprüfbar, - aber dann muss es doch weitergehen!

„Der vom Himmel kommt, der ist über allen und bezeugt, was er gesehen und gehört hat. ...Der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte. Gott gibt den Geist ohne Maß. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“

Es geht um Leben hier, - um das ewige Heil, das bereits jetzt, hier auf der Erde, zugänglich ist, durch den Glauben an den Sohn Gottes: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ Und wo der Mensch das Ende seines Lebens erreicht, da erwartet ihn nicht ein „Nichts“, ein „Nirwana“, sondern das „Alles“, das für Juden, Christen und Muslime der eine wahre Gott ist.

Und glaube ich an ein „Alles“, so kann ich hier auf der Erde ganz realistisch und nüchtern arbeiten für eine bessere Zukunft, eine bessere Gesellschaft, eine bessere Kirche, in Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit, - in der Hoffnung: Gott wird das Begon-nene vollenden. Er wird die Menschwerdung des Menschen abschließen. Gott und Mensch werden eins werden, - wie es die Mystik träumt und wir es in Jesus Christus vor Augen haben: Gott alles in allem.

Am Ende des Neuen Testaments wird das in großer poetischer Form ausgedrückt, kosmische Liturgie, Hochzeitsjubel und stil-les Glück. Sätze der Verheißung und der Hoffnung: Offenba-rung 21, 1-4 und Offenbarung 22,5 ( Zitieren aus der Luther-übersetzung )

Feiern wir dieses Weihnachtsfest so, liebe Gemeinde, dass es uns einen kleinen Ausblick auf dieses endzeitliche Bild geben kann. Und auch das Abendmahl, zu dem jetzt gleich eingeladen wird, gewinnt seine Bedeutung als Vorgeschmack auf das Reich Gottes. Amen

Markwart Weise Kirchstr. 38 , 67578 Gimbsheim

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