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Gewissheit über das Kommen des Herrn

von Martina Gutzler (Pirmasens)

Predigtdatum : 26.11.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : Letzter Sonntag des Kirchenjahres: Ewigkeitssonntag
Textstelle : 2. Petrus 3,(3-7)8-13
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Wochenspruch: "Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen." (Lukas 12,35)

Psalm: 126

Predigtreihen

Reihe I: Matthäus 25,1-13
Reihe II: Offenbarung 21,1-7
Reihe III: Jesaja 65,17-19(20-22)23-25
Reihe IV: Markus 13,28-37
Reihe V: 2. Petrus 3,(3-7)8-13
Reihe VI: Psalm 126,1-6

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 152 Wir warten dein, o Gottes Sohn
Wochenlied: EG 526 Jesus, meine Zuversicht
Predigtlied: EG 634 Die Erde ist des Herrn
Schlusslied: EG 154 Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt

Predigttext: 2. Petrus 3,(3-7)8-13

(3 Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Begierden nachgehen 4 und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist. 5 Denn sie wollen nichts davon wissen, dass der Himmel vorzeiten auch war, dazu die Erde, die aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte durch Gottes Wort; 6 dadurch wurde damals die Welt in der Sintflut vernichtet. 7 So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer, bewahrt für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.)

8 Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. 9 Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. 10 Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein. 11 Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, 12 die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, wenn die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen. 13 Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Predigt

Liebe Gemeinde!

1. Inmitten der Weltuntergangsstimmung

Ich hätte mir nie die Umstände vorstellen können, in denen der heutige Predigttext uns antrifft und Ihnen geht es wahrscheinlich genauso:
In den starken Nachwehen einer Pandemie, mitten in Kriegszuständen in Europa, die nur zwei Länder weiter stattfinden und mit all den Alltagsproblemen, die dazugehören:
Wirtschaftliche Schwierigkeiten, Mangel an Strom, Gas und Öl, sprunghaft steigende Lebenshaltungskosten und der riesigen Angst, als Nation in einen Krieg hineinzugeraten, der jede Dimension sprengen kann.

[Haltestelle: Hier ist es natürlich wichtig, die Situationsbeschreibung an die Ereignisse, die sich in den nächsten 12 Monaten nach dem Verfassen der Predigt entwickelt haben, anzupassen …]

Ja, moderne Weltuntergangsszenarien, damit kennen wir mittlerweile mehr aus, als uns lieb ist…

Und hinter unseren modernen Vorstellungen vom Weltuntergang als Atomkrieg der Supermächte lauern natürlich auch die religiösen Vorstellungen der Bibel mit den Bildern, die wir gerade im Predigttext gehört haben:
Himmel und Erde werden vergehen und die Welt, wie wir sie kennen, wird von der Erneuerungskraft Gottes hinweggefegt.
Neben der Vorstellung vom modernen kriegerischen Weltuntergang durch einen Atomkrieg der Menschen und der biblischen Vorstellung vom Ende aller Zeiten, das durch Gott herbeigeführt wird, haben wir natürlich weitere alte Bilder im Kopf, z.B. die vom Jüngsten Gericht und der Verdammnis der Sünder im Fegefeuer ...
Wir sind also schon sehr festgelegt und kämpfen bewusst oder unbewusst mit den modernen und alten Bildern, die uns innerlich überschwemmen, wenn wir an das Ende aller Zeiten denken.
Wir müssen uns erst innerlich etwas freier machen, um hinhören zu können, was uns die Worte aus dem 2. Petrusbrief sagen wollen.

2. Unsere Ängste und die Aussagen des 2. Petrusbriefes

Nun sind unsere Ängste ja da und gerade heute auch begründet. Es ist gut, sie sich heute genauer anzusehen und zu fragen:
Wie realistisch sind meine/unsere Ängste, wieviel davon ist vielleicht aber auch einfach Schwarzseherei in Krisenzeiten…

[Haltestelle: Hier wäre es sinnvoll, die aktuellen Ängste zu nennen und aber sie auch zu erden mit gesundem Menschenverstand: Wie realistisch waren die Befürchtungen von Blackouts, die uns im Herbst 2022 umgetrieben haben? Wie stark greift die Corona-Pandemie noch in unser Leben ein oder eben nicht mehr? War die Angst, dass der Ukrainekrieg sich ausweitet, realistisch oder sind wir da den alten Mechanismen des Kalten Krieges aufgesessen?]

Das, was uns der 2. Petrusbrief sagen will, ist dagegen eine Hoffnungsbotschaft für uns alle und die Erde:
Himmel und Erde werden nämlich vergehen, damit Gottes Reich kommen kann. Und die Überschrift über diesem Gottesreich heißt nicht Ödnis und Leere wie nach einem Atomkrieg, sondern Gerechtigkeit.
In der Bibel ist Gerechtigkeit der Zustand der Rettung und Befreiung, der Frieden und Harmonie zwischen allem bedeutet:
Zwischen uns Menschen, zwischen uns Menschen und Gott und zwischen uns Menschen und der Natur, so wie es der Prophet Jesaja in beglückenden Bildern in unserer Schriftlesung beschrieben hat.
Also ein Leben in Fülle für alle und mit allen und genau das Gegenteil von der Zerstörung, auf deren Kante die Welt im Moment gerade balanciert.

3. Gottes Geduld

Es gibt Christinnen und Christen, die sehen in allen möglichen heutigen politischen Ereignissen das nahe Ende aller Zeiten und erwarten sozusagen tagtäglich die Wiederkunft Christi.
Dafür können sie aber nicht die Worte des 2. Petrusbriefes haftbar machen, denn der erinnert uns daran, dass Gott mit voller Absicht das Ende der Welt weit hinauszögert, weil jede und jeder von uns die Zeit bekommen soll, sich für Gott zu entscheiden und das eigene Leben auf Gott auszurichten.
„Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann Buße finde.“ (2. Petr. 3, 9)
Dass wir seit Jesu Zeiten auf das Ende der Welt warten, ist also kein Versehen, sondern liegt an Gott und seiner großen Liebe zu uns und seinem unbedingten Willen, jedem Menschen und der Menschheit als Ganzes die Chance zu geben, umzukehren, sich zu ändern und den Weg Gottes einzuschlagen.

4. Einen freien Blick gewinnen …

Niemand weiß, wie und wann diese Welt ihr Ende findet, genauso wenig können wir mit Bestimmtheit sagen, wann unser eigenes letztes Stündlein schlagen wird.
Dass weder Sie noch ich ewig leben werden in diesem heutigen, irdischen Leib, das steht aber fest.
Das heißt, wir müssen mit der Endlichkeit leben.
Wir müssen damit leben, dass wir alles, was wir uns in einem Leben aufgebaut haben, irgendwann wieder loslassen müssen:
Die Menschen, die wir geliebt haben, die Kinder, die wir geboren und aufgezogen haben, das Haus, in dem wir gelebt haben, der Leib, mit dem wir die Welt gesehen, gerochen, geschmeckt und berührt haben…
Nicht wenige unter uns haben im zurückliegenden Kirchenjahr die große Begegnung mit dem Tod erlebt:
Das Sterben von Angehörigen und Freunden, alles Menschen, die uns nahegestanden haben und mit denen wir lange Zeit durchs Leben gegangen sind.
Den gegenwärtigen Schmerz nach einem solchen Abschied kann auch ein noch so starker Glaube nicht wegnehmen.
Durch den Schmerz des Abschieds und der Trauer müssen wir hindurch. Für manche ist das eine lange Reise und für niemanden eine einfache.

[Haltestelle: Wer den Predigttext für Totensonntag mit Totengedenken einsetzen will, sollte hier „an- und ausbauen“.]

Trotzdem besagt unser Glaube, dass wir letztendlich am Tod vorbeisterben, dass Gott uns am Ende unseres Lebens in Liebe in seine Ewigkeit aufnimmt.

Was bedeutet das für unser Leben heute, morgen und bis zum Ende unserer Tage?
Gott schenkt uns nicht die Gewissheit, wann unser letzter Tag sein wird, noch wann das Ende aller menschlichen Zeiten kommen wird.

Was uns Gott aber schenkt, das ist der heutige Tag zum Leben, Handeln und Gestalten.
Und deswegen fordert uns der 2. Petrusbrief auch so eindringlich auf:
Wenn nun das alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegeneilt (2.Petrus 3, 11-12a; Luther 2017) oder in heutigem Deutsch:

Wenn ihr nun bedenkt, dass alles, was uns umgibt, ganz und gar dem Untergang geweiht ist, wie sehr muss euch dann daran liegen, dass ihr als Kinder Gottes lebt, das heißt als Menschen, die Gott gehören.
Lebt in der Welt auf diesen großen Tag hin und setzt euch so für Christus ein, dass er bald kommen kann (Kammermayer 2005).

Wir leben in der Zwischenzeit Gottes, in der Zeit seiner Geduld, in der Zeit seiner Gnade.
Das ist unser Gestaltungsspielraum!
Der neue Himmel und die neue Erde, das ist Gottes Verheißung. Und der heilige und hoffnungsvolle Wandel, das ist unsere Aufgabe.
Deswegen hat Martin Luther (möglicherweise) einmal gesagt: Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Ein Apfelbäumchen, ein Zeichen des Lebens und der Hoffnung, kann alles Mögliche sein und bei jeder und jedem ist es vermutlich etwas anderes:
… sich versöhnen nach langer Fehde …
… ganz neue philosophisch kühne Gedanken bewegen, die sich mit den Zukunftsmöglichkeiten der Menschheit beschäftigen …
… einen Verein gründen, der sich um diese Zukunftsmöglichkeiten bemüht oder in einen eintreten ...
… eine neue Lebensfreundschaft beginnen …
… etwas zu lernen beginnen, was Sie sich bislang nie zugetraut haben …
[Haltestelle: eigene Beispiele oder aus dem Umfeld der Gemeinde, möglichst konkret.]

Sicher fällt jeder und jedem von uns heute etwas ein, das für uns ein Zeichen des Lebens werden könnte und uns schon heute Gottes neuen Himmel und seine neue Erde erahnen lässt, in der wir alle erlöst sein werden.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin i. R. Martina Gutzler, Pirmasens


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