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Gott hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben

von Manfred Domrös (55127 Mainz)

Predigtdatum : 06.01.2008
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Epiphanias
Textstelle : 2. Korinther 4,3-6
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Wochenspruch:

Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt. (1. Joh 2,8)

Psalm: 100 (EG 740)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 60, 1-6
Epistel:
Epheser 3, 2-3a.5-6
Evangelium:
Matthäus 2, 1-12

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 69
Der Morgenstern ist aufgedrungen
Wochenlied:
EG 70
Wie schön leuchtet der Morgenstern
Predigtlied:
EG 72
O Jesu Christe, wahres Licht
Schlusslied:
EG 74, 4
Du Morgenstern, du Licht vom Licht

Hinführung zum Text:
Die großen kirchlichen Feste, so auch Weihnachten, stehen in der Gefahr, dass sie nur „abgefeiert“ werden und die Wirkung auf den Glauben ausbleibt. Das Epiphaniasfest, für evangelische Christen eher unverständlich (und überflüssig?), versetzt Weihnachten erst in den Stand, das wahre Lichtfest für den Alltag und das Leben der Christen zu sein: Es stimmt – Gott hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben.

Liebe Gemeinde!
Weihnachten steht uns noch lebendig vor Augen; erst vor ein paar Tagen hatten wir den Weihnachtsbaum entzündet, die Kerzen brannten wie immer, und wir haben die vertraute Weihnachtsgeschichte gehört, wie jedes Jahr. „Fröhliche Weihnacht“ haben wir hin und her gewünscht. Alles war in Ordnung.
Doch was haben wir eigentlich gefeiert? Richtig, das Kind in der Krippe, den Heiland und Retter der Welt. Und nun stehen wir am Jahresanfang, und da soll Weihnachten vorbei und überholt sein?! Weihnachten ade – dann also bis zum nächsten Jahr. Viele haben auch den Weihnachtsbaum schon wieder abgebaut – nach guter alter Tradition vor Epiphanias.
Zum Feiern steht uns nicht mehr der Sinn – wäre heute nicht tatsächlich Epiphanias!
Aber was heißt das schon? Nur Mut, wir dürfen weiterfeiern! Wir sollen sogar weiterfeiern! Wir haben allen Grund dazu: Denn Gott ist nicht nur in der menschlichen Niedrigkeit eines Kindes im Stall geboren, sondern er hat sich auch in göttlicher Majestät und Größe, ja in Herrlichkeit offenbart.

Darum geht es dem Apostel, und das gilt auch heute: Weihnachten ist längst nicht vorüber, längst nicht eingepackt und abgelegt, nein: Die Epiphaniasbotschaft vervollständigt, präzisiert und krönt die Weihnachtsbotschaft. Weihnachten hat deshalb gerade erst richtig angefangen. Wir können noch einen Schritt weitergehen: Nicht nur einmal im Jahr will Gott Mensch und in diese Welt geboren werden. Mitgehen will er mit uns durch dieses neue Jahr, erleuchten will er uns und die Wege, die wir gehen.
Wie tröstlich erleben wir Epiphanias! Gottes Herrlichkeit wird uns zu Epiphanias (und dann auch weiter) offenbart, das verrät uns unser Text im zweiten Korintherbrief. Hören wir genau hin, welche Botschaft auch uns heute der Apostel Paulus übermittelt (2. Korinther 4):

3 Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, 4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.
5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. 6 Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Auf den Punkt gebracht, wird die Epiphaniasbotschaft in einem Satz zusammengefasst: Gott hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben. Das heißt: Gott hat Licht in unser Leben gebracht – mehr als nur ein flackerndes Licht einer Kerze, dem Wind ausgesetzt. Das Licht der göttlichen Liebe will unser Leben durchdringen; Jesus bietet es uns an, wenn er uns zusagt: Ich bin das Licht der Welt.
Das ist für unser Leben wichtig: Denn Dunkelheit umgibt uns allenthalben – und das so kurz nach dem Lichtfest der Weihnacht, wo die Kerzen symbolisch das Weihnachtslicht entfacht haben.
Paulus malt nicht schwarz: Wo die Weihnachtsfreude wie ein helles Licht unser Leben durchfluten und uns die Herrlichkeit Gottes offenbaren möchte, da stecken wir schon wieder mitten im Alltag, von Dunkelheit und Finsternis umfangen – und das ohne Grund kurz nach Weihnachten.
Was haben wir aus der guten Weihnachtsnachricht gemacht? Warum sind wir schon wieder im Alltag mit seinen Sorgen und Nöten untergetaucht, als ob es Weihnachten gar nicht gegeben hätte?!
Paulus blickt hindurch und mahnt an: „Ist nun aber das Evangelium verdeckt ...“, was heißen will: Die gute Nachricht vom Licht und von der Herrlichkeit Gottes in seinem Sohn ist verkehrt worden in eine schlechte Nachricht. Mit anderen Worten: Die Lichtkraft der Herrlichkeit Gottes ist verdunkelt. Gilt diese harte Rede nur der Gemeinde in Korinth, die wir ohnehin gerne als unreligiös und verdorben abtun, oder nicht auch uns heute – zu Beginn des Jahres 2008?
Fragen wir uns, was das mit der Herrlichkeit Gottes und Jesu auf sich hat? ‚Herrlichkeit’ ist heute beinahe ein Fremdwort, das aus unserem Leben verdrängt ist – noch mehr die Herrlichkeit Gottes. Es ist das geheime, wunderbare und unerwartete Wirken Gottes im persönlichen Leben, das unser Denken übersteigt – das uns die grenzenlose Liebe Gottes offenbart: An Weihnachten ist diese Herrlichkeit voll erstrahlt, und jetzt zu Epiphanias ergreift sie uns förmlich, formt uns und will unser Leben gestalten. Epiphanias heißt: Ihr, die ihr Weihnachten gefeiert habt, ihr habt jetzt einen hellen Schein in euren Herzen und seid jetzt zu Lichtboten geworden. Auch ihr seid das Licht der Welt, sagt Jesus.
Wie gehen wir mit diesem Auftrag und dieser Sendung um? Epiphanias feiern wir: Da wird alle Weihnachtsromantik und aller Kitsch der Christkindmärkte ausgeräumt. Weihnachten ist nicht mehr nur „Stille Nacht, heilige Nacht“, sondern dank Epiphanias, dank Gott das „helle Licht des Evangeliums“! Doch was haben wir aus dem Licht und der guten Nachricht gemacht? Eine verdeckte Nachricht, eine schlechte Nachricht – statt des guten Evangeliums, mahnt Paulus. Was bedeutet, dass Dunkelheit uns schon wieder umfängt: unser Kleinglaube, unsere Verzagtheit, unsere Ängstlichkeit, unsere Probleme, unsere Sorgen, Nöte, unsere Krankheit usw. Denken Sie, liebe Gemeinde, einmal persönlich nach über die Dunkelheiten Ihres Lebens.
Und dabei klopft Weihnachten mit der Epiphaniasbotschaft an die Tür unseres Herzens, denn es stimmt, was Epiphanias uns schenkt: Gott hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben. Hören wir nochmals auf Paulus: Was habt ihr Korinther damals und ihr Gemeinden zu Epiphanias 2008 daraus gemacht? Antwort: Ihr habt das Weihnachtslicht ausgepustet, mahnt der Apostel. Der bekannte christliche Texter und Komponist Manfred Siebald aus Mainz rückt die Weihnachtsfreude ins rechte Licht:
Die Weihnachtsfreude, die pustet keiner aus.
Die Weihnachtsfreude hängt nicht am Baum zu Haus.
Gott kam zu uns auf die Welt, wurde so wie wir.
Wir wolln uns freuen, denn Jesus ist jetzt hier.

Lassen wir uns von dieser Freude anstecken, vom hellen Licht des Evangeliums und der Herrlichkeit Gottes, so fern sie auch von allen menschlichen Tugenden ist. Dann – und nur dann – durchdringt unsre Herzen der helle Schein der göttlichen Liebe.

Wie viel Dunkel statt Licht macht sich im persönlichen Leben und auch in unseren Gemeinden breit: Da erinnern wir uns an viele in unserer Gemeinde, die ganz treu – Sonntag für Sonntag – dabei waren, die die gute Nachricht für ihr Leben anerkannt haben – und jetzt sind sie fort! Wo sind sie geblieben? Ihre Plätze sind im Gottesdienst leer; da sind Müdigkeit, Verdrossenheit, Resignation eingezogen.
Da ertappen wir uns selber, wo wir im Dunkeln stehen: Wir sind lasch geworden im Bibellesen, oberflächlich im Gebet, die Gemeinde ist nur noch eine Randerscheinung. Was haben wir aus der guten Nachricht für unser Leben gemacht? Die Antwort des Paulus klingt uns mahnend im Ohr nach: Die gute Nachricht ist verdeckt und verkehrt in eine schlechte. Und dabei liegt es nicht an der Freuden- und Lichtbotschaft selber, die unverrückbar und unverändert gut ist und bleibt.
Paulus bezeichnet auch den Ursprung der Finsternis und Dunkelheit: Es ist der „Gott dieser Welt“, der den Sinn verblendet hat – gemeint ist eindeutig der Satan, dem es gelingt, das Licht in Finsternis zu verkehren, der die Herrlichkeit Gottes vernebelt in menschliche Trübseligkeit und Zweifel, die dann viele Gesichter tragen können. Da behält die Bibel recht, aber wir hinterfragen die Konsequenz des Evangeliums für unser persönliches Leben: Aus dem hellen Licht, wie es Paulus bezeugt, wird ein trüber Schimmer wie bei einer verglimmenden Kerze an Weihnachten. Versperrt vor der Herrlichkeit Gottes, verdrängen wir selbst den Sonntag: ja, wir meinen, dass wir ohne ihn auskommen. Da wollen wir unser Leben mit einem glimmenden Docht erleuchten statt mit dem hellen Licht der Herrlichkeit Gottes und mit unseren Problemen selber fertig werden, und wir scheitern, weil wir sie vor anderen verdecken, selbst vor unseren Freunden. Da versuchen wir Krankheit und Krise zu verdrängen statt dass wir uns ihnen stellen – ganz im Vertrauen auf Christus, das Licht der Welt und meines Lebens.
Epiphanias will uns dabei unendlich viel helfen – über den heutigen Tag hinaus in das neue Jahr hinein. So verdrängen wir schließlich die Kraft des Glaubens aus unserem Leben, bezweifeln die Strahlkraft des Evangeliums und die Herrlichkeit Gottes über unserem Leben.
Paulus gibt den Korinthern wie auch uns eine neue Devise: Ihr könnt mit den Schattenseiten Eures Lebens leben statt sie zu verdrängen. Ihr könnt sie offen aussprechen, vor allem vor Gott und anderen Menschen Eures Vertrauens, und die Gemeinde kann dafür Euer Ort sein.
So viel Tröstliches steht am Anfang des neuen Jahres. Damit kann der Glaube wieder zum Urbekenntnis der Christen schlechthin werden: Jesus Christus ist der Herr. Auch das lehrt uns Epiphanias. Ein solcher Glaube, der Jesus als Licht der Welt und ganz persönlich anerkennt, wird nicht durch uns selber geschaffen, sondern nur durch Gott.
Als solche Menschen des Glaubens leben wir lichtzentriert mit der Gewissheit, dass wir die Herrlichkeit Gottes in dem Kind in der Krippe neu leben können. Es stimmt also: Weihnachten ist nicht vorbei; das große Fest wirft nicht ein paar spärliche Schatten, sondern ein helles Licht in unser Leben.
Dank Epiphanias greift Weihnachten in unser Leben, in unseren Alltag mit allen seinen Schattenseiten. Wie hatten wir doch erkannt? Weihnachten kann jetzt erst richtig beginnen! Es stimmt also, dass Gott nicht nur einmal im Jahr Mensch werden will; er will mitgehen durch dieses Jahr, uns erleuchten und unsere Wege, die wir gehen, erhellen. Einen besseren Wegbegleiter können wir uns gar nicht wünschen.
Amen.

Verfasser: Professor Dr. Dr.h.c. Manfred Domrös, Kirschblütenweg 16, 55127 Mainz

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