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Gott heilt Leib und Seele

von Elke Burkholz (Messel)

Predigtdatum : 26.10.2014
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 18. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 2. Mose 34,4-10
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Wochenspruch:
„Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ (Jeremia 17, 14)


Psalm:
32, 1 - 5.10 - 11 (EG 717)

Lesungen
Altes Testament: 2. Mose 34, 4 - 10

Epistel: Epheser 4, 22 - 32

Evangelium: Markus 2, 1 - 12

Liedvorschläge
Eingangslied: EG 166 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 320 Nun lasst uns Gott dem Herren
Predigtlied: EG 625 Wir strecken uns nach dir
Schlusslied: EG 171 Bewahre uns, Gott

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemein-schaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Liebe Gemeinde,

warum sind Sie heute Morgen in den Gottesdienst gekom-men? Wahrscheinlich gibt es unterschiedliche Gründe. Könnte einer dieser Gründe sein, weil Sie Gott begegnen möchten? Möchten Sie Gottes Nähe erleben – so wie Mose am Sinai? Oder ist Ihnen das zu gefährlich? Ist es nicht sicherer ein bisschen Abstand zu halten, und Gott nicht zu nahe zu kommen? Wer weiß schon, was sonst passiert?

Hören wir, was der Predigttext heute zur Begegnung mit Gott zu sagen hat: Ich lese 2. Mose 34, 4 – 10:

4 Mose richtete die beiden Steintafeln wie die vorigen her und machte sich frühmorgens auf den Weg. Wie Gott es ihm aufgetragen hatte, stieg er auf den Berg Sinai; die beiden Steintafeln trug er bei sich.
5 Da kam Gott in einer Wolke herunter, stellte sich zu Mose und rief seinen Namen aus: »Ich-bin-da«.
6 Dann ging Gott an Mose vorbei und rief erneut: „Ich-bin-da. Ein mitfühlender, gnädiger Gott bin ich, langmütig, treu und wahrhaftig, Ich-bin-da.
7 Ich sorge für 1 000 Generationen und bin bereit, Schuld, Verirrung und Verfehlung zu vergeben. Doch ich lasse nicht alles durchgehen, ich ahnde auch Schuld der Eltern an Kin-dern, Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln.“
8 Mose warf sich schnell zur Erde und nahm die Gebetshal-tung ein.
9 Er sagte: »Mein Herr, wenn du mir wohl willst, dann gehe doch bitte mit uns, Herr. Es ist ein starrköpfiges Volk, doch du kannst uns unsere Schuld und Verfehlungen vergeben. Nimm uns doch als dein Eigentum an.«
10 Gott erwiderte: »Gut, ich will einen Bund mit euch schließen. Vor dem ganzen Volk werde ich Erstaunliches tun, wie es auf der ganzen Erde und unter allen Nationen noch nie geschehen ist. Alle Menschen der Gemeinde, in der du lebst, sollen meine Taten miterleben; gewaltig ist, was
ich für euch tun werde.

Die Begegnung zwischen Mose und Gott geschieht nicht im luftleeren Raum. Sie hat eine Vorgeschichte: Israel wurde in Ägypten unterdrückt. Gott hat Mitleid mit dem Volk und schickt Mose, damit er die Israeliten aus Ägypten befreit. Das ist eine längere Geschichte bis der Pharao, der ägypti-sche Herrscher, das Volk Israel ziehen lässt. Aber dann jagt er ihm doch nach und versucht seine billigen Arbeitskräfte zurück zu holen. Die Armee bleibt im Schilfmeer stecken und wird überflutet. Das gerettete Volk zieht durch die Wüste in Richtung verheißenes Land. Seit Generationen kennen die Menschen nur Sklaverei. Nun müssen sie lernen, eigene Entscheidungen zu treffen. Gott führt sie an den Berg Sinai, um dort einen Bund mit ihnen zu schließen und ihnen Regeln für das Zusammenleben in der Freiheit zu schenken.

Mose geht auf den Berg und bekommt die Tafeln mit den 10 Geboten. Als er wieder runter kommt, sieht er das Volk, wie sie ein goldenes Kalb anbeten und aus Zorn darüber zer-schmettert er die Tafeln mit den 10 Geboten. Das Volk wird bestraft. Nun steigt Mose zum zweiten Mal auf den Berg. Mose ist schon vorsichtig. In dem Moment, in dem Gott ihn anspricht, wirft er sich nieder. Aber er ist auch mutig. Mose trägt seine Bitte vor. Er bittet darum, dass Gott mit seinem Volk ist und ihnen ihre Schuld vergibt. Gott verspricht Mose, seine Bitte zu erfüllen. Und das Versprechen Gottes geht weit über Moses Bitte hinaus. Gott verspricht wunderbare Taten.

Im Zentrum dieses Textes steht die Selbstvorstellung Gottes. Gott beschreibt sich selbst in der Beziehung zu seinem Volk. Unser Text wagt sich an eine Beschreibung des Unbe-schreibbaren. Der Text macht Aussagen über Gottes Eigen-schaften und Gottes Handeln. Geht er da nicht zu weit? Überschreitet er damit nicht eine Grenze? Weiß er damit nicht mehr als Menschen wissen können?
Nein, ich denke nicht. Denn der Text macht keine philoso-phischen Aussagen über Gott. Er beschreibt Gotteserfah-rung. Er beschreibt Gott in Beziehung zu seinem Volk. Er erzählt wie Israel Gott erlebt. Man kann sich das so vorstel-len:

Zwei Konfirmanden unterhalten sich über eine Lehrerin. Der eine sagt: „Die Schulze ist völlig bescheuert. Erst sagt sie einem nicht, wie man das Bild malen soll und dann haut sie einem eine fünf rein. Das ist unfair.“ „Der andere meint: „Die Schulze ist meine Lieblingslehrerin. Kunst ist mein bes-tes Fach. Die Schulze versteht etwas von Farbräumen und von Bildkomposition. Sie hat gleich gemerkt, dass mein letztes Bild ungewöhnlich aufgebaut war. Natürlich hat sie mir eine eins gegeben.“

Aus diesem Gespräch erfahren wir nicht in erster Linie etwas über die Persönlichkeit von Frau Schulze. Sondern wir erfahren jede Menge über die Beziehung der Schüler zu ihrer Kunstlehrerin. Und wir erfahren auch einiges über die Schüler.

So ist das in dem Predigttext. Wir erfahren nicht in erster Linie etwas über Gottes Wesen. Aber wir erfahren jede Menge über die Beziehung von Mose und dem Volk Israel zu Gott. Und wir erfahren etwas darüber, wie wir in Beziehung zu Gott treten können.

Der erste Schritt ist, sich über die Notwendigkeit klar wer-den. Mose hat keine Wahl. Das Volk ist ihm anvertraut. Sie stecken mitten in der Wüste. Sie kennen sich nicht aus. Sie brauchen das verheißene Land. Es gibt keine Alternative: Mose muss gehen.

Bei uns sieht das so aus als gebe es Alternativen. Wir kön-nen uns von Gott fern halten. Wir können Atheisten werden. Wir müssen uns nicht mit dem Glauben beschäftigen. Wir können auf den Berg steigen oder wir können es lassen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Mit 14 können wir das auf jeden Fall. Das Leben liegt noch vor uns. Da können wir es uns leisten, die Frage nach Gott etwas zurück zu stellen. Wenn wir älter werden wird das ganze etwas dringlicher. Wer möchte auf das dunkle Tal des Todes zugehen und da-bei wissen, dass er oder sie es alleine durchschreiten muss, ohne einen „Ich bin da“ an der Seite? Vielleicht gibt es auf Dauer für uns auch keine Alternative.

Der zweite Schritt ist mutig sein und sich hin trauen. Los-gehen, auf den Berg steigen – in die Kirche gehen, beten! Mose traut sich noch mal auf den Berg zu gehen, obwohl er sich keineswegs sicher sein kann, dass Gott ihn freundlich empfangen wird. Schließlich hat das Volk, das er anführt, sich gerade von Gott abgewandt. Auch wir müssen unseren Mut zusammen nehmen, wenn wir losgehen, um Gott zu begegnen. Denn eines ist sicher, diese Begegnung wird uns verändern. Wir werden nicht weiterleben können wie bisher. Es erfordert Mut, sich dem auszusetzen. Es erfordert Mut, zu beten: „Gott ich möchte dir begegnen. Gott zeige mir, wie ich ein gutes Leben führen kann!“

Und dann erscheint Gott. Mose steht Gott gegenüber. Das ist überwältigend. Gott ist da und erweist sich als mitfühlend, gnädig, geduldig, treu und wahrhaftig, liebevoll und fürsorglich. Wie wunderbar. Mitten in der Wüste, mitten in Lebensgefahr und doch sicher und geborgen. Toll, jetzt wird alles gut.

Doch da ist so ein störender Satz: „Ich sorge für 1000 Ge-nerationen und bin bereit, Schuld, Verirrung und Verfehlung zu vergeben.“ Super! Aber der Satz geht weiter: „Doch ich lasse nicht alles durchgehen, ich ahnde auch Schuld der Eltern an Kindern, Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln.“

Liebevoll und fürsorglich? Ja, liebevoll und fürsorglich. Denn das gehört auch zur Liebe, dass Gott uns nicht einfach so in unser Unglück rennen lässt. Gott liebt uns und deshalb ak-zeptiert er unser zerstörerisches Verhalten nicht.
Das ist der dritte Schritt: Wenn wir aus der Begegnung mit dem liebevollen und fürsorglichen Gott zurück kommen, dann lernen wir unserer eigenes Verhalten besser wahrzu-nehmen. Dann fällt uns manchmal auf, wenn wir andere schlecht behandeln oder wir wenig liebevoll mit uns selbst umgehen. Und dann werden wir Gott bitten uns zu helfen, das zu ändern.

Auch uns gilt die Verheißung: „Ich werde erstaunliches Tun. Alle sollen meine gewaltigen Taten miterleben.“

Gut, wir wissen jetzt, wie wir in eine Beziehung zu Gott tre-ten können, und wir haben eine Ahnung, was da alles pas-sieren kann. Oder haben wir etwas übersehen?

Oh ja, wir haben uns die Geschichte mit einem modernen individualistischen Blick angesehen. Wir haben so getan als ginge es nur um Gott und Mose und ihre Beziehung. Aber das stimmt nicht. Es geht eigentlich gar nicht um Mose. Das ist nichts Persönliches. Es geht nicht um die persönliche Beziehung zwischen Mose und Gott. Worum geht es dann? Es geht um Gott und das Volk Israel. An dieser Begegnung auf dem Berg hängt das Geschick einer großen Gemeinschaft.

Und wie ist das bei uns, wenn wir auf den Berg gehen? Es ist ganz genauso. Irgendwann, wenn wir zurück, sind werden wir auch verstehen, dass es nicht um uns geht. Es geht bei jeder Begegnung mit Gott immer um unser ganzes Be-ziehungsgeflecht. Es geht um unsere Kinder und Eltern, um unsere Ehepartner um unsere Freunde. Und es geht immer auch um die Kirche. Erfahrungen der Liebe Gottes bekom-men wir nicht allein um Unseretwillen geschenkt. Es ist im-mer auch, weil Gott durch uns etwas Gutes bewirken möch-te. Es ist immer auch, weil Gott mitten unter uns sein möchte. Denn Gott ist da und zwar in den Menschen, die ihn suchen und finden und gerne sinnvoll und in Liebe leben möchten.
Also auf, gehen wir auf den Berg. Früher oder später wird uns sowieso nichts anderes übrig bleiben. Also können wir auch gleich gehen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft be-wahre unsere Herzen und Sinn in Christus Jesus zum ewigen seligen Leben!


Verfasserin: Pfarrer Elke Burkholz
Hanauer Straße 19, 64409 Messel

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