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Gott kommt in diese Welt

von Friedrich von Biela (Salzwedel)

Predigtdatum : 25.12.2020
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : Jesaja 52,7-10
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Wochenspruch: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14a)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Lesungen

Reihe I: Johannes 1,1-5.9-14(16-18)
Reihe II: Titus 3,4-7
Reihe III: Jesaja 52,7-10
Reihe IV: 1. Johannes 3,1-2(3-5)
Reihe V: Kolosser 2,3(4-5)6-10
Reihe VI: 2. Mose 2,1-10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 36 Fröhlich soll mein Herze springen
Wochenlied: EG 45 Herbei, o ihr Gläub’gen
Predigtlied: EG 56 Weil Gott in tiefster Nacht …
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche

Predigttext Jesaja 52, 7-10

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden's mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Vorbemerkung

Die folgende Predigt entsteht Ende August 2020 – wir beginnen gerade, über die Gestaltung der Weihnachtsgottesdienste unter Corona-Bedingungen nachzudenken. Abstandsregeln, Begrenzungen der Besucherzahl und eingeschränkter Gemeindegesang werden das Weihnachtsfest wohl noch prägen. Am 1. Weihnachtstag ist aber wohl in jedem Falle der große Ansturm vorüber. Und in allem und trotz allem soll die Frohe Botschaft heute die Gemeinde erreichen.

Predigt

Ja, es ist Weihnachten geworden! Trotz aller Unsicherheiten, aller Ängste und Sorgen ist es nun Weihnachten. Und wir sind heute in den Gottesdienst gekommen, um das zu feiern. Und um Gott zu danken, dass er Mensch geworden ist und für uns da ist.

Im Evangelium haben wir gehört: „Das Licht scheint in der Finsternis.“ (Johannes 1,5) Und in der Weihnachtsgeschichte leuchtet dieses Licht bei den Hirten, wenn der Engel zu ihnen sagt: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!“ (Lukas 2,10) Eine Botschaft der Freude mitten hinein in die Dunkelheit der Welt – das ist Weihnachten. Manchmal vergessen wir das: „Wenigstens zu Weihnachten soll die Welt doch mal heil und hell sein, nicht dunkel und finster!“ So wünsche ich mir das – alle Jahre wieder.

Aber auch in diesem Jahr ist Weihnachten wieder umgeben von Finsternissen. Menschen müssen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Terror ihre Heimat verlassen. Das Streben nach Macht und Einfluss macht auch vor Gewalt nicht halt. Mitten in unserer Gesellschaft brechen Konflikte auf und Hass wird geschürt. Bis in die Familien hinein werden Schwächere missbraucht und gedemütigt (evtl. aktuelle Beispiele ergänzen).

Das lässt sich nicht leugnen. Doch auch in diesem Jahr klammern wir uns an das Licht, das mitten in diese Finsternis hineinscheint. Die Finsternis kann es nicht ergreifen, verdunkeln, auslöschen. Es scheint hinein in diese Welt. Die Freudenbotschaft von der Geburt Jesu erklingt unter den Menschen. Trotz allem.

Und wir hören heute noch eine weitere Freudenbotschaft: Lange vor der Geburt Jesu ist sie im zweiten Teil des Jesajabuches aufgeschrieben worden.

Wir begegnen ihr in Babylon um das Jahr 540 vor Christus:

Jahrzehntelang sind wir nun schon hier in der Fremde. Viele von uns sind traurig, erschöpft und resigniert. „Gott hat uns verlassen“, sagen sie. „Wir werden wohl nie wieder zurückkommen in die Heimat.“ Die Jüngeren unter uns sind genervt von den alten Geschichten der alten Leute. „Die erzählen immer wieder von der Zeit damals, als sie noch in Jerusalem lebten. Wie schön es dort war, wie gut es ihnen ging, wie sehr sie sich zurücksehnen. Und wie schrecklich die Verschleppung nach Babylon war. Dabei haben wir uns doch hier inzwischen gut eingerichtet. Und die Götter hier sind sowieso besser als der Gott unserer Väter. Und ob es in Jerusalem wirklich besser wäre?“

Da hören wir – Junge und Alte – einen Propheten. Er sagt „Ihr seid nicht gottverlassen! Euer Gott lässt euch nicht im Stich. Er ist auch hier in der Fremde aktiv. Er wird dafür sorgen, dass Ihr in die alte Heimat zurückkehren könnt!“ Und dann lenkt er unseren Blick auf Jerusalem und von dort aus in die ganze Welt:

[Predigttext]

Als ob wir schon da wären, so klingt es. Wir stehen in der Stadt und blicken sehnsüchtig auf die Berge. Da kommt der Bote heran, schon von weitem ruft er aus, was alle erwarten. Wie schön, dass er endlich kommt! So willkommen ist er, dass sogar seine Füße „lieblich“ aussehen …

Und was er zu sagen hat ist überwältigend: Frieden! Gutes! Heil! – Dein Gott ist König!

Ja! Gott nimmt die Dinge endlich in die Hand. Er wird regieren und Frieden, Heil und Gutes bringen. Endlich wird alles gut! Was für eine frohe Botschaft! Jubel bricht aus und wir warten, dass Gott wie ein König in seine Stadt einzieht und alles in Ordnung bringt. – Ja, noch liegt die Stadt in Trümmern, aber selbst die Trümmer sollen jubeln, denn jetzt wird alles gut. Traurigkeit und Resignation sind vergessen, Gott selbst tröstet uns und befreit uns: von den Unterdrückern, von Angst und Not. Ja, und dann wird die ganze Welt sehen, dass unser Gott der Herr ist. Alle werden erkennen, dass er das Heil bringt!

Wenn wir von heute aus zurückblicken, bleiben Fragen: Ob der Prophet die Leute damals mitreißen konnte? Ob sie seine Begeisterung, die Vorfreude spüren konnten? Ob sie sich an seine Worte erinnerten, als sie tatsächlich zurückkehren konnten? Waren sie enttäuscht, als sie in das zerstörte Jerusalem kamen, sie weiter von der Gnade der Mächtigen abhängig waren und mühsam alles wiederaufbauen mussten? - Jedenfalls haben sie die Worte des Propheten aufbewahrt und weitergegeben. Und auch die Generationen nach ihnen haben weiter gewartet – darauf, dass Gott sein Volk erlöst und befreit.

Und dann kam Jesus. Viele, die ihm folgten, haben sich an die Worte des Propheten erinnert. Schon als es hieß: „Euch ist heute der Heiland geboren!“.

Und dann, als Jesus aufgetreten ist und verkündigt hat, dass das Reich, die Herrschaft Gottes nahe ist.

Sie haben sich erinnert, als Jesus in Jerusalem einzog. Und natürlich haben sich viele auch gefragt: Soll das der heilige, starke Arm Gottes sein? Jesus ist so anders. Er greift nicht nach der Macht. Er wurde als Kind einfacher Leute in einem Stall geboren, war auf der Flucht. Er redet von Liebe und nicht von Macht, von Versöhnung und nicht von Rache, von Gnade und nicht von Recht. Und schließlich stirbt er wie ein Verbrecher.

Was also hat der mit der Freudenbotschaft zu tun, wie kann der der Heiland sein?

Diese Frage beschäftigt uns bis heute. Was feiern wir zu Weihnachten? Was ist die „große Freude, die allem Volk widerfahren wird“?

Zu Weihnachten feiern wir Ostern! Wir feiern, dass Gott seine Stärke gezeigt und den Tod überwunden hat. Wir glauben, dass Gottes befreiendes, erlösendes Handeln in diesem Kind in der Krippe auf ganz neue Weise begonnen hat. Mit dem kleinen, hilflosen Kind setzt Gott einen neuen Anfang. Einen Anfang, der klar macht: es geht nicht um eine Gewaltherrschaft von Gottes Gnaden, es geht nicht um Macht und starken Arm. Ihm geht es darum, dass seine Liebe in der Welt – unter uns Menschen – sichtbar, spürbar und mächtig wird. Das Heil Gottes liegt nicht in den Zeichen seiner Macht und Stärke – das Heil liegt in seiner Gnade.

Das wusste auch der Prophet damals schon: Für ihn war die kommende Rückkehr nach Jerusalem einzig und allein der Gnade Gottes zu verdanken. Er wusste: Gottes Gnade ist größer als sein Zorn. Gott will mit seinem Volk neu anfangen. Die Geburt Jesu ist ein besonders radikaler Neuanfang: Gott selbst wird Mensch. Er selbst ist das Licht in der Finsternis. Und – da trifft sich die Botschaft des Propheten mit den Worten Jesu – er wird die Finsternis überwinden, er bringt Frieden, Heil, Gutes. Und wie die Menschen zur Zeit des Propheten stehen wir vor dieser Botschaft und fragen: Wann? Wann endlich ist die Finsternis überwunden und das Licht der Liebe Gottes leuchtet in der ganzen Welt?

Dieses Weihnachtsfest erinnert uns an unsere Hoffnung und an unsere Fragen. Wir blicken zurück auf ein Jahr, wie es so noch niemand erlebt hat. Wir haben Worte gelernt wie „Lockdown“, „Superspreader“ oder „Mund-Nase-Bedeckung“. Viel Angst und Not, viele Fragen und Zweifel sind aufgebrochen und neue Konflikte in der Gesellschaft. Aber: Kontaktbeschränkungen und andere Hygienemaßnahmen haben uns auch gezeigt, wie wichtig persönliche Nähe und Zuwendung sind. Gerade auch die Beschränkungen haben dazu geführt, dass sich Menschen nähergekommen sind. Viele haben hinterfragt, was in ihrem Leben wirklich Bedeutung hat. Ob diese Besinnung auf Wesentliches Bestand hat? Bei anderen und bei uns? Weihnachten – wie auch immer wir es in diesen Tagen feiern – könnte uns darin bestärken. Dass wir mehr auf den Anderen achten. Uns Auge und Herz bewahren für die Not anderer – ob nun in unserer Nähe, auf dem Rettungsboot im Mittelmeer oder in einem der vielen Kriegs- und Krisengebiete der Welt.

Wenn Gottes Liebe in die Welt kommt, kommt sie nicht mit Macht und Gewalt. Sie kommt mit der Liebe, die wir anderen zeigen. Sie kommt mit der Rücksicht, die wir auf das Schicksal anderer nehmen. Und sie kommt mit der Gnade, die Gott uns tagtäglich erweist.

Ja, die lieblichen Füße des Freudenboten bringen auch uns die frohe Botschaft von Frieden, Gutem und dem Heil Gottes. Sie wollen auch uns in der Gewissheit stärken, dass die Welt anders sein kann – nein, dass sie anders ist, „denn euch ist heute der Heiland geboren!“

Amen.

Fürbittengebet

Jesus Christus, Guter Hirte, Gott für uns. Du bist für uns geboren, du gehst mit uns durch die Dunkelheit.
Wir bitten dich für die, in denen es heute dunkel ist.
Lass deine gütige Stimme die hören, die einsam sind.
Suche, die sich verirrt und verrannt haben im Leben.
Bringe zusammen, die einander verloren haben.

Jesus Christus, Menschenkind, Gottessohn, Gott für uns.
Du bist in Armut geboren. In Dir will Gott unter uns wohnen.
Wir bitten dich für die, die kein Zuhause haben.
Sei Zuflucht für die, deren Heimat zerstört ist.
Öffne Türen und Herzen bei uns für Fremde und Geflüchtete. Tritt ein zu denen, die hinter Mauern und Stacheldraht leben.

Jesus Christus, Licht der Welt, Licht für uns.
Du machst unser Herz zu einem heiligen Raum.
Wir bitten dich für alle, denen Gott fremd geworden ist.
Lass dein tröstendes Licht erstrahlen bei denen,
die um einen lieben Menschen trauern.
Wir nennen dir in der Stille die Namen derer, die uns lieb sind, die wir vermissen, um die wir uns sorgen, mit denen wir es schwer haben:

[Stille]

Jesus Christus, du stehst für Gottes Friedensbund mit uns ein. Du bringst ihn uns nahe.
Du sagst ja zu uns, du stärkst das Ja in uns, das Ja zu uns selbst, zu anderen, zum Leben.
Steh allen bei, die sich um Frieden mühen
in der Familie, in unserer Gesellschaft, in den Konfliktzonen dieser Erde.
Sei bei den Soldaten im Friedenseinsatz und bei den Mitarbeitenden der Hilfsorganisationen.
Du selbst bist Gottes Geschenk für uns. Gott sei Lob und Dank dafür.
Amen.

Verfasser: Pfarrer Friedrich von Biela, An der Marienkirche 4, 29410 Salzwedel


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