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Gott kommt in diese Welt

von Iris Schmitt (Einöllen)

Predigtdatum : 25.12.2019
Lesereihe : II
Predigttag im Kirchenjahr : Christfest 1. Feiertag
Textstelle : Titus 3,4-7
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Wochenspruch: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. (Johannes 1,14a)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Predigtreihen

Reihe I: Johannes 1,1-5.9-14(16-18)
Reihe II: Titus 3,4-7
Reihe III: Jesaja 52,7-10
Reihe IV: 1. Johannes 3,1-2(3-5)
Reihe V: Kolosser 2,3(4-5)6-10
Reihe VI: 2. Mose 2,1-10

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 27, 1-4 Lobt Gott, ihr Christen
Wochenlied: EG 45, 1-4 Herbei, o ihr Gläub’gen
Predigtlied: EG 54 Hört der Engel helle Lieder
Schlusslied: EG 27, 5-6 Lobt Gott, ihr Christen

Predigttext Titus 3, 4 – 7

Das Leben in der Welt

4 Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,
5 machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist,

6 den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland,
7 damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben seien nach der Hoffnung auf ewiges Leben.

Liebe Gemeinde,

(1) Wir haben es geschafft.
Der Heilige Abend liegt hinter uns.
Manche von uns werden froh sein, dass es gut gegangen ist, dass die Kinder sich über die Geschenke gefreut haben, dass der Abend friedlich und ohne Konflikte verlaufen ist.
Andere sitzen heute Morgen aber vielleicht auch müde und abgekämpft hier im Gottesdienst.

Es ist immer so viel zu tun vor Weihnachten.
Jedes Jahr hören wir, dass wir uns in der Advents- und Weihnachtszeit besinnen und innehalten sollen.
Und doch bleibt das jedes Jahr für die meisten von uns ein schöner Vorsatz, den wir kaum in der Lage sind umzusetzen.

Lassen Sie uns heute Morgen versuchen, uns zurück zu lehnen und in der Muße neue Kraft zu schöpfen.
Dazu lädt uns auch ein Stück weit der Predigttext ein:

  • Freundlichkeit, Zuwendung, Menschenliebe, Seligkeit und Erneuerung des Lebens!

Das sind die Schlagworte aus dem Titusbrief.

Wer sehnt sich nicht danach:
Nach Freundlichkeit, Entlastung und Erquickung an Weihnachten!

Die Predigtverse aus dem Titusbrief sind Worte einer hymnischen Bekenntnisformel, die der Autor übernommen hat und zum Weitererzählen und Weitersingen weitergibt.

Die Begeisterung über die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes ist beim Autor des Titusbriefes sehr groß.
Mit viel Fröhlichkeit und Zuversicht besingt er den großen Heilstag Gottes an Weihnachten:

  • Gottes Menschwerdung in Jesus Christus!

Gott wird Mensch.
Gott wendet sich uns zu.
Gott lebt und fühlt da, wo Menschen leben und fühlen.

In Jesus ist uns die Menschenfreundlichkeit Gottes erschienen.
In Jesu Leben, seinen Heilungen, seiner Zuwendung zu den Sündern und den am Rand Stehenden hat sich Gottes Menschenliebe gezeigt.

Und Gott hat uns so, im Leben Jesu, gezeigt, dass ein anderer Geist möglich ist als der, der oft unter uns herrscht.

Jesus verkündet mit einem ungeheuren Selbstbewusstsein den Anbruch des Reiches Gottes.
Er kehrt die gängigen Verhältnisse um.
Er preist die geistig Armen selig und verspricht den Leidtragenden Trost.
Er verheißt nicht den Rücksichtslosen, sondern den Sanftmütigen den Besitz des Erdreiches.
Denen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen, verheißt er Seligkeit und Fülle.

An Weihnachten feiern wir die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes.
Was fallen uns für Geschichten zu dieser Freundlichkeit ein?

Nehmen wir uns jetzt in einer Stille-Phase Zeit für unsere persönlichen „Geschichten der Freundlichkeit“!
[Zeit geben für eigene Erinnerungen der versammelten Gemeinde – vielleicht auch untermalt von leiser Orgelmusik]

(2) An Weihnachten feiern wir Gottes Gegenwart, seine heilende und heilsame Nähe.
Sie bringt Gottes Menschenliebe und Freundlichkeit in unsere Welt.
Und die haben wir bitter nötig.

Erschütternde Nachrichten aus der weltweiten Politik, aus dem weltweiten Wirtschafts- und Gesellschaftsleben, erreichen uns eigentlich täglich.

Wir kommen fast schon gar nicht mehr nach im Wahr-nehmen, Verarbeiten, im eigenen Schlüsse-Ziehen.

Der eine oder die andere unter uns mag darüber hinaus auch durch ganz persönliche Krisen gehen.
Die Unsicherheit und Ungewissheit der Zukunft liegen dann wie ein dunkler Schatten über uns.

Die Last des Lebens legt sich auf die Seele.
Sie macht es schwer, in die hellen Lieder von Weihnachten, in den fröhlichen und leichten Ton unseres Hymnus einzu-stimmen.

Weihnachten macht uns in gewisser Weise dünnhäutig und verletzlich.
Das liegt an unseren Weihnachtserfahrungen und –erinnerungen.
Das liegt an unseren Sehnsüchten und Hoffnungen, die in dieser Zeit besonders deutlich in unser Bewusstsein drängen.

Es liegt aber auch an der Weihnachtsgeschichte selbst.
Die Geburt des Kindes in einem kalten und schmutzigen Stall.
Die riskante Flucht der Eltern Jesu nach Ägypten.

Die prekären und lebensbedrohlichen Lebensumstände des neugeborenen Kindes machen allzu deutlich, wie gefährdet die Weihnachtsbotschaft ist.
Um ein Haar hätte Jesus seine ersten Lebenswochen nicht überlebt.

Weihnachten ist nicht nur „Süßer die Glocken nie klingen“, sondern geht mitten in die Dunkelheit und den Schmerz des Lebens hinein.

(3) Doch wie hält die Weihnachtsbotschaft dieser Dunkelheit stand?

Der katholische Theologe Karl Rahner sagt dazu:
„Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort im fleischgewordenen Wort in die Welt hineingesagt, ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, weil es Gottes endgültige Tat, weil es Gott selbst in der Welt ist. Und dieses Wort heißt:

Ich liebe dich, du Welt und du Mensch.
Ich bin da, ich bin bei dir.
Ich bin deine Zeit.
Ich weine deine Tränen.
Ich bin deine Freude.
Ich bin in deiner Angst, denn ich habe sie mitgelitten.
Ich bin in deiner Not.
Ich bin in deinem Tod, denn heute begann ich mit dir zu sterben, da ich geboren wurde, und ich habe mir von diesem Tod wahrhaftig nichts schenken lassen.
Ich bin da.
Ich gehe nicht mehr von dieser Welt weg, wenn ihr mich jetzt auch nicht seht. Und meine Liebe ist seitdem unbesieglich.
Ich bin da.
Es ist Weihnachten. Zündet die Kerzen an. Sie haben mehr recht als alle Finsternis.
Es ist Weihnacht, die bleibt in Ewigkeit.“

Weihnacht bleibt in Ewigkeit – sie ist das Beständige, nicht das Dunkle, Lebensverachtende, Zermürbende.

Gott wird Mensch.
Er weint unsere Tränen mit.
Er ist unsere Freude.
Er ist in unserer Angst.
Er ist auch in unserem Tod.

Gott ist der große Menschenfreund.
Er wird nicht mehr von uns weggehen.
Er ist in großer Güte und Freundlichkeit für uns da – alle Tage unseres Lebens.
Halleluja – und Amen!

Verfasserin: Pfarrerin Iris Schmitt, Niederkirchen bei Kaiserslautern


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