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Gott kommt und schafft Freude

von Sabine Langenfaß (64283 Darmstadt)

Predigtdatum : 20.12.2009
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Advent
Textstelle : Philipper 4,4-7
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Wochenspruch:

„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe.“ (Phil.4, 4.5b)

Psalm: 102, 17 – 23 (EG 741)

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 52, 7 – 10
Epistel:
Philipper 4, 4 – 7
Evangelium:
Lukas 1, (39-45) 46-55 (56)

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 536
Singet fröhlich im Advent
Wochenlied:
EG 9
Nun jauchzet, all ihr Frommen
Predigtlied:
EG 359
In dem Herren freuet euch
Schlusslied:
EG 19
O komm, o komm, du Morgenstern

Hinführung:

Im Gefängnis schreibt Paulus diese Zeilen an die Gemeinde in Philippi. Für sich selber sieht er den Tod auf sich zukommen, die Gemeinde in Philippi sieht er schweren Zeiten entgegen gehen: Christenverfolgung - das bedeutet unter Umständen bis in die kleinste Familie hinein Auseinandersetzung, vielleicht Auseinandergehen, das kann Verlust von Arbeit, von Anerkennung, das kann Mobbing bedeuten. So entschließt sich Paulus, der jungen Gemeinde deutlich zu machen, dass es allein um Jesus Christus und den neuen Bund mit Gott geht. Diese Botschaft lässt in allen Situationen der Freude Raum. Das ist keine Verpflichtung sich mutwillig in Not zu bringen, aber mit der Freude um das Wissen der neuen Botschaft: der Herr ist nahe und ihm kann alles vorgelegt werden was an Not besteht, ist so manche schwere Lage zu bewältigen. Der Paulustext stellt uns mitten in den schwierigen Alltag mit all seinen Nöten und Freuden. Vielen werden gerade in der Adventszeit diese Nöte zum Hindernis, Paulus will den Weg zeigen, der die Nöte mit der Gottesbotschaft durch Jesus Christus bewältigen lässt.

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Liebe Gemeinde,

eine junge Frau fragte mich: „Sagen Sie, woran erkenne ich Menschen, die sich Christen nennen? Hier in Deutschland gibt es auch Parteien, die sich christlich nennen – woran erkenne ich, ob das auch stimmt?“

Was sollte ich auf solch eine ernsthafte Frage antworten? Erst einmal musste ich in mir selbst Klarheit schaffen, ich wurde ganz ruhig und hielt Zwiesprache. Ja, Gott, was ist unser Markenzeichen? Evangelisch aus gutem Grund oder auf gutem Grund? Oder das Logo? Oder das Kreuz als Ohrring, Anhänger, Lippen-Zungenschmuck?

Nein, das äußere Symbol alleine darf es nicht sein, woran erkennt man uns Christen also wirklich? Da ist mir Paulus eingefallen, ja, er hat es doch gesagt, aber wie erkläre ich das? So konzentrierte ich mich auf das Wort, das heute unser Predigttext ist:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

Ich sehe Paulus, wie er im Gefängnis sitzt und schreibt. An die Philipper. Vielleicht die letzte Gelegenheit, er rechnet mit der Todesstrafe. Er weiß um die Christenverfolgung, die auch die junge Gemeinde erreichen wird, er kennt die Gefahren der inhaltlichen Auseinandersetzungen. Da sitzt er und schreibt: Freuet euch in dem Herrn allewege“ – vielleicht hat er kurz unterbrochen, das will ich auf jeden Fall jetzt tun, will mit ihm Zwiesprache halten: „Paulus, wie kannst du so etwas verordnen: Freude, die aus dem Herzen kommt, ist nicht über Befehle zu haben!?“ Paulus sinnt nach, er gibt keine Antwort, aber dann schreibt er weiter, mit Nachdruck, noch einmal: „Freuet euch!“

„Paulus, sag, wie sollen sich die Philipper in solch wirren, gefährlichen Zeiten freuen? Woran sollen sie sich freuen in der höchsten Gefahr? In der Sorge um dich? In der Sorge um die Menschen, die ihnen am Herzen liegen?“

Paulus hebt den Kopf, er schweigt weiter und schreibt: „Der Herr ist nahe.“

„Nein Paulus, so einfach ist das nicht, erkläre!“ Endlich fragt er mich: „Sag, mit wem willst du Dein Leben teilen? Die kleine, junge Gemeinde in Philippi hat sich von Christus finden lassen. Sie wollen ganz bei ihm sein, ihr Leben ist nur durch ihn bestimmt. Wenn sich Menschen so nahe sind, dann sind sie froh, freuen sich – das muss ich nicht verordnen, nein, ich muss sie nur daran erinnern, dass Jesus nahe ist! Menschen sind vergesslich. Ich will ihnen noch einmal schreiben: der Herr ist nahe – dann können sie sich gegenseitig erinnern, die Freude mit ihm zu sein, füllt die Herzen von alleine.“

„Ja, Paulus, das stimmt, so war das damals, aber jetzt, hier und heute – 2000 Jahre danach, das passt ja wirklich nicht mehr. Oder? Ist die Freude aus dem Herzen ein Merkmal für Christen? Wirklich?“

„Eure Güte lasst kund sein allen Menschen!“

„Das Wort Güte, Paulus, das hast Du aus dem Alltag genommen. Es gibt viele Möglichkeiten der Übersetzung, gemeint war mit diesem Wort damals: Den Umgang mit einem Menschen angenehm und freundlich machen. Das galt sogar für die Rechtsprechung, die manchmal die Umstände gesehen hat und „Gnade vor Recht“ hat walten lassen. Martin Luther hat das Wort mit Lindigkeit übersetzt. Man kann Güte, Freundlichkeit, sogar Nächstenliebe mit diesem Wort meinen. Sag Paulus, deine Aufforderung geht ja sehr weit. Eure Güte lasst kund sein allen Menschen – allen Menschen - also weißt du, ich hab’ auch meine Grenzen. Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, wir sollen aus der Freude heraus mit jedem auskommen, egal wie mit uns, mit mir umgegangen wird – ja, ich weiß nicht, ich glaube da bin ich überfordert.“ Paulus hebt seinen Kopf, schaut mich an – nein, er sagt nichts dazu: aber irgendwie ist mir ungemütlich. Sein stummer Blick erinnert mich daran, dass er die Lob- und Danklieder jederzeit, auch in schwerer Gefangenschaft, im Block, an Gott – an Christus richten kann. „Diese Mitte ist für dich, Paulus, so eine Stärke, dass dich die Gefangenschaft nicht schrecken kann – du weißt, nach dem Tode wirst du mit Christus noch enger verbunden sein.“

Der Herr ist nahe!

„Ja, Paulus, ich verstehe, jeden Tag neu anfangen, nicht aufhören. Den Umgang mit einem Menschen angenehm und freundlich machen – das geht, Paulus. - Im Herzen haben, dass Gott in mir ist, nahe ist. Er hilft mir im täglichen Umgang, wenn ich ungeduldig oder ungerecht bin. Ist der freundliche Umgang mit den Menschen in weitem Sinne als Friedensbotinnen und -boten ein Merkmal von Christen? Wirklich?

Paulus, du schreibst so viel in diese kleinen Sätze hinein:
„Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Alles Sorgen, so schreibst Du, alles Sorgen sollen wir lassen. Schon ein bissel ver - rückt. Lieber Paulus, wir leben im Kapitalismus, alle die nicht mithalten können, fallen durch. Immer mehr Kinder leben auch in Deutschland auf der Straße, immer krasser wird der Unterschied zwischen arm und reich – teilen ist ziemlich aus der Mode gekommen. Schau, das war zu deiner Zeit anders, oder glauben wir das nur? Jetzt müssen alle sehen wo sie bleiben – wer den Arbeitsplatz verliert – ja, das ist halt Pech, da muss nur gute Pressearbeit gemacht werden, sagen die Manager. Solche Planungen dürfen nicht nach außen dringen, sonst werden daraus negative Schlagzeilen, sagen die Manager. Na – da ist nichts mit Freundlichkeit und Güte und gar „Gnade vor Recht“, wenn es um Geld geht – da sieht alles anders aus, lieber Paulus, da sollen wir uns keine Sorgen um die Menschen machen, die sich nicht wehren können? Ich soll mal unterbrechen meinst du? Glaubst du mir nicht?“

Eine Atempause, eine kurze Stille -

„Ach, du hast es anders gemeint, ja wie denn? Meine Sorgen aussprechen, Gott ansprechen, das mach’ ich ja, aber es ändert sich nichts. Mein Ansatz ist schon verkehrt? Wie – wie dann? Mit allem dürfen wir Gott ansprechen, der erste Schritt ist, alles hinzulegen, alles – auch mein eigenes Versagen. Und schon im Sorgen aussprechen, sollen wir Danksagen!? Also, nicht erst den Erfolg abwarten? Das ist schwierig – aber irgendwie leuchtet mir das ein. Das würde heißen, ich soll darauf vertrauen, dass meine Anliegen aufgenommen werden – Gott wird dann das rechte daraus machen – er wird wissen und wir sollen über alles wissen und verstehen vertrauen. Wie meinst du? Dabei soll ich nicht nur zusehen was geschieht? Selber soll ich auch was tun – aber, woher weiß ich dann ob ich richtig liege? Ja, gut, das geht. Im Gespräch mit Gott bleiben und mein Handeln mit ihm abstimmen. Lieber Paulus, was warst du für ein Mensch! Also, das ist ein Merkmal von Christen? Wir sollen uns von den Sorgen nicht blind für alles andere machen lassen. Es geht uns besser, wenn wir benennen, im Gespräch mit Gott bleiben und in allem den Dank nicht vergessen – auch wenn es schwer fällt.

Der Segen, den Du hingeschrieben hast, der gefällt mir. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Du sagst den Philippern ganz eindringlich, Gott gibt den Frieden, wir Menschen schaffen das nicht aus uns heraus – nur mit IHM, der weiter, größer ist, der Unendlichkeit, Ewigkeit für uns ist.

Danke lieber Paulus, das kann ich gut verstehen. Das tut gut, da muss ich nichts leisten, Gott ist es, hinter ihn kann ich mich stellen, ich muss gar nicht vorne weg, allein die Kraft Gottes, seine Liebe, sein Friede macht uns fähig und lässt uns etwas weitergeben. So kann ich auch gut auf Weihnachten zu gehen, mich an der Krippe wieder finden.“

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen

Verfasserin: Sr.Sabine Langenfaß, Merckstraße 24, 64283 Darmstadt

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