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Gott kommt und schafft Freude

von

Predigtdatum : 23.12.2007
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Advent
Textstelle : Jesaja 52,7-10
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Wochenspruch:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4, 4.5b)

Psalm: 102, 17 – 23 ( EG 741 )

Lesungen

Altes Testament:
Jesaja 52, 7 - 10
Epistel:
Philipper 4, 4 – 7
Evangelium:
Lukas 1, ( 39 – 45 ) 46 – 55 ( 56 )

Liedvorschläge

Eingangslied:
EG 2
Er ist die rechte Freudensonn
Wochenlied:
EG 9
Nun jauchzet all ihr Frommen
Predigtlied:
EG 13
Tochter Zion, freue dich
Schlusslied:
EG 1,4-5
Macht hoch die Tür

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Hinführung: Hintergrund des Textes und der Predigt
Am 4. Sonntag im Advent ist alles auf die große Freude ausgerichtet, die sich durch das Kommen Gottes in die Welt ausbreitet.
In den Evangeliumslesungen nach Lukas steht die freudige Erwartung Marias im Vordergrund. Das Magnifikat sowie der Besuch des Engels, dessen Verkündigung sie sich unterwirft, werden allerdings von einer weiteren Erzählung über Johannes, den Täufer, aus dem Johannes-Evangelium ergänzt. Auch die Epistellesung verkündet von der Freude, die wir schon haben, weil uns das Kommen des Herrn verkündet ist, der Frieden in diese Welt bringt.
Der für diesen Sonntag vorgeschlagene Predigttext findet sich im zweiten Teil des Jesajabuches, im Teil des so genannten Deuterojesaja (Jes 40-55, Entstehungszeit: Spätzeit Exil ca. 550-540 v. Chr.). Es handelt sich um ein Jubellied als Responsorium auf das voran gegangene Gedicht in 51,9-52,3. Erwartet wird Untergang Babels (43,14) und der Aufstieg des Perserkönigs Kyros (44,26f). Deuterojesaja ist der Prophet der bevorstehenden Wende (Tröstet, tröstet mein Volk … Jes 40,1) – 41ff: Fürchtet euch nicht ….
Der Prophet tritt hier eher in der Funktion eines Dichters auf. Was er sagt, bleibt völlig auf die Tat Gottes konzentriert. In V. 7 wird Gott als König umschrieben. Dies korrespondiert jedoch mit V.9. Ein König, der tröstet und sich erbarmt (auch in den Psalmen wieder zu finden). Zu Gottes Majestät gehört seine Güte. Die Rede vom Freudenboten (im Gegensatz zum Boten) in V.7 deutet an, dass die Botschaft schon Ereignis ist. In V.8 kommt zum Hören durch die Boten noch das Sehen. Die Wächter, die Späher vor Jerusalem sehen, dass der Herr nach Zion zurückkehrt.
Thematische Schwerpunkte des Predigttextes: Freudenbotschaft, Heil, Rückkehr/Wegtheologie, Königtum Gottes, Treue Gottes.
Freude hat nach Jes 52,7-10 ihren Grund immer in dem, was Gott tut und schafft. Der Anlass zur Freude liegt also außerhalb unserer selbst. Auch das Heil wird nicht vom Menschen geschaffen. Zu Gottes Königtum gehören der Trost und die Erlösung – der Klage wird ein Ende gesetzt. Gott ist seinem Versprechen und seinem Volk treu.
Advent kündet – wie der Text – trotz allem augenscheinlichen Unheil von einer bevorstehenden Wende, die Gott allein bewirken wird.
Literatur: O. Kaiser; W.H. Schmidt; H. Conzelmann.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.
Amen.
Als Kind liebte ich die Advents- und Weihnachtszeit sehr. Kurze Tage, lange Abende, manches Mal Schnee und Eis. Die Wärme und Gemütlichkeit, die mir entgegenschlug wenn ich das warme Haus betrat. Und die vielen Bücher und Geschichten rund um Weihnachten. Während der Feiertage, unter dem Weihnachtsbaum, konnte ich die Erwachsenen irgendwie leichter dazu bewegen, Geschichten vorzulesen. Stundenlang konnte ich mit offenen Ohren und großen Augen zuhören.
Ja, liebe Gemeinde, Kinder lieben Geschichten. Schon ganz Kleine setzen sich dann plötzlich ruhig auf den Schoß von Papa, Mama, Opa oder Oma, wenn diese beginnen zu erzählen. Spannung, Leben, Freude und Leid, all das steckt in den Geschichten, die sie hören wollen. Kinder lieben Geschichten.
Kinder lieben Geschichten. Und noch etwas: Kinder brauchen Geschichten. Nicht nur Kinder – auch wir Erwachsenen.
Menschen brauchen Geschichten und sie brauchen Geschichte.
Ich habe die Erfahrung gemacht: die Augen der Kinder leuchten uns gerade dann am aufmerksamsten entgegen, wenn wir das Buch zur Seite legen. Wenn sie spüren, dass das, was nun folgt, nichts Fiktives ist. Wenn sie spüren, da erzählt jemand aus dem eigenen Leben – erzählt die eigene Geschichte. Als sei es von der Schöpfung so bestimmt, faszinieren reale Lebensgeschichten meist mehr als alle Fernsehgeschichten und Bilderbücher.
Es scheint, als hätte die Begeisterung der Kinder für Geschichten einen Grund. Der liegt darin, dass Menschen – und so zuallererst die Kinder – ohne die wahren Geschichten von Eltern und Großeltern orientierungslos wären. Geschichten prägen das Leben, helfen einzuordnen, lehren zu unterscheiden zwischen gut und böse, reich und arm, Leid und Freude. Die eigene Geschichte wird eingebettet in eine je eigene Familiengeschichte, in die Geschichte eines Landes und nicht zuletzt in die Geschichte einer Religion.
Auch das Christentum lebt von Geschichten. Unser Glaube wäre ohne das Erzählen von Geschichten nicht denkbar. In der Bibel finden sich Geschichten voller Leid, aber auch voller Hoffnung, voller Freude, aber auch voller Verletzungen. In den biblischen Geschichten spiegelt sich unser Leben in all seinen Facetten wider. Und hier in diesen Geschichten begegnen wir nicht nur uns, wir begegnen in der Bibel Gott und seiner Geschichte mit der Menschheit. Gott hat mit uns Menschen eine Geschichte – eine vergangene und eine zukünftige –, und unser Glaube lebt in, mit und durch diese Geschichte. In der Bibel offenbart sich Gott – er zeigt sich uns, damit wir erkennen wie er ist und was er mit der Welt und uns Menschen vorhat. Und wenn wir diese Geschichte Gottes mit uns verstehen, dann finden wir Orientierung für unser Leben und dann wollen wir sie weitererzählen, an unsere Kinder, an all die Menschen in unserem Umfeld.
Sie denken jetzt – so kurz vor dem Heiligen Abend – wahrscheinlich sofort an die Weihnachtsgeschichte. Ich möchte sie aber heute mitnehmen in die Zeit des Alten Testaments, die Zeit der Propheten. Hier wird die Geschichte des Volkes Israel erzählt. Und diese Geschichte, die Geschichte Gottes mit seinem Volk, strahlt aus auf die Weihnachtsgeschichte und auf die Geschichte Gottes mit uns Menschen im Allgemeinen.
Die Geschichte des Volkes Israel ist nicht nur eine Freuden- und Erfolgsgeschichte. Hier gibt es Durststrecken, falsche Wege, die das Volk einschlägt. Hier gibt es Feinde, Hass und Missgunst. Hier gibt es auch Bedrohung von außen. Die Bedrohung durch die Babylonier war so groß geworden, dass Teile der Jerusalemer Bevölkerung verschleppt worden waren, für viele Jahre im Exil leben mussten. Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, Ungewissheit und Zweifel an Gottes Führung kamen auf. Gerade in dieser Zeit, so berichtet die Bibel, taucht ein Prophet namens Jesaja auf, der die Wende vorhersagt – dennoch! Trotz augenscheinlicher Ausweglosigkeit. Er ruft aus (Sie finden seine Worte in Jesaja 52, die Verse 7-10):

7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der Herr nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der Herr hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Der Prophet Jesaja beschreibt hier das, was eigentlich zukünftig wäre, schon mit den Worten der Gegenwart. Ich könnte sagen: so sicher ist er sich, so gewiss ist er. Die Geschichte Gottes mit dem Volk Israel muss ein Happy End haben, anders geht es gar nicht. Jede Geschichte Gottes mit uns Menschen ist auf Gutes ausgerichtet. Eigentlich ist die Rettung in Leid und Hoffnungslosigkeit schon immer da. Das will Jesaja den Menschen sagen, die sich in ihr Schicksal gefügt haben. Sie werden die Rettung nicht nur hören durch die Boten, sie werden die Rettung auch sehen. Die Wächter an den Stadttoren sehen es und liefern den Beweis, so schreibt er in Vers 8.
Wir wissen aus den weiteren Berichten der Bibel, dass der Prophet Recht behalten sollte. Die Gefangenschaft in Babylon wurde beendet. Perserkönig Kyros ließ das verschleppte Volk Israel zurück nach Jerusalem. Aus Schutt wuchsen neue Häuser, aus Ruinen wieder eine prächtige Stadt. Auch der Tempel wurde neu aufgebaut.
Diese wunderbare Geschichte der Rückkehr haben die damaligen Menschen von Generation zu Generation weitergegeben, ähnlich wie die Geschichte vom Auszug aus Ägypten unter Moses Führung. Diese Geschichten sind wichtig, nicht nur weil sie von der Rettung einer Menschengruppe berichten, sondern vor allem darum, weil sie den Menschen vor Augen führen, wie Gott ist und wie er uns begegnet. Und das, obwohl wir uns oft von ihm abwenden. Obwohl wir mehr an unsere eigene Kraft und unseren Verstand glauben als ihm die Wende im Leben zuzutrauen.
Das Volk Israel hatte sich von ihm entfernt, fremde Götter zu ihren eigenen gemacht. Und es musste in der Gefangenschaft erfahren, dass Rettung aus eigener Kraft unmöglich war. Die Menschen hatten aus sich selbst heraus keinerlei Möglichkeit zur Befreiung. Da hilft nur noch ein Wunder – so heißt es ja auch in unserer Alttagssprache. Und dieses Unfassbare, dieses Wunder geschieht. Gott wendet sich nicht ab, er wendet sich zu, gerade wenn die Not am Größten ist. Gott holt die Menschen nach Hause, könnte ich sagen. Er geht zu denen, die im Exil leben, die ausgeschlossen, weit weg scheinen. Und er kommt nicht mit erhobenem Zeigefinger, mit Drohungen und Strafe. Er kommt zu den Menschen, um sie aufzufangen, sie zu trösten. Mir fällt der Vergleich mit einer Mutter ein, die immer wieder gemahnt hat. Doch das Kind stürzt. Es schlägt sich die Knie auf. Aber die Mutter sieht wie selbstverständlich nicht zuerst den Dreck, sondern tröstet, nimmt in den Arm, heilt den Schmerz.
Gott geht dahin, wo alles zerschlagen ist, wo alles in Trümmern liegt – auch heute noch gibt es diese Trümmer, in Ländern in denen Krieg herrscht, in verzweifelten Köpfen und Seelen der Menschen, in Beziehungen wo sich Menschen zur Last werden. Da, wo unsere menschliche Kraft zu Ende scheint, krempelt Gott den Arm hoch. Genau das beschreibt Jesaja im heutigen Predigttext. Dort heißt es in Vers 10: Der Herr hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker. In diesem kleinen Satz stecken zwei wichtige Aussagen. Zum ersten: Gott zeigt sich, er offenbart sich, er hält sich nicht im Verborgenen, wenn es uns schlecht geht. Und zum zweiten: Er zeigt nicht seinen Kriegsarm, nein, er zeigt seinen heiligen Arm, der hilft und trägt, der zurückbringt und heilt. Damit wird für alle Geschichte Gottes mit uns Menschen klar gestellt: Gott ist treu, und wir, wir haben nichts dazu getan.
Diese Geschichte der Gefangenschaft des Volkes Israel in Babylon und vor allem seiner Befreiung ist eine wunderbare und Mut machende Geschichte, liebe Gemeinde. Eine Geschichte, wie Gott immer wieder zu den Menschen kommt. Und daher eine Geschichte, die, auch wenn sie aus dem Alten Testament stammt, vieles mit der Weihnachtsgeschichte gemeinsam hat: eine frohe Botschaft, Rettung, gerade derer, die sich ausgeschlossen fühlen und eine heilsame Begegnung zwischen Gott und den Menschen. Die Geschichte, die Gott mit dem Volk Israel beginnt, findet in der Geburt Jesu seine Entsprechung und Weiterführung. In Jesus kommt Gott zu den Menschen. Er kommt auf die Erde, in alle Verstrickung, alle Not, in alles Versagen hinein. Er kommt zu uns, wenn uns die Kraft fehlt ihn zu suchen. Er erbarmt sich unser, auch wenn wir immer wieder vor ihm davon laufen. Er holt uns ab, da wo wir gerade stehen.
Diese Geschichte Gottes mit uns Menschen müssen wir immer wieder erzählen, verknüpft mit der Bibel, aber auch verknüpft mit unser eigenen Lebensgeschichte und -erfahrung. Wo diese Geschichte verstanden und gekannt wird, da gibt es auch in schweren Situationen neue Hoffnung, da blicken wir in die Zukunft, ohne die Vergangenheit zu vergessen, da fühlen wir uns geborgen.
Die Advents- und Weihnachtszeit ist Zeit für die Familie – Zeit zum Geschichtenerzählen. In unserem heutigen Predigttext wird von den Freudenboten berichtet, die die gute Nachricht verbreiten. Werden wir durch das Erzählen der Weihnachtsgeschichte an Heilig Abend ebenso zu Freudenboten – Freudenboten für unsere Kinder, Freudenboten für unsere Enkel, Freudenboten für Partner und Freunde, Freudenboten für alle Einsamen, Leidenden und Unterdrückten, Freudenboten im 21. Jahrhundert.
Amen.
Und der Friede Gottes, der größer ist als all unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Natascha Reuter, Am Hohlweg 4, 35745 Herborn

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