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Gott kommt und schafft Freude / Vorbereitung auf das Kommen Gottes

von

Predigtdatum : 23.12.2012
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : 4. Advent
Textstelle : Johannes 1,19-23.(24-28)
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Wochenspruch:

"Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe." (Philipper 4, 4.5 b)

Psalm: 102, 17 - 23 (EG 741)

Lesungen

Altes Testament: Jesaja 52, 7 - 10

Epistel: Philipper 4, 4 - 7

Evangelium: Lukas 1, (39 - 45) 46 - 55 (56)

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 8, 1 - 6 Es kommt ein Schiff geladen

Wochenlied: EG 9, 1.2.4.5 Nun jauchzet all, ihr Frommen

Predigtlied: EG 10, 1 - 4 Mit Ernst, o Menschenkinder

Schlusslied: EG 56, 1 - 5 Weil Gott in tiefster Nacht erschienen

Meditation

Der Sonntag

Der vierte Advent hat die Vorfreude auf das Kommen Jesu zum Thema. Der Wochenspruch bringt diesen Kerngedanken auf den Punkt. In der Abfolge der Adventszeit folgt logischer Weise dem 4. Advent der Heilige Abend. Alleine diese zeitliche Nähe ist einleuchtend. Es dauert nicht mehr lange, dann kommt der Messias. Es dauert nicht mehr lange dann ist Weihnachten. Der vierte Advent fällt auf den 23. Dezember. Ein Tag vor Weihnachten. Wer lässt sich zu diesem Gottesdienst einladen?

Die Zuhörer

Es dauert nicht mehr lange, dann ist Weihnachten. Kinder werden voller Freude und mit gespannter Erwartung - in der Hauptsache auf die Bescherung - diese Tage erleben. Für viele Erwachsene wirken diese Tage wie ein Countdown, den man gerne anhalten würde um all die Dinge zu erledigen, die es noch vorzubereiten gilt: letzte Geschenke kaufen, noch einmal Plätzchen backen, weil schon zu viel genascht wurde, die Wohnung herrichten und noch einmal durchputzen. Man will ja für das Fest vorbereitet sein.

Der Text

Der Text erweist sich zunächst als nicht einfach zugänglich. „Das Zeugnis des Täufers über sich selbst“ ist er überschrieben. Johannes wird gefragt: Wer bist du? Er ist weder der Christus, noch der wiederkehrende Elia, noch der Prophet, der kommen wird. Er ist die Stimme des Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn. Johannes ist der Vorbereiter für Jesus.

In diesem Stichwort Vorbereitung berührt der Text die Situation des Hörers. Johannes bereitet das Volk auf das Kommen Jesu vor; die Zuhörer wollen auch mit dem, was ihre Lebenswirklichkeit in diesen Tagen vor dem Fest am meisten bestimmt, sich auf Weihnachten vorbereiten. Aufgabe der Predigt wird es sein diese beiden Formen der Vorbereitung aufeinander zu beziehen und miteinander ins Gespräch zu bringen.

(Die Überschriften dienen der Gliederung und werden nicht vorgelesen)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Der uns heute zum Nachdenken vorgeschlagene Predigttext steht im 1. Kapitel des Johannesevangeliums:

- Lesen des Textes –

Liebe Gemeinde,

1. Bin ich vorbereitet auf das Fest?

Im Sommer fand die Fußballeuropameisterschaft statt. Vor dem Beginn eines Spieles nach dem Hören auf die Nationalhymnen erfolgte ein Countdown. Die letzten 10 Sekunden vor dem Anpfiff wurden von den Zuschauern gemeinsam herun-tergezählt: … 5 – 4 - 3 – 2 – 1- und los geht’s. Da war dieses Herunterzählen eine wunderbare Art Spannung zu gestalten. Nun endlich ging es los. Alle waren jetzt gut vorbereitet. Die Spieler auf dem Feld, das Schiedsrichtergespann, die Trainer und Betreuer und natürlich die Zuschauer. Endlich konnte es losgehen. Jetzt konnten wir wirklich nicht länger warten.

Endlich kann es losgehen – jetzt können wir aber nicht mehr länger warten: Jetzt endlich wird es Weihnachten. Eine so ähnliche Stimmung mag der Wochenspruch aus Philipper 4 in uns erzeugen: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe.“ (Philipper 4,4.5b) Tatsächlich. Morgen ist Weihnachten. Ihre Kinder und Enkel, werden Ihnen diese gespannte Erwartungen sicherlich nahebringen. Morgen sind dann die letzten Stunden vor der Bescherung für die Kinder kaum noch auszuhalten, wie der Countdown bei der Europameisterschaft.

Und doch vermute ich, dass es den meisten von ihnen anders geht. Den Countdown, das Herunterzählen von Zehn auf Null vor Weihnachten, würde man gerne anhalten, um die letzten Vorbereitungen noch treffen zu können. So vieles geht Ihnen vielleicht noch durch den Kopf: Sind denn alle Geschenke gekauft? Muss ich heute Nachmittag noch einmal in die Backstube um die Naschlöcher in den Plätzchendosen aufzufüllen? Eigentlich wollte ich doch noch die Wohnung etwas aufwendiger dekorieren. Aber durchwischen, ja das muss ich unbedingt noch einmal. Habe ich denn alle Karten geschrieben? Bin ich denn richtig vorbereitet auf das Fest. Und wenn ich ehrlich bin, dann sind das ja alles diese äußeren Dinge, die natürlich für das Fest wichtig sind. Aber mein Herz, meine Seele, meine Gedanken, meine Gefühle – ist in ihnen etwas von Weihnachten zu spüren? Bin ich innerlich auf Weihnachten vorbereitet?

2. Johannes der Täufer – der Vorbereiter

Johannes der Täufer muss einen starken Eindruck auf seine Zeitgenossen gemacht haben. In einem Gewand aus Kamelhaaren gekleidet tritt er auf. Ein Gürtel hält es zusammen. Er ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig. Er tritt auf wie ein Prophet. Seine Botschaft an das Volk ist ernst. Er ist keiner, der sich mit seinen Worten anbiedern will. Er ist keiner, der den Menschen nach dem Mund redet. Er ist keiner, der auf den Beifall von Menschen angewiesen ist. Er weiß sich zu allererst Gott verpflichtet. Und im Namen Gottes sagt er ihnen, was zu sagen ist:

Im Lukasevangelium hören wir ihn zum Volk sprechen:

Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. (Lukas 3,7-9) Das sind keine besonders freundlichen Worte. Er warnt Menschen vor falscher Sicherheit und ruft sie zur Umkehr. Und dennoch – die Menschen, die ihn hören, fühlen sich von ihm angesprochen, auch in seiner Kritik an ihrem Leben. Sie erkennen, wie er aus Sorge um ihr Leben zu ihnen spricht. In seinen Worten spüren sie, wie das Schicksal von Menschen ihm am Herzen liegt. In der Begegnung mit ihm erleben Menschen eine Hinführung – eine Vorbereitung auf das große Kommen Gottes. Sie erleben wie seine Worte und sein Leben sie zu einer Begegnung mit Gott führt.

Johannes erreicht die Herzen der Menschen. Sie fragen ihn, was sie tun sollen. Seine Hinweise sind konkret. Der, der zwei Hemden hat, soll dem abgeben, der keines hat. Die Zöllner, sollen nicht höheren Zoll nehmen als vorgeschrieben ist. Soldaten sollen sich an ihrem Lohn genügen und nicht gegenüber der Bevölkerung übergriffig werden.

„So wollen wir es machen“, sagen sich die Leute und folgen Johannes. Johannes bringt Menschen in die Nähe Gottes. Er bereitet sie auf das Kommen des Messias vor.

Diese Vorbereitung auf das Kommen des Messias, dieses Konfrontieren der Welt mit dem Willen Gottes macht auch vor Regierenden nicht halt. Johannes hält seinem Landesfürsten Herodes ganz konkret dessen Ehebruch mit seiner Schwägerin und seine vielfältigen Verfehlungen vor.

Johannes ist eine „authentische Person“, wie wir es heute formulieren würden. Seine Worte stehen nicht im Widerspruch zu seinen Taten. Er lebt, was er sagt und er sagt, was er lebt.

Menschen fühlen sich von ihm infrage gestellt. Kein Wunder, dass seine Gesprächspartner ihn fragen: Wer bist du?

Und auch in der Beantwortung der Frage bleibt er sich und seiner Berufung ganz treu. Nein, ich bin nicht der Christus, der erwartete Retter. Ich bin auch nicht der wiederkehrende Elia oder ein Prophet wie Mose, den ihr erwartet. Ich bin die Stimme eines Predigers in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!

3. Johannes der Täufer – Wie kann er unserer Vorbereitung helfen?

Stellt sich die Frage wie Johannes der Täufer uns heute helfen kann in unserer Vorbereitung auf Weihnachten. Es ist ja nur noch ein Tag bis Weihnachten. Und dennoch wissen wir, dass das Ankommen von Jesus in unserem Leben nicht auf den 24. Dezember beschränkt ist. Wie könnte uns Johannes helfen, für den heutigen Tag, aber vielleicht auch mit Blick auf die Gestaltung der Feiertage oder die Zeit zwischen den Jahren uns offen zu halten für das Kommen Gottes. Ich glaube Johannes würde uns in die Wüste schicken. Er würde uns ein Schild vor die Augen stellen auf dem in großen Buchstaben das Wort „HALT“ zu lesen wäre. Und daneben eben der Wegweiser in die Wüste. Wüste ist ein Bild dafür, dass ich mich dem Getümmel entziehe und all den vielen Ansprüchen - den eigenen und denen die anderen – ein Stopp entgegenhalte.

Wüste ist in der Geschichte der Bibel immer wieder ein besonderer Ort, an dem Menschen Gott begegnen. Mose bei seiner Berufung am Berg Sinai, das Volk Israel, das 40 Jahre lang durch die Wüste zieht. Dort lernt es, was es wirklich zum Leben braucht: Die Beziehung zu Gott. Es sind nicht in erster Linie die Fleischtöpfe in Ägypten. Es ist in erster Linie das Vertrautsein mit Gott. Das Volk Israel macht in der Wüste, die Erfahrung von Gott abhängig zu sein. Dazu ist die Wüste ein guter Ort, denn sie bietet im Vergleich zum Kulturland nur wenige Nahrungsmittel, wenn überhaupt. Das Volk Israel macht die Erfahrung, von Gott versorgt zu werden, durch Manna und Wachteln. Zunächst leitet er sie durch eine Wolken- und eine Feuersäule, später gibt er ihnen die 10 Gebote als Wegweiser mit auf den Weg. Immer wieder erleben sie eine Begegnung mit Gott.

Die Wüste als Ort der Gottesbegegnung. Der Prophet Elia wird von Gott in die Wüste geführt. Am Berg Sinai, wird er ihm in besonderer Weise begegnen: nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, auch nicht im Feuer, sondern in einem stillen sanften Sausen. Nicht im Spektakulären, in der Stille macht Elia die Erfahrung Gott nahe zu sein, ihm zu begegnen. Johannes lebt in der Wüste und Jesus wird sich zu Beginn seines öffentlichen Auftretens auch in die Wüste zu einer 40-tätigen Klausur zurückziehen. Die Wüste ist ein Ort für die Gottesbegegnung.

4. Die Wüste – ein Ort der Gottesbegegnung

Wo ist für uns ein solcher Ort der Gottesbegegnung? Wo ist in diesem Sinne Wüste für uns?

Sie haben sich zuerst einmal entschieden, heute hier in den Gottesdienst zu kommen und haben der Versuchung widerstanden auch diese Zeit noch für eventuell ausstehende Vorbereitungen für das Fest zu nutzen. Sie haben sich diese Zeit der qualifizierten Ruhe vor Gott gestattet. Eine andere Wüste kann die sein, dass sie nach diesem Gottesdienst bewusst beschließen, nicht allen Ansprüchen Folge zu leisten. Das kann bedeuten, dass sie heute Nachmittag keine Weihnachtsplätzchen mehr backen. Es kann bedeuten, dass sie heute Nachmittag beschließen: Ich habe genug geputzt. Heute mache ich Pause.

Es kann auch sein, dass sie schon ein wenig in die Zeit nach Weihnachten – zwischen den Jahren – sehen. Ein Spaziergang, ein Besuch, raus aus dem Getümmel des Alltags können helfen Wüstenerfahrungen zu machen.

Vielleicht gelangt manch einer auch ungeplant in eine Wüste; macht die Erfahrung, dass das Leben wüst und leer ist. All die bewährten Rezepte das Leben zu meistern helfen hier nicht. An den Stellen brauchen wir Gott am meisten. Wir brauchen ihn, um ihm unser Leid zu klagen. Wir brauchen ihn, um das Gefühl der Geborgenheit und des Gehaltseins zu erhalten. Wir brauchen ihn, um neue Orientierung für unser Leben zu bekommen. Wir brauchen ihn, um frische Kraft und neue Freude für unser Leben zu erhalten. Ich bin fest davon überzeugt, dass es diese Wüstenorte und –zeiten in unserem Leben gibt, in denen wir Gott besonders nahe sein können und etwas von seiner heilmachenden Gegenwart spüren können.

Die Menschen ziehen in die Wüste um Johannes zu treffen. Die Abgesandten der Pharisäer fragen: „Wer bist du?“ Hinter der Frage „Wer bist du?“ steckt die Frage „Wer bin ich?“ In der Wüste gewinne ich einen gesunden Abstand zu all den alltäglichen Abläufen und kann so mit mir selber ins Gespräch kommen. Und über dieses Gespräch mit mir selber komme ich unversehens in das Gespräch mit Gott. Meine Worte werden zu einem Gebet, in dem ich laut oder leise, mein Leben vor Gott und mir bedenke: Lebe ich eigentlich so, wie ich leben will, oder will ich eigentlich anders leben und traue mich nur nicht, oder sehe mich irgendwie gehindert daran? Lebe ich meinen Glauben so wie ich mir das vorstelle, oder lebe ich ihn ganz anders? Lebe ich so, wie es Gottes Willen entspricht, oder entziehe ich mich immer wieder Gott? Was könnte mir helfen so zu leben wie ich es mir eigentlich vorstelle? Was könnte mir helfen so meinen Glauben zu leben, wie es meiner Überzeugung entspricht? Wie kann es mir besser gelingen mein Leben in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gestalten. Wüstenzeiten sind Zeiten, die mir auch gestatten solche Fragen zu stellen und zugleich den Raum bereithalten sie zu bedenken und Ansätze für eine Antwort zu finden. Es wird geschehen: Im Gespräch mit mir und im Gespräch mit Gott.

Johannes hilft uns bei unserer Weihnachtsvorbereitung, indem er uns in die Wüste schickt. Der Gottesdienst ist eine willkommene Atempause in Gottes Gegenwart. Die Wüste signalisiert ein Stopp zu all den Ansprüchen, die nach mir greifen und eröffnet die Möglichkeit, das eigene Leben vor Gott zu bedenken.

5. Weihnachten kann ich nicht machen

Bei aller Vorbereitung wird mir deutlich: Ich kann Weihnachten in meinem Leben nicht machen. Ich kann es nicht machen, dass es in meinem Leben Weihnachten wird. Auch Johannes redet davon, dass einer nach ihm kommt. Weihnachten heißt: Gott kommt in mein Leben. Und ich halte mich offen für sein Kommen. Ich warte auf ihn. Auch da läuft ein Countdown: … 5 – 4 – 3 – 2 – 1 – Weihnachten. Auch da zählt einer im Hintergrund. Nur nicht ich, sondern Gott selber. Er möchte mich in meinem Leben besuchen. Und darauf freue ich mich. Und ich bin fest davon überzeugt: Er kommt zu Ihnen, er kommt zu mir, er kommt in unsere Gemeinde und in unsere Stadt, er kommt in diese Welt.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn. Amen.

Verfasser: Pfarrer Wieland Schäfer

Eiershäuser Str. 25, 35713 Eschenburg


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