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Gott kommt zur Welt

von Folker Blischke (06536 Südharz)

Predigtdatum : 24.12.2021
Lesereihe : IV
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Micha 5,1-4a
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Wochenspruch: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas 2,10b.11)

Psalm: 96,1-3.7–13 (EG 738)

Lesungen

Reihe I: Jesaja 9,1-6
Reihe II: Hesekiel 37,24-28
Reihe III: Jesaja 11,1-10
Reihe IV: Micha 5,1-4a
Reihe V: Lukas 2,1-20
Reihe VI: Galater 4,4-7

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 27 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
Wochenlied: EG 30 Es ist ein Ros entsprungen
Predigtlied: EG 43 Ihr Kinderlein, kommet
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche

Predigttext: Micha 5,1-4a

1 Du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.
2 Indes lässt er sie plagen bis auf die Zeit, dass die, welche gebären soll, geboren hat. Da wird dann der Rest seiner Brüder wiederkommen zu den Israeliten.
3 Er aber wird auftreten und sie weiden in der Kraft des Herrn und in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit herrlich werden bis an die Enden der Erde.
4 Und er wird der Friede sein.

Vorbemerkung

Die Christvesper am Heiligabend ist ein einzigartiger Kasus im Kirchenjahr. Fast in allen Gemeinden gehört nur eine Minderheit der Gottesdienstbesuchenden zur Kerngemeinde. Ich freue mich von Herzen auch über die vielen, die nur einmal im Jahr kommen. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes und im Mittelpunkt der Erwartungen steht dabei die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2. Darum habe ich mich entschieden, über den sachlichen Gehalt von Micha 5 zu predigen, aber nur den bekannten Vers Micha 5,1 selbst zu lesen. Die Predigt an Heiligabend sollte meiner Meinung nach nur 8 Minuten dauern und auf das Weihnachtsgeheimnis verweisen, ohne zu langweilen. Da außerdem in der EKM viele Lektorinnen und Lektoren an Heiligabend nicht regelmäßig über das Kirchenjahr verteilt Gottesdienste gestalten, folgt nach der Predigt noch ein Vorschlag für einen kompletten Gottesdienst. Eine Unsicherheit besteht zur Abfassungszeit (Ende August) bei der Frage, welchen Stellenwert die Corona-Fragen beim Weihnachtsfest 2021 haben werden.  

Predigt

Weihnachten ist überall. Rund um den Globus ist Weihnachten das größte Fest des Jahres. Andere Feiertage dauern nur einen Tag lang. Aber für Weihnachten zählt der ganze 12. Monat des Jahres. Während der Weihnachtszeit unterbrechen Milliarden von Menschen – darunter auch Sie! - ihre Alltagsroutine, um ihre Häuser zu dekorieren, Grußkarten zu verschicken, Geschenke zu kaufen, Weihnachtsfeiern zu besuchen. Sie kochen traditionelle Festtagsspeisen und reizen ihr Konto bis zum letzten aus.

Weihnachten ist überall. Und warum? Warum die ganze Aufregung und die ganzen Vorbereitungen, bei denen auch sie mitgemacht haben?

Warum? Wegen der bescheidenen Geburt eines Jungen irgendwo am Rand des Weltgeschehens vor 2000 Jahren? Gut, wenn ein Kind geboren wird, das ist so was Tolles, da lohnt sich jede Feier. Aber warum ist die Geburtsfeier für das Jesuskind so groß wie Weihnachten es ist? Schließlich werden in der dreiviertel Stunde, die wir hier in der Kirche sind, weltweit 7.000 Kinder geboren.

Ja, auch das Jesuskind war ein normales Baby. Die Weihnachtsgeschichte erzählt es ausdrücklich: Ein Baby, in Windeln gewickelt, das schreit. Ein Baby, das gestillt wird, ein Baby, das in die Hose macht, ein Baby, das Mama und Papa ebenso glücklich grinsen wie nächtelang wachen lässt. Auch sein späteres Leben ist keineswegs sensationell. Er schrieb kein Buch. Er bekleidete kein wichtiges Amt. Lebte nie in einem Palast und starb zu früh den Tod eines Verbrechers. Warum also Weihnachten?

Für eine Antwort lohnt es sich, uns etwas näher an die Geschichte heran zu begeben. Und dort entdecken wir plötzlich eine ungeheure Kraft, die von dieser Geburt ausgeht. Eine Kraft, die Menschen verändert. Denken Sie an Maria. Maria ist ein vielleicht 17jähriges Mädchen. Sie trägt den Allerweltsnamen Miriam – so hieß damals fast jede zweite. Wer sich die Weihnachts-Welt als eine friedlich, fröhlich, festliche Idylle vorstellt, merkt bei Maria schnell, dass es ganz anders war. Stressig und schwierig. Denn sie ist plötzlich schwanger.  Nicht von Josef – wie soll sie ihm das beibringen? Und Nazareth war ein Dorf, wo jeder jeden kennt. Wissen Sie, was Dorfklatsch ist? Wenn der gute Ruf im Eimer und die Ehe vorbei ist, bevor sie erst richtig angefangen hat? Und trotzdem hat Maria die Kraft gehabt, das Kind von Anfang an zu lieben. Nicht bitter zu werden über ihre lästernden Nachbarn. Weil das erwartete Baby ihr Leben vollkommen verändert hat.

Das hat auch Josef erlebt. Der war einer, der früh aufsteht, hart arbeitet und kaum redet. Kein einziges Wort ist von ihm überliefert. Aber es wird erzählt, wie er reagiert. Er lässt die Leute tratschen und steht zu Maria. Er kümmert sich um die Hochschwangere, organisiert einen Stall und übernimmt für da Kind Verantwortung.

Maria und Josef zeigen: Aus durchschnittlichen Menschen werden besondere Persönlichkeiten. Das Licht aus dem Futtertrog scheint so hell, dass Menschen sich verändern, wie Maria und Josef. Das ist eine erste Antwort nach dem Weihnachtsfest: Dieses Kind in der Krippe hat ein Geheimnis. Es berührt und verändert Menschen. Darum ist es gut, einmal im Jahr an dieses besondere Kind zu erinnern. Jetzt in den Weihnachtstagen selbst diesen Weihnachtszauber zu spüren. Frieden in den Familien erleben. So angerührt werden, dass viele Sorgen und Nöte unwichtig werden. Maria und Josef haben das erlebt – den Weihnachtszauber.

Allein darum lohnt sich der ganze Aufwand an Weihnachten, bei dem jeder mitmacht. Aber es gibt noch eine zweite Antwort. Und die hat was mit dem zu tun, der der Vater dieses Baby ist. Das ist das eigentliche Geheimnis von Weihnachten: Gott hält es nicht im Himmel. Sondern er sagt: Ich komme. Nicht auf Staatsbesuch, nicht ins Hotel, sondern zu Euch. In Rufweite. In ein unscheinbares Dorf. Nach Bethlehem. Nach … (Eigenen Ort einsetzen). So, wie es der Prophet Micha gesagt hat: Du, Bethlehem, die du klein bist unter den Tausenden in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.

Ein kleiner Ort mit einer Krippe. Das feiern auch wir heute hier in unserer Kirche: Gott ist in Rufweite. Der Gott, der von Anfang an war und in Ewigkeit sein wird, steckt nun in unserer eigenen Haut. Gott wird ein Kind, das Hunger und Durst kennt, das Schlaf braucht, das weiß wie sich Zahnschmerzen und später dann Flugzeuge im Bauch anfühlen.

Gott macht sich klein. Geboren wird er weder in einem gemütlichen Einfamilienhaus noch in einem romantischen Heuhotel. Sondern in einem Stall, einem kalten Verschlag. Gott macht sich klein und wird Mensch. Er erträgt es nicht länger, fern von uns zu sein, als angsteinflößendes Gottesbild in der Ferne. Sondern er kommt, um uns nahe zu sein und beizustehen. In aller Sorge, in unserer Zerrissenheit, wenn wir uns unsicher fühlen oder Liebe brauchen. Da muss er hin.

Wissen Sie, wenn Gott als glorreicher König auf die Erde käme, mit Macht und Gloria und Heiligenschein – ich hätte nie das Gefühl, dass er zu mir passen würde. Wenn Gott als brillianter Redner auftreten würde – er wäre nichts für die Momente, wenn ich geschafft bin. Und auch meine Kinder hätten nichts für ihn übrig. Aber er kommt als Kind. Als ein Neugeborenes, das jeder einfach liebhaben muss. Das dazu gehört, und dem es egal ist, wieviel Quadratmeter das Wohnzimmer, wieviel Gänge das Essen und wieviel Euro das Konto hat.

Ein Gott, der bei mir, der bei ihnen zu Hause sein will. In unserem Ort, in meinem Haus. Und das nicht nur am Heiligabend oder an einem schönen Sonntag, sondern an jedem Tag. Gott macht sich so klein, dass er in unsere Wohnungen und sogar in unser Herz passt.

Gott möchte nichts lieber zu Weihnachten, als bei uns zu sein. Er kommt und verwandelt uns. Lässt uns den Weihnachtszauber erleben. Starke Marias und mutige Josefs.

Gott kommt nahe zu uns. Er gönnt uns all das Gute, was wir zu Weihnachten erleben, und er ist bei uns in allen Schatten und Sorgen, die wir heute haben.  Gott wird Mensch. Dafür lohnt sich ein Geburtstagsfest. Und darum ist Weihnachten überall – und auch bei uns. Amen.

Entwurf für einen Ablauf

Glockenläuten – Vorspiel

Begrüßung

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren ist, denn euch ist heute der Heiland geboren.“  Uns ist heute der Heiland geboren.

Für uns ist es Weihnacht – die geweihte Nacht.

Wir alle spüren, dass diese Nacht etwas Besonderes ist.

Die Welt hält einen Moment den Atem an und mitten in der Dunkelheit scheint es hell:  Der Heiland ist geboren.

Herzlich willkommen Ihnen allen und euch allen, die gekommen sind, das Weihnachtsfest hier in der St. …- Kirche in ….. mit einem Gottesdienst zu beginnen:  Familien und Alleinlebende, Alte und Junge, Kirchenmitglieder und Sympathisanten.

Weihnachten ist die Geburtstagsfeier von Jesus Christus, die wir feierlich begehen. So sind wir gemeinsam hier zusammen

Im Namen Gottes, des Vaters, der uns liebt und der uns heute mit seiner Liebe beschenkt. möchte.

Und im Namen des Sohnes Jesus Christus, der für uns das Licht der Weihnacht bringt.

Und im Namen des Heiligen Geistes, in dem Gott selbst in unseren Herzen wohnt. Amen.

Gerne wird Weihnachten als das „Fest der Liebe“ bezeichnet. Haben Sie in den vergangenen Tagen schon etwas von dieser Liebe gespürt? Oder vielleicht nur daran gedacht, was noch alles erledigt werden muss? Auch wenn die Adventszeit in diesem Jahr sehr lang war, sind doch die letzten Tage schnell verfolgen: Baumschmücken, Einkäufe erledigen, Geschenke einpacken, die Planung des Weihnachtsessens. Und nun ist das Fest der Liebe da. Ich wünsche mir und Ihnen, dass dieser Heilige Abend zu einem Fest der Liebe wird, so wie die weihnachtliche Botschaft sie uns erzählt.

Neben dem Hören wollen wir die Weihnachtsgeschichte auch mit einem Krippenspiel sehen und davon singen.

Lied: EG 27,1-3 Lobt Gott ihr Christen alle gleich

Eingangsteil mit Lesungen

Das Kind in der Krippe sagt uns: Gott kommt in diese Welt. Gott, der Vater des Jesuskindes, ist der Gott, von dem das alte Testament berichtet. Im Licht des Kommen Gottes haben die ersten Christen die Worte der alttestamentlichen Propheten auf die Geburt Christi bezogen. Im Stall zu Bethlehem wird erfüllt, was die Propheten über den kommenden Erlöser verkündeten.

(Wenn möglich, den Einleitungssatz und den Bibeltext selbst von zwei Personen gemeinsam lesen.)

Die Geburt eines Erlösers verheißt der Prophet Jesaja:

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch, Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. (Jes 9,5-6)

Den Geburtsort des Erlösers verkündet der Prophet Micha:

Und du, Bethlehem Efrata, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. (Micha 5,1)

Die Herkunft und Abstammung des Erlösers verkündet der Prophet Jesaja:

Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.  Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. (Jes 11,1-2)

Das Kind in der Krippe sagt uns: Gott kommt in diese Welt. Das bezeugt auch das Johannesevangelium: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Gebet

Lasst uns beten:
Gott, jetzt ist wieder Weihnachten.
Die Lichter am Christbaum brennen.
Dir bringen wir alles, was noch nicht fertig geworden ist,
und alles, was uns fertig macht.
Wir bitten dich, stecke uns an mit deinem Licht.
Lass es hell werden in uns und in den Menschen,
die mit uns die Geburt Jesu feiern.
Stecke uns an mit deinem Lied, damit wir einstimmen
in den Gesang der Engel und das Brummen der Hirten.
Schenke uns die Kraft und den Mut, heute Abend deinen Spuren zu folgen.
Fülle diesen Heiligenabend mit Deiner Gegenwart aus. Das bitten durch Jesus Christus, unser Christkind und unser Herr. Amen.

Lied: EG 30,1-3 Es ist ein Ros entsprungen

Lesung der Weihnachtsgeschichte: aus Lukas 2,1-20

Lied: EG 46 Stille Nacht

Evtl. Krippenspiel

Evtl. Lied: EG 24,1-3 Vom Himmel hoch

Predigt

Lied: EG 43,1-4 Ihr Kinderlein kommet

(evtl. mit Verteilen von Kerzen an die Kinder)

Gebet und Vaterunser

Wir wollen zu Gott beten und uns dazu erheben.

Ewiger Gott, wir danken dir für das Geschenk deiner Liebe, dass uns in der Geburt deines Sohnes Jesus entgegentritt. Wir bitten Dich um ein offenes Herz, dieses Geschenk zu empfangen. Zeige uns Dein Kommen und hilf uns, auf dich zu vertrauen.

Lass es in unseren Herzen und unseren Familien Weihnachten werden. Schenke uns friedvolle und freudige Weihnachtsstunden ohne Streit und Missgunst.

Wir bitten dich für alle Einsamen und Kranken, dass Du Ihnen Trost und Hoffnung schenkst. Wir bitten Dich für alle, die Krieg ausgesetzt sind. Schenke Deinen Frieden.

Wir bitten Dich für alle, die heimatlos geworden sind. Lass sie neue Heimat finden. Schenke uns Mut und Kraft, ihnen zu helfen.

Lass uns verändert werden durch deine liebende Kraft der Weihnacht. In dieser Hoffnung beten wir gemeinsam: Vater unser…

Segen

Der Weihnachtsgeschichte erinnert uns, dass Gottes Sohn zu uns kommt. Ein Zeichen dafür, dass Gott auch mit uns in diese Weihnachtstage geht, ist Gottes Segen, um den wir nun bitten:

Der Herr segne uns und behüte uns. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Abkündigungen

Lied: EG 44 O du fröhliche

Musik zum Ausgang oder Glockenläuten

Verfasser: Pfr. Dr. Folker Blischke, Wilhelmstr. 50, 06536 Südharz, pfarrer(at)blischke.net


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