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Gott sendet den Geist seines Sohnes in unsre Herzen

von Irmtraud Fischer (69412 Eberbach)

Predigtdatum : 24.12.2023
Lesereihe : VI
Predigttag im Kirchenjahr : Heiligabend (Christvesper)
Textstelle : Galater 4,4-7
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Wochenspruch: "Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." (Lukas 2,10b.11)

Psalm: 96,1-3.7-13 (EG 738)

Predigtreihen

Reihe I: Jesaja 9,1-6
Reihe II: Hesekiel 37,24-28
Reihe III: Jesaja 11,1-10
Reihe IV: Micha 5,1-4a
Reihe V: Lukas 2,1-20
Reihe VI: Galater 4,4-7

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 36,1-3.6 Fröhlich soll mein Herze springen
Wochenlied: EG 27 Lobt Gott, ihr Christen alle gleich
Predigtlied: EG 37 Ich steh an deiner Krippen hier
Schlusslied: EG 44 O du fröhliche

Predigttext: Galater 4,4-7

4 Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, 5 auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. 6 Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! 7 So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.

Predigt

Wir feiern Weihnachten mit all dem Schönen, was dazu gehört.

Der Apostel Paulus kannte das alles nicht: Christbaum, Bescherung, O du fröhliche, gnadenbringende Weihnachtszeit. So vieles von dem, was bei uns zum Weihnachtsfest gehört und uns tief berührt, war ihm unvorstellbar.

Er sagte es lieber nüchtern und klar. Und er ist auf seine Weise erfüllt von der Freude darüber, dass Jesus in die Welt gekommen ist.

In seinem Brief an die Christen in Galatien schreibt er:

[Lesung des Predigttextes Galater 4,4-7]

I. „Jetzt, jetzt ist es so weit!“

Liebe Gemeinde,

Von der erwartungsvollen Spannung am Heiligabend erzählt uns heute eine Frau aus unserer Zeit. Sie heißt Sophia.

Gerne erinnert sie sich an die Weihnachtsfeste ihrer eigenen Kindheit. Hören wir ihr zu, was sie von ihren Gefühlen und ihren Gedanken erzählt:

„‚Das Glöckchen hat geklingelt!‘, flüsterte ich aufgeregt meinen Geschwistern zu[1]. Wir stellten uns gemeinsam vor die Tür zum Weihnachtszimmer. Leise drehte sich der Schlüssel im Schloss. Dann öffnete uns der Vater die große Schiebetür. Licht drang heraus, ein warmes heimeliges Licht. Andächtig betraten wir das Zimmer. Welch ein Glanz erfüllte es! Der Glanz des Christuskindes, so war ich mir sicher. Ja, es hatte uns besucht. Staunend standen wir da. Meine Mutter stimmte ‚Ihr Kinderlein, kommet‘ an und wir sangen, um den Weihnachtsbaum versammelt, mit.

Wie wohl vielen Kindern war mir das Weihnachtsfest in meinen ersten Lebensjahren besonders wichtig. Der Glanz des Weihnachtszimmers begleitete mich durch‘s Jahr. Wenn ich daran dachte, spürte ich die Freude über die Geburt Jesu. Das ging so weit, dass wir eine Zeit lang als Gebet vor dem Mittagessen gesungen haben: ‚Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh. Maria und Josef betrachten es froh.‘[2] Genau das habe ich gespürt. Für mich war klar: Dieses Kind ist für mich geboren und diese Freude gilt auch mir!“

„Als Jugendliche“, erzählt Sophia weiter, „bin ich den Worten des Apostel Paulus aus dem Galaterbrief begegnet Drei Gedanken daraus wurden mir im Laufe meines Lebens wichtig:

II. „Als aber die Zeit erfüllt war“

Gleich die ersten Worte zogen mich in Bann: ‚Als aber die Zeit erfüllt war‘, so hat es Martin Luther übersetzt[3]. Also genau das, was ich als Kind an Weihnachten erlebt habe: ‚Jetzt ist es so weit‘.

Gott hat das eines Tages gesagt: ‚Jetzt ist es so weit‘. Jetzt will ich den Menschen ganz anders als bisher nahe kommen! Sie sehnen sich so sehr danach, dass ich endlich den Retter schicke, den ich ihnen versprochen habe. Sein Name wird sein Auftrag sein: ‚Jesus‘ – Das bedeutet: Gott hilft!

Die Hirten in der Nähe von Bethlehem hörten als allererste die Botschaft der Engel: ‚Fürchtet euch nicht! Jetzt ist es so weit[4]: Ich verkündige euch große Freude. Denn euch ist heute der Heiland geboren, Christus der Herr!‘

Ich stelle mir vor, dass die Hirten den Stall mit der gleichen Andacht betreten haben wie ich als Kind das Weihnachtszimmer. Und sie mögen den himmlischen Glanz, der alles Unwirtliche überdeckte, in ihr weiteres Leben mitgenommen haben. Bis an ihr Lebensende mag in ihnen die Botschaft nachgeklungen haben: ‚Euch ist heute der Heiland geboren‘!

Das feiern wir jedes Jahr neu an Weihnachten. Menschen in aller Welt freuen sich daran und staunen: Gott ist einer von uns geworden!“

III. „Gott sandte seinen Sohn aus“

Sophia erinnert sich, wie ein Satz sie besonders berührt hat: ‚Gott sandte seinen Sohn aus sich heraus‘.

„Immer wieder habe ich das gelesen. Und mir fällt dazu ein: Meine Mutter schickte mich gerade in der Zeit vor Weihnachten zu Menschen, die ganz arm dran waren. Sie hatte Päckchen gepackt mit Weihnachtsbrötchen, und noch anderen guten Sachen und sagte: ‚Geh zur Nachbarin zwei Häuser weiter, du weißt schon. Sie hat einen kranken Mann. Bring ihr das. Und wünsch ihnen gesegnete Weihnachten und liebe Grüße von mir.‘ Ich bin gegangen. Die Nachbarin öffnete mir die Tür und sie strahlte und bedankte sich vielmals.

Ist so etwas gemeint, wenn da steht: ‚Gott sandte seinen Sohn aus‘?

Später habe ich verstanden. Es ist viel mehr. Im Menschen Jesus begegnet uns Gott. Darum heißt es später über ihn: ‚Wahrer Mensch und wahrer Gott‘. Das haben die Menschen gespürt, die sich Jesus öffneten.

Gottes Weg, als kleines Kind auf die Welt zu kommen, bringt mich immer wieder zum Staunen. Ein Säugling vermag selbst verschlossene Gesichter zu verwandeln und ein Lächeln herbeizuzaubern. Das habe ich bei meinen eigenen Kindern erlebt – auch, als sie schon größer waren. Sie wachsen ins Leben hinein und zeigen uns Erwachsenen, worauf es wirklich ankommt. Ich habe durch sie[5] gelernt, wie elementar Liebe für unser Leben ist. Wenn sie sich freuen, kann ich nicht anders, als mich mitzufreuen. Sie können, wenn sie etwas interessiert, alles andere um sich herum vergessen, so vertieft sind sie.“

IV. Ihr seid Gottes Kinder! „Gott sandte Jesu Geist in unsere Herzen“

Und noch ein letztes hat Sophia aus den Worten des Paulus ihr ganzes Leben begleitet.

Sie sagt:

„Wir sind Gottes Kinder. Gott hat den Geist Jesu in unsere Herzen gesandt. Durch ihn können wir Gottes doppeltes Weihnachtsgeschenk erkennen und annehmen: Gott hat uns seinen Sohn geschenkt und macht uns durch ihn zu seinen Kindern.

Wir dürfen sagen – jeder und jede hier: ‚Ich bin ein Kind Gottes. Wie Jesus darf ich zu ihm Abba, Papa, sagen.‘

Ganz viel Zärtlichkeit schwingt darin mit. Gott selbst wendet sich uns zärtlich zu wie eine Mutter oder ein Vater.

Als meine Kinder noch klein waren, hat mich sehr berührt, wenn eines mitten im Schlaf sagte: ‚Mama‘. So wie sie das noch halb im Schlaf sagten, spürte ich ihr grenzenloses Vertrauen, dass alles gut wird. Ich weiß: Als Mutter kann ich nicht alles gut machen. Gott aber wird alles wieder ins Lot bringen, auch das, was wir versäumt oder verkehrt gemacht haben. Deshalb dürfen wir mit allem, was uns freut und was uns drückt, zu ihm kommen.

Kinder spüren etwas von dieser tiefen Geborgenheit, wenn sie sich vom Geheimnis der Weihnacht verzaubern lassen. Für sie ereignet sich Weihnachten in ihnen selbst. Sie sind dabei mit wachen Augen und offenen Ohren. Sie spüren: Da gehöre ich mit dazu. Jedes Geschenk, über das sie sich freuen, ist ein Stück Weihnacht.

Es gibt Erwachsene, die sich diese kindliche Freude bewahrt haben. Immer wieder neu staunen sie voller Dankbarkeit: Gott ist Mensch geworden; und ich gehöre zu ihm. Ich darf sein Kind sein. Auch ich freue mich bis heute darüber.

V. Die Fülle der Zeit für die ganze Welt kommt noch

‚Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn‘. Und er erfüllt unsere Herzen mit seinem Geist. Er will uns nahe sein und uns zu seinen Kindern machen.

Noch bleibt dies vielen verborgen. Die Fülle der Zeit für die ganze Welt ist noch nicht gekommen. Manches wird durchzustehen sein, für uns persönlich und für unsere Welt.

Das aber gilt schon jetzt für jeden und jede von uns: Du bist Gottes geliebtes Kind!

Dieses Vertrauen trägt mich. Es trägt Jede und Jeden von euch. Es trägt, bis es endgültig so weit ist und Gott unsere Welt vollendet. Dann wird sein himmlischer Glanz alles erfüllen. Dann werden wir uns ganz in Gottes Arme bergen können wie ein Kind.“

„Jetzt ist es gleich so weit", sagt Sophia und lächelt.
„Ich muss nach Hause. Ich wünsche euch ganz viel Weihnachtsfreude.“

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin i. R. Irmtraud Fischer, Eberbach

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Anmerkungen:
[1] Idee: Ein Glöckchen mit auf die Kanzel zu nehmen und nach der Anrede, vor Beginn der Predigt, klingeln zu lassen und es dann auf die Kanzelbrüstung zu stellen. Das Glöckchen ist, ohne dass es so benannt wird, das Signal, dass es „so weit“ ist.
[2] Meine Kinder haben tatsächlich etwa ein halbes Jahr, auch mitten im Hochsommer darauf bestanden „Da liegt es …“ (EG 43,3) als Tischgebet zu singen! Besonders wichtig war dabei wohl „Maria und Josef betrachten es froh“.
[3] Wörtlich heißt es: „Als die Fülle der Zeit kam“
[4] Achtung: Dieser Satz steht nicht in der Weihnachtsgeschichte, nimmt aber die Messiashoffnung in Israel auf.
[5] Falls Kinder im Gottesdienst sind, könnte man diese möglicherweise an dieser Stelle direkt ansprechen, z. B. „Ich habe durch euch, liebe Kinder …“


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