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Gott verheißt Abram einen Sohn und gewährt ihm den Bund

von Sebastian Pötzschke (98716 Geschwenda)

Predigtdatum : 17.09.2023
Lesereihe : V
Predigttag im Kirchenjahr : 15. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : 1. Mose 15,1-6
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Wochenspruch: "All eure Sorge werft auf ihn; denner sorgt für euch." (1. Petrus 5,7)

Psalm: 127,1-2

Predigtreihen

Reihe I: 1. Petrus 5,5b-11
Reihe II: 1. Mose 2,4b-9(10-14)15(18-25)
Reihe III: Lukas 17,5-6
Reihe IV: Galater 5,25-6,10
Reihe V: 1. Mose 15,1-6
Reihe VI: Matthäus 6,25-34

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 165 1.6.8 Gott ist gegenwärtig
Wochenlied: EG 369 1.6-7 Wer nur den lieben Gott lässt walten
Predigtlied: EG 511 Weißt du, wieviel Sternlein stehen
Schlusslied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen

Predigttext: 1. Mose 15,1-6

1 Nach diesen Geschichten begab sich's, dass zu Abram das Wort des HERRN kam in einer Erscheinung: Fürchte dich nicht, Abram! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. 2 Abram sprach aber: Herr HERR, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen. 3 Und Abram sprach: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein. 4 Und siehe, der HERR sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein. 5 Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein! 6 Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

Predigt

Liebe Schwestern und Brüder, Ihr Lieben,

„Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ Der Himmel ist klar, keine Wolke trübt die Sicht und die Sternendecke funkelt. So viele, so schöne Lichter hat Gott an den Himmel gehangen. Da möchte ich die Jacke weit aufreißen und die Sternentaler einsammeln. Ergriffen und sprachlos jubele ich in mich hinein. Ich kann die Augen nicht vom Funkeln lassen.

„So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!“

Was für ein Versprechen! Es muss großartig sein, viele Nachkommen zu haben, wenn das Bild das des Sternenzeltes ist. Es leuchtet und ist wunderschön. Es ist ein Reichtum besser als jeder Bausparvertrag.

Zwei Dinge hat Gott Abraham versprochen, der in unserer Geschichte noch seinen alten Namen, Abram, trägt. Land und Nachkommenschaft. Alle Völker sollen in Abraham gesegnet sein. Ihm und den Seinen soll das Land gehören, in das er ziehen wird. Auf ein Wort Gottes macht sich also Abraham auf in Fremde. Er nimmt die Seinen mit. Abraham kommt zum Ziel seiner Reise. Der Jubel währt aber nur kurz und Abraham muss als Wirtschaftsflüchtling nach Ägypten. Nach hollywoodfilmreifem Techtelmechtel, einer Geschichte die wir zwischen dem Pharao, der Ehefrau Sarah und Abraham lassen, geht es wieder zurück in das gelobte Land. Abraham und Lot müssen sich trennen. Actionreif ist die Geschichte und mehr als lagerfeuergeeignet. Abraham muss Lot aus Kriegsgefangenschaft und Sklaverei retten. Abraham selbst muss Krieg führen. Also hinter den einfachen Worten: „Nach diesen Geschichten“ steht eine Menge, ein ganzes Leben.

Viel ist passiert im Leben des alten Abraham. Eines aber nicht: Alle Versprechen, den Segen, den Gott ausgesprochen hat, er hat sich trotz der gewaltigen Anstrengungen Abrahams für seinen Gott noch nicht eingestellt.

Abraham selbst kann in seinem Weg, den er zurückgelegt hat, jedenfalls keinen Erfolg erkennen. „Herr HERR, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen. 3 Und Abram sprach: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein.“

„Ich höre Deine Worte wohl – allein mir fehlt der Glaube!“ Die Weisen, die uns diese biblische Geschichte überlieferten, haben diesen Seufzer des Herzens, wohl gespürt. Die Enttäuschung Abrahams ist groß. Sie ist so groß, dass sie doppelt überliefert wurde: Keinen leiblichen Nachkommen wird es geben und Eliëser aus Damaskus wird als der unbekannte Knecht identifiziert.

Nach allem, was wir als Menschen im Leben erlebt haben, nach allen Irrungen, nach allen Kämpfen, nach allen Enttäuschungen und liegengebliebenen Erwartungen – was soll denn da noch kommen? Klimakrise? Krieg? Wirtschaftskrise? Oder wird eine Krankheit, eine Seuche uns wieder heimsuchen?

„Weißt Du wieviel Sternlein stehen?“

Die Erfahrung rechnet mit dem Wahrscheinlichen. Bei den Optimisten mit Erfahrung rechnet sie auch gern mit dem Schlechtesten.

Gott erneuert gegenüber Abraham und auch gegenüber uns allen, die wir hier in diesem Raum sind oder die wir gemeinsam diese Worte bedenken, Gott erneuert sein Versprechen und das wunderschöne Bild dieses Versprechens ist der gestirnte Himmel über uns.

Die Sterne leuchten so hell und so klar, dass wir Bilder in ihnen erkennen können. Das wir Geschichten in sie hineinlesen. Das wir entzückt die Häupter zum Himmel heben.

Abraham, so erzählt es nun der Verfasser dieser Geschichte, glaubt Gott nun, seine Zweifel sind hinweggefegt vom rhetorischen Geschick des Allmächtigen.

Nun, niemand hier kann die Sterne zählen. [Bitte die Gemeinde durch Gesten mit einbeziehen, wahlweise Siezen oder Duzen, Anzahl der Angesprochen nach Gefühl] Ich nicht, Du/Sie nicht, Du/Sie auch nicht… und Du/Sie nicht! Wenn wir alle gemeinsam zählen würden: Wir könnten Sie nicht zählen. Wie sollten wir auch, wir kennen ihre Namen nicht und wir können sie nicht zählen, weil wir auch von ihnen nicht erzählen können. Gott kann es. Er hat sie geschaffen und er kennt jeden einzelnen Stern wie auch uns, jeden und jede von uns mit Namen. Zählen und erzählen können wir nicht – aber wir können die Sterne und den Himmel schauen.

Abraham glaubt und das wird Abraham von Gott zur Gerechtigkeit gerechnet. Abraham glaubt – Abraham stellt sich fest in den Bund, den Gott mit ihm geschlossen hat. Gott verpflichtet sich, den Segen wirklich werden zu lassen und Abraham verpflichtet sich zu Gott zu halten, eben an Gottes Seite zu bleiben. Abraham verpflichtet sich auf Beziehung; auf eine feste Beziehung – eine Glaubensbeziehung eben.

Der Weg in diese feste Glaubensbeziehung, der Weg Abrams hin zu Abraham zum Urbild des und der Glaubenden, dieser Weg ist ein Weg der Anschauung.

Gott erscheint Abraham in unserem Predigttext wie einem Propheten in einer Vision, in einer Erscheinung. Üblicherweise sind diese Erscheinungen Gottes in der Lebenswelt und im Glaubensleben der Israeliten mächtige und gewaltige Erscheinungen, die Angst und Furcht verbreiten. Erinnern wir uns einfach an die Weihnachtsgeschichte, in der jedes Jahr der Engel spricht: Fürchtet Euch nicht! Gott, der zu Abraham spricht, weiß wahrscheinlich von seinem Erscheinungsbild und er wählt deshalb das wunderschöne Sternenbild. Die Nachkommenschaft ist keine Kriegsschar. Die Nachkommenschaft sind keine Pfeile im Köcher, es ist keine Herde. Nein, es ist ein Licht, das den finsteren Himmel hell macht. Dass Erkennen und Ergriffensein ermöglicht.

Die Erscheinung Gottes und das Bild des Sternenhimmels sind nicht zufällig. Die Erscheinung Gottes und das Sternenbild machen den Unterschied zwischen blinden und starren Glauben und dem Glauben Abrahams. Ist es denn wirklich blinder, verführbarer, starrer Glaube, der Abraham auch in den späteren Geschichten antreibt? Wie es manchmal erscheint zum Beispiel in der unglaublichen, erschütternden Geschichte von der Bindung und Beinahe-Opferung Isaaks, des Sohnes Abrahams.

Uns ist mit dem Gott der Väter, uns ist mit dem Gott des Volkes Israel, uns ist mit dem Vater von Jesus Christus, eben kein Gehorsam verlangender reaktionärer Patriarch entgegengekommen. Sondern hier erscheint das Licht in der Finsternis.

Hell wird der Himmel und der Weg wird klar.

Glaube ist in der Heiligen Schrift keine Vertröstung auf eine unrealistische Zukunft, die jetzt halt noch nicht eingetroffen ist. Gott tröstet, er tröstet sein Volk – Gott vertröstet nicht. Und die biblische Geschichte tut es auch nicht. Realistisch ist das harte Leben und schön der bestirnte Himmel. In der Schrift und in dem Leben der Menschen.

Schlechte Erfahrungen sind die Summe des harten Weges, der hinter uns Menschen liegt. Der christliche Glauben, der Glaube an den Gott Israels ist das Festhalten am Blick hin zu den Sternen. Der Glaube ist die Richtschnur und der Weg im Leben, der Halt gibt. Glaube ist das Leben in Beziehung zu Gott und zu den Schwestern und Brüdern, die die Nächsten und vielleicht auch Übernächsten sind.

Gerechtigkeit ist in der hebräischen Sprache immer Gemeinschaftstreue, das heißt: Gerechtigkeit ein Wort das Beziehung – eine Liebesbeziehung beschreibt.

„Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ Gott geht die Beziehung zu Abraham ein. Gott bleibt an Abrahams Seite. Gott bleibt und ist an unserer Seite.

„Ich hebe meine Augen auf“ in unserem Fall nicht zu den Bergen sondern zu den Sternen, „woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“

„Weißt du wieviel Sternlein stehen?“ Nein! Weiß ich nicht! Aber ich sehe sie. Und ich sehe Dich! Gott lässt sich sehen.

Was Abraham verheißen wurde, ist uns schon längst gegeben. Lasst uns es anschauen und uns daran freuen!

„Und der Friede Gottes welcher höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.“

Verfasser: Pfarrer Sebastian Pötzschke, Geschwenda


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