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Gottes Gebote - Maßstäbe für unser Leben

von Martina Gutzler (Pirmasens)

Predigtdatum : 03.10.2021
Lesereihe : III
Predigttag im Kirchenjahr : 18. Sonntag nach Trinitatis
Textstelle : Markus 10,17-27
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Wochenspruch: Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. (1. Johannes 4,21)

Psalm: 1

Lesungen

Reihe I: Jakobus 2,14-26
Reihe II: 5. Mose 30,11-14
Reihe III: Markus 10,17-27
Reihe IV: Epheser 5,15-20
Reihe V: 2. Mose 20,1-17
Reihe VI: 1. Petrus 4,7-11

Liedvorschläge

Eingangslied: EG 166,1-4 Tut mir auf die schöne Pforte
Wochenlied: EG 414 Lass mich, o Herr, in allen Dingen
Predigtlied: EG 295 Wohl denen, die da wandeln
Schlusslied: EG 163 Unsern Ausgang segne Gott

Predigttext: Markus 10, 17-27

17 Und als er hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?
18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott.
19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.«
20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.
21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!
22 Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.
23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!
24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen!
25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.
26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?
27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Predigt

Liebe Gemeinde!

1. Die Begegnung

Da ist ein Mann unterwegs und auf der Suche. Ein Mann, der sich viele Gedanken über sein Leben macht und eine tiefe Sehnsucht in sich trägt.
Ob er jung ist oder im gesetzten Alter, darüber erfahren wir bei Markus nichts.
Nur Matthäus, der wie Lukas und Markus diese Begegnung überliefert, macht aus dem Mann einen Jüngling.
Vielleicht, weil viele von uns nicht mehr nach großen Veränderungen fragen, wenn wir angefangen haben, unser Leben aufzubauen.
Gehen wir jetzt aber davon aus, dass das ernste Anliegen dieses Mannes nichts mit der Zahl seiner Lebensjahre zu tun hat.

Nach dem ewigen Leben fragt er Jesus.
Was er damit meint, ist unklar.
Was treibt ihn um? Will er die Angst vor dem Tod verlieren?
Spricht seine Frage von einer Sehnsucht nach einem intensiven Leben, das er bisher nicht gefunden hat oder beides?
Auf alle Fälle spricht ihn wohl an, was Jesus predigt.

Im Gespräch stellt sich heraus, dass sie vieles gemeinsam haben:
Die Achtung vor den 10 Geboten, die Verbindung zu Gott, und dass Glauben und Tun eines sind…
Es entsteht eine Beziehung…
Nicht nur, dass der Mann an Jesus interessiert ist, nein, auch Jesus findet Gefallen an ihm, ja, sogar soviel in kurzer Zeit, dass er in ihm einen vielversprechenden Jünger sieht…
Und so macht er ihm den Vorschlag, sein bisheriges Leben aufzugeben und mit ihm zu ziehen.
Dieses Angebot ist zu viel für den Mann.
Sich arm zu machen, um mit Jesus zu gehen, da muss er passen, dieses Nadelöhr ist zu eng für ihn, den reichen Mann...

2. Das Nadelöhr

Als Kind hatte ich immer die Nähnadeln in unserem Haushalt und mein Spielzeugkamel vor Augen und dachte, das kann ja gar nicht gehen, wie kommt Jesus auf so was?
Wie man ein Kamel durch Nadelöhr bekommt, ist aber keine Frage von Nadel und Faden, sondern von Häusern und Lasten auf den Kamelen.
In den alten israelischen Dörfern war das Nadelöhr aber nicht nur das Loch in der Nadel, sondern der Begriff für eine enge Stelle zwischen den verwinkelten Häusern.
Dort wo es heute noch Fachwerkhäuser gibt, kann man das sehr gut erfassen:
In den kleinen Gassen und Seitengässchen kommt man prima mit einem Moped durch, mit einem kleinen Auto auch, aber ein großer Laster bleibt an manchen Stellen unweigerlich stecken.
Genau war es auch mit den Kamelen, die besonders viele Güter auf und um sich gepackt hatten.
Nur ein Kamel mit ganz wenig Gepäck kam da durch die schmale Gasse.

So sieht Jesus auch den Weg zum Ewigen Leben.
Jemand, der sich an seinen Besitz klammert, der kann die tiefe Verbundenheit mit Gott, die die Angst vor dem Tod überwindet und mutig Tag für Tag aus Gottes Hand lebt, nicht erfahren.

3. Einen freien Blick gewinnen

Güter, Besitz loslassen zu können, ist für Jesus eine der Voraussetzungen, um das Leben in all seiner Tiefe und Unendlichkeit erfassen zu können und daran teilhaben zu können.
Wer ins Kloster geht, in eine religiöse Gemeinschaft eintritt, Jesus ganz radikal nachfolgt, der lässt auch heute noch alles hinter sich: Auto, Wohnung, Arbeitsstelle, Beziehung, Familie, Freunde...
Und da stehen wir aber gleich vor dem Problem der meisten Menschen:
Wer in der Welt bleibt, ein normales Leben lebt, kommt nicht darum herum, für Sicherheit zu sorgen, für die eigenen Kinder, die Rente und manches andere auch.
Auf den ersten Blick scheinen wir fast alle zur Kategorie zu gehören: Reicher Mann, kommt nie ins Himmelreich...

Ich glaube aber, dass wir das zu kurz sehen, wenn wir annehmen, dass es bei diesem Loslassen einfach nur um Geld geht.
Denn, wenn wir einfach unser ganzes Geld von der Bank abheben würden und es nach dem Gießkannenprinzip für Brot für die Welt spenden oder anderswohin geben würden, wäre das Entscheidende, glaube ich, in unserem Inneren noch nicht passiert.

Jesus sagt ja zu dem Mann voller Sehnsucht: Folge mir nach…
Und das hieß im Klartext: Folge mir nach zu all dem Elend, zu all den Kranken, zu all denen, die auf verschiedene Weise Hilfe brauchen, folge mir nach mit einem weiten und offenen Herzen und sieh die Not, die Armut der Menschen um dich herum…

Darum geht es im Kern:
Die Armut sehen und hinschauen und dann das geben, was ich habe…

Geld…
Zeit…
Liebe…

(Haltestelle für eigene Beispiele)

Das kann ganz verschieden sein, so wie auch die Armut unter uns ganz verschieden ist:

Da ist eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern, die arm an Zeit ist…

Da ist der gehbehinderte Mann im Erdgeschoß, der arm ist an Besuch und Abwechslung…

Oder das junge Mädchen, das arm an Selbstbewusstsein ist und keiner kriegt es mit…

Und natürlich ist da die Flüchtlingsfamilie, die es gerade so nach Deutschland geschafft hat und jetzt das ein oder andere braucht, damit sie hier gut anfangen kann…

(Haltestelle für eigene Beispiele)

Wenn’s einem selber gut geht, verliert man diesen Blick für das Leiden und die Armut anderer…

Das ist das Problem mit dem Wohlstand:
Er macht uns tendenziell blind für die Not der anderen und deswegen bleiben wir dann lieber zuhause und brechen nicht mehr auf in das ewig lebendige Leben, das uns Jesus anbietet.

4. Armut lernen durch das Leben

Aber noch ist nicht aller Tage Abend, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes:
Denn im Laufe unseres Lebens werden die meisten von uns leibhaftig mit der Erfahrung konfrontiert, ärmer zu werden, zwar nicht an Hab und Gut, aber was die Gesundheit und die Vielzahl der Lebensmöglichkeiten angeht.
Nicht mehr soviel können wie früher, sich bescheiden müssen, was die Fitness von Körper und Geist angeht…

Und die meisten Menschen lernen daraus:

Wenn ich älter und kränker werde und mein Selbstbild sich immer mehr von Jugend und Vitalität entfernet, dann habe ich die Möglichkeit zu erkennen, ich bin auch jemand, wenn ich nicht mehr so jung und toll bin...

Wenn ich älter und weiser werde und verstehen lerne:
Mein Leben wird sogar reicher, wenn ich anderen etwas gönne und manchmal vielleicht sogar Liebgewonnenes herschenken kann...

Wenn ich nach und nach merke, das Leben besteht eigentlich immer aus Veränderung und wenn ich mich an Gewohnheiten und Umständen festhalte, dann verpasse ich mein Leben...

(Haltestelle für eigene Beispiele)

….

Es ist dieser feine Unterschied zwischen Haben und Sein, den man ja in sich spürt, wenn man darüber nachdenkt, was zum eigenen Glück gehört:
Ist es ein Glück, das sich darauf gründet, mich geliebt zu fühlen von Gott, von denen, die mir nahestehen oder ist es ein Glück, das vor allen Dingen auf Sicherheit und Materiellem fußt.

Ich vermute, dass uns allen immer wieder eine Art innere Sperrmüll guttut, um uns von alten Sicherheiten und materiellen Abhängigkeiten zu lösen, damit wir auf dem Weg ins Himmelreich nicht wegen unserer Besitztümer steckenbleiben.

Das geht am besten, wenn wir uns immer wieder den letzten Satz von Jesus schenken lasse:
Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Dem Menschen alleine mag es unmöglich sein, aber mit Gott an meiner Seite kann ich manches Überflüssige im Leben loslassen und schaffe es wie das Kamel mit wenig Gepäck durch die enge Gasse.

Amen.

Verfasserin: Pfarrerin Martina Gutzler, Erlenbrunner Str. 12, 66955 Pirmasens


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