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Gottes Geist – Gabe des Lebens

von Lothar Breidenstein (Königstein)

Predigtdatum : 12.06.2011
Lesereihe : ohne Zuordnung
Predigttag im Kirchenjahr : Exaudi
Textstelle : Johannes 16,5-15
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Wochenspruch: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth" (Sacharja 4, 6)
Psalm: 118, 24 – 29

Lesungen
Altes Testament:4. Mose 11, 11 – 12. 14 – 17. 24 – 25
Epistel: Apostelgeschichte 2, 1 – 18
Evangelium: Johannes 14, 23 – 27


Liedvorschläge
Eingangslied: EG 135, 1 – 4 Schmückt das Fest mit Maien
Wochenlied: EG 125 Komm, heiliger Geist
Predigtlied: EG 133, 1 + 3 + 6 – 8 Zieh ein zu meinen Toren
Schlusslied: EG 135, 5 + 7 Schmückt das Fest mit Maien


Vorbemerkung:

Kein fröhlich-begeisternder Text zu Pfingsten ist das! Stattdessen dominieren Abschied und Trauer. Und auch die Trösterfunktion des Geistes wird nicht sehr stark profiliert. Die zentrale Aussage ist: Der Heilige Geist offenbart die Wahrheit Gottes über die Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht, ohne dass der Inhalt dieser Wahrheit greifbar würde. Die Predigt will dennoch dem abstrakten und schwierigen Text gerecht werden. Darum füllt sie den Begriff der Wahrheit, johanneischer Theologie angemessen, mit dem Begriff der Liebe.

Das Werk des Heiligen Geistes

5 Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin?
6 Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
8 Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht;
9 über die Sünde: dass sie nicht an mich glauben;
10 über die Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht;
11 über das Gericht: dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
12 Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen.
13 Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.
15 Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
Johannes 6, 5 – 15

Liebe Gemeinde,

uns mag vieles rätselhaft sein von dem, was Jesus hier sagt. Aber eines spüren wir: die traurige Stimmung. Und das an einem so fröhlichen Fest wie Pfingsten!

„Euer Herz ist voller Trauer“ sagt Jesus. Und da hat er recht. Denn er bereitet die Jünger auf den Abschied vor. Auf sein Leiden und Sterben.

Die Jünger fühlen sich so, als ob sie Vater oder Mutter hergeben müssten. So als ob ihnen die Zuflucht bei einem geliebten Menschen fehlt und der Trost, den seine Nähe spendet.

Uns fallen vielleicht eigene Abschiedsszenen ein. Wie traurig wir da waren, wenn jemand gegangen ist.

Da haben wir dann vielleicht auch solche Sätze gehört wie den Satz Jesu: „Es ist gut für euch, dass ich weggehe“. Und wir haben das nicht geglaubt; denn wie kann das gut sein, wenn man sich trennen muss?

Warum das gut sein soll, das ist ein Rätsel. Jesus erklärt es; und wir verstehen es doch nicht richtig.

Jesus sagt: Ich muss gehen, damit der Tröster kommen kann. Warum kann er nicht einfach bleiben?

Liebe Gemeinde, wie ist Jesus bei uns? Wie ist Gott uns nahe? Das ist die Frage des Pfingstfestes. Und die Antwort lautet: durch seinen Heiligen Geist.

Dieser Geist ist kein Ersatz. Sondern in diesem Geist ist Jesus selbst uns nahe. Wir müssen uns seine Nähe nicht erträumen. Wir müssen uns nicht mit der Sehnsucht nach ihm begnügen. Sondern in seinem Geist ist er uns unverbrüchlich nah.

Der Geist, der uns trösten soll, ist der Geist der Wahrheit. Denn ein Geist, der nicht für die Wahrheit steht, der könnte uns nicht trösten. Der würde uns nur täuschen.

Was ist Wahrheit?

Niemand, der sein Leben ernst nimmt, kommt um diese Frage herum. Jeder muss für sich nach der Wahrheit suchen. Nach der Wahrheit, die für ihn gilt und die er anerkennen kann.

Aber diese Wahrheit darf auch nicht beliebig sein. Eine Wahrheit, die mich tragen soll, die muss mir ja dafür einstehen, dass mein Leben einen Sinn hat. Dass hinter dieser Welt mehr steckt als bloßer Zufall.

Die Wahrheit, die mich tragen soll, muss verlässlich und gültig sein. Und sie muss sicherstellen, dass sie keine bloße Einbildung oder nur eine Illusion ist.

Denn wirklich verlassen können wir uns nicht auf eine Wahrheit, die wir uns selber schaffen. Wir können nicht selbst einstehen für Sinn und Ordnung der Welt.

Wahrheit ist nichts, was wir von alleine finden. Sondern Wahrheit ist etwas, das wir empfangen. So wie den Geist, der uns tröstet. Wahrheit und Trost fallen zusammen. Sie sind ineinander verschränkt. Was nicht wahr ist, kann nicht trösten. Und was nicht trösten kann, ist nicht die Wahrheit.

Aber wie können wir die Wahrheit erkennen, diese Wahrheit? Sie liegt ja nicht immer offen zutage. Sie ist oft verborgen.

Und dennoch gibt es sie: Die Wahrheit, die uns tröstet. Die Wahrheit, die uns Gottes Nähe versichert. Es gibt sie, und es gibt keinen Grund, die Suche danach aufzugeben.

Wenn wir die Suche nach der Wahrheit aufgeben, was trägt uns dann? Worauf können wir uns gründen? Wer die Frage nach der Wahrheit für sinnlos oder erledigt erklärt, der führt sicher ein haltloses Leben.

Es gibt Wahrheit! Sie ist nicht nur Illusion. Es gibt eine Wahrheit, auf die wir uns gründen können, die uns trägt, weil wir sie eben nicht selber erfinden müssen. Es gibt eine Wahrheit, die für unser Leben Geltung beansprucht. Sie entreißt unser Leben der Zufälligkeit und Beliebigkeit.

Es ist eben nicht egal, wie ich lebe und wozu. Sondern es gibt einen Kern, einen Sinn und eine Ordnung.

Es ist ja ein Verhängnis, wenn wir nur auf unseren eigenen Geist verwiesen sind. Das meint Jesus mit der Sünde, nicht an ihn zu glauben.

Es hat den Anschein, dass die Welt immer weniger nach Gott fragt. Aus Studien wissen wir, dass für junge Menschen Religion eine immer geringere Rolle spielt. Immer mehr Menschen richten sich ihr Leben ohne den Glauben ein.

Das macht uns manchmal Angst wie den Jüngern. Nicht nur, weil wir uns um eine schrumpfende Kirche sorgen; sondern weil es ein Verhängnis ist, wenn wir nicht nach Gott fragen. Es ist ja ein Verhängnis, wenn wir nur auf unseren eigenen Geist verwiesen sind. Ein Verhängnis nicht nur für uns Christen oder für die Kirche; sondern für die ganze Welt. Denn es macht uns Menschen arm.

Die Welt wird arm, wenn Gottes Geist nicht in ihr wohnt. Wenn seine Wahrheit in ihr verstummt.

Diese Wahrheit ist: dass Gott die Liebe ist. Nicht nur ein diffuses Gefühl von Liebe, sondern die konkrete Liebe, die uns leben lässt. Die Liebe, die uns gilt, obwohl wir nichts anbringen können, womit wir diese Liebe verdient hätten.

Das ist wahr: Wir sind von Gott geliebt, obwohl wir dieser Liebe nicht wert sind. Wahr ist: Wir sind von Gott geliebt, auch wenn vieles in unserem Leben nicht danach aussieht. Wahr ist: Die Liebe Gottes ist der tragende Grund unseres Lebens.

Das ist eine Wahrheit, die wir von uns aus nicht erkennen können.

Es nützt auch nichts, diese Wahrheit bloß zu behaupten. Wenn ich nur behaupte, dass Gottes Liebe mich trägt, doch in Wahrheit mich nicht darauf verlasse, dann ist Gottes Liebe für mich noch nicht wahr.

Wahr im tiefsten Sinne ist nicht, worauf man sich mit anderen einigen kann. Wahr im tiefsten Sinne ist das, was verlässlich ist. Worauf wir uns gründen können, so dass wir nicht am Abgrund stehen, sondern sicheren Halt haben. Wahr wird die Liebe Gottes für uns, wenn wir ihr vertrauen.

Diese Wahrheit tröstet uns. Der Geist der Wahrheit ist uns ja verheißen als Tröster.

Trösten kann uns aber nur, was wahr ist. Einen Trauernden der einen Menschen verloren hat, trösten keine Behauptungen. Sondern nur die Wahrheit tröstet. Nicht die Behauptung der Auferstehung tröstet, sondern ihre Wahrheit: unser Leben in Gott, unser Gehaltensein in seiner Liebe hören nicht auf, wenn wir sterben.

Einen einsamen Menschen tröstet nicht die Behauptung, dass er geliebt wird. Sondern nur die Wahrheit der Liebe, die sich wirklich zuwendet, tröstet.

Einen kranken oder leidenden Menschen tröstet nicht die Behauptung, es werde alles wieder gut. Was tröstet, ist die Wahrheit, die auch in Krankheit und Leid noch gilt und verlässlich ist. Dass wir auch in Krankheit und Leid Anteil haben können an der Liebe Gottes.

Gottes Liebe trägt und erfüllt unser Leben. Das ist die Wahrheit, die uns tröstet.

Lassen wir uns daran erinnern: Wir leben nicht von dem, was wir zum Leben mitbringen, nicht vor dem, was wir leisten und verdienen; sondern von dem, was uns zum Leben geschenkt wird.

Gottes Geist steht uns im Leben bei. Das sollen alle hören, die in ihrem Herzen verzagt und mutlos sind. Und das sind wir beizeiten gewiss alle.

Warum soll ich leben? Was ist meine Aufgabe? wer braucht mich überhaupt? Das wird uns manchmal fraglich. Bei manchen Menschen kann das soweit gehen, dass Sie ganz aus dem Leben herausfallen. Aber der Geist Gottes, der Heilige Geist, der will das nicht dulden. Er will sich nicht damit abfinden, dass jemand verzagt und mutlos bleiben soll.

Der Geist erinnert uns an das, was Jesus uns gelehrt hat: dass Gott uns nahe ist; dass wir durch Gott bestimmt werden; dass Gott uns unseren Wert verleiht und nicht unsere eigene Ausrüstung und unsere Fähigkeiten. Nicht unserer Schlagkraft oder unsere Kaufkraft geben uns Zuversicht; sondern den Mut zum Leben empfangen wir daher, dass Gott uns annimmt und Ja zu uns sagt.

Der Geist Gottes ist der Mut zum Leben. Und das ist ein kostbares Gut.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserm Herrn. Amen.
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Verfasser: Pfarrer Lothar Breidenstein, Gartenstraße 1, 61462 Königstein

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